Beiträge von Brigitte Riebe

    das erzählen viele andere auch. Dieser verdammte Zweite Weltkrieg mit seinen insgesamt 70 Millionen Toten hat schwere Schneisen in viele Völker und natürlich auch Familien geschlagen, an denen auch wir, die Nachkommen, noch heute zu kauen haben. Es gab doch auch schon vorher Krieg, könnte man sagen. Aber noch keinen Vernichtungskrieg dieses Ausmaßes, in dem teilweise jede menschliche Regel außer Kraft gesetzt war. Ganze Volks- und Religionsgruppen als "Untermenschen" zu erklären, hat eine Dimension, die kaum zu verkraften ist. Oskar, der im Osten war, kämpft gegen diese innen Dämonen - im Alptraum und im Rausch der Geschwindigkeit. Die Liebe zu Franzi ist ein verzweifelter Versuch, sich doch ans Leben zu klammern.

    Leider scheitert er dabei ...

    Nun ist es vorbei. Es schien auf ein positives Ende hin zu laufen, aber dann die Nachricht von Oskars Tod. Zwischendurch hatte ich schon erwartet, dass er am Romanende gestorben wäre, gerade nach dem Fiasko mit Franzi, die ihm vorher so viel Halt gegeben hatte. Insgesamt überwiegen aber die guten Nachrichten. Miri ist mit Mann und Adoptivkind glücklich, welches sie durch sein Anderssein fasziniert hat. Eine wundervolle Idee. Carls rastlose Suche ist erfolgreich, Silvie ist ihrem Max verfallen und auch Flori meldet sich. Dann sind ein paar Verwandtschaftsbeziehungen anders als bisher gedacht. Was ich bisher nicht wusste war die Ausnutzung der vorwiegend weiblichen Arbeitskräfte aus Ostberlin. Überhaupt habe ich viel über die Berliner Geschichte erfahren, die mich bisher nicht fesseln konnte.

    In dem Roman gibt es so viele starke Frauenfiguren, aber die Prägung auf Mann, Haus und Kind gewinnt dann doch meist die Oberhand. Rike, Miri und Silvie glänzen in ihren Berufen, aber mit ihren Kindern scheinen sie ihre Berufung gefunden zu haben. Immerhin kehren sie schnell in ihre beruflichen Rollen zurück. Ob es Florentine ähnlich ergehen wird?

    Verheiratet zu sein und eine Familie zu haben, war der "stärkste Ruf" für Frauen in den 50er Jahren. Klar, sollte ja auch Platz gemacht werden für all die Männer, die wieder ins Arbeitsleben eingegliedert werden mussten. Vergiss nicht, dass sowohl Rike, als auch Silvie als Kinder ihre Mutter verloren haben - vielelicht sind die eigenen Familien auch ein Stück versuchter Heilung dieses alten Schmerzes ...

    das erzählen viele andere auch. Dieser verdammte Zweite Weltkrieg mit seinen insgesamt 70 Millionen Toten hat schwere Schneisen in viele Völker und natürlich auch Familien geschlagen, an denen auch wir, die Nachkommen, noch heute zu kauen haben. Es gab doch auch schon vorher Krieg, könnte man sagen. Aber noch keinen Vernichtungskrieg dieses Ausmaßes, in dem teilweise jede menschliche Regel außer Kraft gesetzt war. Ganze Volks- und Religionsgruppen als "Untermenschen" zu erklären, hat eine Dimension, die kaum zu verkraften ist. Oskar, der im Osten war, kämpft gegen diese innen Dämonen - im Alptraum und im Rausch der Geschwindigkeit. Die Liebe zu Franzi ist ein verzweifelter Versuch, sich doch ans Leben zu klammern.

    Leider scheitert er dabei ...

    Das Leben geht weiter bei den Thalheims. Beeindruckend die Flucht der Pfarrerstochter in den Westteil der Stadt. Eine riesengroße Narbe als Zeichen des Widerstands. Interessant dazu die rechtliche Bewertung durch Carl. Es ist kaum zu glauben, wie unterschiedlich die Entwicklung in den einzelnen Sektoren voranging.

    Auffällig auch, wie zufrieden Rikes Schwiegermutter mit Matteo ist. Da ist er, der Stammhalter.

    Silvie hat erneut ihr Glück gefunden, aber diesmal scheint es für länger zu sein. Oskar tritt ein wenig in den Schatten. Weiterhin begleiten bekannte Figuren aus Kunst und Politik die Geschichte.

    Auch wenn mich die Geschichte wieder mitnimmt, so erreicht sie doch nicht die Intensität des ersten Bandes.

    Todesangst, Hunger und Kälte sind immer ganz starke Protagonisten in einem Roman, das sehen viele Leser so. Aber jetzt sind wir so richtig in den fifties angekommen; Demokratie - zumindest im Westen -, Elektrizität, immer was zu essen ... das ist nicht so ganz dramatisch ... außerdem erzähle ich diese Jahre durch Silvies Augen. und heißt nicht das Motto dieses Romans: Man muss das Leben tanzen?

    Ich hab ihn meiner verstorbenen Tante Edith gewidmet, die genauso durch diese Zeit getanzt ist ...

    Das habe ich wohl ein wenig unscharf formuliert - selbstverständlich entscheidest du allein über das Schicksal deiner Protagonisten. Ich hätte vielleicht sagen sollen: Natürlich wäre es mir lieber, wenn Greta überlebt hätte, aber...


    Über die Sache mit dem Titel bin ich auch ein wenig gestolpert. Vor dem Lesen habe ich es so interpretiert, wie du schon schreibst - wunderbare Jahre=Wirtschaftswunderjahre. Was ja in einem Roman, in dem ein Kaufhaus eine nicht unbedeutende Rolle spielt, ziemlich wichtig ist. Und im Verlauf des Lesens ging es mir wie xexos - innerlich stolperte ich immer wieder über den Titel.

    ja - und genau das solltest du auch ... "da kommt der Wirtschaftswunder" hieß ein bekannter Schlager des Hazy-Osterwald-Sextexts - und auch das hatte durchaus einen leicht zynischen einen Unterton ...

    Liebe Gucci,

    Oskar kommt einfach nicht mehr an in der bunten Glitzerwelt der 50er Jahre. Für mich eine der wichtigsten Figuren, und, wie ich finde, sehr stringent in beiden Bänden erzählt ... ich habe hier schon mehrfach über die Männer nach 1945 geschrieben; ein Film wie "Unsere Mütter, unsere Väter" leistet Ähnliches ...

    Nein, sie konnten nicht "einfach so" wieder ins "normale" Leben - selbst, wenn sie es nach außen vielleicht getan haben: eine ganze Genertation war ausgelöscht, verwundet, unter Drogen gesetzt (Pervitin im Marschgepäck des deutschenh Infantristen) entseelt ... manche konnten erst kurz vor dem Tod darüber sprechen, andere haben es mit Schlafentzug, Krebs und anderen Krankheiten bezahlt. Der deutsche Soldat waren über viele Strecken kein ehrenhafter Kumpel, sondern hat/musste Entsetzliches tun - das hat Folgen. Manche dieser Männer waren stark genug, trotzdem weiterzuleben - Oskar Thalheim war es nicht.

    Nur mal zur Erbmasse: ein uneheliches Kind war 1958 NICHT mit dem Vater verwandt und hatte keinerlei Erbanspruch


    Seit 2011 unterscheidet das deutsche Recht (auch begrifflich) nicht mehr zwischen ehelichen und unehelichen Kindern. Die Begriffe „uneheliches Kind“ und „eheliches Kind“ kommen nur noch in Art. 6 Abs. 5 des Grundgesetzes (GG) vor, weil der Aufwand für eine Verfassungsänderung gescheut worden ist.

    Da die Begriffe „uneheliches Kind“ und „nicht eheliches Kind“ synonym sind und eine Unterscheidung (Diskriminierung) zu „eheliches Kind“ implizieren, wurde die Unterscheidung in eheliche und nichteheliche Kinder durch die Kindschaftsreform 1998 ganz abgeschafft. Der Untertitel (§§ 1615a–1615n BGB) über die Unterhaltspflicht im Bürgerlichen Gesetzbuch trägt seit 1. Juli 1998 die Überschrift „Besondere Vorschriften für das Kind und seine nicht miteinander verheirateten Eltern“. Die unterhaltsrechtlichen Unterschiede wurden im Rahmen dieser Reform abgeschafft, seither können diese Kinder auch einer Erbengemeinschaft angehören. Das Jugendamt wird seit 1998 nur noch im Rahmen der freiwilligen Beistandschaft in Vaterschafts- und Unterhaltssachen tätig. Alte Amtspflegschaften wurden 1998 gesetzlich von Amts wegen in Beistandschaften umgewandelt („Altfälle“). Ferner heißt es zur Vermeidung der Begriffe unehelich und nicht ehelich im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) u. a. in § 1791c Abs. 1 nunmehr: Mit der Geburt eines Kindes, „dessen Eltern nicht miteinander verheiratet sind […]“.

    In allen anderen Bundesgesetzen hatte der Gesetzgeber durch das Nichtehelichengesetz zum 1. Juli 1970 den Wortlaut auf nichteheliche Kinder abgeändert. Seither stand das nichteheliche Kind unter der elterlichen Sorge der Mutter, zuvor war das Jugendamt stets Amtsvormund gewesen. In der Zeit vom 1. Juli 1970 bis 30. Juni 1998 war allerdings der Mutter weiterhin das Jugendamt als Amtspfleger zur Seite gestellt worden, das obligatorisch für Fragen der Vaterschaftsanerkennung oder Vaterschaftsfeststellung, Unterhalt, Namensrecht und Erbrecht des Kindes zuständig war (§§ 1706 ff. BGB in der Fassung bis 30. Juni 1998).

    Im deutschen Recht gilt ein Kind als außerehelich, das von einer ledigen Mutter oder einer Frau geboren ist, deren Ehe durch Tod des Ehegatten seit mehr als 300 Tagen oder durch am Tage der Geburt rechtskräftiges Scheidungsurteil aufgelöst ist (Rechtslage seit 1. Juli 1998). Außerehelich ist ein Kind außerdem, wenn seine Vaterschaft mit Erfolg durch ein Vaterschaftsgutachten angefochten worden ist.

    es bleibt bei der Trilogie ... hab so spannende neue Themen in der Pipeline ...

    "Fritzi" heißt Franzi, und wenn du den Roman aufmerksam verfolgt hast, so hat sie ihm ja schon von Anfang an gefallen ... ebenso ist das Thema "Geschwindigkeit" Oskars Thema ....

    so schön, wie du das sagst! Und ja, die Thalheims machen Fehler, viele Fehler, aber genau die sind spannend zu erzählen, und, wie ich hoffe, auch spannend zu lesen ... Man könnte so gute wie jede Familie erzählen, und immer würde es in der Verdichtung "ein bisschen viel" wirken ...

    Tja, natürlich hätte der Tod von Greta nicht sein müssen - aber es ist schon so, dass es kaum einer älteren Frau, mit der ich mich in meiner Jugend unterhalten habe (also aus der Generation meiner Oma und damit etwa der der Schwestern), erspart geblieben ist, eins oder mehrere ihrer Kinder sterben zu sehen.

    "Hätte der Tod Gretas sein müssen?" Was für eine Frage! Ich habe es so geschrieben ... Ja, der musste sein ....

    In den fünfziger Jahren bedeuteten viele schwere Krankheiten, gegen die wir heute ankämpfen können -wenngleich auch nicht immer erfolgreich - das sichere Todesurteil. Die Medizin hat geforscht, aber war ein paar Jahre nach Kriegsende bei weitem nicht mit der heutigen zu vergleichen ... aus meiner Familie sind 2 Tanten bei Blinddarm-Ops gestorben (1949, 1956), das wird heute mini-invasiv erledigt ... und mich hätte noch im Jahr 1977 die gleiche OP auch fast das Leben gekostet (zu spät erkannt und daher Durchbruch, hing alles am seidenen Faden). Damals war ich fast 4 Wochen in der Klinik. Das gibt es heute gar nicht mehr....

    Es ist schon erstaunlich, dass die sonst so starke und selbstbewusste Silvie in Beziehung mit Männern permant danebengreift. Dabei sollte man doch glauben, dass sie in der Männerwelt freie Auswahl hat und klüger ist.


    Ein Punkt im Kaufhaus hat mich verwundert: War es damals wirklich so, dass Kaufhäuser Kleider noch selbst geschneidert haben? Heute wird das ja alles irgendwo in Asien genäht und der Handel verkauft nur.


    Oskar völlig freie Hand in seinen Entscheidungen zu lassen, ist schon sehr seltsam. Gerade nach der ersten Pleite mit dem Versandhandel. Da waren sie dann doch alle gemeinsam beim Rechtsanwalt, um die Organisation moderner zu machen. Haben sie da nicht das Einzelvertretungsrecht angepasst? Bei zwei erforderlichen Unterschriften gäbe es jedoch keine Verluste in dunklen Pokernächten. Hat Rieke wirklich ihr Erbe investiert, ohne sich entsprechend abzusichern?

    ja, so war das noch in den frühen 50er Jahren. Kein Mensch hat in Biligländern produzieren lassen. Gab in einigen großen Modehäusern sogenannte "Konfektionsabteilungen" ... außerdem zeige ich ja am Marylin-Kleid, wie man auch hier "in die Masse" kam ...

    Rike hat ihr Erbe mit allem Herzblut ins Familienunternehmen gesteckt ...