Zitat
Original von Elbereth
Ein spannendes, lesenswertes Buch, ich würde mich freuen, wenn ein
paar Eulen es läsen und sich äußerten
puuhhh Grüße von Elbereth
Liebe Elbereth,
vielen Dank für deine Buchbesprechung. Wahrlich kein einfaches Buch. Vielleicht können wir ja noch ein wenig darüber diskutieren. Ich habe es mal so zusammengefasst:
Die Handlung:
Die Geschichte spielt in Kopenhagen, zum einen ist sie ein Thriller mit fantastischen, mitunter gar märchenhaften Elementen, zum anderen geht es um die Sehnsucht eines Suchenden.
„Niemand von uns ist gewillt, in sich selbst hineinzuhorchen, denn das was er hörte, wäre infernalisch.“ Aber genau das ist Kaspar Krones besondere Fähigkeit: Er hört übernatürlich, kann die Klangwelt des Einzelnen, eines Viertels, einer ganzen Stadt wahrnehmen.
„Was hört man, wenn man in die Stadt lauscht?“
Nur wenige Menschen wußten genug, um diese Frage zu stellen, [...] Die Frage kam aus dem tiefsten Innern. [...] „Angst“, sagte Kasper. „Dieselbe Angst wie bei jedem einzelnen Menschen. Aber malgenommen mit anderthalb Millionen.“
Kein Wunder also, dass Kasper eine Sehnsucht plagt:
„Den größten Teil meines Lebens“, sagte er, „war ich auf der Suche. Nach der Stille.“
Das sagt Kaspar Krone, ehemaliger Clown – verfolgt und gejagt von der Steuerbehörde – der sein Geld nun als Musiktherapeut verdient.
KlaraMaria, das stille Mädchen, wird ihm anvertraut und wieder entzogen.
„Kann sein, daß wir im Grunde überhaupt nichts ausrichten können. Aber wenn man es aushalten soll, in seine eigene Machtlosigkeit zu schauen, dann muß man eines getan haben: sein Äußerstes.“
Kaspar Krone nimmt mehr auf sich, als ein Mensch überhaupt durchstehen kann. Mit einem Bauchschuss, einer Schädelfraktur und weiteren Blessuren kämpft er weiter, gibt nie auf, um sein Versprechen zu halten: Dem Mädchen zu helfen.
Die Menschen, die ihm bei der Suche nach dem Mädchen behilflich sind, sind schwer zu durchschauen – auf welcher Seite stehen sie? Scheinbar ebenso verfolgt wie er, entlarven sie sich als zum Teil als untereinander Verbündete. Wieder spielen Frauen, wie in „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ die starken Rollen.
Ein abgekartetes Spiel, in dem Kaspar sich verirrt und den Weg zum Ziel beinah nicht erreicht. Erst spät erkennt die Zusammenhänge.
Der Weg zum Ziel führt auch über die Musik, die geliebte „Chaconne“ von Bach. Er spielt das Stück auf seiner Geige, konfrontiert sich in aussichtslosen Situationen mit seiner Vergangenheit, mit dem Tod der Mutter und begegnet sich selbst.
So wundert es nicht, dass er letztlich aus den Irrungen und Wirrungen des Labyrinths den richtigen Weg zum Ziel findet. Der Weg ist eben das Ziel.
Meine Meinung:
Wenn man das Buch nach den ersten 40 Seiten nicht aus der Hand gelegt hat, weil die Handlungsstränge partout nicht zusammenfinden wollen, dann wird man belohnt.
Wer einen spannenden Thriller herkömmlicher Art lesen möchte, der wird womöglich enttäuscht. Vielmehr ist das Hauptthema des Buches das Suchen und Finden, die Leidenschaft zur Musik Bachs nimmt einen großen Teil ein, auch das Religiöse spielt eine wichtige Rolle. Die philosophischen Einsprengsel machen das Buch zu einem Glanzstück der Gegenwartsliteratur. Ein lesenswertes Buch, für Hoeg-Fans allemal.
Ein Satz aus Hoegs Buch passt gut auf die Situation, die sich beim Lesen dieses Buches einstellen mag:
„Die ganze Zeit ahnt man das Wasser, die Quelle. Sehen tut man sie nie. Es ist eine Art spiritueller Striptease. Es soll den Suchenden verrückt machen [...]“.
Beste Grüße
Corinna