milla
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Es gibt Kollegen, die schreiben nur über eine bestimmte Zeitepoche, weil sie sich da quasi zu Hause fühlen. So hat Peter Berling mir einmal gesagt, er schreibe nur über das Mittelalter und über nichts anderes. Da kenne er sich aus, und da müsse er auch nichts mehr recherchieren. Das ist ein legitimer Ansatz.
Mein Ansatz ist ein anderer. Ich siedle meine Romane gern in den verschiedensten Zeiten an, weil die Recherche für mich selbst ein Abenteuer ist (so wie für meine Leser dann hoffentlich die Lektüre der fertigen Werke). Naturgemäß lese ich sehr viel über die unterschiedlichsten Epochen, und da kommen mir (nicht zuletzt deshalb bin ich Schriftsteller geworden) immer wieder abenteuerliche Romanideen. Einige sind nur flüchtig, andere beschäftigen mich über längere Zeit, und von letzteren schaffen es dann ein paar wenige, die Saat für einen Roman zu legen.
Bei der FARBE BLAU hat mich zuerst Rembrandts Zeitalter fasziniert, das brodelnde Amsterdam der verschiedenen Kulturen und Religionen, aber lange Zeit fand ich nicht die passende Geschichte dazu. Bis ich mich immer mehr mit Rembrandt selbst beschäftigt habe, und irgendwann hatte ich dann die Geschichte von Cornelis Suythof und dem "Todesbild" vor Augen.
Den Grundstein zum WAHREN KREUZ hat sicher meine lebenslange Faszination für Napoleon Bonaparte und seine Epoche gelegt. Auch wußte ich schon seit einigen Jahren, daß ich irgendwann einen Roman vor dem Hintergrund seines Ägyptenfeldzugs ansiedeln würde. Also habe ich, wie auch bei der FARBE BLAU, über lange Zeit Literatur und Ideen gesammelt, mich immer wieder mal mit dem Stoff beschäftigt - und irgendwann war auch hier die Handlung da und die Zeit reif, das Buch zu schreiben.
Manchmal geben auch aktuelle Ereignisse den konkreten Anstoß zu einem Buch. So hatte ich schon seit längerem die Idee, die wechselvolle und traditionsreiche Geschichte der päpstlichen Schweizergarde in einem Roman zu thematisieren. Als dann 1998 der Kommandant der Garde und seine Ehefrau im Vatikan ermordet wurde, hatte ich auf einmal meine Geschichte, und daraus wurde ENGELSPAPST.
Zuweilen kommt der Anstoß aber auch von außen. So hatte vor einigen Jahren der Lübbe Verlag bei mir angefragt, ob ich Lust hätte, einen Roman über die Germanen zur Zeit des Römischen Kaiserreichs zu schreiben. Damals suchte der Verlag dringend nach einem solchen Stoff. Da ist bei mir sofort der berühmte Groschen gefallen, und ich wußte, ich mache einen Roman über die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald. Ganz einfach, weil das nicht weit von meiner ostwestfälischen Heimat entfernt ist und ich die Lokalitäten früher so oft mit meinen Eltern oder auf Schulsausflügen besucht hatte. Für mich also gewissermaßen ein Heimatroman. So entstand dann mein erster großer historischer Roman THORAG ODER DIE RÜCKKEHR DES GERMANEN.
Ich hoffe, mein kleiner Einblick in die Ideenschmiede war interessant.
Jörg