Beiträge von Gabi


    Ich fühle mich durchaus gleichberechtigt und ich habe auch mit meinem Mann in einer absolut gleichberechtigten Beziehung gelebt ........ trotzdem habe ich einige Dinge ihm und seiner Familie zuliebe mitgemacht, ohne dass ich darunter gelitten hätte.


    Das was du als trennendes Element aufführst hat uns eher verbunden, so hatte ich es auch schon geschrieben.


    Stoffe sind nicht nur dazu da, dass man sie als schön empfindet, sie werden auch getragen .......... und ich finde viele traditionelle Kleidungsstücke sehr, hm, ansprechend. Warum nicht????? Mir tut es doch nicht körperlich weh, wenn ich Menschen aus anderen Kulturkreisen wahrnehme mit allem Drum und Dran. Ich habe immer noch meine Sprache, die mich mit anderen verbinden kann.


    Gabi

    Oryx, in jeder Kultur gibt es mehr oder weniger aufwendigen Kopf- oder Haarschmuck, teilweise auch mit großer Aussagekraft ......... nämlich den Status der Frau anzuzeigen, die diesen oder jenen Kopfschmuck trägt.


    Man konnte sehen, ob eine Frau verheiratet, verwitwet oder ledig war.


    Heute sind Hüte oder Tücher eher ein modisches Accessoire für die Trägerinnen oder eben auch ein kulturelles oder religiöses Kleidungsstück.


    Die afrikanischen Frauen, die ich hier kenne, tragen oft sehr kunstvoll gebundene Tücher ............ nicht um irgend etwas zu demonstrieren, sondern um die Haare zu bedecken wenn sie gerade mal nicht frisch gestylt sind.


    Aber irgendwie geht das alles von der Ausgangsdiskussion weg .......... es ging ja ursprünglich um das 'islamische' Kopftuch .......... das mich bis heute nicht wirklich stört :-)
    LG


    Gabi

    Als ich meinen Mann zum ersten Mal traf war ich alles aber nicht auf Partnersuche, er auch nicht .............. und trotzdem haben wir uns gefunden. Was mich an diesem Tag in diese Gegend verschlagen hatte ......... ich weiß es bis heute nicht, es war ohne jeden Plan und jedes Ziel und lag auch gar nicht auf dem Weg :wow........... ich war danach nie mehr in diesem Laden einkaufen weil viel zu weit weg und er konnte auch später nicht mehr sagen, wieso er ausgerechnet dort einkaufen wollte. Auch für ihn war es nicht 'seine Gegend'. Im übrigen haben wir an diesem Tag gar nichts mehr gekauft, nur gequatscht ........... über eine Stunde mitten im Aldi und wenn sie keiner weggeschoben hat dann müssten noch heute unsere Einkaufswagen dort stehen. :grin


    Gabi

    Zitat

    Original von Jejulilo
    Er leidet nicht wirklich, da er sich eigentlich nie in Gelegenheiten (von denen ich weiss) begibt, wo etwas passieren könnte.


    Ich kann aber einfach nicht anders. Bei meinem Ex habe ich solches Vertrauen gehabt, dass mich andere gefragt haben, wie ich da so tollerant sein kann... irgendwann bin ich halt dahinter gekommen, dass alles kaputt war. Wir waren 7 Jahre zusammen. So nachhaltig kann man ein Gefühl wie Vertauen gar nicht zerstören, wie er es getan hat.


    Für den Partner 'danach' ist es eine ganz üble Sache wenn man alte Erfahrungen immer und immer wieder als Grund für eigene, negative Reaktionen nennt. Das ist wie ein Freibrief in der Tasche.


    Mein Mann und ich, wir kamen beide aus kaputten Beziehungen mit diversen schlechten Erfahrungen. Wir wurden beide von unseren Partnern betrogen und dann kamen halt noch viele andere Dinge dazu.


    Wir haben 1 Jahr gebraucht, um uns alles gegenseitig von der Seele zu reden und zu verarbeiten. Danach haben wir einen Schlußstrich gezogen, die Namen unserer Ex-Partner wurden einfach nicht mehr erwähnt und verglichen wurde schon gar nicht. Das verletzt und ist dem neuen Partner gegenüber ein ziemlich schwerer Vertrauensbruch.


    Bei der Umfrage habe ich auch einiges angekreuzt. Es fängt mit Knutschen an ........... und hört beim Sex :fetch auf.
    Reden, gemeinsames Essen, hinter anderen Frauen hergucken ......... das find ich nicht so wild. Schönen Menschen gucke ich auch hinterher, egal ob Mann oder Frau :-)............ man hat ja seine Augen nicht nur, um sich die ganzen Pappnasen mit den Gewichten an den Mundwinkeln anzuschauen ........ :-(


    Bei uns hat es sich oft ergeben, dass ich einer Unterhaltung nicht folgen konnte, da mein Mann mit Landsleuten TWI sprach .......... ich spreche diese Sprache nicht. Aber nach vielen Jahren konnte ich 'mitreden', da ich sehr gut verstand worum es in den Gesprächen ging. So habe ich halt zugehört und in Deutsch oder Englisch mitgeredet. Das klappte ganz gut .......... und wenn nicht??? Was juckt die Eiche wenn sich ein Hund daran kratzt??? :grin


    Gabi


    Oryx, wenn du diesen Gedanken weiter spinnst ............ dann lassen wir die, die sich keine Marken-Einheitskleidung leisten können im Mao Tse Tung- Einheitsdress herum laufen ........... oder wir vertrauen weiterhin darauf, dass unsere Markeneinheitskleidung über Kleidersammlungen auch noch im letzten afrikanischen Dorf ankommt und wenn es auch zerschlissene und löcherige Teile sind .......... macht nix ......... das sind dann landestypische Verhältnisse.


    Hinter landes- oder stammestypischer Kleidung steckt doch nicht der Wunsch nach Absonderung. Du müsstest wissen, dass Stoffe in jeder Kultur eine große Bedeutung haben. Sie zeugen von großer handwerklicher Kunst und werden auch heute noch traditionell hergestellt. Stoffe können viel über den/die Träger/in verraten. In Westafrika hat jeder Stoff einen Namen und eine spezielle Bedeutung. Ein Kentestoff, handgewebt hat immer noch einen sehr hohen Wert und zeichnet sich aus durch exakte Muster. Stimmen die Muster nicht 100%ig ist der ganze Stoff nichts wert.


    In der Türkei und islamischen Ländern werden Stoffe wie aus 1001 Nacht gewebt und verarbeitet. Die Farben mögen nicht unseren Geschmack treffen aber diese Stoffe gehören zur Kultur.


    Und auch hier in Europa will nicht jeder uniformiert herum laufen, ich persönlich lehne Markenkleidung ab, falle daher rein kleidungstechnisch in deinen Augen voll aus dem Rahmen ........... und ich bin doch nur eine ganz normale deutsche Frau. Zu bestimmten Anlässen habe ich mich auch in der traditionellen Kleidung der Ashantis sehr wohl gefühlt und ich habe genau damit mehr überwunden als manch anderer. Ich habe meinen Respekt vor der Kultur meines Mannes gezeigt, so wie er es hier auch gehalten hat.


    Jedes Ding hat seine Zeit .......... und vielleicht auch seine Kleidung. Würde mich jemand in ein Marken-T-Shirt zwingen wollen, ich würde schreiend wegrennen. Du bist übrigens nicht der einzige, der über den Tellerrand geschaut hat und bikulturell .............. da kann ich mithalten. Trotzdem ist unsere Familie nie zu einem Einheitsbrei geworden. Wir schätzen das, was jeder einzubringen hat.


    Gabi


    Was MIR fehlt muß ich nicht erklären.


    Keine Ahnung wie du Umgang mit Kollegen oder Nachbarn pflegst. Ich habe in meinen (fast) 36 Berufsjahren immer einen mehr oder weniger guten Kontakt zu Kollegen gehabt, mal schon fast freundschaftlich oder auch nur kollegial. Aber niemals bin ich ausgegrenzt oder gemobbt worden. Da erging es meinem Mann schon etwas anders. Er war und blieb einfach ein Außenseiter, mit dessen Problemen sich niemand wirklich auseinander setzen wollte. Dafür hatte man ihm einige wenig schöne 'Spitznamen' angehängt und schließlich hatte man seinen wirklichen Vornamen einfach 'vergessen'.


    In der Nachbarschaft und Hausgemeinschaft war es ähnlich. Als ich schon etliche Jahre verheiratet war wurde ich gefragt, ob der 'Neger' noch bei uns wohnt. Es kam nicht täglich vor aber wenn, dann war ich jedesmal erschrocken über die Gedankengänge einiger Mitmenschen und mit jedem Erlebnis dieser Art zieht man sich mehr zurück.


    Meine Freunde haben natürlich großes Interesse gezeigt, als ich ihnen vor vielen Jahren von meiner neuen Partnerschaft erzählte. Sie kamen auch ......... einmal zum Gucken .......... danach nie wieder. Aber ich bekam Einladungen, die ich ohne meinen Mann wahrnehmen sollte ........ weil das alles nicht so paßte .......... und was sollten die eigenen Bekannten und Verwandten sagen ...........Nee, da hab ich dann von mir aus die Freundschaften aufgekündigt. Ich habe niemals mehr Besuche gemacht, zu denen ich meinen Mann nicht hätte mitnehmen dürfen.


    Familie ist auch eine Sache für sich. Die einen haben meinen Mann akzeptiert, die anderen haben sich das Maul zerrissen und über 5 Ecken bekam ich dann zu hören, welche Gründe ich gehabt haben könnte, mir ausgerechnet 'so einen' zu suchen. Dass ich mannstoll sei war noch das freundlichste.


    Für mich ist und war es ein großer Unterschied, ob ich mich von der 'Außenwelt' abkapseln WILL oder ob die Außenwelt mich/uns auch bei Bedarf nicht haben will.


    Nein, es ist uns nicht mit allen so gegangen .......... aber wir hatten unsere Lektionen gelernt und uns entsprechend in unseren Kreis zurück gezogen.


    Gabi

    Zitat

    Original von Oryx
    Aber es stimmt. Nur mit Bildung und Ausbildung und vor allen Dingen Erziehung daheim kann man solches Übel herausreissen.


    Teenager sind leicht beeinflussbar und wenn die Eltern da nicht entgegen wirken, dann können diese Menschen leicht abdriften.


    Es ist auch in jeder anderen Beziehung wichtig, dass Kinder in einem sozial sicheren Umfeld groß werden und dass sie Bildung und Ausbildung erhalten. Es wäre ein fataler Umkehrschluss, würde man Rechtsradikalismus den sozial schwachen ans Bein binden.


    Klar, wer keine oder kaum Bildung genossen hat ist eher beeinflussbar und wird gerne als Handlanger 'benutzt' und nicht zu unterschätzen ist das 'Gruppenerlebnis'. In einer Gruppe bekommt man Bestätigung, Rückendeckung und man kann gemeinsam einer Ideologie nachgehen, so bescheuert und weltfremd sie auch sein mag.


    Aber diese Menschen sind nur ausführende Organe. Es ist ein Fehler zu glauben, dass nur eine Gruppe durchgeknallter und dummer Jungs rechtsradikales Gedankengut mit sich schleppen und dass Rechtsradikalismus nur in 'dummen' Köpfen spukt.


    Genau das ist eben nicht das Problem. Das Problem ist, dass vom Akademiker bis zum Skin dieses Gedankengut vorhanden ist. Gesteuert wird immer von oben und es gibt ein gut durchorganisiertes Management, das Propagandamaterial weltweit verbreitet. Das sind die aktiven Köpfe und Handlanger. Nicht zu unterschätzen sind die Menschen, die sich auch heute noch mehr oder weniger heimlich einen 'kleinen' Hitler wünschen oder ganz einfach alten Zeiten mit Recht und Ordnung nachtrauern. Die können zumindest bei Wahlen ihrem Frust Luft machen.


    Was mich wirklich wütend macht, ist die Tatsache, dass an den Schulen dieses Kapitel der deutschen Geschichte weitgehend ausgeklammert wird (wurde). Ich habe nichts über Hitler und den Krieg in der Schule gelernt, es wurde peinlich berührt geschwiegen, im Elternhaus bekam man allenfalls Kriegserlebnisse geschildert. Was Judenvernichtung und Verfolgung von 'Minderheiten' anging, darüber schwiegen sich alle aus. Was ich heute über diese Zeit weiß habe ich mir selbst anlesen müssen. Das gleiche musste mein großer Sohn machen, auch er ist mit diesem Thema der Geschichte in der Schule niemals konfrontiert worden. Meine beiden jüngsten Kinder lernen gerade etwas über das beschwerliche Leben im Mittelalter, bis jetzt habe ich in ihrem Lehrbuch über die jüngere Geschichte Deutschlands nichts lesen können.


    Aber gerade jetzt, in einer Zeit wo es an den Schulen oft ziemlich rabiat zwischen den einzelnen Schülergruppen zugeht, wäre eine Aufklärung dringend erforderlich. Es gibt bunt gemischte Klassen und immer wieder Ausgrenzung bestimmter Ethnien. Teils weil sie ihren schlechten Ruf schon weg haben bevor man Kontakt bekommen konnte und teilweise auch, weil diese Kinder/Jugendlichen sich selbst ausschließen. Was alle beherrschen, sind die Ausdrücke 'Nazis' und 'Faschisten'. Kaum jemand kennt die Bedeutung, Hauptsache die Schülertoiletten oder Schulwände können entsprechend beschriftet werden. Wenn Kinder nicht aufgeklärt werden über Ursachen und Folgen dann werden sie nur schwer die Konsequenzen beurteilen können und nicht in jedem Elternhaus kann objektiv darüber gesprochen werden. Entweder fehlt die 'richtige' Einstellung oder das Wissen.


    Gabi

    Zitat

    Original von Demosthenes
    @ Gabi
    Die Erfahrungen, die du und dein Mann gemacht haben, sind vielleicht regional bedingt. Gerade in unserer Umgebung gibt es viele dunkelhäutige Menschen, die aber nicht auffallen. Damit meine ich jetzt nicht, daß sie sich ducken, sondern einfach, daß sie zum normalen Straßenbild dazu gehören. Gerade durch die beiden Universitäten in Kaiserslautern und Saarbrücken, an denen sehr viele Afrikaner studieren, und vor allem die großen Garnisonen der Amerikaner ist die Hautfarbe keinerlei Problem in dieser Region. Durch die ständig wechselnden Staatsangehörigkeiten - mal deutsch, mal französisch - ist man hier eher europäisch eingestellt.
    Deshalb ist so verwunderlich, daß es ausschließlich mit Moslems und Russen ständig die Malaisse gibt. Und das sollte doch zu denken geben.


    Hi Demosthenes,


    'aufgefallen' ist mein Mann auch nicht ........ natürlich, wenn wir zusammen unterwegs waren, sind wir immer wieder angeguckt worden aber ob die Blicke unbedingt feindlich waren, das würde ich eher verneinen. Ich denke schon, dass wir ein 'schönes' Paar waren und zusammen paßten.


    Was ihm mehr zu schaffen machte, waren unberechenbare Situationen, Konflikte, die spontan entstanden weil er zu falschen Zeit mit den falschen Leuten zusammen traf, u.a. z.B. auch Polizisten.


    Ich weiß nicht, ob ich diese Situation hier schon beschrieben habe, ich mach es halt noch mal.


    Wir waren unterwegs nach Wien, wir wollten Weihnachten bei seinem Bruder und seiner Familie feiern. In Essen fiel unser Zug nach Köln aus, wir mußten eine Stunde später fahren. In Köln war unser Anschlußzug längst unterwegs nach Wien, also Platzkarten verfallen und die Züge waren voll vor Weihnachten. Ich wollte mich an der Info kümmern, ließ Mann und Kinder im Bahnhof mit Koffern und Geschenken stehen. Meiner Kinder sind aus 1. Ehe, also weiß ......... und die standen halt mit meinem schwarzen Mann lange Zeit offensichtlich sinnlos herum. Als ich zurück kam standen 3 Beamte vom BG bei ihm, er konnte sich nicht einmal ausweisen, ich hatte alle Papiere und die Tickets in MEINER Tasche. Mein Mann versuchte zu erklären warum er dort mit 'unseren' Kindern steht, die Kinder waren total fertig. Er sollte mitkommen und die ganze Diskussion zog sich wohl nur deshalb so in die Länge, weil jede Menge Gepäck um meinen Mann herum stand und die Kinder dazwischen plärrten. Bis ich alles aufklären konnte verging dann noch einmal viel Zeit weil mir offensichtlich auch nicht wirklich zugehört wurde. Ich hab mit Paß und Tickets vor den Polizeinasen herumgewedelt ........ sie hatten irgendwie kaum Interesse, die Angaben meines Mannes noch zu überprüfen. Letztendlich erreichten wir unseren Anschlußzug nach Wien in allerletzter Sekunde und die Vorfreude auf unsere Reise hatte sich in Luft aufgelöst.


    Wohl gemerkt: Dies ist nur EINE von vielen Situationen, die ER nicht voraussehen konnte. Er war angepaßt, er war integriert, er verstand sich auch mit vielen Deutschen gut, er sprach unsere Sprache und er war, hört sich für euch hier vielleicht ein wenig schräg an, weise, lebenserfahren. Ihn hat so leicht nichts aus der Fassung gebracht aber die Summe seiner Erfahrungen haben ihn vorsichtig werden lassen. Psychisch war er mit Sicherheit nicht so stabil wie er sich nach außen gab. Das bekommt man wohl nur mit, wenn man mit solch einem Menschen zusammen lebt.


    Wir leben hier im Ruhrgebiet, hier ist es auch 'normal', dass man an jeder Ecke auf Menschen verschiedener Herkunft trifft. Fällt auch nicht mehr weiter auf .......... aber gerade das nicht mehr auffallen, dieses anonym leben, das kann auch Möglichkeiten verbauen miteinander Kontakt aufzunehmen. Wenn man nur noch aneinander vorbei läuft und den anderen nicht mehr als Persönlichkeit wahrnimmt, dann ist das bestimmt kein Zeichen für gelungene Integration.


    Ich hab es schon etliche Male geschrieben: Integration kann nur stattfinden, wenn der eine sich integrieren will und der andere ihn sich integrieren läßt.


    Gabi


    Oryx, mein Mann war weder unqualifiziert, noch war er unfähig zu kommunizieren aber nur wenige Menschen aus seinem beruflichen und auch privaten Umfeld haben sich wirklich die Mühe gemacht, ihn besser kennen zu lernen. Er war ein sehr ruhiger und besonnener Mann, er hat andere ungern mit seinem 'Wissen' erschlagen. Selbst ich habe erst nach und nach mitbekommen, was tatsächlich in ihm steckte und dass er in seiner Heimat Bibliothekar war und Lehrer habe ich nur durch Zufall erfahren. Allerdings hat es mich schon vorher immer wieder überrascht, dass er sich quer durch europäische und afrikanische Literatur gelesen hatte.


    Er meinte immer, dass er in der Gegenwart lebt und nicht in der Vergangenheit. Für ihn war es sicherlich besser so zu denken .......... denn hier hatte er nicht annähernd die Chance seiner Profession entsprechend zu arbeiten. Erstens wäre seine Ausbildung hier nicht anerkannt worden und sein Aufenthaltsstatus ließ es über lange Jahre nicht zu, sich hier entsprechend weiter zu bilden.


    Du führst hier immer wieder an, dass hauptsächlich minder- und unqualifizierte Menschen zu uns kommen. Ja, diese Zuwanderer gibt es aber es gibt eben auch höher qualifizierte, die hier niemals ihrer Qualifikation entsprechend arbeiten können weil ihre Ausbildungen nicht anerkannt werden bzw. ihr Aufenthaltsstatus eine derartige Beschäftigung nicht zuläßt. Glaubst du ernsthaft, dass jeder Schwarze in Deutschland gerade erst aus dem Busch gekrochen ist???? Du müsstest es eigentlich besser wissen. In vielen afrikanischen Ländern gibt es europäische Schulsysteme, die z.B. ein umfangreiches Wissen über europäische Geschichte, Kultur und Politik vermitteln. Voraussetzung ist natürlich immer, dass Eltern das Schulgeld aufbringen können. Aus unserem ghanaischen / afrikanischen Bekannten- und Familienkreis kenne ich kaum jemanden, der 'ungebildet' hierher gekommen ist.


    Wenn du lediglich aufgrund deines Akzentes als 'Ausländer' identifiziert werden konntest, dann gehe ich mal stark davon aus, dass du evtl. zu den 6 % gehörst:

    schwarz 87,5%, weiß 6%, gemischt 6,5% -
    ca. 50% der Bevölkerung gehören dem Ovambo Stamm und 9% dem Kavango Stamm an;
    andere ethnische Gruppen:
    Herero 7%, Damara 7%, Nama 5%, Caprivian 4%, Buschmänner 3%, Baster 2%, Tswana 0.5%


    Ich teile die Welt nicht in schwarz und weiß, gut und böse, christlich oder andersgläubig ............ aber andere tun es. Und wenn jemand nach 28 Jahren und vielen Bemühungen immer noch nur auf Herkunft und Hautfarbe reduziert wird, dann hat er das Recht, sich zurück zu ziehen. Wie ich schon schrieb, mein Mann war eher ein geselliger Mensch und hat diese Geselligkeit auch ausgelebt in dem Kreis, in dem wir nichts beweisen oder uns rechtfertigen mussten. Es gab ja Freunde, gute Freunde ......... die man irgendwann irgendwie kennen gelernt hatte ............ aber im Grunde blieb mein Mann für viele halt nur ein sehr exotisches Exemplar Mensch.


    Gabi

    Zitat

    Original von Demosthenes


    Ein wenig nachdenken könntest du schon. Warum soll ich dir alles vorkauen?


    Worüber reden wir hier eigentlich?????


    Multikulturell hat nun wirklich mit Islam nix zu tun ........ es hat damit zu tun, dass Menschen aus den verschiedensten Kulturkreisen mit uns zusammen leben ........... und nicht jeder Fremde ist Moslem, geschweige denn Islamist.


    Mein Mann war erzkatholisch erzogen .......... ein Christ .......... und war vielen trotzdem über Jahre fremd weil man sich gar nicht erst die Mühe gemacht hat, ihn besser kennen zu lernen. Einigen reichte sein Aussehen um ihn als 'zu fremd' zu empfinden.


    Diese Einseitigkeit in der Diskussion (auch unter Politikern) macht es schwer, hier eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird.


    @BJ


    Du hast deine schlechten Erfahrungen (aus Einsätzen vermutlich) hier geschildert, ich habe meine Sicht der Dinge erläutert. Wahrscheinlich ist jeder Mensch doch mehr oder weniger ein Produkt seiner Erfahrungen.


    Einige Jahre habe ich Schüler und Vorschüler mit dem Schulbus transportiert. Es handelte sich zum größten Teil um Kinder aus sozial schwachen Familien oder eben auch Kinder von Asylsuchenden. Die einen waren milieugeschädigt, die anderen beherrschten die deutsche Sprache nicht ausreichend für einen Schulbesuch. Die besseren Erfahrungen hinsichtlich Zuverlässigkeit und persönlicher Ab- und Ansprache habe ich bei den ausländischen Familien gemacht und es haben sich manche freundschaftlichen Beziehungen entwickelt, die über Jahre hielten. Die meisten dieser Menschen waren Muslime, aus der Türkei, dem Kosovo und aus Bosnien.


    Mich hat niemals im Leben ein ausländischer Mitbürger verletzt oder gedemütigt, weder Männer noch Frauen.


    Wir haben hier oft die Möglichkeit bekommen, die Gläubigen und den Imam in einer Moschee zu besuchen und Fragen zu stellen, wir hatten viele Kontakte zu türkischen Familien, wir haben gemeinsam gekocht, gegessen und sogar gefeiert. Die größte deutsch-türkische Fete war so gut besucht, dass trotz der 500 Plätze noch viele stehen mussten ........... bzw. wir haben getanzt, eine ganze Nacht .......... und es war friedlich. :-)


    Polizei in Zivil hatten wir im Saal, ja. Aber nicht um uns voreinander zu schützen sondern wegen evtl. rechtsradikaler Übergriffe. Wir hatten umfangreich Reklame gemacht für unser Fest. Aber nix ist passiert, außer dass die Musik um 3:00 Uhr nachts den Nachbarn zu laut wurde. :wow


    Was soll ich hier schreiben an negativen Eindrücken wenn ich sie nicht bekommen habe?????? :wow


    Gabi

    Paßt vielleicht irgendwie zum Thema .......... jedenfalls sollten wir mehr Vertrauen in die nächste Generation setzen.



    "Zuhause ist einfach, wo ich lebe"


    Porträts junger Ausländer in Deutschland - Conny J. Winter



    Bildstrecke: Ausstellung in Göppingen Juni 2004
    Informationen für Leihnehmer (PDF-Version: 52 KB)


    Täglich begeben sich Millionen Menschen auf den Weg zu neuen unbekannten Orten und Kulturen, ob gezwungenermaßen wegen der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen oder einfach aus Neugier und Abenteuerlust. So wie Salih, 17 Jahre alt aus der Türkei, der mit seiner Mutter und seinem kleinen Bruder zum Vater nach Berlin nachgezogen ist. Sein persönliches Fazit nach fünf Jahren in Deutschland beschreibt er so: "Wo meine Heimat ist, weiß ich nicht. Zuhause ist einfach, wo ich lebe, aber Heimat eher, wo ich herkomme. Wenn mich jemand fragt, wo ich herkomme oder wer ich bin, dann sag ich: ich bin ein Mensch."


    Die Ausstellung "Zuhause ist einfach, wo ich lebe" spürt der Frage nach: Wie erleben junge Ausländerinnen und Ausländer den Alltag in Deutschland? Mit welchen Träumen und Hoffnungen sind sie nach Deutschland gekommen, welche Sehnsüchte haben sich erfüllt, welche sind offen geblieben? Wie sehen sie die Zukunft für sich?


    Die Ausstellung porträtiert in Text und Bild die Lebensgeschichten dieser jungen Menschen aus über 20 Herkunftsländern. Sie will ein Zeichen für Toleranz und Offenheit setzen und zeigen, dass auch sehr viel "positive Alltäglichkeit" das Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern bestimmt.


    In Einzelgesprächen haben die Ausstellungsmacher versucht, die Persönlichkeiten und die jeweiligen Beweggründe zu erfassen, die hinter der Entscheidung, die Heimat zu verlassen, gestanden haben:


    Wie gestaltet sich ihr Alltag, welche Erfahrungen machen sie mit der ansässigen Bevölkerung, mit fremder Sprache und Religionszugehörigkeit, mit unbekannten gesellschaftlichen, sozialen und politischen Strukturen? Welche Chance bietet der Neuanfang? Welche positiven Kräfte und Energien bringen diese Menschen mit? Welche Träume haben sie? Wie erleben Jugendliche, deren Eltern für sie mitentscheiden haben, das Verlassen der Heimat, das Leben in einem neuen Land?


    Die Ausstellung verfolgt ein besonderes fotografisches Konzept: Die Porträts der dreißig Jugendlichen, gedruckt jeweils auf transparentem Leinwandstoff, sind vor individuelle Stadtmotive gespannt. Der Betrachter erlebt dadurch ein ungewöhnliches Zusammenspiel zwischen dem bildhaften Eindruck der Jugendlichen, ihren Zukunftswünschen und Träumen sowie der Stadt, in der sie leben.


    Eine virtuelle Version der Ausstellung, die vom Initiativkreis Interkulturelle Stadt (IKIS) realisiert wurde, finden Sie unter www.urbanum.de/galerie2/

    Programm
    Termin
    07.10.2004 bis 03.12.2004
    Ort
    Alle genauen Termine und Orte finden Sie im Programm.


    Veranstalter
    Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Stiftung Geissstraße 7, Stuttgart.


    Die Schirmherrschaft hat Marieluise Beck, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, übernommen.



    Kontakt
    Arne Busse
    Bundeszentrale für politische Bildung
    Veranstaltungen
    Adenauerallee 86
    53113 Bonn
    E-Mail: busse@bpb.de


    Ausstellungsmanagement
    Anja Ostermann
    apex - Kultur- und Bildungsmanagement
    Tel.: +49 (0) 2332 - 41 99
    Fax: +49 (0) 2332 - 757 056
    E-Mail: ostermann@apex-management.de
    Internet: www.apex-management.de

    Nee, niemals Sonnenbank ............. ich kenne das Endergebnis bei einer langjährigen Arbeitskollegin. Sie sieht aus wie Winnetous Großvater ....... eine Haut wie Leder und voller Runzeln, ihre Tochter macht es genau so, sie hat mit ihren 36 Jahren mehr Falten als ich ............


    Immerhin habe ich es jedesmal geschafft, aus Ghana genauso blaß zurück zu kommen wie ich hingeflogen bin. ................... Dort in die Sonne zu gehen ist Selbstmord für eine Rothaarige mit Sommersprossen.



    Gabi


    Das 'Willkommen heißen' bezog ich auf die ersten 'Gastarbeiter'. Die ersten wurden noch kamerawirksam mit Blumen empfangen .......... danach ging es entweder ab in den Wohncontainer oder in ein Männerheim.


    Weder diesen Menschen noch uns wurde erklärt, welchen kulturellen Hintergrund der jeweils andere hat.


    Und diese Zeit ist lang vorbei. Damals reichte es vollkommen aus, wenn der 'Gastarbeiter' seine Arbeitsmaterialien und Arbeitsanweisungen auf Deutsch verstehen konnte, mehr wollte man gar nicht ............. und schon gar keinen Kontakt.


    Bis heute gibt es keine einheitlichen oder schlüssigen Konzepte wie man das Problem der 'Sprachlosigkeit' bewältigen kann. Nur drüber reden bringt ja schließlich noch keine Veränderung. Grundsätzlich gilt, dass schulisch besser gebildete Ausländer ein großes Bedürfnis haben, die deutsche Sprache zu erlernen. Wer in seiner Heimat keine Bildung genossen hat, wird sich auch hier nicht freiwillig weiterbilden, vielleicht fehlen sogar die Grundvoraussetzungen, nämlich Lesen und Schreiben können.


    Ich hab das hier alles schon einmal geschrieben. Mein Mann kannte sich in der deutschen/europäischen Geschichte und Gegenwart bestens aus, er interessierte sich für Politik und Wirtschaft und war durchaus der deutschen Sprache mächtig. In den ganzen 28 Jahren, die er hier in Deutschland lebte hat ihm nicht ein Arbeitgeber, Kollege oder Nachbar das Gefühl vermittelt, dazu zu gehören. So geht es vielen Freunden und Angehörigen meines Mannes, nicht nur in Deutschland. Die Folge war, dass mein Mann sich immer mehr aus dem Leben 'draußen' zurück zog. Er hatte seinen Arbeitsplatz, sein Zuhause und seinen kleinen Freundeskreis ............ mehr nicht. Und das lag sicherlich nicht an ihm, er war eher gesellig. Wir haben nach einigen unschönen Erlebnissen einfach darauf verzichtet, ein 'kulturelles' Leben zu führen sobald es draußen dunkel war ........... und zum Bahnhof fuhr mein Mann nur wenn es sich überhaupt nicht umgehen ließ .......... möglichst mit mir und den Kindern ........aber niemals allein ........... und bloß nicht an irgendwelchen Szeneplätzen vorbei ..........


    Mir geht es nicht darum Schuld zuzuweisen ............ hier ist einfach auf beiden Seiten etwas schwer verpennt worden und es herrscht immer noch die Einstellung vor, dass alles, was fremd aussieht, nicht zu uns gehören kann. Vielleicht würde der Integrationswille stärker werden wenn wir auch offener wären.


    Kriminelle und Fanatiker, da gebe ich hier allen recht, brauchen wir hier nicht ............ aber unter diesen vielen Menschen wirst du auch diese immer wieder finden.


    Gabi

    Zitat

    Original von Gheron
    Leitkultur ist für mich, Toleranz zu üben, aber auch für mich selbst einzufordern. Das heißt, im bin in dem Maß tolerant, wie man mir gegenüber tolerant ist.



    Bei der ganzen (politischen) Diskussion vermisse ich eine klare Definition des Wortes 'Leitkultur'. WAS ist das ............. und wieso haben nur wir Deutschen so etwas und brauchen wir sie überhaupt??????


    Kultur verändert sich, sie ist flexibel, sie wächst mit jeder Veränderung, ohne das alte und bewährte zu vergessen oder zu vernachlässigen aber ganz sicher ist Kultur nicht das gleiche wie Neokonservatismus.


    Dann diese immer wieder geforderte Toleranz! Haben wir nicht mehr zu bieten und zu fordern????? Toleranz duldet, ist nachsichtig und gibt sich weitherzig. Das ist zu wenig. Wie schnell ist unsere 'Geduld' schon bei weniger wichtigen Themen am Ende?????


    Gegenseitiger Respekt und Annahme des anderen mit all seinen Eigenheiten und auch Äußerlichkeiten (Aussehen, Kleidung) wäre der bessere Weg (gewesen).


    Wir haben bis heute kaum Ahnung, welche Menschen hier zugewandert sind. Unser Wissen ist oberflächlich und offensichtlich reicht es uns auch. Wir bewerten oft, zu oft, nur nach Äußerlichkeiten, Staats- und Religionszugehörigkeit. Das passiert hier seit mehr als 40 Jahren. Niemand hat sich die Mühe gemacht, uns über die Zuwanderer / Gäste aufzuklären und genau so wenig haben unsere Zuwanderer über uns erfahren.


    Hier ein kleiner Auszug aus einer Seminararbeit über Vertrags- und Gastarbeiter in der ehemaligen DDR und der BRD:


    Am 20. Dezember 1955 unterzeichneten die Bundesrepublik und Italien das erste Abkommen zur Anwerbung und Vermittlung von Arbeitskräften. Diesem folgten Verträge mit Spanien und Griechenland (1960), der Türkei (1961), Portugal (1964), Tunesien und Marokko (1965) sowie Jugoslawien (1968).



    Bei den Gastarbeitern, die auf diesen Wegen nach Deutschland kamen, handelte es sich in der Mehrzahl um junge Männer, die als An- oder Ungelernte auf Arbeitsplätzen mit geringen Qualifikationsanforderungen eingesetzt wurden.


    Sowohl für die Bundesrepublik als auch für die Länder, die Arbeitskräfte entsandten, war von Anfang an klar, dass die Wanderarbeiter sich nur für bestimmte Zeit in Deutschland aufhalten sollten. Zunächst vereinbarte man eine Aufenthaltsdauer von einem Jahr (bei Saisonarbeitern sogar nur wenige Monate). Das Verhalten der Bundesrepublik und der Heimatländer, die das Ganze nur als mittelfristige Lösung zur Überwindung der personellen Engpässe sahen, prägte das Verhalten der Bundesbürger im Umgang mit den ausländischen Arbeitnehmern. Sie schwankten zwischen Gleichgültigkeit und freundlichem Interesse.


    Ja, und genau so gehen wir immer noch mit unseren 'Gästen' um ...... die längst nicht mehr zu Gast sind, sondern sich in vielen Bereichen gut integriert haben ........... und selbst wenn sie mittlerweile einen deutschen Pass in der Tasche haben, bleiben sie oft genug außen vor in vielen Bereichen weil man ihnen ansieht oder anhört, dass sie ursprünglich wohl woanders gelebt haben.


    Integration kann nur stattfinden wenn beide Seiten es wollen und daran müssen die Deutschen noch ein bisschen arbeiten fürchte ich. Wir haben ganz einfach den Zeitpunkt verpaßt Kontakte zu knüpfen und die Zuwanderer Willkommen zu heißen. Jetzt wachsen uns die Probleme über den Kopf obwohl wir schon lange sehen, dass sich Ghettos gebildet haben und sich 'Parallelgesellschaften' entwickelten.


    NACH MEHR ALS 40 JAHREN!!!!! Wie blind kann man sein??? :fetch


    Gabi