Inhalt:
Enge, gnadenlose Enge um sie herum. Holzwände. Sie kann die Beine nicht ausstrecken. Wo ist sie? Erde rieselt durch ein kleines Luftloch. Dann fordert sie jemand auf, das Walkie-Talkie zu benutzen, das neben ihr liegt. Und erzählt von seinem Bruder, den sie abblitzen ließ, und der jetzt tot ist...
Die Verehrer stehen Schlange, aber Cass ist wählerisch, nutzt ihre Chancen zielstrebig. Das weiß auch David, ein Junge, den man gerne übersieht. Trotzdem bittet er sie um ein Date. Doch sie lehnt ab - und macht sich über ihn lustig. Am nächsten Tag ist David tot. Und für seinen älteren Bruder Kyle steht fest: Cass ist schuld. Er sperrt sie in eine Kiste, vergräbt diese unter der Erde. Ihre einzige Verbindung ist ein Walkie-Talkie. Zögernd beginnen beide zu reden...
Zur Autorin:
Gail Giles, die ehemalige High-School-Lehrerin, hat bereits mehrere preisgekrönte Jugendromane zu brisanten, stets unter die Haut gehenden Themen veröffentlicht. In den USA gilt sie als die "Queen of Thrillers for Young Adults" (Publisher`s Weekly). Ihre unblutigen, subtil erzählten Plots leben von dem Talent der Autorin, das Dunkle in uns ans Licht zu holen und gekonnt mit unseren Ängsten und Fantasien zu spielen.
Die Bücher von Gail Giles erscheinen in Australien, Dänemark, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden und den USA.
Meine Meinung:
"Der erste Tod der Cass McBride" ist sicherlich kein klassischer Psychothriller, wie die Angabe auf dem Cover vermuten lässt. Eigentlich bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich es überhaupt in die Sparte Thriller einordnen würde. Denn für mich stand beim Lesen dieses Jugendbuches viel weniger die Spannung (schließlich kriegt man relativ früh mit, wie das Buch enden wird) als vielmehr die Beweggründe der einzelnen Protagonisten und die Abgründe, die sich hinter der Fassade auftun, im Vordergrund.
Die Handlung schreitet recht rasant voran, noch unterstützt durch sehr kurze Kapitel, die noch dazu immer zwischen drei Personen springen: Cass, einer recht oberflächlichen High-School-Barbie, die lebendig begraben wird, Kyle, dem Täter, der im Verhör seine Geschichte erzählt und Ben, dem ermittelnden Kommissar.
Mich hat die Geschichte sehr zum Nachdenken gebracht. Anfangs scheint jede Person für sich einen ganz klaren Stempel zu tragen, der äußere Schein dominiert vieles, man sieht nur das, was man sehen soll. Doch in den Gesprächen, die Kyle und Cass durch das Walkie-Talkie führen, wird schnell klar, dass eigentlich nichts so ist, wie es zu sein scheint. Und dass kleine Worte und Taten unglaubliches bewirken können, wenn man nicht drüber nachdenkt.
Mein Fazit:
Ein gut geschriebener Jugendroman, der sich besonders mit dem Miteinander auseinandersetzt, in der Familie, unter Freunden, mit Unbekannten und der vor allem an uns appelliert, nicht vorschnell zu urteilen. Ich könnte mir dieses Buch sehr gut als Schullektüre vorstellen, wenn der Schulalltag, der hier beschrieben wird, auch sicherlich eher ein typisch amerikanischer ist. Ein Psychothriller ist es für mich nicht ganz, wer Gänsehautspannung erwartet, ist u.U. eher enttäuscht. Und ich würde die Altersempfehlung etwas nach unten setzen, ich denke, man kann diesen Roman auch gut schon ab 13 Jahren lesen.
Mir hat "Der erste Tod der Cass McBride" wirklich gut gefallen, daher vergebe ich 8 von 10 Punkten.