Beiträge von Cookie

    ... meistens weiß ich schon vom ersten Satz an, ob mich ein gutes Buch erwartet oder nicht. Bei diesem Buch war es der "Vorspruch".
    Juttas Buch hat mich sehr beeindruckt. Die Gewalt zeigt sich in all ihren schrecklichen Facetten. Nicht nur von den Rechtsradikalen des Dorfes geht Gewalt aus. Suizid, Tablettenmissbrauch, Gewalt gegen Frauen, ob sie sich in (Kindes-)Missbrauch oder Häuslicher Gewalt zeigt, Beziehungsgewalt - Jutta Mülich lässt nichts aus. "Dörfliche Idylle"!
    Aber die Autorin gibt sich nicht mit bloßen Beschreibungen katastrophaler Zustände zufrieden - sie ermöglicht den Blick in die Psyche der Protagonisten. Dabei wirbt sie nicht um Verständnis für den/die Täter (hier will ich nicht zu viel verraten), sondern beschreibt deren Vergangenheit und Hintergründe. Nach und nach erschließt sich die Geschichte und die Idylle bröckelt und bricht immer weiter bis ins (nahezu) Unerträgliche.


    Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von vier Frauen im auktorialen Erzählstil, wobei es Jutta gelingt, Alice als Hauptperson durch die Handlung zu führen. Spannend und sehr kompakt erzählt, erwartet den/die Leser/in trotz oder gerade wegen der schwerwiegenden Thematik ein wirklich empfehlenswerter Roman.


    Das Buch ist auch von der Aufmachung außergewöhnlich: Ein ungewöhnliches Format (trifft eben nicht nur auf das Äußere zu!), ein schönes Cover, dazu Fadenheftung, schönes Papier und ein guter Druck. Was will man mehr?

    Zitat

    Original von flashfrog
    Wie definiert ihr Magie?


    Du kannst den Begriff natürlich googeln oder im etymologischen Lexikon nachschlagen.
    Magie ist ein Begriff, dessen Bedeutung sich zwar einerseits ableiten lässt (s. Etymologie), andererseits ist er nicht unbedingt mit der Ratio erklärbar, sondern in seiner Bedeutung eher individuell erfühlbar. Dass wir von bestimmten Dingen im Leben magisch angezogen werden, ist wohl unbestreitbar.
    Fühlten wir diese magische Anziehungskraft (von was auch immer) in unserem Leben nicht, würden wir feststellen, dass wir uns in einem neutralen, rationalen und damit kaltem Zustand befinden, der nichts weiter als eine intelektuelle Wahrnehmung wäre.


    Die Ausgangsfrage dieses Theads bezog sich auf die Magie des Schreibens. Dazu ist schon viel gepostet worden und letztlich scheint das Schreiben auf die Schreibenden eine magische Anziehungskraft auszuüben, aus welchen unterschiedlich gearteten Gründen auch immer.


    Auch was magali über die Magie, den Klang eines Wortes schreibt, halte ich für wichtig. In vielen Wörtern steckt etwas Magisches, klingt ein besonderer Zauber heraus, was jede/r individuell empfinden mag. Dafür gibt es keine allgemeingültige Erklärung.
    Die beiden Wörter "Wand" und "Mauer" z B mögen die gleiche Bedeutung haben. Aber was empfindet der einzelne beim Klang des jeweiligen Wortes? Für mich klingen die beiden Begriffe sehr unterschiedlich und lösen sehr gegensätzliche Gefühle und Vorstellungen aus. Das Benutzen der - für mich *richtig klingenden* - Wörter beim Schreiben ist ein besonderer Reiz, vielleicht und ganz sicher ist auch die Suche nach dem passenden Wort Magie.


    Allein schon das Wort Magie ... ;-)


    Magische Grüße
    Corinna

    magali und Nudelsuppe
    Für mich sind es auch zwei paar Stiefel.
    Es ist doch ein großer Unterscheid, ob man als Autor/in versucht, für den Markt zu schreiben oder ob man sich mit einem Thema auseinandersetzt und es literarisch umzusetzen versucht.


    Zitat

    Original von Nudelsuppe
    [...] Es gibt einen großen Unterschied zwischen Autoren, die aus der Poesie oder der reinen erzählenden Prosa kommen. Wie es auch einen großen Unterschied zwischen Sammlern und Jägern gibt. Dazu gibt es noch einen seltsamen Menschenschlag, der sich diesen beiden Gruppen nicht zuordnen lassen.


    Das sehe ich genauso. Spontan fielen mir die verfemten Dichter/innen des Nationalsozialismus ein. Stellvertretend nenne ich hier mal Else Lasker-Schüler, mit deren Schicksal ich mich für meinen Roman beschäftigt habe. Sie - wie auch so viele ihrer Zeitgenossen - ließen sich nicht verbiegen und haben während des Schreibens sicherlich nicht nach dem Markt geschielt. Sie haben für ihre Kunst gelebt und mussten sie oft mit Berufsverbot / Exil bezahlen.


    Wobei ich es nicht verurteile, wenn Autoren für den Markt schreiben. Aber das ist (bislang) nicht meine Motivation. Das in aller Kürze. Zu dem Thema gäbe es ja noch so viel zu schreiben. Bin aber heute anderweitig eingespannt und schaue später wieder vorbei ...


    Ach ja, was sagt denn der Eröffner dieses Threads nach all den bisher geposteten Beiträgen?


    Zitat

    Original von Doc [...] wenn es ein Autor schafft mit seinem Text die Leser auf eine Reise zu schicken, ihnen eine Geschichte zu erzählen, die sie aufregt, die sie lachen oder weinen lässt, sie verträumt schwelgen lässt.[...] Es hat aber vorallem mit Handwerk zu tun ... [...]


    Magie ja oder nein?


    LG
    Corinna

    Ohne die Magie des Schreibens gäbe es keine Literatur. Behaupte ich einfach mal.


    Die meisten Schreibenden kennen es: Man könnte am eigenen Text verzweifeln, fragt sich, ob man den eigenen Ansprüchen überhaupt gerecht werden kann, warum man sich dann doch immer wieder an den PC setzt und weiterarbeitet. Warum Schreibblockaden entstehen und wie man sie wieder überwindet. Und so manches Mal mag man sich fragen, warum man überhaupt schreibt und was man davon hat, mit einem Text an die Öffentlichkeit zu gehen (Ich meine hier nicht die wirtschaftlichen Beweggründe, sondern die rein künstlerisch ambitionierten).


    Was ist es, wenn man unterwegs in Geschichten denkt, Plots entwickelt, (eben) Erlebtes gedanklich in Geschichten umsetzt, sich in eine Handlung hineinfühlt, sich in Charaktere hineindenkt? Ganz abgesehen davon, was beim Schreiben an sich passiert - mit einem selbst und / oder den Figuren, die man erfindet und die ein Eigenleben entwickeln.
    Für mich ist es kaum vorstellbar, nicht von der Magie des Schreibens angezogen zu sein. Schreiben als reine Handwerksarbeit zu betrachten, würde mich nicht verleiten, einen Plot zu entwickeln bzw einen Roman zu schreiben. Das Handwerk zu beherrschen, sollte Voraussetzung sein. Jedoch nicht jede/r, die/der schreibt, muss es zwangsläufig beherrschen, was wiederum kein Garant für eine erfolgreiche Veröffentlichung sein muss.


    Zur Zeit lese ich "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" von Rainer Maria Rilke. Einen Satz, den ich immer wieder lese, weil ich ihn so schön und für diesen Thread passend finde, möchte ich zitieren:


    "Ich habe etwas getan gegen die Furcht. Ich habe die ganze Nacht gesessen und geschrieben, und jetzt bin ich so gut müde wie nach einem weiten Weg über die Felder von Ulsgaard."


    Wenn das nicht Magie des Schreibens ist - was dann?


    LG
    Corinna

    Zitat

    Original von Nudelsuppe
    Wie toll, zu der Zeit bin ich in Hannover und kann kommen - und dann noch eine Lesung im "Wohnzimmer" :-) Die Menschen von der Südstadtbibliothek gestalten den Rahmen der Lesungen immer äußerst liebevoll und herzlich!


    :wave
    Marcel


    Wie ich mich freue, dass du kommen willst! Bin schon ganz aufgeregt.
    LG
    Corinna

    Zitat

    Original von Wurm4471
    Cookie
    [...]Und im Zweifel können wir die "Alt-Eulen" wenn sie allzu frech sein sollten beim Fahrdienst ja einfach irgendwo aussetzen, schließlich kommen wir ja beide aus der Gegend :grin[...]


    ... oh du, das ist ein so gute Idee. Da gibt es ja düstere Ecken!!! Da möchte man ja nicht mal begraben sein :lache

    Zitat

    Original von bogart


    ich sage dir, BJ, mit solchen bemerkungen erreichst du nur, dass die leuts neugierig werden und das buch unbedingt lesen wollen...
    bo :-)


    Ich wollte das Buch schon vor einiger Zeit aufgrund der sehr gelungenen Rezension magalis kaufen, das geriet aber irgendwie in Vergessenheit.
    Nach den neuen interessanten Postings, die nun ein neues Licht auf das Tourtagebuch werfen, habe ich es heute bestellt. Und möchte mir eine eigene Meinung dazu bilden.
    Tom
    Es ist gut, dass du durch deinen Beitrag ein wenig Licht ins Dunkel gebracht hast. Und wenn du dich selbst gar nicht so sehr auf den Schlips getreten fühlst, würde auch ich auf eine Veröffentlichung bei amazon aus den schon o g Gründen (Ines) verzichten. Deine Beiträge kommen so rüber, als würdest du doch über der Sache stehen, sodass du das gar nicht nötig hast.


    Während meiner Buchhändlerzeit habe ich viele Autorenlesungen erlebt. Ganz schlimm habe ich einen großen holländischen Autor in Erinnerung, der vor Arroganz nur so strotze und dem Publikum zu verstehen gab, dass er die Lesung nur deshalb gab, weil - ja warum eigentlich?? Nach der Äußerung des Autors, wenn das Publikum Fragen hätte, könne es sie nun stellen, wenn nicht, sei es noch besser, dann könne er nach Hause fahren, blieb ein stilles, enttäuschtes Publikum zurück. Manchmal frage ich mich, ob hinter der Arroganz nicht auch viel Angst steckt, wobei ich das nicht entschuldigen möchte.
    Vielleicht sollte man Autoren, über deren Auftreten oder Benehmen gegenüber dem Publikum man sich ärgert, seine Meinung über solch ein Verhalten einfach mal übermitteln. Irgendwann kommen sie bestimmt ins Überlegen.
    LG,
    Corinna

    Zitat

    Original von Wurm4471
    OK, ihr habt mich überzeugt: Ich trau mich und komme auch! :-)


    Wurm4471
    Ich bin auch zum ersten Mal dabei! Das mit der Kohlensäure aus der Limo, das lassen wir uns doch nicht entgehen, oder? Da tun wir uns ganz einfach zusammen! Und die fünf Sekunden überstehen wir auch :grin Mit dem Schnarchen bzw den Schnarchern schauen wir mal, wer zuerst schnarcht ...


    Zitat

    Original von geli
    Wir holen Euch gern von der Endstation der Stadtbahn ab, so dass ihr nicht auf die Busse warten müsst, die fahren nämlich nicht alle paar Minuten.


    @geli
    Komme auch mit dem Auto und für Fahrdienste kannst du mich gerne einplanen.

    Liebe Büchereulen,


    am Donnerstag, den 27.9.07 um 19.30 Uhr werde ich in der Südstadtbibliothek in Hannover aus meinem Roman
    Die Nächte mit Paul oder der Tag ist anderswo
    lesen. :freude
    Damit ihr in groben Zügen erfahrt, worum es geht, zitiere ich aus dem Einladungstext der Bibliothek:


    "Vielschichtig und drastisch schildert die Autorin die scheinbar ausweglose Abhängigkeit und schwierige
    Emanzipation einer jungen Frau, deren Traum vom Glück zu einem Alptraum wird."


    Ich würde mich sehr freuen, wenn die eine oder andere Büchereule Zeit und Lust hätte zu kommen. :wave


    Liebe Grüße
    Corinna


    Südstadtbibliothek
    Krausenstraße 10
    30171 Hannover


    Eintritt frei

    Zitat

    Original von treogen
    [...]Also: Am 8.9. 17 Uhr darf ich auf den Tübinger Tolkien Tagen lesen. Ich hab jetzt eigentlich schon Bauchschmerzen und wahrscheinlich wird das alles noch viel, viel schlimmer - aber da muß ich nun wohl durch.[...]


    Da wünsche ich dir viel Glück und ein interessiertes Publikum. Aufgeregt zu sein, soll einer guten Lesung förderlich sein.
    Also: Toi, toi, toi!
    LG
    Corinna

    Zitat

    Original von Eli
    Hallo Cookie,
    nach mehreren Runden bin ich begeistert von dem Spiel, mittlerweile spielt schon die ganze Familie: Vater - Mutter - Kind! :lache
    Es gibt sehr viele Varianten und ich glaube, es dauert schon eine Zeit, bis man da mit allen Konstruktionen "durch" ist.
    Wir packen es sogar mit ein in den Urlaubskoffer. :-]


    Hallo Eli,
    vielen Dank für deine Antwort. Hört sich gut an und ich werde das Spiel mal kaufen. Bin gespannt.
    Liebe Grüße
    Corinna

    Zitat

    Original von Eli
    Gibts jetzt auch als Spiel.
    Meinen Jungs gefällt es ausgesprochen gut.
    Das Buch werde ich nicht lesen, aber am WE werde ich eine Runde mitspielen.


    Hallo Eli,
    das ist ein guter Tipp. Habe gesehen, dass das Spiel ab 12 Jahre geeignet ist. Offensichtlich müssen die Spieler beurteilen, ob Sätze korrekt sind. Ist das nicht zu schnell "abgenudelt" bzw gibt es Spielvarianten?
    LG
    Corinna

    Zitat

    Original von Voltaire
    [...]Bei ihm wird das Pulverfass zu einer bereits geöffneten Konservendose.
    [...]Wieder ein Nooteboom mehr, der bei mir so richtig durchgefallen ist.


    Ein typischer Voltaire, würde ich sagen. Danke dafür. Geld gespart.
    LG
    Corinna

    Zitat

    Original von taciturus
    Hallo Cookie,
    [...]Auf die Frage mit den inhaltlichen Wiederholungen ist es schwer einzugehen, ohne einen Spoiler zu setzen. Es gab auch hier einige inhaltliche Wiederholungen. Ein paar davon waren mMn unnötig, ein paar sehr gut gelungen, weil dadurch das Geschehen in einem neuen Licht zu interpretieren war.


    Hi taciturus,


    besten Dank für deine Antwort und im Nachhinein natürlich noch für deine Rezension. Ich meinte tatsächlich die m E unnötigen Wiederholungen. Man hat dann schnell den Eindruck, dass dem Leser noch einmal erklärt wird, was man längst begriffen hat.
    Aber du hast Recht: Manche Wiederholungen sind stilistsich sehr sinnvoll und auch schön. Ich meinte eher die erklärenden i S v 'erinnerst du dich, liebe/r Leser/in?', die mir bei Malibu störend aufgefallen sind.
    Schön, dass dir die beiden o a Titel auch so gut gefallen haben. Hoffamnns Hunger zählt zu meinen Lieblingsbüchern.
    LG
    Corinna