Beiträge von Jörg

    Sonnschein, es freut mich, daß dir "Die Farbe Blau" gefallen hat.


    Letztlich ist es wohl wirklich eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob ein Buch viel Atmosphäre oder zu wenig aufweist, viel Spannung enthält oder ein wenig langatmig ist, ausgefeilte oder zu wenig ausgefeilte Charaktere porträtiert. Jedenfalls ist das die Erkenntnis, die ich daraus gewonnen habe, daß mich zu ein und demselben Buch oft die unterschiedlichsten Kritiken erreichen.


    Die Farbe Blau hat ja viele Bedeutungen, gute wie schlechte, aber etwas Schlechtes und Böses ist für einen spannenden Roman natürlich dankbarer.


    Jeremias Katoen ist nicht nur dir, sondern auch vielen anderen Lesern ans Herz gewachsen. Und da ich den Mann auch sehr mag, war es keine schwere Entscheidung, ihn bei "Die Tulpe des Bösen" in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen.


    Dann wünsche ich dir, Sonnschein, viel Spaß mit dem Tulpenwahn!
    :wave

    Hi sapperlot,


    es gab natürlich auch historische Gruppierungen, die gegen den Protestantismus gekämpft haben. Aber wie du schon vermutest, die Gerardisten in "Die Farbe Blau" sind von mir erfunden - es sei denn, meine Erinnerung spielt mir hier einen Streich.


    Was das Geheimnis der Farbe Blau betrifft: Ich hielt es der Geschichte und den Charakteren gegenüber für angemessener, hier nicht bis zum letzten i-Tüpfelchen alles zu erklären. M.E. wirkt ein Geheimnis besser, wenn es ein bißchen geheimnisvoll bleibt. Letztlich ist es für den Ausgang der Geschichte und das Schicksal der Charaktere auch nicht von Belang.

    Toebi, daß Kapitelüberschriften heute nicht mehr so gern gesehen werden, hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß es schlicht "unmodern" wirkt. So reagieren manche Lektoren auch allergisch auf einen Ich-Erzähler ("Erzählform des 19. Jahrhunderts" - "veraltet"). Beides benutze ich aber gerade gern in historischen Romanen - siehe "Die Farbe Blau".


    Heute soll halt alles schnell, schnell sein, dem TV- und Kino-Kracher angepaßt. Kurze Aufmerksamkeitsspannen sind zu bedenken (daher der Trend zu kurzen Kapiteln), und den Lesern ja keine Luft zum Durchatmen lassen - sie könnten sich ja langweilen.
    :-( :pille ?(

    SiCollier, ich kann mich noch gut daran erinnern, als "Das Wiegenlied vom Totschlag" damals im ZDF lief, irgendwann nach 22.00 Uhr. Das Geschrei danach war groß, Diskussion im Radio (WDR, Carmen Thomas), wieso man so etwas ausstrahle usw. usf. Wie du schon schreibst, der Schluß ist grausam, blutig schlimm, aber die Realität war schlimmer.


    Sonnenschein, ich würde Menschen vergangener Zeitalter nicht nach heutigen Maßstäben beurteilen. Uns wird es vielleicht nicht anders ergehen, wenn es in einigen hundert Jahren heißt: Im 21. Jahrhundert sind jeden Tag zigtausende von Kindern auf der Welt verhungert, die Medien berichteten darüber, alles wußten es, und keiner hat es verhindert. Wer möchte in einer solchen Welt leben? :-(

    SiCollier, ich verstehe, was du meinst, habe bei "grausamen" Szenen in Büchern das Problem aber nicht. In manchen Filmen geht es mir dagegen ähnlich. Wenn ich's dagegen nur lese - oder gar selbst schreibe -, ist es für mich abstrakter und wohl von daher verdaulicher.


    Die betreffenden Szenen in "Die Farbe Blau" sind für meinen Geschmack übrigens nicht überzogen, sondern sowohl dem Thema des Romans als auch der Historie m.E. angemessen.


    Was deinen "Spoiler" angeht: Ist auch gut so. :chen

    SiCollier, schade, daß du dich ausklinkst. :-( Aber danke für die Honorarsicherung, da kann ich der Rente gelassen entgegenblicken. :grin


    Aber falls Dir "Das Wahre Kreuz" gefallen hat und falls Du einen Hang zur klassischen Abenteuerliteratur bzw. zu Karl May hast, wäre vielleicht mein gerade im Karl-May-Verlag erschienener Roman "Hadschi Halef Omar" (die Vorgeschichte zu Karl Mays "Durch die Wüste", aber ohne Vorkenntnisse zu verstehen) etwas für dich. Spannende Abenteuer, aber nicht zu blutrünstig (hoffe ich!).
    :wave

    Hallo, sapperlot,


    es ist natürlich schön für einen Autor, wenn sein Buch auch noch nach Jahren engagierte Leser findet.


    Mit deiner weitergehenden Frage sprichst du einen interessanten Punkt an. Ich gehe auch mit einer gewissen Unsicherheit in so eine Leserunde, weil die Leser das Buch in den Details jetzt vermutlich besser kennen als ich, der es vor mehr als fünf Jahren geschrieben hat. - Von daher bitte ich jetzt schon um Nachsicht, wenn ich nicht jede in dieser Leserunde auftauchende Frage erschöpfend beantworten kann.


    Ich kann nicht für andere Autoren sprechen, nur für mich, und bei mir ist es tatsächlich so, daß die Arbeit an den neueren Büchern das Wissen über die alten allmählich verdrängt. Wie stark dieses Vergessen ist, hängt einmal vom Zeitfaktor ab, aber auch davon, wie intensiv mich das betreffende Buch beschäftigt hat. Zum Glück ist "Die Farbe Blau" noch nicht so alt, und durch die Arbeit an meinem zweiten Amsterdam-Roman "Die Tulpe des Bösen" beschäftigte ich mich erneut auch mit dem Vorgänger-Roman. Aber es gibt ältere Werke von mir, da weiß ich nur noch grob das Thema, also nicht einmal mehr die Namen sämtlicher Protagonisten.


    Dazu noch eine Anekdote: Ich bin ja ein großer Karl-May-Fan (gestern kam mit DPD mein neuer Roman "Hadschi Halef Omar", hamdulillah!). Kürzlich stolperte ich beim Surfen im Internet über einen Artikel über geplante, aber nie realisierte Karl-May-Verfilmungen. Ich fand ihn sehr interessant und staunte über vieles, was ich dort las, schien es mir doch völlig unbekannt zu sein. Bis ich am Ende des Beitrags den Verfassernamen las: "Jörg Kastner". Und da erinnerte ich mich, den Artikel irgendwann in den wohl frühen Neunzigern für die Publikationen der Karl-May-Gesellschaft geschrieben zu haben. Und jemand hatte ihn, natürlich ohne mich zu fragen oder es mir auch nur mitzuteilen, ins Netz gestellt. :chen

    Sonnenschein, du auch übermüdet???


    Da fühle ich mich als Autor geschmeichelt, als anständiger Bürger sorge ich mich allerdings, ob ich die Arbeitskraft und damit das Bruttosozialprodukt dieses Landes ernsthaft schädige???


    :gruebel :chen

    Hallo Sonnenschein,


    nichts zu danken. Für mich ist ja auch interessant, welche Emotionen/Reaktionen meine Bücher beim Lesen hervorrufen - oft sind es welche, an die ich beim Schreiben überhaupt nicht gedacht habe.


    Zuckerschlecken ist zwar was Leckeres, aber beim ersten Regen löst die Wohltat sich auf - so ist das Leben halt.


    Zu deiner Frage: Ich habe keine nähere Beziehung zur Malerei, also ist alles im Buch dargelegte "nur" :lache Recherche.


    Und nun bin ich gespannt, welches Zuckerschlecken und welche Regengüsse hier noch auf mich warten ... :gruebel

    Die ollen Niederländer damals waren halt absolut wettsüchtig, und so haben sie tatsächlich auch auf das Ableben ihrer Mitmenschen gewettet. Sollte mich nicht wundern, wenn es auch dafür heutzutage Internetseiten gäbe - aber ich google jetzt lieber nicht ...

    sapperlot, was deine Frage zu den Gasthausnamen betrifft, so denke ich, mit einer Kombination beider Antworten liegst du richtig. Und ich hoffe, dein Arbeitgeber schickt mir keine Abmahnung, wenn du müde auf der Matte stehst ... :chen

    Toebi, die Musicos an sich waren legal. Die Prostitution, die dort und anderswo florierte, war es nicht. Trotzdem war sie in der Welthandelsstadt Amsterdam im 17. Jahrhundert weit verbreitet. Man darf nicht vergessen, daß auch die Stadtväter gewisse Bedürfnisse hatten und das die Behörden - auch die Ordnungskräfte - häufig als bestechlich verschrien waren.


    sapperlot, was die Schreibweise von Namen betrifft, so versuche ich gerade bei historischen Romanen, häufig eine nicht so geläufige Schreibweise zu nehmen; einfach, um das Flair des Vergangenen zu betonen. Robbert Cors ist eine historische Person und wird häufig auch "Robert" geschrieben, "Cors" allerdings ist allgemein gebräuchlich. Wie oben gesagt, ich fand den "Robbert" einfach interessanter als den "Robert".


    Was die Kapitelüberschriften angeht, so sehen Verlage und Agenten das heute nicht so gern. Auch Prologe sollen nur kurz sein. Und dann am besten kurze Kapitel, zack, zack, wie im Actionfilm. Wenn ich einen Thriller schreibe, der in der heutigen Zeit spielt, schließe ich mich dem auch gern bis zu einem gewissen Grad an. Aber da ich noch mit den klassischen Autoren wie Karl May, Jules Verne etc. aufgewachsen bin, habe ich einen großen Hang zu Kapitelüberschriften zumindest bei historischen Romanen.

    Schön, daß die Spannung beim Lesen steigt - so soll's sein!


    Was die mehrfach gelobte Gestaltung des Buches (Cover, blauer Druck, Stadtplan etc.) betrifft, so hatte sich hier der glückliche Fall ergeben, daß der Verlag und ich einen guten Dialog darüber geführt haben (das ist im Buchgeschäft keine Selbstverständlichkeit). Als ich im Verlag war, hat mir die zuständige Dame mehrere Farben gezeigt, die für den blauen Druck der Buchstaben in Frage kamen. Zu blau durfte es dann nicht werden, weil es die Lesefreude beeinträchtigt hätte.


    Toebi, um deinen quälenden Gedanken ein Ende zu bereiten: Nein, Suythof hat keinen Auftritt in "Die Tulpe des Bösen". Am Ende von "Die Farbe Blau" wirst du auch wissen, warum nicht. :grin

    Liebe Lesewillige,


    als Autor der "Farbe Blau" freue ich mich sehr, daß ihr mein Buch für eine Leserunde ausgesucht habt. Wenn ihr mögt, begleite ich die Leserunde ein wenig, um eventuell auftauchende Fragen zu beantworten. Am 5. September bin ich relativ frisch aus dem Urlaub zurück, von daher mag es ein oder zwei Tage dauern, aber dann bin ich gern mit dabei!