Beiträge von marilu

    Ich habe das Buch vor knapp einem Jahr gelesen und mir damals folgendes notiert:


    Ich habe eine sehr geteilte Meinung zu dem Buch. Einerseits ist es informativ, welche Erinnerungen eine junge Immigrantin an ihr Geburtsland und das Land ihrer Heimat (in diesem Fall Deutschland) hat. Der Roman steht in der Tradition von Jan Weiler oder Wladimir Kaminer. Allerdings erschienen mir die Anordnung der Kapitel und die eingeflochtene Liebesgeschichte allzu willkürlich.


    So gibt es ein Kapitel, in dem Anna ohne nähere Erklärung berichtet, dass ihr Freund ihre dicke Wange niedlich findet. Wieso sie Zahnschmerzen und Angst vor Zahnärzten hat, erfährt man allerdings erst 3 Kapitel später, wenn man durch vorherigen Exkurs fast wieder vergessen hat, dass sie überhaupt eine dicke Wange hatte.


    Mir ist bewusst, dass der russische Ex-Freund Ilja für ihren russischen Hintergrund stehen soll, und ihr momentaner Freund Jan ihre Gegenwart repräsentiert, aber das war mir doch etwas zu platt.


    Andererseits finde ich die Beschreibung des Familienzusammenhalts, der teilweise erstickenden Liebe zueinander und das russische Wesen sehr charmant geschildert. Es gibt den ein oder anderen Lacher, aber auch schockierende Beschreibungen über das Leben im Heim. Insgesamt hätte man mehr aus der Geschichte machen können. Aber für nebenbei ist diese seichte Geschichte recht unterhaltsam.

    Auch ich habe das Diogenestaschenbuch gelesen.


    Joan Aiken benützt die Eckdaten aus "Emma" und schreibt einen eigenständigen Text als Hommage an den Austen-Text. Ich hatte den Eindruck, dass sie gar nicht erst versucht, den Stil Jane Austens zu treffen, sondern versucht eine eigenständige Welt zu schaffen. Dabei steht die Entwicklung Janes im Mittelpunkt. Emma und Mr. Knightley spielen hier nur Randfiguren.


    Leider hatte ich am Ende das Gefühl, dass Joan Aiken zum Ende "hetzte" - plötzlich geschah sehr viel auf wenigen Seiten. Unerklärlich heftige Stimmungsumschwünge sorgen für Verwirrung.


    Für micht ist "Jane Faifax" ein solider Liebesroman vor historischer Kulisse. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Lektüre von "Emma" hilft bei der Einordnung der Ereignisse, ist aber sicher nicht Voraussetzung.

    Prag, im 16. und 17. Jahrhundert.
    Prag ist Residenzstadt des Kaisers Rudolf II. Obwohl es anfangs anders scheint, ist der Kaiser doch eine der Hauptfiguren des Romans. Leo Perutz hat seinem Werk eine persönliche Note gegeben, indem er keinen gradlinigen Roman verfasst hat, sondern viele scheinbar unzusammenhängende Novellen über die Prager Bevölkerung zu einem großen Panorama zusammengefasst hat. So lernt der Leser nicht nur den Kaiser und seinen Hof kennen, sondern auch viele ausgesuchte Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde, den Hofnarr Brouza, die Musikanten Jäckele-Narr und Köppele-Bär und viele andere mehr. Erzählt wird wie nebenbei eine tragische Liebesgeschichte, die aus den Lebensbedingungen dieser barocken Stadt erwächst.


    Dieser wunderbare Roman hat mir ein sehr schönes Wochenende beschert. Obwohl mitunter sehr traurig, wird man als Leser doch immer wieder durch Perutzs schwarzem Humor abgelenkt. Trotz häufiger Zeitsprünge und einer enormen Personenvielfalt verliert man nie den Überblick. Gerade diese sorgen für einen flüssigen Leserhythmus und das Gefühl, wirklich in das Buch abzutauchen.


    Die Themen, die in den einzelnen Novellen angesprochen werden, sind sehr vielseitig. Die blumige Sprache, derer sich Perutz bedient, eignet sich hervorragend dafür, die Prager Historie mit seinen Legenden und Sagen zu erforschen.


    Dies ist eindeutig eines meiner Jahreshighlights!

    Originaltitel: The Glass Books of the Dream Eaters


    In einer imaginären Stadt im viktorianischen England treffen drei unwahrscheinliche Verbündete aufeinander, um eine weltumspannende Intrige aufzudecken und zu verhindern.
    Miss Celeste Temple erhält einen Brief ihres Verlobten Roger Bascombe, der ihre Verlobung auf diese schmähliche Weise beendet. Ihr gekränkter Stolz führt sie auf eine Privatparty, die in ihrer Eindringlichkeit stark an den Film „Eyes wide open“ erinnert. Eine Abendgesellschaft, die sich mysteriös und verschworen gibt, feiert die Verlobung von der reichen Erbin Lydia Vaandariff und dem mecklenburgischen Prinzen Karl-Horst von Maasmaerck mit einem Maskenball. Beherzt verkleidet sich auch Miss Temple und schleicht sich auf die Feier, nur um herauszufinden, dass ein kleiner Zirkel einen weiteren Grund des Feierns hat. In einer beeindruckenden und schauerlichen Vorführung führen zwei Männer einem erlesenen Kreis Frauen vor, die rätselhaft lethargisch und doch lebhaft erscheinen. Worin liegt der Grund dieses Verhaltens? Hypnose? Gehirnwäsche? Oder existieren dunkle Gründe für diese Zurschaustellung? Letzteres ist zu befürchten, denn Miss Temple wird dabei entdeckt und muss um ihr Leben fürchten.


    Ein weiterer ungeladener Gast des Abends ist der Auftragsmörder „Kardinal“ Chang. Er soll dort einen Offizier ermorden, muss aber feststellen, dass ihm jemand zuvor gekommen ist. Auf eigene Faust versucht er nun zu ermitteln, wer seine Pläne durchkreuzt hat.


    Der Stabsarzt Abelard Svendson, der dem Beraterstab des Prinzen Maasmaerck angehört, erlebt auf der Feier, dass sein naiver Schützling in Gefahr ist. Doch wer bedroht ihn und um welche Gefahr handelt es sich?


    Am nächsten Tag treffen diese drei Personen im Hotel Boniface überraschend aufeinander und werden tiefer in die geheimnisvolle Intrige einbezogen. Jeder hat, wie erwähnt, eigene Motive möglichst viele Informationen zu sammeln und gegen die Verschwörer vorzugehen. Eine gefährliche Verfolgungsjagd nach den Verschwörern und ihren geheimnisvollen Glasbüchern beginnt! Denn schon bald nach Beginn der Ermittlungen wird allen deutlich, dass blaue Glasbücher der Schlüssel zu den beunruhigenden Vorgängen sind, erlauben sie dem Betrachter doch, intime Erlebnisse anderer Personen auf eindringliche Art mitzuerleben. Einerseits verwirrend, andererseits machtvoll ziehen sie bald alle in ihre unheimliche Macht.



    Als erstes möchte ich auf die Ausgabe eingehen, deren Aussehen mich auf den Roman aufmerksam machte: die zehn Kapitel der “Glasbücher der Traumfresser” sind in 10 einzelne Hefte gebunden, die sich bequem in einem Schuber verstauen lassen. Das handliche Format „für die schlanke Damenhand und für den Herrn auf Reisen“ (Klappentext) der meist ca. 80 Seiten starken Kapitel eignet sich nicht nur gut zum Schmökern in der eigenen Wohnung, sondern lässt sich auch komfortabel transportieren. Man merkt gar nicht, wie schnell die 900 Seiten gelesen sind.


    Doch nicht nur das Format hilft beim Verschlingen der Erzählung. Die Sprache ist dem viktorianischer Spannungsromane angeglichen, was mich persönlich sehr faszinierte. Dass ein zeitgenössischer Autor eine solche Finesse zeigt, ist ungewöhnlich. Während der erotischen Elemente und im letzten Kapitel (Heft) weicht er jedoch von dieser Norm ab und manche Details werden sehr explizit und mitunter derb erzählt. Meiner Meinung nach ist dies ein raffiniertes Mittel, um die Geschichte zu beleben, erfordert jedoch eine gewisse Eingewöhnungszeit.


    Lange Zeit schwebt man in der Ungewissheit, was es mit der Verschwörung um die blauen Glasbücher auf sich hat, deren Sinn erst ab der Seite 600 erläutert wird. Gelegentliche Hinweise laden zum Nachdenken und Mitraten ein.


    Da man als Leser abwechselnd den drei Hauptfiguren Miss Celeste Temple, Dr. Abelard Svendson und Kardinal Chang folgt, hat man natürlich bald einen gewissen Wissensvorsprung und fiebert mit ihren jeweiligen Schicksalen mit. Sehr schön fand ich, dass es zwischen den einzelnen Geschichten immer wieder zu Verbindungen kommt.
    Da jede Figur eine eigene (ausgeprägte) Persönlichkeit hat, wird wohl jeder Leser seinen individuellen Liebling finden. Besonders sympathisch waren mir Dr. Svendson und seine Geschichte.


    Fazit: Ein spannender Roman für lange Abende auf der Couch, der versucht, die Traditionen von Schriftstellern wie Jules Verne und Wilkie Collins wieder aufleben zu lassen und mit Elementen moderner Spannungsromane zu verbinden.


    Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen möchte, sollte auf der Verlagshomepage für Gordon Dahlquist vorbeisurfen:
    http://www.gordon-dahlquist.de/


    Zum Autor (Informationen von der Verlagshomepage):


    Gordon Dahlquist ist nach seiner Ausbildung am Reed College und an der School of the Arts der Columbia University Bühnenautor und -regisseur geworden. Seine Werke feierten Premieren in den Theatern von New York und Los Angeles, darüber hinaus hat er für mehrere experimentelle Filme die Drehbücher geschrieben und auch selbst Regie geführt. Für seine Theaterstücke »Messalina« und »Delirium Palace« wurde er jeweils mit dem »Garland Playwriting Award« ausgezeichnet. Seit 1988 lebt und arbeitet Gordon Dahlquist in New York. »Die Glasbücher der Traumfresser« ist sein erster Roman. »USA Today« bezeichnete seinen Aufsehen erregenden Erstlingsroman als »ein Märchen, das verwegene Abenteuer, eine große Dosis Science- Fiction und zarte Romanze vereint«.

    Inhalt (Klappentext):


    Zwei schöne, erfolgreiche Künstlerinnen, die eine in einer glamourösen Affäre, die andere mit intakter Familie, werden vom Schicksal eingeholt: Der Geliebte will plötzlich ein Kind, und sie, die nie Kinder wollte, muss sich mit ihrer trostlosen Kindheit und einem dunklen Familiengeheimnis auseinandersetzen. Der Ehemann [der anderen] hat seit Jahren eine Geliebte. Die beiden Frauen begegnen sich in dieser Schicksalsstunde, und voller Leidenschaft und Wut stellen sie sich der Realität, die den schönen Schein grausam zerstört hat. Sie befreien sich von ihren Zwängen und stellen fest, wie viel Lust sie auf dieses Leben haben …


    Meine Meinung:


    Ich habe den Roman binnen zwei Tagen durchgelesen. Er hat bei mir einen Nerv getroffen. Seine melancholische Stimmung erinnerte mich an "Zusammen ist man weniger allein" und manche Stellen hätten auch einem Roman von Margaret Atwood entnommen sein können.


    Schemenhaft wird die Geschichte der beiden Frauen Elizabeth und Clara durch die Sicht von Boris, Claras Liebhaber, ergänzt. Jede der Hauptfiguren kämpft einen einsamen Kampf um die eigene Würde, für ein wenig Liebe und Wärme. Jede(r) geht dabei seinen Weg und meistert ihn mehr oder weniger erfolgreich. Die Sehnsucht nach Liebe, Annerkennung und die Überwindung der eigenen Schwächen ist dabei übermächtig. Der Prozess der Bewusstwerdung eigentlicher Probleme wird auf nur 191 Seiten sehr einfühlsam und ruhig berichtet. In solch einem schmalen Bändchen bleibt vieles ungesagt, was der Leser aber leicht erahnen, bzw. erträumen kann.


    Gerade dieser Freiraum, den Véronique Olmi ihren Lesern einräumt, fand ich ansprechend!


    Einen kleinen Abzug möchte ich machen, weil mir über die Charaktere manchmal noch mehr Information gewünscht hätte, weil sie mir so ans Herz gewachsen sind.

    Ich bin leider nicht so begeistert gewesen wie ihr anderen... der Anfang war klasse, aber nach dem ersten Drittel plätscherte die Handlung nur noch vor sich hin.


    Ich möchte nicht zuviel über den Inhalt verraten, deshalb an dieser Stelle nur ein Beispiel für das, was mich störte:


    Die Gegenwart (1976) erschien mir wie eine mögliche Bereicherung des Romans, um die unterschiedlichen Lebensweisen zu demonstrieren. Doch in Ruths Leben blieb mir alles zu oberflächlich. Sie versucht in Geschichte zu promovieren, aber als sie befürchtet, dass sich Ludger (der Bruder ihres ehemaligen Liebhabers) und seine Freundin Ilse in Oxford verstecken, weil sie der RAF angehören, denkt sie lediglich darüber nach, dass sie sich über das Thema informieren müsste - und dann: nichts! Bei solch einer Vermutung hätte ich sicher anders reagiert, zumal immer wieder betont wird, dass die Verhandlung gegen Baader etc. in allen Nachrichten waren.


    Insgesamt fand ich auch die ansteigende Spionagegeschichte absehbar. Hierbei muss ich allerdings gestehen, dass mir das in Spionagefilmen auch immer so geht (z. B. James Bond, LeCarré-Verfilmungen). Es ist wohl nicht mein Genre... Schade, ich hatte mir mehr erhofft.

    "Blutsbrüder" ist nach "Ausblick auf das Paradies" und "Ententanz" der 3. Teil der "Elling"-Tetralogie.


    Inhalt:


    Nach der Zusammenfassung bei Amazon zitiert:
    Elling, 32 Jahre alt und Frührentner, sammelt leidenschaftlich Zeitungsfotos von Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Mit seiner Mutter lebt er in einer Wohnblocksiedlung – drei Zimmer, Küche, Bad – an der Peripherie von Oslo; während sie sich um »das Praktische« kümmert, ist er für die »familiäre Ideologie« zuständig. Als die Mutter zu Beginn des ersten Romans, "Ausblick auf das Paradies", stirbt, bricht dieses System zusammen, doch dank der Errungenschaften sozialdemokratischer Stadtplanung aus den 1950er Jahren ist Elling nun keinesfalls allein: Vom Ostzimmer aus hat er den Blick auf acht weitere Blocks und die »Fenster, die zu den Menschen führten«. Elling, dem die Menschen aus sicherer Distanz am liebsten sind, kauft sich ein Fernrohr und dokumentiert in einem Journal seine Einblicke in das Leben seiner Nachbarn, von deren Fernsehgewohnheiten bis zum Zustand ihrer Topfpflanzen.
    Da Elling aber angeblich »wie ein Tier« lebt und bald »im ganzen Treppenhaus der Gestank zu riechen« ist, findet er sich im zweiten Roman "Ententanz" in einer Anstalt auf dem Land wieder. Hier muss er ein Zimmer mit Kjell Bjarne teilen, einem bäuerlichen Hünen mit ausgeprägtem Sexualtrieb, dem es jedoch schwer fällt, Frauen kennen zu lernen.
    In "Blutsbrüder" beziehen die beiden Männer eine betreute Wohnung in Oslo und sollen langsam lernen, wieder »in die Wirklichkeit einzusteigen«. Kjell Bjarne lernt die schwangere Nachbarin Reidun Nordsletten kennen und verliebt sich. Elling freundet sich mit dem alten und längst vergessenen Lyriker Alfons Jørgensen an und beginnt selbst zu schreiben. Den Weg in die stets gemiedene Öffentlichkeit findet er, indem er seine Gedichte im Supermarkt heimlich in Sauerkrautpackungen versteckt – als mysteriöser »Sauerkraut-Poet« schafft er es so schließlich sogar in die Zeitung.


    Meine Meinung:


    Das Buch ist wunderbar! Es gehört definitiv zu meinen Favoriten! Wer eine herzerwärmende Geschichte über eine aus der Not geborene Freundschaft lesen möchte, ist hier richtig bedient. Elling und Kjell Bjarne hatten beide eine gestörte Kindheit unter deren Nachwirkungen sie noch immer zu leiden haben. Sie haben vor vielen alltäglichen Situationen Angst und empfinden die Welt als bedrohlich. Besonders Elling reagiert häufig vollkommen überzogen und hysterisch, während Kjell Bjarne sich in sich selbst zurückzieht.


    Elling ist der Ich-Erzähler, der über seine und Kjell Bjarnes erste Schritte im „echten Leben“ berichtet. Natürlich ergeben sich daraus abstruse Situationen über die man selbst nur schmunzeln würde. Doch Ambjörnsen schildert alle Episoden sehr rührend und immer um die Würde seiner Hauptfiguren bemüht.


    Im ersten Drittel des Buches verspürt Elling seine Berufung zum Poeten und weil es so typisch für Ellings Gedankengänge ist, werde ich einen kurzen Abschnitt zitieren.

    Zitat


    S. 80
    Ich wollte einfach versuchen, zum Hanswurst zu werden. Ja, ich fühlte mich schon wie ein Hanswurst. Wie ein tückischer Wildfang. Nicht wie ein schnöder brutaler Tropf, natürlich, nicht wie ein durchschnittlicher Schrotkugeldesperado oder so ähnlich. Nein, wie eine frank-und-freie Natur, wie einer, der ein reimloses Gedicht auf die Restaurantrechnung kritzelt, damit die Kellnerin Stoff zum Nachdenken hat. Ehe er wieder aus dem Lokal stolpert, um wieder aus dem Kelch des Lebens zu trinken. Sonne und Wind, tanzende Pollen und milden Sommerwind in sich aufzusaugen. In all den Jahren war ich eine Knospe gewesen, aber jetzt war Schluss damit! Irgendeine Dichterin hat gesagt, dass es weh tut, wenn die Knospen bersten. Das glaubte ich nicht. Genauer gesagt, ich wusste, dass es nicht so war. Ich wusste, es tat weh Knospe zu sein. Sich zu entfalten dagegen…


    Katalysator dieser Entwicklung ist Kjell Bjarnes knospende Beziehung zu der Nachbarin Reidun Nordsletten. Elling gibt sich betont lässig, kann es aber z. B. nicht vermeiden, "mit den Händen hinter den Ohren und offenem Mund" ihren Unterhaltungen an der Haustür zu lauschen. Im Laufe der Handlung werden beide selbständiger und treffen auf neue Menschen, lernen sich im Alltag zu behaupten (z.B. Telefonate zu führen, ins Kino oder Lokal zu gehen, einkaufen...) und müssen sich zudem mit einer schwangeren Frau "herumschlagen"...


    Gerade solche Sätze machen die Geschichte berührend und besonders. Es entstehen sehr klare Bilder im Kopf und es bleibt dennoch genug Freiraum für eigene Vorstellungen.


    Wer sich nicht an die Bücher trauen möchte, dem seien die Filme empfohlen. Eine hervorragende Bearbeitung der Romanvorlage!

    Originaltitel: Fugledans


    Der 2. Band über Ellings Leben. Zur Zeit ist der Band nur noch unter dem Titel "Elling - Nicht ohne meine Mutter" lieferbar.


    Inhalt:


    Klappentext und Kurzbeschriebung bei Amazon:
    Gute Nachricht für alle Elling-Fans: Das sonderbare Leben des liebenswerten Frührentners aus Oslo geht weiter, wenn er auch eine kleine Zwangspause in einer Heilanstalt einlegen muß. Wieder daheim bei Mutti einquartiert, scheint für den rührenden Nesthocker alles in bester Ordnung, bis Mutter kurzentschlossen eine Spanien-Reise bucht, damit der Junge endlich mal unter Leute kommt.


    Ergänzend von mir:


    Als erstes eine Bemerkung zu dem Klappentext - hier hat jemand ganz sicher nicht das Buch selbst rezensiert, sondern eine falsch verstandene Kurzzusammenfassung gegeben, bzw. das Buch überflogen und nicht verstanden, dass es sich bei dem Teil über die Spanienreise um einen Rückblick handelt. :bonk
    Mein Kommentar: Ungenügend, setzen. So nicht! :nono


    Und nun zu dem Roman an sich:
    Nachdem Elling in "Ausblick auf das Paradies" nach dem Tod seiner Mutter mental zusammenbrach, befindet er sich nun in Broynes, einer psychiatrischen Anstalt. Nur bruchstückhaft erinnert er sich, wie er zwangsweise hier eingeliefert wurde. Nach mehreren Wochen des Wahnsinns (hervorgerufen aus aufgestauter Trauer und Verzweiflung), beginnt er sich zu erinnern und darf wieder unter Leute. So lernt er Kjell Bjarne kennen - seinen neuen Zimmergenossen. Wer Elling kennt, wird sich vorstellen können, wie er auf diese Nachricht reagiert - ängstlich und überzogen.


    Er muss lernen, sich in die Gemeinschaft einzufügen, was ihm anfangs sehr schwer fällt. Aber seine Liebe zu Gunn (seiner Betreuerin) und ihre zu ihm Flöten lässt ihn alles ertragen. :kiss
    An Weihnachten kommt es allerdings zu einem Eklat, der Elling zwingt, sich seiner Reise nach Benidorm zu erinnern.


    Meine Meinung:


    Der Ton dieses Romans ist heiterer als der in "Ausblick auf das Paradies". Man erfährt viel über Elling als Kind und Jugendlicher. Der Alltag mit seiner Mutter scheint immer wieder durch, auch wenn die Handlung eigentlich in Broynes angesiedelt ist.


    Ab und an nervt seine Fixierung auf das Sexuelle, aber es ist ja Bestandteil seines Charakters und seiner Krankheit, von daher muss es wohl sein. Jede Menge Fantasien einer 32-Jährigen männlichen Jungfrau.


    Auch diesen Band empfehle ich allen Elling-Fans. Allmählich rundet sich das Bild von ihm ab.

    Band 1 der Elling-Reihe (Originaltitel: Utsikt til paradiset).


    Inhalt:


    Nach der Zusammenfassung bei Amazon zitiert:
    Elling, 32 Jahre alt und Frührentner, sammelt leidenschaftlich Zeitungsfotos von Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Mit seiner Mutter lebt er in einer Wohnblocksiedlung – drei Zimmer, Küche, Bad – an der Peripherie von Oslo; während sie sich um »das Praktische« kümmert, ist er für die »familiäre Ideologie« zuständig. Als die Mutter zu Beginn des ersten Romans, "Ausblick auf das Paradies", stirbt, bricht dieses System zusammen, doch dank der Errungenschaften sozialdemokratischer Stadtplanung aus den 1950er Jahren ist Elling nun keinesfalls allein: Vom Ostzimmer aus hat er den Blick auf acht weitere Blocks und die »Fenster, die zu den Menschen führten«. Elling, dem die Menschen aus sicherer Distanz am liebsten sind, kauft sich ein Fernrohr und dokumentiert in einem Tagebuch seine Einblicke in das Leben seiner Nachbarn, von deren Fernsehgewohnheiten bis zum Zustand ihrer Topfpflanzen.


    Meine Meinung:


    Elling ist ein einsamer, verwirrter Mann, der nach dem Tod seiner Mutter über 206 Seiten völlig den Kontakt zur Realität verliert. Das Buch ist sehr bedrückend und obwohl man Mitleid für Elling empfindet, macht sein Verhalten auch Angst. Er ist das Beispiel für einen Stalker.


    Dieses Buch würde ich nur zum Lesen empfehlen, wenn man selbst gefestigt ist. Ich war leider beim Lesen leider sehr abgelenkt, was meine Bewertung des Buches vielleicht nicht ganz objektiv macht.


    "Ausblick auf das Paradies" empfehle ich allen, die schon etwas von Elling kennen und mehr über seinen Hintergrund wissen möchten oder sich für das Leben eines psychisch verwirrten Menschen und dessen Gedanken und Handlungen interessieren.


    "Ausblick auf das Paradies" ist auf einem ganz anderen Level als "Ententanz" und "Blutsbrüder". Die Folgebände sind heiterer und nicht so verstörend. Aber um die Person Elling ganz zu verstehen, sollte man mit diesem Band beginnen - auch wenn sich die anderen Bände ohne dieses Vorwissen verstehen lassen. Den vierten Band "Lieb mich morgen" habe ich zu lesen begonnen, aber nicht beendet. Er ist wieder beklemmender und von der Grundstimmung her eher wie dieser Teil. Irgendwann möchte ich ihn beenden, muss dafür aber in der richtigen Stimmung sein.

    Ich habe "Gewitterfische" vor 2 Jahren gelesen.


    Westlake ist ein Kleinstadt, die ihre besten Jahre bereits weit hinter sich gelassen hat. Der Verfall macht sich überall bemerkbar. Sie erlangt kurzzeitige Brühmtheit durch die spektakuläre Geburt zweier Kinder: Josh und Rainy.


    Sie werden beide in einer gewittrgen Augustnacht geboren. Während Rainy in einem lilafarbenen Schulbus am Stadtrand geboren wird, wird Josh im Zelt seiner Tante Julie auf der Kirmes entbunden. Seine Tante Julie ist die Weissagerin auf dem Rummel.
    Eines seiner besten Geschenke von ihr ist ein Ouja-Brett zum Vorhersagen der Zukunft. Leider buchstabiert es nicht so klar, wie er es gern hätte und ist gezwungen, abzuwarten, was die scheinbar unsinnigen Vorhersagen bedeuten mögen...


    12 Jahre vergehen, bis auch die Rosa & Weiß-Kirmes ankündigt, Westlake nicht mehr jährlich zu besuchen, da dieser Standort für sie nur Verluste bedeutet. Aber wenn die Kirmes nicht mehr kommt, hat Westlake keinerlei Attraktion mehr. Es ist für den Stadtrat an der Zeit tätig zu werden!


    Währenddessen begegnen Josh und Rainy sich zum ersten Mal auf der Highschool. Auch die Kinder Kate und Bill gehören zu der Clique wider Willen.
    Ihre Freundschaft beginnt mit dem Auftrag ihrer Klassenlehrerin Ms. Regan, die sie das Aquarium ihres Goldfisches Elvis reinigen lässt...
    Der Tag steht unter der ominösen Vorhersage "G-R-E-I-G-D-E-N-G-I-S-C-H"...


    Was in der Folge alles passiert und wie, bzw. ob sich Westlake retten lässt, erfahrt ihr auf den 189 Seiten des Romans!


    Es ist eine wirklich nette Geschichte, die voller Hoffnung steckt und für Freundschaft und viel Optimismus wirbt.


    Die Reihenfolge ist korrekt. "Ententanz" und "Nicht ohne meine Mutter" sind identisch.


    Ich habe für die ersten drei Bände schonmal Rezensionen geschrieben. Wenn ich Zeit habe, stelle ich sie auch hier ein. "Lieb mich morgen" steht noch auf meiner Wunschliste.


    Die Bände sind empfehlenswert!

    Im Mittelpunkt des Romans steht Tom Ripley, ein Verwandlungskünstler, der sich ein gutes Leben wünscht. Er ist sehr ambitioniert, egoistisch und einfallsreich. Seine Fähigkeit, andere zu imitieren, hilft ihm zum Erreichen seiner Ziele. Dies ist wieder einer dieser Romane, bei denen einen das Verhalten der Hauptperson abstößt, aber trotzdem eine große Faszination besteht!


    Auch wenn ich schon grob wusste, wie es endet, war ich dann doch von dem Ausgang überrascht. Insgesamt habe ich die Lektüre als bereichernd empfunden. Patricia Highsmith schafft es wieder, mit der Psyche ihrer Leser zu spielen! Vieles wird nur angedeutet und somit kann man sich vieles ausmalen. So liest bestimmt jeder den Roman etwas anders als andere.


    Wer Spannung erwartet, könnte vom "Mr. Ripley" enttäuscht sein, doch wem es um Motive und das Innenleben eines Mörders geht, wird diesen Krimi sicher gerne lesen!


    PS: Die Besetzung von Jude Law als Dickie fand ich übrigens passend, aber weder Matt Damon (bzw. Alain Delon) noch Gwyneth Paltrow sind für mich die Traumbesetzung für Tom und Marge. Es geht halt doch nichts über das Selberlesen!

    Originaltitel: Saint Maybe


    Inhalt:


    Baltimore zwischen den 60er und 80er Jahren. Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie Bedloe. Mutter Bee und Vater Douglas erziehen ihre Kinder Danny, Ian und Claudia. Sie sind eine glückliche Familie, die von allen beneidet werden.


    Im Jahr 1967 bringt Danny seine große Liebe Lucy mit nach Hause. Lucy ist bereits einmal geschieden, hat zwei Kinder und ist bald ein drittes Mal schwanger. Die Familie begrüßt sie nach dem ersten sekundenkurzem Schock über ihre Vergangenheit herzlich und macht sie oberflächlich betrachtet zu einem Teil von ihr. Doch bevor sich eine tiefe Bindung aufbauen kann, zerstört eine Tragödie die Idylle.


    Ian, der sich dafür verantwortlich fühlt, will Abbitte leisten und entscheidet sich für ein Leben, das er der Familie widmet. Was er dafür aufgibt und wie sich sein Leben daraufhin verändert, müsst ihr selbst nachlesen.


    Meine Meinung:


    Anne Tyler legt wieder einen ihrer warmherzigen Familienromane vor, die sich mit den Banalitäten des Alltags auseinandersetzen. Zumindest der Anfang war tragischer als ich erwartet hatte und hat mir wieder vor Augen geführt, wie wandelbar Anne Tyler innerhalb ihres Genres schreiben kann. Beim Lesen war mir ziemlich klar, wie ich die Handlung bewerten würde. Die Leserunde im Büchertreff hat mir aber klar gemacht, wie unterschiedlich andere Leser den Roman verstehen. Diese Vielseitigkeit des Romans ist für mich wirklich eine seiner Stärken.


    Die kurzen Kapitel und Zeitsprünge sorgen dafür, dass man einfach nicht aufhören kann zu lesen. An einigen Stellen hätte ich mir noch mehr Informationen gewünscht, was aber vielleicht nur daran liegt, dass ich das schöne Buch zu kurz fand. Ich wäre gern noch länger in der Geschichte geblieben.

    Der zweite Band der "Nursery Crime"-Reihe von Jasper Fforde! Nachfolger von "The big over easy". Beide Romane sind noch nicht auf deutsch erschienen, werden aber sicher spätestens nächstes Jahr publiziert.


    Inhalt:


    Reading ist ist die Stadt, in der Figuren aus der Welt der Kinderreime Urlaub machen dürfen und sich dort daher teilweise auch langjährig niederlassen. Aber warum sollten sich all diese Figuren dem Gesetz unterwerfen? Um die damit einhergehenden ungewöhnlichen Straftaten aufzuklären, wurde die Abteilung für "Nursery Crimes" (d. h. Kinderreimverbrechen) gegründet. Diese Abteilung ist dauernd unterfinanziert, besteht aus nur drei Mitarbeitern sowie 2 Aushilfskräften und steht ständig vor der Schließung.


    Doch Abteilungsleiter Jack Spratt, Kollegin Mary Mary und der Außerirdische Ashley kämpfen mit allen Mitteln darum, die Abteilung am Leben zu erhalten.


    Auch in diesem Band haben sie wieder viel zu tun: der psychopathische Serienmörder Gingerbread Man ist aus der psychiatrischen Anstalt St. Cerebellum geflohen und sorgt erneut für eine unübersehbare Mordspur. Daneben ist die Journalistin "Goldy" Hatchett (Goldlöckchen) verschwunden, nachdem sie einen Gurkenzüchter interviewt hat. Kurze Zeit später fliegt auch noch der Stolz des Gurkenzüchters in die Luft und erledigt den Züchter und die Hälfte seines Dorfs. Was steckt hinter der geheimnisvollen Explosion? Warum ist Goldy verschwunden? Welchem Rätsel war sie auf der Spur?


    Neben diesem Handlungsgrundgerüst geht es natürlich um viel mehr, wie z. B. die Beziehungsgeflechte der Hauptfiguren, das Alltagsleben in Reading für Menschen, Aliens und Bären (ja, Bären spielen natürlich auch eine große Rolle).


    Meine Meinung:


    Der Roman ist erwartungsgemäß skurril, fantastisch, spannend und lustig! Er übertraf meine Erwartungen bei weitem und die waren schon hoch angesetzt!


    Man muss schon viel Zeit haben und nicht von zu viel anderem abgelenkt sein, damit man dieses Ideenfeuerwerk richtig würdigen kann! Je mehr man sich in der Welt der Märchen und Kinderreime auskennt, desto mehr Anspielungen versteht man, aber es geht auch ohne. Bestimmte Geschichten wie z. B. Goldlöckchen und die drei Bären, Pandora und Prometheus kennt man ja und anderes lässt sich ergooglen (z. B. Caliban, Gingerbreadman, The Quangle Wangle...).


    Ich habe mich in dem Fford'schen Universum wieder richtig zu Hause gefühlt! Diesmal war ich sogar noch mehr gefesselt als beim ersten Band. Toll, toll, toll!

    Originaltitel: Buddha Da


    Meine Meinung:


    Anne Donovan ist ein schöner, lustiger und nachdenklich stimmender Familienroman gelungen. Er setzt sich nicht nur mit Glauben, Religion und
    ganzheitlichem Leben auseinander, sondern zeigt auch auf, welche Auswirkungen Veränderungen auf die eigene Umwelt haben. So sehr man sich auch gegen diese sträuben mag, so sollte man doch begreifen, dass sie auch Chancen bieten.


    Jimmys Hinwendung zum Buddhismus könnte auch als Platzhalter für andere Interessen verstanden werden. Dies gefällt mir sehr gut, denn einerseits erfährt man einiges über die Grundlagen des Buddhismus, fühlt sich aber auch nicht allzu bedrängt davon.


    Was mir außerdem gut gefiel, waren die wechselnden Erzählperspektiven zwischen Anne-Marie, Liz und Jimmy. Das macht den Roman noch lebendiger!


    Und besonders schön ist auch Anne-Maries Projekt. Sie nimmt zusammen mit ihrer Freundin Nisha an einem Musikwettbewerb einer Teeniemusiksendung teil. Sie komponieren ein Lied, singen gemeinsam und machen eine Demo-CD. Der Inhalt dieses Liedes hat hohen Symbolwert... Worin der liegt, möchte ich hier nicht verraten, um die Bedeutung nicht vorwegzunehmen, aber folgendes kann ich sagen:
    Für mich war es das perfekte (Fast-)Ende für diesen Roman!


    Fazit: Ein herzerwärmender Familienroman!


    PS.:

    Zitat


    Man weiß ja, dass Engländer gerne Tee trinken, aber so oft, wie in diesem Buch der Satz (so oder ähnlich): "Willst Du einen Tee" auftauchte, war es schon penetrant.


    Das ist mir gar nicht aufgefallen...

    Inhalt:


    Nur eine Woche vor seinem 13. Geburtstag wird Amnon (Nono) Fejerberg von seinem Vater und desssen Freundin Gabrielle aus Jerusalem nach Haifa geschickt, wo er von seinem Onkel noch einige wichtige Lektionen vor seiner Bar Mizwa lernen soll. Allein im Zug fühlt er sich von seinen Lieben verraten und meint den wahren Grund für seine Reise zu kennen: er soll das Beziehungsende der beiden nicht miterleben müssen.


    Wie sehr er irrt, erfährt er allerdings schon bald durch einen Brief, der in seinem Abteil für ihn hinterlegt wird:


    Zitat

    Auf Deiner Fahrt kann allerhand geschehen! Vielleicht wirst Du nie nach Haifa gelangen! Vielleicht werden sich haarsträubende Abenteuer zutragen, von denen Du nicht zu träumen wagst! Möglicherweise wirst Du neue Freunde finden und alte Feinde! Vielleicht stößt Du ja auf uns! Achtung, es geht los!
    S. 39


    Um das Abenteuer zu starten, muss Nono nur im dritten Abteil des Waggons links von ihm eine Person mit folgenden Worten ansprechen: "Wer bin ich?"


    Diese Aufgabe spricht sowohl seinen Sinn für Abenteuer an als auch seine Erfahrungen als Juniorpolizist (er ist lange Jahre in der Polizeiarbeit durch seinen Vater geschult worden).


    Leider (oder zum Glück?) entscheidet er sich für die falsche Person und lernt Felix Glick kennen, einen Gentleman-Gauner der alten Schule. Sehr charismatisch, liebenswert und unberechenbar. Kein Wunder, dass Nono ihm nach ihrem ersten Abenteuer (eine Fahrt in der Lok des Zugs) verfällt.


    Auf dieser Reise werden er, Felix und seine Familienangehörigen viel über sich und die anderen lernen!


    Meine Meinung:


    Der Roman ist für Jugendliche ab 13 Jahre empfohlen, doch auch junggebliebene Erwachsene werden ihr Lesevergnügen an seinem lockeren Ton, den spritzigen Einfällen und liebevollen Beschreibungen haben! Neben der Handlung bekommt man als Leser auch einen bildhaften Eindruck von dem Leben in Israel und den unterschiedlichen Lebensstilen in Haifa, Jerusalem und Tel Aviv.


    Die Atmosphäre des Buches wechselt zwischen verschiedenen Stimmungen: mal ist es melancholisch, sentimental, liebevoll, amüsant, und manchmal spannend und mitreißend. Dem Autor gelingt es, eine tolle Geschichte über das Erwachsenwerden zu erzählen. Einige Lebensweisheiten bereichern die Handlung, ohne sie in das Platte oder Kitschige herabzuziehen.


    Die Vielseitigkeit der Geschichte hat mich sehr angesprochen und ich werde wahrscheinlich noch viel von dem Autoren lesen. Ich bin wirklich froh, den Roman nun endlich gelesen zu haben!


    Empfehlenswert für alle, die anspruchsvolle Jugendromane mögen!

    Schöne Rezi, Ida! :anbet
    Was kann ich da noch ergänzend anfügen? Eigentlich nichts...


    Trotzdem hier meine Rezi - als Unterstützung des bereits Gesagten.


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    Originaltitel: Summer Crossing (1982)


    Inhalt:


    East Chicago, Indiana - 1961.
    Daniel Boone Price beendet gemeinsam mit seinen Freunden Billy Freund (genannt Freud) und Larry Misiora die Highschool. Vor ihnen liegt der letzte Sommer als "Kind". Ihnen ist überdeutlich bewusst, dass sie danach einen Job ergreifen müssen, den sie wahrscheinlich ihr Leben lang behalten werden. In ihrer Gegend bieten sich allerdings nicht sehr viele Möglichkeiten und so sehen sie sich mental schon als Teil der Sunrise Oil Company. Keiner der drei wünscht sich diese Zukunft und alle drei finden Wege, ihre Ängste zu verdrängen.


    Im Mittelpunkt der Geschichte steht Daniel, der gemeinsam mit einem harten, desillusioniertem Vater und einer lebensfrohen, unkonventionellen Mutter lebt. Seinem Vater geht es zusehends schlechter - die Arbeit in der Ölfabrik bekommt ihm immer weniger. Die Stimmung im Haus wird dadurch natürlich zunehmend bedrückender.


    Wie gut, dass Daniel gerade jetzt das Mädchen seiner Träume kennenlernt: die neue Nachbarstochter Ruth. Er verliebt sich Hals über Kopf in das schöne Mädchen und verbringt soviel Zeit wie möglich bei ihr. Leider ist die Liebe nicht unkompliziert: Daniel wundert sich mehr als einmal über ihr seltsames Verhalten. Mal ist sie anschmiegsam und lieb, dann wieder distanziert und kühl. Was steckt hinter diesem Katz-und-Mausspiel?


    Meine Meinung:


    Endlich mal wieder ein Buch, dass ich nicht aus der Hand legen konnte. So hatte ich die knapp 500 Seiten innerhalb von zwei Tagen gelesen. Auf das Buch wurde ich wie viele andere auch durch Frau Heidenreichs Rezension bei "Lesen!" aufmerksam (sie erzählt wieder viel zu viel - schaut es euch nicht an!!! Großer Spoiler!!!... :nono). Inzwischen haben es ja viele gelesen und sind begeistert. Ich schließe mich diesem Kreis gern an!


    Mir hat vor allem gefallen, dass hier eine alltägliche Geschichte auf wunderbare Weise erzählt wird. Hauptfigur ist zwar eigentlich Daniel, aber auch seine Familie wird durch seine Beschreibungen sehr greifbar. Ihre Geschichte wird parallel zu Daniel Sommerliebe erzählt und ist ebenfalls eine so große Liebe.


    Während des Lesens durchläuft man das Wechselbad der Gefühle, dem sich auch Danny stellen muss, entwickelt darüber hinaus aber zusätzliche Emotionen, weil man ja auch noch seine Person bewertet.


    Hier ein Spoiler, in dem ich einiges über Daniel und seinen Vater erzähle, um die letzte Bemerkung nicht unbegründet zu lassen.


    Insgesamt liegen Freude und Leid während der ganzen Geschichte sehr dicht beieinander. Und manche Erlebnisse sind schon extrem, aber immer glaubwürdig!


    Fazit: Sehr, sehr lesenswert! Nicht nur für Fans der amerikanischen Erzähltradition!