So, "Bis dass der Tod euch scheidet" habe ich nun endlich beendet, und wie bereits angedeutet, meine Begeisterung hält sich in Grenzen.
Von Justin C. Skylark hatte ich vor Jahren bereits einige Bücher gelesen (Amazon sagt, 2004 gekauft), dann ist die Lektüre also fast zehn Jahre her, das waren "Craig's little Dawn" und der Nachfolger "Träume alles anders", sowie "Szandors Erbe", an die drei Bücher habe ich eigentlich die Erinnerung, dass sie mir gefallen hatten. Später habe ich noch die Geschichte mit dem Boxer (an)gelesen, habe das als schlecht geschrieben in Erinnerung und hatte erst mal keine Lust mehr auf den Autor.
Die Plotbeschreibung über die konfliktreiche Beziehung der Sänger von zwei Metalbands klang interessant genug, dass ich "Bis dass der Tod Euch scheidet" dann irgendwann doch gekauft habe (nachdem das böse Amazon es mir penetrant immer wieder im Zusammenhang von anderen Büchern angeboten hat :wow), aber ich hatte es seit Jahren im SUB rumliegen, ohne große Eile, es lesen zu wollen.
Meine Kritikpunkte an "Bis dass der Tod euch scheidet" unterteile ich mal grob in drei Kategorien:
- Schreibstil
- Schlampigkeitsfehler
- Figuren
Ob ich vor zehn Jahren weniger Ansprüche an den Schreibstil hatte, oder ob ich holprigen Schreibstil da "ausgeblendet" habe, weil der Plot OK war, und weil einfach das Angebot an (in Buchform veröffentlichten) M/M Geschichten damals noch recht eingeschränkt war, ich weiß es nicht. Ich bin ja durchaus nicht abgeneigt, M/M Geschichten online von "Hobbyautoren" zu lesen, es gibt wirklich einige gute Geschichten (unter vielen Hunderten/Tausenden, die angeboten werden), und wenn die Figuren spannend sind oder wenn der Schreibstil mich sehr anspricht, der Protagonist z.B. als Erzähler eine eindeutige "Stimme" hat, kann ich auch jetzt noch ein paar Holprigkeiten/Rechtschreibfehler "überlesen".
Aber wenn alles (für mich) nicht funktioniert, dann isses nix.
Da ich ja bereits mehrere Bücher von Justin C. Skylark gelesen habe, war ich nun enttäuscht bis entsetzt, dass der Schreibstil nach so vielen Veröffentlichungen nach einem Jahrzehnt immer noch so mäßig und "ungeschmeidig" ist. Gibt es im Umfeld keinen Lektor, der was taugt? Die Grundkonstellation des Plots fand ich ganz interessant, aber man hätte wirklich mehr draus machen können.
Schlampigkeit:
- das Wohnhaus in London wird ständig als Bungalow bezeichnet, aber die Schlafzimmer sind die Treppe rauf, oben, dann ist das kein Bungalow!
- die Zeitverschiebung zu Los Angeles ist weder von London noch von MEZ 6 Stunden
- in Los Angeles findet ein Konzert statt, weswegen sie alle extra in die USA geflogen sind und geben noch eine Pressekonferenz in New York, wo sie dann angeblich über Nacht mit dem Bus hingefahren sind, und Dylan hat nix gemerkt, er hat durchgeschlafen, denn Tony wollte ihn nicht wecken.

Von Los Angeles bis New York sind es über 4.000 km, und Dylan muss ja eine außergewöhnliche Blase haben, wenn er da nicht eine einzige Pinkelpause benötigt, sorry.

… und es gab noch mehr, hab ich aber schon vergessen.
Bei der Erzählweise hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte in ihrer "eigenen beschränkten Welt" spielt. Thor macht eine abfällige Bemerkung über Dylan, die dann in einer Zeitung veröffentlicht wird und Dylan macht sich sofort auf den Weg nach Norwegen um Thor zu besuchen und zur Rede zu stellen? Das schreit mir zu laut
Plotkonstruktion. Mit der angeblichen Prominenz der Band und dem als schwierig beschriebenen Charakter von Dylan würde es doch sicher auch viele negative Kommentare z.B. im Internet über sie geben.
Ein Grundsatz des fiktionalen Schreibens ist [URL=http://de.wikipedia.org/wiki/Show,_don%E2%80%99t_tell]Show, don’t tell[/URL] (dt.: "Zeigen, nicht erzählen"), mir wurde erzählt, aber ich habe die Beziehung nicht nachvollziehen und "fühlen" können, die Psychologie der Figuren und der Beziehung der beiden zueinander war mir zu dünn konstruiert und viel zu oberflächlich.
Zunächst ist Dylan angeblich aggressiv und prügelt sich gerne, dann trifft er Thor, Dylan lässt sich den Namen des Typen, den er hasst, auf den Arm tätowieren und spielt 'ne Runde RR mit ihm, OK, aber er war ja auch besoffen

Sie können sich nicht ausstehen, sie haben Sex, und Dylan ist Thor irgendwie "verfallen" und er hat überhaupt keinen eigenen Willen mehr?
Und dann Dylans Verhalten bei seinem Besuch bei Thor am Schluss?
(Im Romance Genre gibt es eine Bezeichnung für solche Figuren: TSTL - too stupid to live.)
Thor ist der große böse Schweiger (wenn er nicht gerade beim Konzert growlt) - aber eigentlich ja doch nicht böse, sondern nur missverstanden? :rolleyes
Soll als Erklärung herhalten, so sind sie, die RockMetal-Stars? Immer von Alk und Drogen umnebelt, sie wissen halt nicht, was sie tun? Nix gegen eine interessante selbstzerstörerische Figur, Dylan war das nicht, OK, selbstzerstörerisch ja, aber interessant nicht. Und Thor war als Figur (nach meinem Empfinden) irgendwie kaum vorhanden.
Die Beziehung von Tony und Eric hat für mich auch nichts dazu beigetragen, das Buch interessanter zu machen. Nach Jahren outet sich Tony plötzlich als schwul und die Beziehung vom "wilden" Thor zu seinem "engelsgleichen" Bandkollegen, Freund und Nachbarn Eric habe ich auch nicht verstanden. :rolleyes
Fazit: Das Buch hätte durchaus gut sein können, wenn ein guter Lektor mitgearbeitet hätte und ich rate Justin C. Skylark dringend, am Schreibstil zu arbeiten.
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