Meine Güte, das geht ja ab hier. Und das über ein Land, von dem die wenigsten wissen, wie es funktioniert, wie die Strukturen oder wie die Hintergründe zur Abstimmung sind.
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Original von DraperDoyle
Das Problem ist nun leider, dass das Volk oft schlicht und ergreifend keine Ahnung hat.
Das finde ich eine anmassende und respektlose Bemerkung. Woher willst du das so genau wissen?
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Original von Bernard
... Tendenziell werden also wohl weniger Menschen mit meinen Wertepräferenzen nach Berlin ziehen. Andere werden aus dem gleichen Grund Berlin bevorzugen.
Ebenso werden nun vermutlich weniger Muslime in die Schweiz einwandern wollen und sich stattdessen vielleicht für Österreich oder Deutschland entscheiden.
Sowohl die Berliner als auch die Schweizer werden diesen Aspekt bei ihrer Entscheidung bedacht haben.
Ob weniger Menschen deswegen nach Berlin ziehen, entzieht sich meiner Kenntnis. Dass aber weniger Muslime zuwandern, das ist definitiv nicht so.
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Original von Babyjane
... Hängt er das neue Kreuz ab und in seinem eigenen Zimmer auf und alles ist gut?
Beharrt er auf seine Religionsfreiheit und zwingt als Minderheit den beiden anderen sein Kreuz auf?
Oder zieht er aus, in eine christliche Wohngemeinschaft, in der er sein Kreuz aufhängen darf wohin er will?
Was genau ist an einem Land so viel anders, als an einer Wohngemeinschaft im Kleinen?
Babyjane, ich verstehe deine bildliche Erklärung sehr gut und sie ist absolut nachvollziehbar. Es ist auch nicht notwendig, dass andere darüber philosophieren.
Das Problem vieler Schweizer – der meisten oder zumindest der „Gutmenschen“ – ist, dass sie nach der Ohrfeige auf die linke Wange die rechte gleich auch noch hinhalten. Und sie passen sich halt oft über Gebühr an.
Siehe ziemlich weiter vorne das Beispiel mit dem abgesagten Krippenspiel oder der Weigerung, Weihnachtslieder während der Adventszeit zu lernen und vorzusingen.
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Original von DraperDoyle
Es wäre ehrlicher gewesen, wenn die Schweiz gefragt hätte: wollen wir Muslime, die als solche zu erkennen sind, in der Schweiz haben.
Nein, geht so nicht. Nochmals: Es wurden vor etlichen Jahren Unterschriften gesammelt mit der entsprechenden Fragestellung, die Unterschriftenbogen wurden von den jeweiligen Gemeinden kontrolliert und beglaubigt, es gab genügend gültige Unterschriften und die Packen wurden im Bundeshaus abgegeben. Der Bundesrat hat sich die Geschichte angeschaut, dito National- und Ständerat. Sie kamen zum Schluss, dass die Initiative dem Volk vorgelegt werden kann und haben gleichzeitig empfohlen, diese abzulehnen. So funktioniert in der Schweiz nun mal die Demokratie. Die Frage konnte nicht anderes gestellt werden. Und um Muslime, die als solche zu erkennen sind, ging und geht es nicht.
Im Gegensatz zu Frankreich und der Türkei, - beide verurteilen im Moment die Schweiz - die enorme Repressionen ihren Andersgläubigen und Andersaussehenden aufdrücken. Keine Kopftücher zum Beispiel.
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Original von Voltaire
....ich denke man muss das Minarett wohl als Symbol für eine voranschreitende Islamisierung ansehen. Insofern verfehlt man nicht das Thema, wenn man als Gegenargument Zwangsehen usw. anführt.
Natürlich wird das Minarett mittlerweile als das wahr genommen. Die Initiative war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Also nochmals: Der Ausländeranteil ist im Durchschnitt 22 Prozent, in einzelnen Gemeinden über 50 Prozent. Klar, nicht alle sind Muslime, aber viele.
Ein Problem ist, wir sind ein kleines Land und für die Welt nicht weiter medienrelevant. Umgekehrt hören wir hier viel mehr, was im Ausland und besonders in unseren Nachbarländern geschieht als ihr über uns.
So könnt ihr nicht wissen, welcher Nationalität und Religion unsere Gefängnisinsassen angehören. Es passieren sehr viele Raserunfälle, den grössten Anteil der Unfallverursacher kommt aus dem Balkan und hat Migrationshintergrund. Schlägerüberfälle und –übergriffe werden in der Mehrheit der Fälle von Jugendlichen aus dem Balkan oder von Schweizern mit Migrationshintergrund verübt. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen und klingt leider arg nach Rassismus. Es sind aber traurige Realitäten, vor denen einige Gutmenschen aus der linken Seite die Augen verschliessen und leider nicht merken, wie ihnen die Wähler davon gehen, weil sie sie nicht ernst nehmen. Tja, und das aktuellste Beispiel ist wohl die Lybien-Affäre. Da haben sich einige „in Bern oben“ (Regierungssitz) nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Ihr habt in München jugendliche Schweizer Schläger eingebuchtet. Die Strafe hat hier für absolutes Erstaunen gesorgt – und für Genugtuung. Endlich ein Land, das handle und keine Kuscheljustiz betreibe. Hier wären die drei längst auf freiem Fuss und würden auf die Verhandlung warten. Das Strafmass wäre deutlich tiefer als bei euch. Ob Strafen und welche wirklich sinnvoll sind, darüber kann man diskutieren, klar.
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Original von DraperDoyle
dann sollte man dies nicht an diesem dämlichen Minarett aufhängen.
Und was soll dann das Ding mit dem Volksentscheid? Man will das Grundgesetz ändern, wegen so einem diffusen Gefühl der fortschreitenden Islamisierung (so wie du das Wort verwendest, ich schließe mich eher Toms Definition an). Was soll denn dann dieses Gesetz bewirken? Das Muslime freiwillig wegbleiben? Dass die, die da sind erst recht keine Lust mehr haben, sich in die gesellschaft zu integrieren?
Wieso findest du Minarette plötzlich dämlich?
Unser für Aussenstehende vielleicht etwas behäbige Werk heisst Verfassung. Mir spielt es keine so grosse Rolle, wie Islamisierung definiert wird. Denn für die Menschen hat es eine einheitliche Bedeutung. Und – siehe oben – Muslime werden nicht wegbleiben oder zurückwandern. Sie werden nach wie vor hierherkommen. Sie werden weder mehr noch weniger Lust haben, sich zu integrieren. Wer sich integrieren will, tut das, und andere gibt es halt auch.
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Original von Babyjane
… Reicht mir schon wieder, warum hab ich gleich noch mal hier reingeguckt? Ach ja, weil ich dachte es hätte vielleicht irgendwer klar sagen können, warum eine Mehrheitsentscheidung eines einzelnen Landes um die Frage, ob eine Minderheit nun Türme bauen darf oder nicht, für so einen Wirbel sorgt. Man kann diese Religion auch ohne Türme ausüben, es wird also NIEMAND in seiner persönlichen Form der Religionsausübung behindert, es wird lediglich von der MEHRHEIT klar gesagt, wir wollen keine Türme....
Demokratie ist darauf ausgelegt, sich nach dem Willen der Mehrheit zu richten, der wurde hier mehr als deutlich artikuliert, aber das ist wohl zu unbequem....das will man dann doch auch nicht, denn das Volk ist ja zu dumm, um zu entscheiden, was es wirklich will... (genau das hat Draper ja in einer der vorausgehenden Beiträge geschrieben).... hui... saftige Aussage muß ich zugeben... ehrlich... da braucht das Volk doch einen intelligenten Menschen der es in die richtige Richtung führt.... oder? !
(Ok, wenig witzig... aber ich muß gestehen, ich habe doch mal gekichert)
Edit:
Außerdem fiel mir soeben auf, daß es ja schlicht und ergreifend um NEUBAUTEN geht... sprich, die bereits vorhandenen Minarette bleiben bestehen.
Hat wer eventuell eine Zahl bei der Hand, wie viele das wohl sind? Ist es dann nicht vielleicht so als Zeichen zu werten, wir haben genug Minarette?
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Richtig, BJ, genau so ist es. Es war und ist ein klarer, demokratischer Entscheid. Und den gibt es zu akzeptieren. Die Konsequenzen sind ein anderes Thema.
Nur, die Konsequenzen kann niemand voraussehen, es gibt mittlerweile zig Szenarien, was davon sich bewahrheitet oder entwickelt, wird sich weisen. Interessant, dass gerade Länder, die selber mal ihre Türe öffnen sollten und den Schmutz dort aufputzen sollten, nun aufschreien.
Konkret geht es um keine Anzahl Minarette, sondern um Minarette überhaupt. Ab jetzt und in Zukunft.
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Original von Bernard
Natürlich kann jeder bei seiner Meinung bleiben.
Natürlich kann auch jeder sagen, dass er anders gestimmt hat oder gestimmt hätte, als die Mehrheit es getan hätte.
Zu einer Demokratie gehört aber, dass man den Mehrheitsentscheid als bindend akzeptiert. Dies tut man nicht, wenn man nach einem unangenehmen Wahlausgang unterstellt, die Wähler hätten sich "falsch entschieden" oder "die Wahl hätte gar nicht stattfinden dürfen".
Bernard, das ist zwar so, wird aber hier ungerne akzeptiert.
Einmal mehr. Schade, dass einige die Abstimmung derart verurteilen. Ihr müsst nicht damit leben, ihr kennt die Strukturen und Hintergründe nicht, aber ihr verurteilt und lasst andere Meinungen nicht (mehr) zu.
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Original von Tom
@BJ: Es gibt vier, es ging um zwei neue. Die Schweiz hat 7,7 Millionen Einwohner und vermutlich knapp halb so viele Gebäude.
Das stimmt nicht, es geht nicht um zwei oder drei geplante oder solche, die bereits „in der Pipeline“ sind. Es geht um den Minarettbau allgemein.
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Original von Tom
@BJ: "Sie wollen keine Türme" oder "Es geht nur um Bauwerke" sind absichtsvolle Verniedlichungen, denn es geht definitiv nicht "nur" um Bauwerke - in diesem Fall hätte der Antrag lauten müssen, alle "minarettähnlichen Turmbauten" qua Verfassungsänderung zu verbieten. Es geht um diese Türme und also Bauwerke als Symbole. Kirchtürme und Minarette sind die weithin sichtbaren Merkmale der entsprechenden Sakralbauten, und ihre Botschaft lautet ganz klar: Seht, hier sind Christen bzw. Muslime. Das sind Zeichen der Präsenz, der Religionsausübung, der (Multi-)Kultur. Sie - auch noch per Verfassungsänderung! - zu verbieten, das ist keine simple Bauvorschrift oder landschaftsgestalterische Maßnahme, sondern eine klare Ansage an die Muslime: Wir wollen nicht, dass man Euch wahrnimmt.
Wenn du meinst, mit minarettähnlichen Bauten könnten auch Kirchtürme gemeint sein, dann ist das meines Erachtens falsch gedacht. Es sind zwei verschiedene Stile. Dass dies eine klare Ansage an die Muslime sein soll, ist deine Interpretation, die ist dir auch unbenommen. Ich sehe das anders.
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Original von licht
BJ, Du übersiehst, dass das WG - Beispiel im Ganzen mehr als hinkt ... Es geht nicht um nette Assesoirs, es geht um Grundhaltungen im Leben, die öffentlichen Ausdruck finden müssen.
Und doch hast Du soweit Recht: wir werden gemeinsam Wege finden müssen, die allen Seiten so gerecht werden, dass es a) der Mehrheit gerecht wird und b) auch die Minderheiten zu ihren Rechten kommen können.
Ich finde das Beispiel von BJ passend. Hinkend höchstens, weil man nicht weiss, ob alle gleichzeitig in die WG gezogen sind oder vorher schon einer da war und die anderen oder einer kam/en als Zuzüger.
Das Resultat der Abstimmung sagt klar, dass der Mehrheit recht gegeben wird, weil ein demokratischer Entscheid gefällt wurde. Es heisst aber nicht, dass die Minderheit ausgegrenzt wird. Aber sie müssen einen Schritt zur Integration machen und sich nicht selbst ins Abseits stellen.
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Original von Tom
Rückt doch einfach damit raus, dass Ihr es total geil findet, dass ENDLICH MAL jemand den verdammten Muslimen, die ihre Frauen gängeln, alle naselang Scharias ausrufen, für den Terrorismus verantwortlich sind und, vor allem, dafür, dass es in Euren Nestern, in denen die Stammtischler nach der siebten Runde Korn Judenwitze erzählen, keine Currybuden mehr gibt, aber massenweise Dönerläden, einen so richtig fett vor den Latz knallt. Seid doch einfach ehrlich und redet Euch nicht mit solchem Unfug heraus wie nicht nur hinkenden, sondern beinlosen WG-Vergleichen, beschönigendem "Sie sind doch nur gegen die Türmchen"-Unsinn und, vor allem, beschmutzt das Wort "Respekt" (vor Entscheidungen, vor anderen Demokratien, vor dem Plebiszit) nicht mehr durch seine Verwendung. Danke!
(Die Entschuldigung hierfür erfolgt frühestens in zwei Tagen.)
Es spielt keine Rolle, wer wo was abgestimmt hat und wer in welchem Land auch gerne so eine Abstimmung hätte und dann die gleiche Meinung vertreten würde wie die Befürworter der Initiative.
Gescheiter wäre doch zu überlegen, wieso die Menschen hier in Westeuropa solche Gedanken und Ängste haben. Wieso sie sagen „Bis hier und nicht weiter“.
Aber vielleicht ist es unbequem, sich damit auseinanderzusetzen oder vielleicht sogar einen Spiegel vorgehalten zu bekommen.