So, hier ist er, der gewünschte Bericht über das Lesefest in Laatzen. Ein bisschen lang, aber es haben immerhin 7 AutorInnen gelesen. Das ließ sich nicht in zwei Sätzen wiedergeben. Ich hoffe, er spiegelt ein wenig die Atmosphäre wider.
Herzliche Grüße
Corinna
Bericht über das Lesefest in Laatzen am 24.6.07
Das Vogelgezwitscher weckte mich viel früher, als der Wecker es tun sollte. An Wiedereinschlafen war nicht zu denken. Ein weiterer Umstand ließ mich verzagen, bevor ich überhaupt ein Bein aus dem Bett gestreckt hatte: Dröhnende Kopfschmerzen.
Das Durchwühlen des Medikamentenschranks brachte kein Aspirin hervor, sondern nur ein paar Pillenschachteln und Globulifläschchen, die mir auf die Füße fielen.
Mein Fluchen weckte meinen Mann, der aus seiner Bettkommode (sagt man so?), welch Glück, eine Ibuprofen-Tablette hervorzauberte.
8:00 Uhr: Nach einem Kaffee-Tablette-Frühstück fuhr ich in den Park der Sinne, um mit Udo Hetmeier (Initiator und Organisator des Künstlerpicknicks) die Bühne für die Lesungen vorzubereiten.
10:00 Uhr: Schnell wieder nach Hause, geduscht und angehübscht, den selbstgebackenen Kuchen für „meine“ AutorInnen sowie die knallroten Tischdecken, meine „Lesetasche“ und sonstiges geschnappt und wieder losgedüst.
11:30 Uhr: Verabredung mit Bodo Volle von der Buchhandlung Decius in Laatzen. Alles gut in der Zeit.
Der Parkplatz war belegt, was auch die Oma in ihrem Auto vor mir bemerkte und den Rückwärtsgang einlegte. Hupen, muss ich wohl gedacht haben, würde sie vielleicht überhören, so legte auch ich den Rückwärtsgang ein. Es rumste dennoch: Sie war schneller. Keine Zeit für Schadensaufnahme.
Irgendjemand von den Künstlern sagte: „Dein Licht brennt noch.“ Das war mir aber mittlerweile – vollbepackt wie ich war – egal.
Bodo Volle kam mir schon entgegen, der Autor Torsten Müller ebenso.
Auf zur Bühne, die Autorenplakate anbringen. Jedes dieser Tesa-Power-Strips verkruschelte sich, bis Torsten Müller mir half und ich ihm diese undankbare Aufgabe allein überließ. Danke noch mal, Torsten!
Dr. Korn, der die Begrüßungsrede halten wollte, traf ein. Vorab schnell ein Buch signiert; gleichzeitig kamen Karola Hagemann, Corinna und Jörg Kastner und begrüßten mich.
Der Hörerplätze füllten sich.
12:00 Uhr: Zettel geschnappt und raus auf die Bühne. Mein erster Auftritt als Moderatorin. Oh graus. Mikro gegriffen, Dr. Korn für seine Worte gedankt und Udo Hetmeier begrüßt nebst Dankesworte an ihn und Bodo Volle von der Buchhandlung Decius für die Unterstützung der Veranstaltung.
Erste Autorin, Karola Hagemann angekündigt, „die aus ihrem Historischen Krimi „Gewinne der Götter Gunst“ liest.“
Geschafft. Karola bei ihrer Lesung zugehört: Pergamon 38 v. Chr. Was führte zum plötzlichen Tod des Gerbers Sciron? Das Publikum lauschte konzentriert. Gekonnte Szenenwechsel. Alles lief glatt. Applaus für Karola. Nach der Lesung Zeit für Fragen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit des Autorenduos Karola Hagemann und Ilka Stitz? Karola beantwortete das bestens. Anschließend signierte Karola mir ein Buch, andere BesucherInnen folgten.
Die nächste Autorin: Jacqueline Cornille Sword. Getränk, Platz und Mikro waren bereitgestellt. Sie aber wollte lieber vor dem Tisch stehen. Wie nur das Mikrofon verstellen? Technisch völlig unbegabt, fuchtelte ich an dem Ständer herum, drehte an Schrauben - völlig aussichtslos. Irgendjemand muss mir geholfen haben, auf einmal war es korrekt eingestellt, und ich dachte, das kann ja heiter werden.
Und das wurde es auch: Mit ihrem Charme und dem französischen Akzent legte Jacqueline Sword los. Allmählich waren nicht nur die Stühle auf der Bühne besetzt, auch die Tribüne füllte sich. Die Autorin las kaum, sondern trug frei aus ihrem Buch „Vive l’amour! Vom Mythos der Liebe in Frankreich“ vor, und zwar derart amüsant, dass das Publikum immer wieder lachte, nicht zuletzt, wenn es um die Darstellung des Liebeslebens der Seepferdchen ging. Toller Applaus für Jacqueline und Andrang am Büchertisch.
Meine Kopfschmerzen waren wieder deutlich zu spüren.
Dann kam ich an die Reihe. Corinna Kastner stellte mich dem Publikum vor, und zwar so professionell, dass wir wohl lieber die Rollen hätten tauschen sollen. Im Nachhinein empfahl ich ihr, ihren Job aufzugeben und sich als Moderatorin bei VIVA oder MTV zu bewerben.
Danke noch mal, liebe Corinna.
Lesung beendet, ein paar Fragen beantwortet und Bücher signiert. Ein kleines Geschenk, eine Dose Prosecco, wird für Entspannung nach dem Lesefest sorgen.
Nächste Ansage: Torsten Müller mit seinem historischen Roman: „Der Ritter Christi“. Schön zusammengestellte Textauszüge, die einen guten Einblick in die Zeit der Kreuzzüge zuließen. Applaus, anschließend die Frage, wie der Autor als Vertriebsmanager zum Schreiben kam und zu dem Stoff, der umfangreiche Recherchen erforderlich machte. Weitere Fragen aus dem Publikum folgten, die Torsten souverän zu beantworten wusste. Anschließend signierte Torsten Müller seine Bücher.
Leider hatte ich mein Exemplar zu Hause vergessen, aber das Signieren wird nachgeholt. Versprochen ist versprochen, Torsten!
Als nächste Autorin stellte ich Corinna Kastner vor und begrüßte ihren Mann Jörg, der im Publikum saß. Mittlerweile hatten sich Karola Hagemann, Susanne Mischke, Jacqueline Sword und später Torsten Müller auf die Zuschauertribüne begeben und es sich dort recht gemütlich gemacht. So gemütlich, dass ich doch tatsächlich einmal den Zeigefinger heben musste, weil der Wind ein lautes Lachen zur Bühne hinüberwehte. Nee, nee, nee ...
Corinna las aus ihrem Mystery- Roman „Das Erbe von Ragusa“. Eine geheimnisvolle Perlenkette, die Nella von ihrer Mutter erbt, verändert ihr Leben.
Die Ruhe selbst, erklärte Corinna die Übergänge zwischen den Szenen. Nach der Lesung der verdiente Applaus. Ein paar Fragen zur Schriftstellerehe mit Jörg Kastner und Antworten, die die ZuhörerInnen zum Schmunzeln brachten. Bodo Volle kam ins Schwitzen angesichts der Menschenmenge, die seinen Büchertisch umringte. Glücklicherweise bekam er Verstärkung von einer Kollegin. Corinna hatte lange zu signieren.
Es folgte die Lesung von Jutta Mülich, „Alice oder die Sintflut – Ein Dorfroman.“ Eine mutige Lesung mit inhaltsschweren Textpassagen. Das Publikum lauschte gespannt. So wurden Fragen gestellt, die eine Parallele zwischen Romanhandlung und der aktuellen gesellschaftspolitischen Situation zogen. Und die (typische) Frage, „Hat Sie das beim Schreiben nicht mitgenommen?“
Auch dieses Buch habe ich mir signieren lassen und bin schon ganz gespannt.
Schnell Gläser ausgetauscht und schon saß Susanne Mischke vor ihrem Psycho-Thriller „Liebeslänglich“ und begann vorzutragen. Eine Frau heiratet einen zu lebenslanger Haft Verurteilten. Da muss sie nichts befürchten. Doch dann kommt er frei.
Spannend waren Susanne Mischkes Erlebnisse anzuhören, die sie bei einem Besuch in einer JVA gemacht hat. Sie vermittelte Einblicke in den Gefängnisalltag Inhaftierter. Auch erklärte sie, warum es so praktisch sei, sich in einen Inhaftierten zu verlieben: Frau müsse keine Socken waschen ...
Auch hier: Toller Applaus für Susanne.
Zum Ende der Veranstaltung sprach ich noch ein paar Dankesworte. Zum einen an die Mitwirkenden, die, ohne zu wissen, wie das Premiere-Lesefest in Laatzen angenommen werden würde, sich doch recht spontan entschieden hatten, mitzumachen. Zum anderen an die ZuhörerInnen, von denen nicht wenige weitaus mehr als zwei oder drei Lesungen angehört haben. Und zu guter Letzt noch einmal an die Buchhandlung Decius und Udo Hetmeier, der das abschließende Wort an alle Anwesenden richtete.
17:30 Uhr: Als der nächste Auftritt einer Performancegruppe vorbereitet wurde, holte ich die Dose Prosecco und setzte mich mit Bodo Volle auf die Steinstufen. Das Problem war, dass er kein Glas hatte. Ich gab ihm eines von den sieben Autorengläsern und sagte, es sei das von Susanne Mischke. Da ließ er sich nicht zweimal bitten.
Der Prosecco war der reinste Genuss. Die Kopfschmerzen waren verschwunden.