Beiträge von Jörg

    Ich finde ihn auch sehr authentisch in dieser Zeit. Gerade seine Art, Eva zu sagen, was sie zu tun und zu lassen hat, erinnert mich an die verliebten Männer in Berte-Bratt-Büchern.

    Mit Berte-Bratt-Büchern kenne ich mich jetzt nicht so aus (da half mir gerade Google), aber mit verliebten Männern. :wave

    Hallo Jörg, vielen Dank für die Begleitung der Leserunde. :wave

    Wie entstehen deine Figuren? Während des Schreibprozesses oder hast du vorher schon eine klare Vorstellung?

    Einen kleinen Einblick in deine Arbeit zu bekommen wäre toll.

    Viele Grüße!:wave

    Meine Figuren entstehen in der Regel erst während des Schreibens. Wenn sie das erste Mal auftreten, mache ich mir auch erst die konkreten Gedanken über sie, und nach ihrer ersten Szene lege ich dann die entsprechende Karteikarte zu der Figur an (Aussehen, Biografie, Eigenschaften, was für ein Auto, welche Zigarettenmarke usw.). :write Eine Ausnahme gilt für die Hauptfiguren, die den Roman (und vielleicht auch weitere) tragen müssen. Hier also Philipp Gerber und Eva Herden. :knuddel Da mache ich mir vorher schon genaue Gedanken, weil es wichtig für die ganze Entwicklung im Vorfeld des eigentlichen Romans ist. :learn Man muss als Autor ja etwas vorlegen, um Agentur und Verlag zu überzeugen und, wenn dies gelingt, ins Boot zu holen. :freude

    Sehe ich genauso. Im Nachhinein betrachtet hat Adenauer natürlich vieles genau richtig gemacht, gewählt hätte ich ihn damals aber eher nicht.

    Ich bedauere eher, dass ich ihn heute nicht wählen kann, wenn ich daran denke, wer mich von diesen schrecklichen Plakaten jeden Tag so anstarrt. Zum Glück hat eine gnädige Seele vergessen, die Plakate auf die Stellflächen direkt vor meinem Bürofenster zu kleben, so dass ich die meiste Zeit nur auf weiße Flächen gucke. Ist ja vielleicht auch symptomatisch für die aktuellen KanditatInnen ... :kreuz

    Eva ist mir etwas zu brav. Ich hätte mehr Gegenwehr erwartet, sowohl was den Medikamentenentzug betrifft als auch die Vereinnahmung ihres Autos. Ich stelle mir vor, dass sie ihren Wagen doch auch zur Recherche braucht. Vielleicht ist sie aber auch durch den Entzug zu sehr mit sich beschäftigt, um Gegenwehr zu leisten. Oder Gerber gefällt ihr einfach zu gut. :gruebel Auf jeden Fall freue ich mich auf die weitere Entwicklung.

    Wie du schon schreibst, Eva hat viel um die Ohren und dann noch diesen Gerber, der da dauernd ... naja. Sie macht ihm im weiteren Verlauf der Handlung aber noch Stress, keine Sorge! :boxer

    Ich bin ja auch an dieser Stelle hängen geblieben und habe darüber auch nachgedacht.

    Philipp kann sich als Ermittler/Agent diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Natürlich durchsucht er Evas Wohnung, auch um zu wissen, mit wem er es da zu tun hat. Er hätte es sicherlich auch hingekriegt, dass die Wohnung unberührt aussieht und Eva seine Anwesenheit verheimlichen können. Dass er aber ganz offen damit umgeht und sogar Eva Sachen bringt, gehört zu den Stärken dieser Figur, wie ich finde. Ich nehme ihm seine fürsorgliche Ader auf jeden Fall ab, neben allen anderen beruflichen Gründen, die die Wohnungsdurchsuchung für ihn ja auch hat.

    Mir gefällt, dass in dieser Figur Berufliches und Privates, forsches Auftreten gepaart mit Humor gemischt wird und es ganz viele Zwischentöne gibt. Auf jeden Fall habe ich noch keine solche Figur in anderen Büchern getroffen.

    Das ist eine Menge Lob für meinen Philipp Gerber, aber ich nehme das dankend und mit einem Lächeln im Herzen an. :bluemchen Genauso habe ich ihn beim Schreiben nämlich gesehen. Aber wenn andere, wie hier in der Leserunde, ihn und sein Verhalten anders sehen, dann bringt das für mich auch neue Erkenntnisse. Mir war beim Schreiben natürlich bewusst, dass man heute manches anders sieht als 1953. Aber ich wollte ja einen zeithistorischen Roman schreiben und habe deshalb bemüht, Gerber auch als Kind seiner Zeit darzustellen.

    Ich denke z.B. an Menschen, deren Wohnung von einem Einbrecher durchsucht wurde. Oder einem Menschen, den sie nicht mögen. Denen geht oft das Gefühl von Sicherheit in den eigenen vier Wänden verloren. Und die Vorstellung, ein fremder Mann hätte meine Sachen alle angefasst, da stellen sich mir die Haare auf. Das sehe ich nicht so locker. Da hilft danach die Meinung geigen wenig.

    Aber jetzt hab ich ja gesagt, wie ich das empfunden hab. ;) Werde jetzt weiterlesen und gucken, wie Eva reagiert.

    Dein Beispiel mit dem Einbrecher verstehe ich gut. Da würde ich auch am Rad drehen. :vorsicht

    Freut mich sehr, dass es dir Spaß gemacht hat! Mir macht es hier auch Spaß, und von meiner Seite aus steht einer Leserunde mit meiner Begleitung zu Band 2 "Ein Präsident verschwindet" nichts im Wege. Jetzt muss ich aber schnell wieder an meinen Text, Eva hat Gerber etwas Wichtiges mitzuteilen, das keinen Aufschub duldet. :wave

    ich muss ja sagen, dass ich Adenauer auch eher zwiespältig gegenüber stehe. Er hat viel für Deutschland erreicht, aber bestimmt auch viel verhindert. Die Gesellschaft in den Fünfzigern und Sechzigern war ja schon sehr verkrustet und wie gerade mit Frauen und Minderheiten umgegangen ist, ging ja gar nicht. Was vermutlich auch dem geschuldet war, dass man dem Gedankengut der Nazis nicht wirklich abgeschworen hat und man scheinbar dachte, man kann einfach ohne Heilsgeschrei so weiter machen.

    Aber war es nicht in anderen Ländern ähnlich? Die Frauen, auf deren Arbeitskraft und Tatkraft man im Krieg so bitter angewiesen war, wurden doch danach allzu gern wieder an die Kochtöpfe gestellt, überall.

    Sympathisch ist er mir auch nicht unbedingt, aber ich habe großen Respekt vor ihm und seiner Leistung.


    Bücher, die ich u.a. benutzt habe, sind:

    - Henning Köhler: Adenauer. Eine politische Biographie (2 Bände)

    - Hans-Peter Schwarz: Adenauer (2 Bände)

    - Adenauer/Rhöndorfer Ausgabe: Briefe 1951-1953

    - Christoph Meyer: Herbert Wehner. Biographie

    - Werner Biermann: Konrad Adenauer. Ein Jahrhundertleben

    - Hanns Jürgen Küsters (Hg.): Konrad Adenauer - Der Vater, die Macht und das Erbe. Das Tagebuch des Monsignore Paul Adenauer 1961-1966

    - Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA (Fun Fact: Schenk ist der Erfinder von "SOKO 5113" und damit der Urvater der ganzen ZDF-SOKOs)

    - Armand Mergen: Die BKA-Story

    - Wilhelm Dietl: Die BKA-Story (selber Titel, anderes Buch)

    - Sowie die von mir im Nachwort genannten Bücher von Schmidt-Eenboom/Stoll und Sayer/Botting

    :lesend

    Ich finde hier übrigens Evas Haltung extrem interessant. Die von ihr befeuerte Sichtweise ist mir so völlig fremd, aber ich finde ihre Überlegungen auch irgendwie nachvollziehbar. Gerade in dieser Zeit, in der niemand weiß / wissen kann, wem man wie am besten vertraut.

    Schön, dass es so angekommen ist. Die Sichtweisen mögen sich gegenüberstehen, aber das heißt ja nicht, dass eine Seite etwas Böses will. Obwohl das in einem Thriller natürlich immer mal vorkommen kann. 8)

    Mal so mir nichts, dir nichts durch den Rhein zu schwimmen war aber auch ein gewagtes Unterfangen. :yikes In einem Buch geht es zum Glück meist gut aus (mindestens für die Hauptfigur).

    Für jemanden, der von den Kameraden in der Agentenausbildung "Weissmüller junior" genannt wurde, vielleicht nicht ganz so gewagt. :winkt

    Übergriffig ja. Er versucht sich damit herauszureden, dass er ja ein Ermittler wäre. Aber eigentlich müsste ihm jemand auf die Finger klopfen. Fand ich seltsam, dass er sich da so gar keine Gedanken machte.

    Ich glaube, unser heutiger Begriff der Übergriffigkeit ist keiner, der in den Köpfen der Menschen damals eine große Rolle spiete.

    Nun wird auch klar, woher der Titel des Romans entstand. Ist diese Akte eine Erfindung des Autors, oder gab es die wirklich? Mich würde es nicht wundern, wenn die Amis damals wirklich solche Akten angelegt hatten.

    Haben sie, zum Beispiel hatte der CIC eine über Bundespräsident Theodor Heuss, wie ich auch im Nachwort des Romans schreibe. Für den Fall, dass man mal auf ihn Einfluss nehmen musste. Von daher ist eine echte "Akte Adenauer" für mich nicht nur vorstellbar, sondern sogar wahrscheinlich. :wow

    Ich finde dieser Teil zeigt auch Adenauer’s „Verschlagenheit“ wie er Phil geschickt auf seine Seite zieht.

    Absolut. Es war mir wichtig, auch diese Seite Adenauers zu zeigen, seine kleinen und größeren "Adenauereien". :evil:



    Man merkt an dieser Stelle allerdings das dieses Buch nicht von einem geschrieben wurde der in dieser Gegend aufgewachsen ist. Es gab da so ein zwei Wörter ….

    Aber das tangiert diesen überaus guten Roman ja aber mal so gar nicht ! :frech

    Ich hoffe ich bin jetzt nicht über das Ziel hinausgeschossen, denn ich muss leider auch gestehen …. ich bin durch, konnte es nicht aus der Hand legen…. :schnellweg




    Es freut mich sehr, dass dir der Roman so gut gefallen hat. Mission ereicht! :-] Fürdie ein, zwei unpassenden Wörter entschuldigt sich aufrichtig ein oller Ostwestfale (gebürtig) bzw. ein niederer Niedersachse (jetzt lebend). :anbet:winkt

    Evas Reaktion ist vielleicht irgendwie nachvollziehbar, aber ich hätte diese Wendung für das Buch nicht gebraucht. Für mich war es ein bisschen aufgesetzt, so nach dem Motto "Wir brauchen unbedingt noch ein bisschen Liebesdrama ...."

    Da hätte ich lieber noch eine Szene mehr mit Adenauer gehabt.

    Ich frage mich gerade: Wie würde ich reagieren, wenn eine Armlänge von mir enfernt jemand mit vier Kugeln niedergestreckt wird. Ich kann es nicht sagen. =O Wahrscheinlich hätte ich aber relativ wenig Mitgefühl, wenn dieser Jemand gerade versucht hat, mich zu ermorden.

    edit: Jörg , danke für die Ablenkung! Ich bin grad im Urlaub. Wir sind mit dem Wohnwagen unterwegs und hatten gerade einen ziemlich heftigen Sturm hier über uns. Nachdem alles gesichert war und nur noch abwarten angesagt, war das Buch eine echt gute Ablenkung....

    Gern geschehen, dafür sind Bücher da. :) Wenn ich unterwegs bin, habe ich auch immer interessanten Lesestoff dabei. Ich hoffe, es wird bei euch nicht zu stürmisch! :wave

    Etwas schade finde ich, dass Konrad Adenauer bisher nicht noch einmal als Protagonist aufgetreten ist. Ich dachte, diese Schutztruppe ist auch im Personenschutz tätig und gerade in der letzten Phase des Wahlkampfs muss der Kanzler doch viel unterwegs gewesen sein. Davon hört man gar nichts in der Villa Selve.

    Die Sicherungsgruppe wurde im April 1952 aufgeteilt in die Unterabteilung I "Schutz- und Begleitdienst" und die Unterabteilung II "Ermittlungsdienst". Gerber gehört dem Ermittlungsdienst an. Aber keine Sorge, Adenauer kommt noch und der Personenschutz auch.