... meistens weiß ich schon vom ersten Satz an, ob mich ein gutes Buch erwartet oder nicht. Bei diesem Buch war es der "Vorspruch".
Juttas Buch hat mich sehr beeindruckt. Die Gewalt zeigt sich in all ihren schrecklichen Facetten. Nicht nur von den Rechtsradikalen des Dorfes geht Gewalt aus. Suizid, Tablettenmissbrauch, Gewalt gegen Frauen, ob sie sich in (Kindes-)Missbrauch oder Häuslicher Gewalt zeigt, Beziehungsgewalt - Jutta Mülich lässt nichts aus. "Dörfliche Idylle"!
Aber die Autorin gibt sich nicht mit bloßen Beschreibungen katastrophaler Zustände zufrieden - sie ermöglicht den Blick in die Psyche der Protagonisten. Dabei wirbt sie nicht um Verständnis für den/die Täter (hier will ich nicht zu viel verraten), sondern beschreibt deren Vergangenheit und Hintergründe. Nach und nach erschließt sich die Geschichte und die Idylle bröckelt und bricht immer weiter bis ins (nahezu) Unerträgliche.
Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von vier Frauen im auktorialen Erzählstil, wobei es Jutta gelingt, Alice als Hauptperson durch die Handlung zu führen. Spannend und sehr kompakt erzählt, erwartet den/die Leser/in trotz oder gerade wegen der schwerwiegenden Thematik ein wirklich empfehlenswerter Roman.
Das Buch ist auch von der Aufmachung außergewöhnlich: Ein ungewöhnliches Format (trifft eben nicht nur auf das Äußere zu!), ein schönes Cover, dazu Fadenheftung, schönes Papier und ein guter Druck. Was will man mehr?