Beiträge von Jörg

    Zur Frage des Lesens von Manuskripten: Das ist von Verlag zu Verlag und in großen Verlagen auch von Abteilung zu Abteilung unterschiedlich. Ich möchte mal so als grobe Einschätzung sagen: Je wichtiger Autor und Manuskript, desto mehr Personen aus der Führungsetage werden sich auch inhaltlich damit beschäftigen. Was auf der anderen Seite so aussieht, daß die berühmten unverlangt eingesendeten Manuskripte in großen Häusern von Praktikanten/Volontären erst einmal angelesen werden. Was dabei Gnade findet, wird dann an die Lektoren weitergegeben. Das hört sich jetzt vielleicht etwas respektlos gegenüber den hoffnungsfrohen Einsendern an, aber man muß bedenken, welche Flut an unverlangten Manuskripten die Verlage überschwemmt und daß davon vieles, was Inhalt und Form betrifft, auch respektlos gegenüber jedem betrachtenden Auge ist. :lesend


    Jörg

    Bouquineur :
    Eine Leserunde mit Autorenbegleitung zur "Tulpe des Bösen" soll es geben, aber der Termin steht noch nicht. Da wird Wolke sich sicher melden, sobald wir ihn festgeklopft haben. Ich freu mich jedenfalls drauf! :-]


    Jörg

    Toebi :
    Es freut mich wirklich sehr, wenn ich im Verhältnis von Fakten und Fiktion die richtige Mischung getroffen habe. Dabei kommt es letztlich auf den persönlichen Geschmack an. Ich hatte schon Rezensionen zum selben Buch, wo einer von den vielen Erklärungen gelangweilt war und jemand anderer meinte, es würden Erkläreungen fehlen und deshalb lese es sich wie ein Drehbuch. Geschmäcker sind halt verschieden. :rolleyes


    Wie es jetzt genau mit der Polizei in Österreich und Holland ist, weiß ich nicht. Ich schreibe ja nur über das Holland des 17. Jahrhunderts (bis jetzt jedenfalls). Vermutlich weiß der Kollege Fischer da mehr.


    Was die Fehler betrifft, immer her damit! Ich leite alle an den Verlag weiter. Wenn die Programmleiterin von Knaur in vierzehn Tagen aus dem Urlaub zurückkehrt, freut sie sich gaaanz bestimmt, gaaanz viele E-Mails von mir vorzufinden. ;-)


    Jörg

    Bouquineur :
    "Die Tulpe des Bösen" spielt zwei Jahre nach den in "Die Farbe Blau" geschilderten Ereignissen, also nach Rembrandts Tod. Damit hat es auch fast komplett neue Figuren als Handlungsträger. Held der Geschichte ist der Ermittler Jeremias Katoen, der allerdings in "Die Farbe Blau" schon seinen Auftritt hatte.


    Um die Frage, die sonst sicher noch kommt, vorweggenommen zu beantworten: Man muß "Die Farbe Blau" in keinster Weise gelesen haben, um "Die Tulpe des Bösen" zu verstehen.


    Erscheinungstermin ist November dieses Jahres, und es wird ein Hardcover. Ein bißchen mehr zum Inhalt steht auf www.kastners-welten.de unter der Rubrik "Aktuell".


    Jörg

    Toebi :
    Auf meiner Homepage www.kastners-welten.de kannst Du unter der Rubrik "International" sehen, welche Übersetzungen meiner Werk vorliegen (bis auf die, die schon verkauft sind, aber erst noch erscheinen müssen). In Italien liegt bislang nur "Die Farbe Blau" vor. An dem italienischen Verlag Piemme war früher der Vatikan beteiligt, und jetzt gehört er zum Berlusconi-Konzern. Alles sehr konservativ, und Vatikan-Thriller hat man dort nicht so gern.


    Dasselbe Problem hatte ich im ebenfalls doch recht katholischen Spanien, wo der Verlag, der "Die Farbe Blau" veröffentlicht hat, sich nicht an die Engelstrilogie herangetraut hat. Erst ein anderer spanischer Verlag hat dann später die Rechte erworben und bislang zwei der drei Engelsbücher herausgebracht.


    Mein selbsterlerntes Italienisch beschränkt sich darauf, nach dem Weg zum Hotel zu fragen oder dem Keller zu erklären, daß meine Frau und ich die Pizza halbe-halbe möchten. Für schwierigere Fälle habe ich zum Glück Corinna, die sich für die Recherchen zu einem zwar geschriebenen, aber noch nicht veröffentlichten Mafia-Roman intensiver mit der Sprache beschäftigt hat, und meinen Agenten, der mir auch bei dem Gang durch die vatikanischen Katakomben, den ich für "Teufelszahl" unternommen habe, die Erklärungen der italienischen Führerin simultanübersetzt hat. (Danke, Roman!)


    Jörg

    Nachtfee2000 :
    Sechs Monate bis ein Jahr, das hängt nicht unwesentlich von der zu leistenden Recherche ab. Wenn ich in eine mir bekannte Welt zurückkehre, z.B. bei "Teufelszahl" in die Roms/des Vatikans und ihrer Geheimnisse oder bei der "Tulpe des Bösen", an der ich gerade schreibe, ins Amsterdam des 17. Jahrhunderts, fällt vieles natürlich leichter als bei einem Kosmos, den ich mir erst komplett erarbeiten/erschaffen muß.


    Jörg

    drehbuch :
    Die These, daß Autoren von Mystery-Romen es sich einfach machen, indem sie ihre Erklärungen einfach aus dem Mystery-Hut zaubern, habe ich schon mehrfach gehört/gelesen. Aus meiner Sicht stimmt das nicht. Auch der Mystery-Hintergrund muß ja erst geschaffen/recherchiert werden. Und auch in einem Mystery-Roman muß die innere Logik der Romanwelt stimmen. Ich selbst sehe daher keinen Unterschied in der Schwierigkeit, einen Roman mit oder ohne Mystery-Elemente zu schreiben.


    Den Mystery-Anteil in der Engelstrilogie würde ich etwas höher einschätzen als in der "Teufelszahl" oder im "Wahren Kreuz". Wenn Du aber trotzdem mal zum "Engelspapst" greifen magst, so kannt Du danach auch unbesorgt mit der Lektüre abbrechen, sollte es nicht Dein Ding sein. Die Engelsbücher sind nämlich jeweils ohne Hinblick auf eine Fortsetzung entstanden, stellen also für sich und in sich (ab)geschlossene Werke dar.


    "Im Schatten von Notre-Dame" mit beigelegter Spielkarte? Wow, die Ausgabe kenne selbst ich als Autor nicht!


    In Anbetracht Deiner Lesevorbehalte/-vorlieben würde ich Dir von Corinna ihr erstes Buch empfehlen, "Eileens Geheimnis". Und dann im nächsten Jahr ihr Neues (Titel steht noch nicht fest), in dem sie den Mystery-Anteil stark zurückfährt.


    Leserunde oder Lesung? Da kann ich mich nicht entscheiden. Die Leserunde ist schön, weil sie intensiver ist. Soll heißen: Sie geht über einen längeren Zeitraum, und der Austausch mit den Teilnehmern ist enger und in der Regel auch interessanter als die Frage-Antwort-Stunde nach einer Lesung. Andererseits - für eine Lesung gbit's Geld... :frech


    Jörg

    @Sylli7:
    Ja, was ich im Buch über die Ver- bzw. Entschlüsselung der 666/616 geschrieben habe, beruht alles auf Fakten. Das ist eine umfangreiche Materie, fast schon eine Wissenschaft für sich und in vielen Fällen, wo es um obskure Deutungen der Teufelszahl geht, wohl auch eine Pseudo-Wissenschaft.


    Das geltende Namensrecht in Italien ist meines Wissens so wie von mir geschildert. In Italien ist es tatsächlich die Norm, daß beide Ehepartner ihren Namen behalten. Die Frau meines Agenten (sind beide Deutsche, leben in Rom) hatte bei offiziellen Stellen schon mal Probleme damit, daß sie genauso heißt wie ihr Mann! :pille


    Über die Historie dieser namensrechtlichen Regelung kann ich Dir leider nichts sagen. Italien als Staat gibt's aber auch erst seid dem 19. Jahrhundert, so daß es mal interessant wäre zu ergründen, wie es davor in den einzelnen italienischen Staaten war.


    Jörg

    milla :
    Ich habe das Buch chronologisch geschrieben, also so, wie ihr es auch lest. Das macht es m.E. leichter, die Anschlüsse bei den wechselnden Schauplätzen hinzukriegen.


    Wo ich in der Regel anders verfahre, sind Romane, in denen es Rückblenden in ein vergangenes Jahrhundert gibt wie in der Engelstrilogie. Da ist es für mich wichtig, den richtigen Tonfall für die jeweilige Zeit zu treffen, was schwerer ist, wenn der Autor ständig zwischen den Zeiten hin und her springt.


    Jörg

    @ JaneDoe und Toebi:
    Corinna und ich waren das erste Mal 1999 in Rom, als ich dort für "Engelspapst" recherchiert habe. Seitdem sind wir noch mehrmals dort gewesen und gemeinsam durch die Stadt und das Umland gezogen, weil es dort eben, wie Toebi richtig schreibt, faszinierend ist: Geschichte und Geschichten, Mythen und Legenden auf Schritt und Tritt. Was können sich Autoren mystisch angehauchter Romane Besseres wünschen?


    Nun haben wir auch das große Glück, daß unser literarischer Agent Roman Hocke in Rom lebt, dort aufgewachsen ist und die Stadt wie seine Westentasche kennt. Ohne ihn und seine ebenfalls in Rom vernarrte Frau Andrea wäre eine so intensive Recherche kaum möglich gewesen.


    Den letzten Rom-Trip für die Recherche zu "Teufelszahl" habe ich aus Zeitgründen aber allein unternommen. Na, nicht ganz, Roman und Andrea Hocke standen mir wieder zur Seite und haben es sogar geschafft, mich kurzfristig in die Katakomben einzuschleusen, die man auf dem Gelände des Vatikans in jüngster Zeit freigelegt hat. Vatikanexperte Andreas Englisch, der auch von Roman Hocke vertreten wird, meinte zwar, man müsse sich Wochen vorher anmelden, aber listig, wie ein Agent nun einmal ist, hat Roman Hocke kurzfristig den Vatikan angerufen und ein bißchen geflunkert. Nämlich daß (Flunkerei Nummer eins) "ein bedeutender Autor" (Flunkerei Nummer zwei) "aus München" (sein Argument: Hannover kenne man im Vatikan nicht so) zu dringenden Recherchen angereist sei. Und schwupp, am nächsten Tag konnten wir uns einer Privatführung durch die Katakomben anschließen. Merke: Agenten bewirken nicht nur im James-Bond-Film kolossale Dinge. :-)


    Ich glaube nicht, daß ich eine besondere Beziehung zu Rom oder dem Vatikan habe. Ich bin katholisch erzogen worden, habe aber irgendwann mit dem selbständigen Denken begonnen. Und so kam ich darauf, daß die Religion eine große Macht ist, die viele Menschen beeinflußt und die disen Einluß doch auf teilweise sehr fragwürdige Argumente stützt. Tja, und dann hat man als Autor schon seinen Stoff gefunden!


    Jörg

    Toebi :
    Ja, ich schreibe aus Überzeugung nach der alten Rechtschreibung, weil sie in vielem präziser ist als das, was nach der Rechtschreibdeform üblich ist. Denn ich hoffe stets, daß es meinen Lesern nach der Lektüre wohlergeht, wiewohl ich mich natürlich zuweilen auch frage, wie es ihnen wohl ergeht.
    Danke für das Aufspüren der Rechtschreibfehler. Ich werde sie an den Verlag zum Eintragen in das Korrekturexemplar für zukünftige Auflagen weiterleiten.
    Zu den Reparationen wurde hier ja schon einiges gesagt. Napoleon (mehr über den Mann z.B. in meinem Roman "Das Wahre Kreuz") hatte sich ja bei seinen Eroberungszügen auch den Kirchenstaat unter den Nagel gerissen. Und wie immer, wenn er ein Land eroberte, hat er es hübsch ausgepreßt, was Geld, Gold, Kunstschätze und ähnliches betraf.


    Jörg

    Nachtgedanken :
    Die Fortsetzung erscheint 2009. Ursprünglich für den April 2009 angesetzt, wird es jetzt doch wohl Herbst werden. Der Verlag und ich sind über den Termin noch im Gespräch, aber Herbst ist wahrscheinlicher.


    beowulf :
    Was der Vatikan in meinem Roman kommuniziert, ist dichterische Freiheit, so wie der Vatikan im Roman ja nicht der tatsächliche ist, sondern der fiktionalisierte.


    drehbuch :
    So schrecklich viele historische Personen gibt es in Romanen, die in der Gegenwart angesiedelt sind, ja nun nicht, oder? :grin


    Bouquineur :
    Ja, im zweiten Teil soll das Geheimnis um Claudias verschwundenen Bruder eine zentrale Rolle spielen.


    Jörg