Beiträge von Uta

    "Street Lavender" ist ein wunderbares Buch und Willie Smith ist ein wundervoller Charakter und Erzähler. Erstmals gelesen habe ich "Street Lavender" etwa 1990, seitdem vier oder fünf Mal und werde es auch sicher wieder lesen. In einer Mischung aus Naivität, Altklugheit, Humor und Weisheit erzählt Willie aus seinem Leben und das viktorianische London und seine Bewohner werden von ihm sehr bildhaft beschrieben.


    In armen aber doch respektablen Verhältnissen aufgewachsen lernt Willie jung, dass er zum Überleben Geld verdienen muss. Er wurde religiös erzogen, Willie glaubt an Gott und er möchte "ein guter Junge" sein. Willie merkt aber auch früh, dass er Jungen- und Männerkörper anziehend findet. Homosexualität ist noch kein Begriff, aber "widernatürliche Beziehungen" zwischen Männern werden als pervers und krankhaft angesehen und mit Zuchthaus bestraft. Zu Beginn ist Willie noch zu jung, um sich um gesellschaftliche Konventionen Gedanken zu machen. Hervorragend vom Autor umgesetzt ist, wie der zehnjährige Willie vieles noch nicht durchschaut, durch den Ich-Erzähler Willie die Informationen für den Leser aber trotzdem durchscheinen lässt.


    Die viktorianische Moral ist sehr rigide, körper- und lustfeindlich und oftmals scheinheilig. Willie ist ein sehr positiver Mensch, er akzeptiert sich wie er ist. Sein "erstes Mal" erlebt er mit jemandem, den er liebt und dem er vertraut. Da er seinen Körper und Sex mag, ist es für ihn kein moralisches oder persönliches Problem seinen Körper zu verkaufen, damit kann er mehr in einer Nacht verdienen als mit einer sogenannten "respektablen" Arbeit in einer Woche.


    Mit zunehmendem Alter und Erfahrung entwickelt sich sein Blick auf die gesellschaftlichen Zustände. Er hat einen klaren Verstand, der ihn das soziale Gefälle, Ungerechtigkeit und Scheinheiligkeit seines Umfeldes wahrnehmen lässt, denn auf seinem Lebensweg und durch seine *Arbeit* trifft Willie auf Angehörige aller Klassen der viktorianischen Gesellschaft.


    Willie ist aber auch auf der Suche nach der wahren Liebe und die Liebesgeschichte in "Street Lavender" ist wunderschön. Mehr sollte man dazu nicht sagen, sondern selber lesen!

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    Da sollten wir eine Leserunde planen :zwinker. Hat Delphin das schon gelesen?


    Ich war die erste mit "Code of Conduct" und Delphin war nach CoC ja die erste mit "Secrets", innerhalb von ganz kurzer Zeit hat sie beide Bücher gelesen. "Code of Conduct" hatte Rich Merritt Anfang der 90er begonnen, das ist stark autobiographisch geprägt, dann hatte er zunächst die Möglichkeit die Autobiographie zu veröffentlichen und dann erst den Roman beendet. Zu nah nacheinander sollte man die Bücher also nicht lesen, wie im zugehörigen Thread zu lesen ist. Der Leseabstand von Grisel scheint ideal gewesen zu sein.


    War das mit der Leserunde ernst gemeint? Einerseits könnte das Spaß machen, ich bin aber nicht so der Leserundentyp. In der Woche über lese ich abends kaum, weil ich meist zu müde bin, dafür rausche ich dann am Wochenende am Stück durch 500 Seiten, das ist natürlich kein Leserundenthytmus. :gruebel

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    Beide Bücher von Rich Merritt sind schon auf meinem RUB


    :anfeuer


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    ....wenn ich nur mehr Zeit hätte (blöder Job :fetch).


    Ja. :bonk


    Zwischen beiden Büchern von Rich Merritt wollte ich zum Lesen genügend Abstand lassen, seit etwa einem Jahr habe ich aus Zeitmangel ein historisches Tief, was die Anzahl an gelesenen Büchern angeht, auf "Secrets" freue ich mich daher auch immer noch.

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    Würde mich wundern, denn ich habe das selber nicht gelesen. :lache


    Das ist ein Versäumnis. :grin Voriges Jahr hatte ich ja das schlagkräftige Argument, ich habe Dir doch auch "Code of Conduct" von Rich Merritt empfohlen und das fandest Du toll. Code of Conduct sollten wir doch gemeinsam auch uert ans Herz legen? :-]


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    Mußtest Du mich persönlich ansprechen? Versuche verzweifelt, diese Hunt-Bücher zu ignorieren! :fetch


    Ich bin auch dafür, dass Du diese Hunt-Bücher ignorierst. Du musst erstmal die DVD "Generation Kill" kaufen und schauen. Und "The Wire" sowieso. :lache

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    Hallo Uta,


    vielen Dank für Deine Tips. Sind alle notiert :zwinker


    Warte ich erst mal ab wie Dir die Bücher gefallen? :gruebel Bei Bedarf kann ich noch mehr empfehlen, ich bin da gnadenlos, wie Dir unsere liebe Delphin sicherlich bestätigen kann. :-]
    Warum soll es anderen besser ergehen als mir. Mein SUB ist jenseits von Gut und Böse. So unrealistische Ziele wie SUB Abbau setze ich mir gar nicht mehr. :lache


    Es gibt noch einige Bücher zu denen ich Buchvorstellungen schreiben wollte, die meisten in Englisch ohne deutsche Übersetzung. Da ich nicht sicher bin, ob dafür hier überhaupt Interesse besteht und ich sowie noch nicht mal soviel Zeit zum LESEN habe wie ich möchte, ist es oft beim Vorsatz zum Schreiben geblieben. :rolleyes

    Der englische Verlag GMP / Gay Men's Press hat in den 1980/90ern viele Bücher mit schwulen Themen veröffentlicht. Soweit mir bekannt ist auch alle Bücher von Chris Hunt, von denen ich in den 90ern die meisten gelesen habe. Irgendwann habe ich gehört GMP wäre in Konkurs gegangen ?( , aber mir fiel ein, beim Googeln bin ich voriges Jahr über diese Seite gestolpert, dann den Links Full Catalogue / Historical folgen. Vielleicht ist es ja das Äquivalent zum verstaubten Dachboden, wo die Restbestände noch lagern und ausverkauft werden, "N for Narcissus" wird für 7.95 £ angeboten. :wave



    Hallo uert,


    mir ist schon mehrfach aufgefallen, dass wir auch einen ähnlichen Krimigeschmack haben. Wenn Du schon beim Bestellen bist :grin, schau Dir "Freeform" von Jack Dickson und die beiden Nachfolgebücher mit Jas Anderson an. Die haben mir damals sehr gut gefallen.


    Was tut man nicht alles, um anderen zu ihrem (Lese)Glück zu verhelfen. :-] :lache


    Nachtrag:
    Außerdem ist dort noch lieferbar:
    MIDDLE GROUND von Ursula Zilinsky
    THE CARNIVOROUS LAMB von Agustin Gomez-Arcos


    Die beiden Bücher fand ich damals auch sehr gut.

    Also, meine Bücher sind nicht auf einem verstaubten Dachboden, aber wegen zuwenig Regalmetern seit dem letzten Umzug in einer der Kisten mit gelesenen Büchern in einem trockenen und beheizten Raum. Bis auf drei Kubikmeter genau kann ich sie auch lokalisieren.


    Die gebe ich aber nicht her. :crazy Ich will sie ja selber noch mal lesen, aber es wird noch ein Stück Arbeit sie wiederzufinden. :rolleyes

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    Das Buch könnte Eulen gefallen, die "Ich, Adrian Mayfield" mochten. Einige Figuren aus diesem Buch (z.B. Charles Parker) tauchen auch hier auf und ich bin mir ziemlich sicher, dass Floortje Zwigtman die Bücher von Chris Hunt gelesen und sich...äh...inspirieren lassen hat. Ich hab fast erwartet, dass Adrian irgendwann um die Ecke biegt. :lache


    Mir ging es auch so, dass ich beim Lesen von Adrian Mayfield schon den Eindruck hatte, dass Floortje Zwigtman die Bücher von Chris Hunt gelesen hatte. ;-)


    "N for Narcissus" gefiel mir auch gut, meine beiden Favoriten des Autors waren aber "Street Lavender" und "Thornapple", allerdings ist es bei allen drei Büchern schon ziemlich lange her, seit ich sie gelesen habe. Die *Frechheit* von Willie Smith und die *Durchtriebenheit* des abtrünnigen Mönchs in "Thornapple" haben mich damals noch mehr angesprochen als der Charakter Algy. Wenn man als Erstleser etwas "erwachsener" ist, ist das Empfinden der Figuren vielleicht auch etwas anders. Irgendwann möchte ich die Bücher von Chris Hunt noch mal lesen.


    Ich habe Delphin auch "Thornapple" von Chris Hunt ans Herz gelegt, "Mignon" gefiel mir auch gut, die Bücher sind noch vergriffener bzw. teurer. :grin
    (Ah, während ich das geschrieben habe war Delphin schon schneller. :lache)


    Uert, sieh es so, mit Delphin geteiltes Leid ist halbes Leid. :kiss
    Ich könnte Dir aber wirklich "At Swim, Two Boys" ans Herz legen, das gibt es auf Englisch sogar noch regulär zu bestellen. :frieden




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