@ SiCollier:
Ich kann mich den vorausgegangenen Ausführungen meiner :kissGöttergattin nur vollinhaltlich anschließen. Sie hat, wie immer, in allem recht.
Jörg
@ SiCollier:
Ich kann mich den vorausgegangenen Ausführungen meiner :kissGöttergattin nur vollinhaltlich anschließen. Sie hat, wie immer, in allem recht.
Jörg
beowulf :
"..deshalb gibt es Kolleginnen von dir, die für jedes Genre ein anderes Pseudonym haben. "
Das ist mir bekannt, und auch mir wurden schon des öfteren Pseudonym-Anträge gemacht, aber irgend etwas in mir wehrt sich dagegen. Mit einem Pseudonym fühle ich ich ein bißchen wie ein Vater, der sein Kind verleugnet.
Jörg
Rabarat :
Nachdem ich deine eukalyptische Anfrage gelesen habe, bin ich mir da leider nicht mehr so sicher. Aber da der Baum im Garten von Cordeliers Haus steht, welches einem aus Kairo geflohenen Europäer aus einer der den Franzosen feindlichen gesinnten Nationen gehört hat, und da die Briten in jener Zeit stets Front gegen die Franzosen gemacht haben und da Australien zum Britischen Empire gehörte und da zudem schon im Jahre 1792 eine französische Expedition auf Tasmanien landete, ist es doch nicht ganz und gar und völlig unwahrscheinlich, also zumindest nicht ausgeschlossen, daß so ein einzelner Eukalyptusbaum von einem botanikversessenen Europäer nach Ägypten verpflanzt wurde - wenigstens einer?
Jörg
Ich schreibe doch schon fleißig Krimis/Thriller, z.B. meine Engelstrilogie, meine Sherlock-Holmes-Romane oder "Wenn der Golem erwacht".
Und mein nächstes Buch, an dem ich gerade arbeite und das bereits im Herbst als Knaur Taschenbuch erscheinen soll, wird wieder ein Thriller mit religiösem Hintergrund.
"Ein guter Schriftsteller" - danke, danke, danke!!! Ich tummle mich gern in verschiedenen Genres, aber leider gibt es auch gute Gründe, die dagegen sprechen. Verlage vermarkten einen Autor nur zu gern in einem einzigen Genre, weil das die Sache für sie viel einfacher macht. Leider, das muß ich sagen, ziehen auch viele Leser nicht mit, wenn ein Autor, dessen Bücher sie mögen, plötzlich "was ganz anderes" schreibt. Da ist manche(r) Leser(in) schnell enttäuscht und reagiert mit Liebesentzug bzw. mit dem Stehenlassen des Buches im Buchhändlerregal.
Jörg
Joschi :
Mit einer spontanen Leseempfehlung tu ich mich, ehrlich gesagt, etwas schwer. Das hängt ja sehr von den Lesegewohnheiten desjenigen ab, dem man etwas empfiehlt. Wenn jemand z.B. partout keine Krimis mag, nutzt es nichts, ihr/ihm was Kriminelles ans Herz zu legen. Ich versuch's aber trotzdem mal und beziehe mich dabei auf einen Fragenkatalog ("15 Fragen an..."), den ich kürzlich für ein anderes Online-Portal (Geisterspiegel) beantwortet habe. Auf die Frage nach drei Büchern, die ich empfehlen würde, habe ich in etwa geantwortet:
"Der Richter und sein Henker" von Friedrich Dürrenmatt, weil hier der Autor meisterhaft demonstriert, wie man mit den Regeln eines Genres spielt und sie sogar aufbricht und gleichzeitig einen fesselnden Genre-Roman (in diesem Fall einen Krimi) schreibt.
"Der Name der Rose" von Umberto Eco, weil hier das Paradebeispiel für einen Roman gegeben ist, der auf vielen Eben zugleich funktionert (als Krimi, als historischer Roman, als philosophische Abhandlung usw.) und auch von Leser genossen werden kann, die nicht auf jedem dieser Gebiete heimisch sind.
"Die Flußwelt der Zeit" von Philip José Farmer (mein absoluter Lieblingsautor auf dem Gebiet der Science Fiction), weil hier eine einfach grandiose Idee spannend und farbig umgesetzt wird.
Da ich nur selten zum Lesen von Belletristik komme, kann ich aktuelle Autoren kaum empfehlen. Wer meine Bücher mag und noch mehr phantastische Elemente vertragen kann, als ich sie in meine Geschichten einbaue, dem kann ich meinen Kollegen Kai Meyer empfehlen. Ich kenne zwar weder seine Jugendbücher noch die letzten dickleibigen Hardcover, die er bei Lübbe veröffentlicht hat, aber alles, was ich von ihm gelesen habe, hat mir sehr gut gefallen (Lesetips: "Die Geisterseher", "Die Alchimistin", "Die Göttin der Wüste"). Man könnte sagen, daß Kai seine Geschichte durch die phantastische Tür betritt, durch die ich meine verlasse. Wer es etwas mystisch mag, sollte sich auch mal die Romane meiner Frau Corinna ansehen (bisher erschienen: "Eileens Geheimnis" und "Das Erbe von Ragusa"; im Herbst folgt "Die geheimen Schlüssel"); nicht nur, weil Corinna meine Göttergattin ist, sondern weil sie sehr schöne, einfühlsame Geschichten erzählt (und verdammt gut schreibt).
Meine Vorliebe für "klassische" Autoren habe ich, glaube ich, in dieser Leserunden schon ein- oder zweimal erwähnt. Deshalb sei hier noch einmal Karl May hervorgehoben (man sollte ruhig mit Band 1 der Gesammelten Werke, "Durch die Wüste", anfangen) und auf den bei uns in Deutschland nicht so bekannten Henry Rider Haggard hingewiesen, der klassische Abenteuergeschichten mit phantastischen Elementen mischt (Lesetips: "Königs Salomons Diamanten" [auch unter dem Titel "König Salomons Schatzkammern" erschienen], "Allan Quatermain", "Sie", "Nada, die Lilie"). Ohne die Leseerfahrungen mit beiden Autoren hätte es "Das Wahre Kreuz" kaum gegeben.
Abschließend soll James-Bond-Erfinder Ian Fleming nicht unerwähnt bleiben, ein Autor mit einem wunderbaren Auge für das Detail. Besonders seine frühen Romane sind noch weit entfernt vom heutigen 007-Kino-Blockbuster-Klischee. Hier empfehle ich "Casino Royale" (der erste Bond-Roman) und "Liebesgrüße aus Moskau".
Jörg
Bumkin :
Freut mich, daß dir die Leserunde Freude bereitet hat. Dann geht's dir so wie mir.
Die Geschichte und das allmähliche Dahinschwinden der Kreuzritter werden m.E. im Roman erklärt, als die letzten Ritter sich in ihrer Festung mit Bastien und Cordelier unterhalten.
Jörg
drehbuch :
Sorry, ich hatte deine Bemerkung zu Rabja nicht als Frage aufgefaßt.
Ich habe sie sterben lassen, um die Grausamkeit des Krieges (allgemein) bzw. der französischen Besatzer (konkret) aufzuzeigen. Mit einer Figur wie Rabja, einem unschuldigen Kind, das den Lesern vertraut geworden ist, gelingt das m.E. besonders gut. Auch war sie ja Bastien ans Herz gewachsen, was letztlich seine Motivation verstärkt, a) sich von seinen eigenen Landsleuten abzuwenden und b) durch das Verbergen der Reliqie dafür zu sorgen, daß diese nicht für kriegerische Zwecke mißbraucht wird. Romanaufbautechnisch betrachtet ist also gerade das Ermordet-Werden die Funktion der Rabja-Figur.
Im übrigen bin ich dafür berüchtigt, Figuren sterben zu lassen, die den Lesern gerade ans Herz gewachsen sind. Wenn es nach mir ginge, würde es in meinen Romanen viel weniger Happy Ends geben. Aber das verursacht bei meinem Agenten und im Verlag immer einen mittleren Herzkasper. Auch Bastien hatte ich ursprünglich, als der Roman noch in der Planungsphase war, ein letales Ende zugedacht (ja, auch Ich-Erzähler können sterben).
"Ans Herz wachsen" mir keine Figuren. Das hielte ich auch für falsch, würde es doch bedeuten, daß ich emotionale Bindungen zu ihnen eingehe. (Karl May muß das wohl passiert sein, denn er soll sich nächtelang mit seinen Figuren unterhalten, mit ihnen diskutiert und gestritten haben; ich schlafe nachts lieber.) Das würde mich aber daran hindern, mit ihnen in der Geschichte so zu verfahren, wie es der Story-Aufbau m.E. erfordert.
Jörg
SiCollier,
wenn du dich in Karl Mays Orientwelt einlesen will, dann fang wirklich mit "Durch die Wüste an". Ist zwar der Anfang eines sechsbändigen Zyklus, aber es ist halt der Anfang der Kara-Ben-Nemsi-Saga. (Natürlich gibt es da noch ein Büchlein namens "Die Oase des Scheitans" - Achtung, Schleichwerbung - , das erzählt, wie Kara und Halef sich kennenlernen, aber das macht eigentlich nur dann Spaß, wenn man vorher den echten May kennegelernt hat.)
Jörg
SiCollier zum Thema Karl May:
Wenn die Winnetou-Figur auch durch die Filme und Festspiele weitaus bekannter ist, so sind die wahren Leseerlebnisse unter Mays Reiseerzählungen für mich seine Orientromane, wo er eine Welt von ganz eigenem Zauber entwirft. Ich würde ja sagen, greif einfach mal zu "Durch die Wüste" und fang an zu lesen. Aber ich zögere, einem Erwachsenen den Einstieg in Karl Mays Welt ans Herz zu legen. Wenn man May als Kind/Heranwachsender mochte, wird man ihn höchstwahrscheinlich auch als Erwachsener gern lesen (mir geht es so), wenn auch unter anderen Vorzeichen. Aber wenn die prägende Lektüre in der Jugendzeit fehlt, weiß ich ehrlich nicht, ob es eine gute Sache ist. Bei deinen weitgespannten und auch an Klassikern ausgerichteten Leseinteressen wäre es vielleicht einen Versuch wert.
Jörg
milla :
Mir macht es Spaß, in meinen Romanen mit historischen Persönlichkeiten zu spielen und ihnen eigene Facetten zu verleihen, wobei man als Autor natürlich darauf achten muß, sie nicht zu sehr gegen den Strich der historischen Überlieferung zu bürsten (es sei denn, das ist für die zu schreibende Geschichte notwendig).
Schön ist es immer dann, wenn die historische Überlieferung Lücken zur Spekulation läßt wie z.B. bei Arminius, der in meiner fünfbändigen Germanen-Saga eine Hauptrolle spielt. War er nun ein hehrer Freiheitsheld oder ein Verräter an seinem römischen Brotherrn oder gar ein machthungriger Möchtegern-König von ganz Germanien? Ich habe mich entschieden, ihm auch ein paar dunkle Seiten zu verleihen, was die (Roman)Figur in meinen Augen viel interessanter und lebendiger macht.
Oder nehmen wir Rembrandt in meinem Roman DIE FARBE BLAU. Dort unterstelle ich ihm ein paar böse Dinge, die er im wahren Leben nicht getan hat. Aber wenn man sich mit seiner Biographie beschäftigt, treten ganz glar unangenehme, finstere Wesenszüge zutage, weshalb ich es für angemessen hielt, ihm noch ein, zwei weitere unterzuschieben.
Würde ich eine Romanbiographie über eine historische Persönlichkeit schreiben, müßte ich mich natürlich sehr eng an die historischen Fakten halten bzw. an das, was bei ungesicherter Faktenlage die mehr oder minder wahrscheinlichste Variante ist. In Romanen wie DIE FARBE BLAU oder DAS WAHRE KREUZ aber, wo die historischen Figuren in eine erfundene Handlung eingebettet sind, kann ich etwas freier mit ihnen umgehen.
Die Recherche besteht natürlich hauptsächlich in der Lektüre: Quellen, Sach- und Fachbücher, Biographien. Was ich dann davon übernehme, was ich ablehne oder verändere oder gar hinzudichte, hängt von der Art des Romans ab, den ich schreibe (siehe oben). Grundsätzlich darf ein Romanautor erst einmal alles, denn er schreibt ja einen Roman, etwas Erfundenes. Wo sonst, wenn nicht in der Fiktion, kann man historischen Personen Handlungen, Gedanke und Worte geben, die in der Historie nicht belegt sind? Gerade das kann sehr interessant sein, wenn man dann das Ergebnis mit dem Überlieferten vergleicht.
Jörg
Freut mich sehr, daß dir die Lektüre und auch diese Leserunde gefallen hat.
Eine Frage: Warum würde deine Frau das Buch "mit Sicherheit nicht lesen"?
(Mich interessiert, welche Leser ich warum erreiche und welche warum nicht.)
Und noch eine Frage, damit nicht ganz unzusammenhängend: Warum hättest du das Buch "vermutlich weder wegen des Klappentextes noch wegen des U4 Textes gekauft"? Was hätte daran anders sein müssen, um dein Interesse zu wecken?
Jörg
Joschi :
:keksENTSCHULDIGUNG!
Deine Frage nach dem Einfluß eines Autors auf die äußere Buchgestaltung (Cover/Klappentext) ist mir irgendwie unter dem Radar durchgerutscht.
Hier nun die verspätete Antwort:
Grundsätzlich können solche Dinge natürlich im Vertrag zwischen Autor und Verlag geregelt werden. Bei mir ist es so, daß der Verlag die äußere Aufmachung bestimmt. Ich werde aber regelmäßig konsultiert (und bekomme demnächst das Cover für mein neues Buch zugeschickt - bin schon gespannt) und bringe auch regelmäßig Änderungsvorschläge zum Klappen- oder Rückseitentext an. Auch beim WAHREN KREUZ sind meine sämtlichen Änderungsvorschläge zum Klappentext (waren aber nur Kleinigkeiten) berücksichtigt worden. Ein fertiges Buch, wie es im Laden und dann hoffentlich auch im Bücherregal der/des Leserin/Lesers steht, ist ja ein Gesamtergebnis der Bemühungen von Autor und Verlag (und auch der Agentur, die man häufig vergißt). Insofern halte ich es nur für fair, daß eine Seite die andere anhört und ihre Argumente wohlwollend abwägt. Was die Cover meiner Bücher bei Knaur angeht, so hatte ich hier noch keine Änderungswünsche. Der Verlag leistet in dieser Hinsicht, finde ich, eine hervorragende Arbeit.
Jörg
Sehr gut pariert, taciturus!
Ich sehe das ähnlich wie du, aber letztlich ist es die Frage von der Henne und dem Ei, und ich stehe mit meiner Argumentation regelmäßig gegen sämtliche Verlagsleute. Selbst mein Agent neigt dazu, der "Belletristik wird hauptsächlich von Frauen gelesen"-Theorie zuzustimmen.
Jörg
SiCollier,
ich beglückwünsche dich zu deinem Entschluß, dein Bücherregal umzurämen, und hoffe, du liegst damit voll im Trend!
Was ich im WAHREN KREUZ über die Kreuzigung Jesu geschrieben habe, wird so im Islam diskutiert, also auch die Judas-Variante. Im Koran steht dazu:
"Sie haben ihn aber nicht getötet und nicht gekreuzigt, sondern einen anderen, der ihm ähnlich war." Vierte Sure, 158.
Jörg
Hallo Rabarat, willkommen in dieser trauten (Lese-)Runde!
Vergleiche mit Karl May freuen mich immer, wie du weißt.
Jörg
SiCollier,
du hast vollkommen recht, manchmal muß man sich am Riemen reißen (in dieser bisher harmonischen Leserunde allerdings - noch? - nicht). Gar nicht so schlimm ist es, wenn man etwas um die Ohren gehauen bekommt, was man tatsächlich verbockt hat. Das ist zwar ärgerlich, aber auch gerecht und lehrreich. Wenn man sich als Autor allerdings zu Unrecht getadelt fühlt und dann vielleicht auch noch sehr harsch angegangen wird, ist es manchmal schwierig, die Contenance zu bewahren. Dem Antrieb, es dem Tadelnden durch eine spitze Bemerkung heimzuzahlen (wir alle sind nur Menschen), bemühe ich mich in solchen Fällen zu widerstehen (auch wenn es vielleicht nicht immer gelingt). Erstens würde es auf mich zurückfallen, weil es dann hieße, der arrogante Autor könne keine Kritik vertragen. Zweitens würde ich damit auch meine Leserschaft dezimieren. Aber wie gesagt, in dieser Leserunde war die Gefahr bislang nicht gegeben.
Jörg
SiCollier,
mir geht's wie dir. Auch ich mag gern ausführliche Beschreibungen von Landschaften, Personen, Stimmungen, weshalb ich immer wieder gern Karl May oder andere Klassiker des neunzehnten Jahrhunderts lese (z.B. Jules Verne, Rider Haggard). Autoren, denen ich in meinen eigenen Büchern gern auch die eine oder andere Referenz erweise. Leider ist die Mehrzahl der heutigen Leser nicht mehr an eine solche "ruhige Lektüre" gewohnt. Selbst im Fernsehfilm fällt es der Kamera ja schon schwer, ein paar Sekunden ruhig zu verweilen. Und als Autor, der gelesen werden will, kann ich mich dem nicht verschließen.
Jörg
Von Glasenapps Erben werden sich freuen.
Jörg
SiCollier,
ich hoffe, der neugeschaffene Platz in deinem Regal füllt sich bald.
Bei Bastians Erinnerungen/Visionen gibt es keine Kürzungen des Lektorats. Ich selbst habe mich bemüht, dem Roman ein hohes Lesetempo zu geben. Wenn ich mal so die Reaktionen resümiere, scheint mir das auch gelungen zu sein.
Ich stelle fest, daß ich unbedingt mal nach Kassel und dort auf den Weihnachtsmarkt muß. Wo die Leute so sprechen, wie ich schreibe, muß ich mich einfach heimisch fühlen.
Jörg