Zitat
Original von Historikus
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,355898,00.html
Meiner Meinung ein ganz großer und diskussionswürdiger Artikel.
Die Anzahl an Selbstmorden steigt immer mehr an - und immer öfter bringen sich die Menschen um, weil sie Angst haben vor der Zukunft, vor er Wirtschaft, vor dem Verlust der eigenen Existenz.
Wie denkt ihr darüber?
Gruß
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Ich denke, dass diese beiden Menschen ganz andere Probleme hatten und die Angst vor Arbeits- bzw. Mittellosigkeit nur das Tüpfelchen auf dem i war.
Menschen, die nahe Angehörige (in diesem Fall Elternteile) durch Selbstmord verlieren leiden unter einem Trauma. Wer jemals Menschen in seiner Umgebung hatte, die Selbstmord vorgetäuscht oder wirklich vollendet haben weiß wovon ich spreche.
Diese beiden Menschen hatten, so wie ich es gelesen habe, keine Kinder. Also haben sie immer nur für ihr eigenes Leben gearbeitet und gekämpft und nie wirklich Verantwortung für einen weiteren Menschen in ihrem Leben übernehmen müssen. Es spricht für sich, dass der Hund ebenfalls getötet wurde und dass er sterben würde in naher Zukunft war ja aufgrund eines Befundes sowieso schon klar.
Sie haben wie fast alle anderen Selbstmörder Hinweise gegeben, Zeichen gesetzt und niemand hat darauf reagiert. Das ist ein gutes Beispiel für unsere Wegsehgesellschaft, man interessiert sich nicht mehr wirklich für den Nächsten. Nur Selbstmorde im Affekt und unter Drogen- oder Alkoholeinfluß werden nicht 'angekündigt'.
Ich gehe stark davon aus, dass die beiden sehr wohl beobachtet und registriert haben wie ihre Umwelt mit dem vorab geschenkten 'Nachlaß' umging und als niemand Fragen stellte war die Konsequenz daraus zu ziehen. Das muss für sie so ähnlich gewesen sein, als hätten sie schon am Abgrund gestanden und jemand hätte ihnen noch den letzten Tritt verpasst.
Ich selbst habe 2x in meinem Leben vor dem 'Nichts' gestanden und ich wußte keinen Ausweg aus dieser Situation aber beide Male hatte ich Kind/Kinder für die ich zu sorgen hatte. Mir fielen die nötigen Ämtergänge und das 'betteln' um Hilfen aller Art verdammt schwer und ich bin manches Mal wieder unverrichteter Dinge nach Hause gegangen. Letztendlich habe ich mir selbst in den Hintern treten müssen und nach Jobs suchen müssen. Beide Male hat mich diese Situation während der 'Erziehungszeiten' erwischt. Wenn ein Job allein nicht das nötige Geld einbrachte dann habe ich halt noch einen zweiten, dritten oder sogar vierten gemacht. Fast ein Jahr lang waren es sogar 5 Jobs TÄGLICH. Es ging, es hat mir gezeigt, dass man zu vielem fähig ist wenn man nur den eigenen Popo um die Kurve bekommt. Vielleicht waren es nur Peanuts, die ich damit verdiente aber diese Peanuts haben uns das Überleben möglich gemacht und mir meinen Stolz bewahrt.
In meinem ganz nahen Umfeld gab es einen Menschen, der immer wieder mit Selbstmordversuchen auf sich aufmerksam machen wollte. Ich habe einen dieser 'Versuche' hautnah miterlebt und ich war geschockt. Es hat mich jahrelang verfolgt und auch die Ängste, dass es wieder und wieder passieren könnte und dass es eines Tages nicht mehr bei einem Versuch bleiben könnte. Der Versuch oder die Durchführung ist in meinen Augen feige und verantwortungslos allen anderen gegenüber. Es gibt nur wenige Lebenssituationen in denen Selbstmord eine Lösung für den Betroffenen darstellen kann aber dann sollte der Betroffene selbst mit seinen Angehörigen klären warum er/sie keinen anderen Weg sieht ............. vielleicht sehen ihn ja andere.
Dieser ganze Artikel ist nicht wirklich hilfreich im Umgang mit Veränderungen in unserem Sozialsystem ............ zumal ja auch hier wieder angedeutet wird, dass es ganz andere 'Schmarotzerfälle' gibt als diese beiden Menschen. Daraus kann ich dann den Schluß ziehen, dass gefälligst erst andere sich den Strick nehmen sollen damit wir entlastet werden?????
Gabi