Beiträge von Ines

    Erstaunlich, dass ihr den Sarazenen für Gustelies vorgesehen habt. Hmm, da gibt es aber ein Problem. Eine wilde Ehe geht für eine Frau der damaligen Zeit schlecht. Soo frech ist Gustelies auch wieder nicht. Wie sollen sie sich also verheiraten? Soll Gustelies eine Muslima werden oder Arvaelo katholisch? Hmm, wie löse ich das? Habt Ihr Vorschläge


    fragt Ines

    Es gibt bereits ein Expose und einen Vertrag für den dritten Teil, der im späten Jahr 2010 bei Rowohlt erscheinen soll. Viel möchte ich noch nicht verraten, nur vielleicht, dass Pater Nau verhaftet wird und das Hella in die Hände eines gefährlichen Verbrechers gerät.


    Macht das Lust?


    fragt Ines

    Liebe Danny-Maus,


    es ist schon über ein Jahr her, dass ich das Buch geschrieben habe. Ich weiß nicht mehr genau, woher Heinz die Information hatte, müsste das Ganze noch einmal lesen, leider fehlt mir die Zeit dazu. Allerdings erinnere ich mich an eine leise Kritik bzw. Nachfrage meiner Lektorin, die mit dieser STelle auch ein Problem hatte. Wahrscheinlich hast du recht; ich hab da womöglich einen Logikfehler drin oder habe mich nicht verständlich genug ausgedrückt, was ich sehr bedaure.



    Liebe Sabine,


    die "Eulenburg" gab es wirklich; sie existiert noch heute und befindet sich in der Eulengasse in Frankfurt Bornheim. Kennst du sie vielleicht?

    Frankfurt hatte um diese Zeit zwischen 8 und 12 Tausend Einwohnern. Dazu kamen die vielen Gäste zur Messe.
    Für mich war es nicht verwunderlich, dass Hella im Roten Ochsen nicht erkannt wurde. Es war damals nicht so üblich wie heute, zum Essen in eine Schänke zu gehen. Außerdem kennt man bei 12.000 Einwohnern nicht mehr jeden.
    Aber der Anstand gebot es, für eine Frau von Stand eine Kammer frei zu machen. Notfalls wurde ein Herr dafür in die Schankstube geschickt. Wahrscheinlich ist das im Text nicht so richtig rausgekommen.


    Vom Zauberbuch kann Heinz von vielen erfahren haben; es ist über ein Jahr her und ich glaube, er erfuhr es aus dem Roten Ochsen (Der Wirt, der Gehilfe). Doch selbst wenn dem nicht so wäre, so gab es dieses Buch ja wirklich und wahrhaftig. Und gerade zu dieser Zeit wurde sehr viel darüber gesprochen, auch in Frankfurt und gerade zur Buchmesse. Ein Faksimile des Originals kann noch heute in der Deutschen Bücherei eingesehen werden. Alle Zitate aus dem Buch stammen dorther, besonders auch die Stellen, in denen Pater Nau die teuflischen Dämonen austreiben will.


    Die Straßennamen sind alle recherchiert. Ich habe sogar die Kopie eines sehr alten Stadtplans. Und es war damals durchaus üblich, dass die Gewerke sich in einer bestimmten Gegend ansiedelten. Das brachte das Handwerk mit sich. Färber und Gerber zum Beispiel brauchten Wasser für ihre Arbeit, mussten ihre Werkstätten also in Fluß- oder Bachnähe haben. Die Gerber benutzten für ihre Lohe oftmals Exkremente von Tieren. Den Gestank könnt Ihr Euch sicher vorstellen. Deshalb lebten die Gerber am Stadtrand.


    Die Plätze in Frankfurt und einige Häusernamen haben auch mit der Messe zu tun. Die gesamte Stadt war sehr von der Messe geprägt, auch außerhalb der Zeiten.
    Die Schweizer Kaufleute stiegen stets in Sachsenhausen in einer bestimmten Herberge ab. Bis heute heißt der Platz, wo diese stand "Schweizer Platz." Im Nürnberger Haus kamen die Nürnberger unter. Von Leipzig weiß ich, dass es dort so ähnlich gehalten worden war. Die Fleischer im Fleischmachergässchen, die Ordensleute der Barfüßer in der Barfüßergasse usw.


    Lieber dyke. Gustelies ist nicht naiv. Im Gegenteil. Zu einer Zeit, als man noch glaubte, Gott schicke die Gewitter als Strafe für irgendetwas, ist Gustelies ziemlich pfiffig, wenn sie nicht - wie die meisten anderen - daran glaubt, wahrhaftig Gold machen zu können. Blattgold würde ihr schon reichen. Die Aufgabe der Frau war es, im Haus zu herrschen, den Herd zu hüten. Das war ihr Stolz, ihr Leben. Und ein gewonnener Wettbewerb im Kuchenbacken war also ebenso wertvoll wie das Aktivistenzeichen in der DDR. Einfach eine Anerkennung von Leistung.


    Grüße von Ines

    Ihr Lieben,


    Ihr habt recht, Hella geht es im Augenblick nicht so gut. Aber, lieber dyke, die vorgezogene Midlifecrisis eines verzogenen Balges ist es nicht. Ich glaube nicht, dass Hella verzogen ist. Nein, bestimmt nicht. Und Unleidlichkeit kann viele Ursachen haben.


    Als ich so alt war wie Hella, da war ich oft ein wenig stimmungsschwankig. Das lag einfach daran, dass ich nicht so genau wusste, was ich gern möchte. Womöglich reicht unserer Hella ihr Dasein als Richtersfrau auch nicht so recht.


    Aber - wie gesagt - wer von uns hat nicht manchmal eine schlechte Phase.


    Ja, die Gustelies. Sie war mit einem so braven Mann verheiratet, dass alles Exotische sie ganz einfach anzieht. Sie ist ja für unsere Verhältnisse noch nicht alt, gerade Mitte 40. Ich bin sehr gespannt, ob sie eines Tages doch noch ihre zweite große Liebe trifft.


    Was meint Ihr, welcher Mann würde zu Gustelies passen?


    fragt Ines und grüßt in die Runde

    Ihr Lieben,


    die Auffassung, dass es keine historischen Romane im eigentlichen Sinne gibt, stammt nicht von mir, sondern von Feuchtwanger, nachzulesen in seinem Essay "Vom Sinn und Unsinn des historischen Romans".
    Eure Einwände sind natürlich berechtigt, trotzdem möchte ich zu bedenken geben, dass
    - die Geschichte in erster Linie von Männern geschrieben wurde
    - der Alltag im Mittelalter erst sehr spät überhaupt Gegenstand der Forschung war
    - der Alltag der Frauen, so sie nicht gerade Hildegard von Bingen heißen und aus armen Schichten stammen, bis heute wenig erforscht ist. Sachbücher zu diesem Thema finden sich in den Bibliotheken, jedoch bleiben viele Fragen offen.
    - Originale Quellen nicht überall zur Verfügung stehen, und wenn, dann für uns Heutige nur schwer zu lesen und zu beurteilen sind. Hier ein Beispiel aus einer Gerichtsakte von 1635, Betreff Schmuckdiebstahl zu Frankfurt:
    "Bey welcher Liefferung (gemeint ist die Auslieferung des Diebes von Höchst nach Frankfurt) dann eine sehr grosse Menge Volcks, so mit hinausgegangen, gewessen und sonsten auch in der Statt auff der Gassen, da er durchgeführt worden, auffgewartet und diesen grossen Haupt- und Erzdieb sehen wollen, dergleichen zuvor niemals mehr besehen und gehört worden." Quelle: Frankfurter Strafenbuch


    Wenn man aber wissen möchte, ob die Mittelältler sich schon die Zähne geputzt , was sie anstatt Toilettenpapier benutzt , wie sie ihre Wunden versorgt, ihre Kinder erzogen und ihren Haushalt geführt haben, was auf den Tisch kam, welches Angebot der Schlachter hatte, wie viel ein Kleid kostete usw. usf., dann stößt man schnell an Grenzen.
    Es gibt beispielsweise unzählige Bücher über den Schmalkaldischen Krieg. Seitenlang wird in er Fachliteratur und in den Quellen berichtet, wer sich wann mit wem und wofür verbündet hat und was aus diesen Bündnissen entstanden ist. Wie sich diese Dinge aber auf den Alltag einer Frankfurter Handwerkersfrau ausgewirkt haben, steht im besten Fall zwischen den Zeilen.
    Ich bin stets davon ausgegangen, dass meine Leser/innen sich nicht so sehr für die innenpolitische Lage des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation interessieren, sondern eher für den Alltag.
    Und nichts anderes habe ich mit Kulisse gemeint. Schlicht den Alltag. In vielen historischen Romanen kann man den gut nachlesen, gut nachvollziehen, aber was für Wünsche, Träume, Sehnsüchte und Bedürfnisse die einfachen Menschen damals hatten, darüber können wir nur spekulieren.


    Ich möchte in meinen Büchern über den Alltag der Zeit erzählen, möchte berichten, dass selbst die Familie Goethe nur alle Vierteljahr die Wäscherin bestellt hat, und dass dies ein Zeichen für Reichtum war. Ich finde es interessant zu wissen, welche Aussteuer ein Handwerkermädchen mit in die Ehe brachte, wie viele Kleider sie besaß, von welchem Geschirr welche Mahlzeiten gegessen wurden.
    Dabei möchte ich natürlich auch die gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen mit einbeziehen, aber in erster Linie eben mit der Frage, wie diese sich auf den Alltag auswirken.
    Dabei gucke ich natürlich durch die heutige Brille. Einfach, weil mir keine andere zur Verfügung steht.
    Ich schreibe aus dem 21. Jahrhundert für Leser/innen des 21. Jahrhunderts.


    Zugleich möchte ich mich entschuldigen, dass ich an dieser Debatte nur sporadisch teilnehmen kann, da ich derzeit wegen Baulärm vor meinem Büro meist Zuhause arbeite und dort kein Internet habe (wirklich wahr).
    Euch allen herzlichen Dank für Eure Beiträge. Und einen besonderen Dank an alle, die für mein Buch nicht nur Geld ausgegeben, sondern sich obendrein damit auseinandergesetzt haben.


    Beste Grüße
    Ines

    Lieber Taciturus,



    zuerst einmal danke ich dir, dass du dich mit meinem neuen Roman beschäftigt hast. Deine Rezi kann ich gut akzeptieren.


    Ich habe mich bei diesem zweiten Teil bemüht, die Anregungen der Büchereulen zur Galgentochter aufzunehmen. Aus diesem Grund habe ich beim Höllenknecht auf Gewaltszenen verzichtet.


    Du schreibst, die Handlung kommt dir sehr heutig vor. Das war und ist auch beabsichtigt. Meiner Meinung nach gibt es nämlich im eigentlichen Sinne keine historischen Romane. Die Alltagssorgen der damaligen Frauen (und Männer) sind zum Teil den unseren so fremd, dass es schwierig sein würde, meine Leser dafür zu begeistern. Eine spätmittelalterliche Frau hatte Angst, im Kindbett zu sterben, sie war sehr gläubig und abergläubig, sie sprach anders, dachte anders, hatte andere Prioritäten. All diese Aspekte sind für die Leserinnen von heute nicht so gut nachvollziehbar, deshalb sind meine Romane stets Alltagsromane in historischer Kulisse, d.h. meine Protagonisten schlagen sich mit den Problemen der Gegenwart herum und tragen dabei Hörnerhauben . Ich kann verstehen, dass an dieser Stelle für dich das "Mittelalterfeeling" vielleicht etwas kurz gerät, aber ich hoffe sehr, dass meine spätmittelalterliche Kulisse doch so geraten ist, dass man sich das Frankfurt dieser Zeit gut vorstellen kann.


    Gelächelt habe ich über deinen Einwurf zu Desperate Housewives. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Vor rund zwei Jahren schlug mein Agent mir vor, zur Verbesserung meiner Dramaturgie einmal amerikanische Serien zu schauen. Er empfahl mir Desperate Housewives. Ich kaufte alle Staffeln und guckte, bis mir die Augen tränten. Die Dramaturgie der Serie hat mich begeistert. Sie ist wirklich richtig gut - und sie funktioniert auch beim Roman. Deshalb habe ich genau diese Dramaturgie auch schon verwendet, allerdings nicht beim Höllenknecht. Dramaturgisch ebenfalls begeistert hat mich die Serie "Six feed under".
    Vielleicht erscheint das manchem Leser, mancher Leserin ein bisschen trivial, aber ich habe sehr viel lernen können.


    Die Entwicklung der Figuren erscheint dir eingeschränkt, schreibst du. Nun, zwischen Band 1 und Band 2 ist gerade mal ein halbes Jahr vergangen (Romanzeit). Eine wirklich rasante Entwicklung war für die Figuren rein zeitlich schon nicht möglich. Außerdem dachte ich, dass der Wiedererkennungseffekt bei den Lesern positive Resonanz auslöst. Scheinbar habe ich da falsch gedacht und werde mir für den dritten Band etwas anderes überlegen.


    Alles in allem sage ich dir Danke sehr. Deine Anmerkungen habe ich mir notiert und werde sie, soweit es in den Text passt, sehr gern beachten. Ich freue mich, dass du dir so viel Zeit genommen hast. Deine Kritik fand ich sehr fundiert, sachlich und höflich. Wenn ich jetzt sage, dass ich mich darüber gefreut habe, würde ich lügen (wer freut sich schon über schlechte Kritik?), aber sie war an einigen Stellen sehr hilfreich. Ich würde mich sehr freuen, auch in Zukunft deine Meinung zu meinen Büchern zu hören oder zu lesen.


    Liebe Grüße Ines

    Ja, Primavera, er erscheint im Oktober, doch der Titel steht noch nicht fest. Sobald ich etwas weiß, schreibe ich es in diesen Thread.


    Allen einen schönen Sommer wünscht
    Ines

    Liebe Geli,


    ich habe schon vor, mich in der Zeit ein bisschen der Gegenwart zu nähern. Zu gern würde ich etwas über Kuba und die Zuckerrohrbarone schreiben, sehr gern auch etwas zu den vier impressionistischen Malerinnen. An Ideen mangelt es nicht.


    Bis bald
    INes

    Also:


    Beowulf hat sich als Frauenversteher geoutet, aber das habe ich schon früher vermutet.


    Eure Beiträge habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich danke Euch allen für Eure Anregungen, Anmerkungen, Einlassungen und Auslassungen. Es macht mir nach wie vor großen Spaß, mit Euch zu lesen. Und immer wieder kann ich von Euch lernen. Habt herzlichen Dank dafür.


    Grüße von Ines

    Hallo, Ihr Lieben,


    ich werde am Donnerstag nach Leipzig fahren, am Freitag um 15 Uhr in der Innenstadt, im Nikolaieck, lesen, danach um 19 Uhr in der Stadtbibliothek Möckern.
    Ich würde mich freuen, Euch dort zu treffen. Am Samstag ist bei uns große Familienfeier angesagt; meine Eltern sind dann 45 Jahre verheiratet (unglaublich, oder?).


    Tanzmaus:


    Steck ruhig ein Exemplar ein. Es wäre schön, dich zu treffen.


    Schnatterinchen:


    Mein Tagesablauf sieht seit Beginn dieses Jahres ein bisschen anders aus als vorher. Morgens lese ich Bücher, die ich für den aktuellen Roman brauche, dann übe ich Klarinette. Mittags gehe ich ins Büro, erledige dort alles, was so anfällt, danach schreibe ich bis ca. 19 Uhr. Den ganzen Tag aber bin ich immer irgendwie mit dem Roman beschäftigt. Ich schaue mir im Supermarkt Leute an, gucke mir deren Bewegungen ab. Ich lausche dreist beim U-Bahnfahren den fremden Gesprächen und nehme mir, was ich brauchen kann. Sogar beim Fernsehen habe ich einen Stift und Zettel in Reichweite.


    Viele Grüße Ines

    Ja, das stimmt, Herr Palomar.


    Ich schrieb schon an anderer Stelle, dass Rieke ja niemals aus purem Vergnügen schlecht getan hat. Sie hat reagiert wie ein Tier, das man in die Enge treibt. Meinetwegen rein instinktiv. Getötet hat sie nur, als sie keinen anderen Ausweg für sich sah.
    Oder meint Ihr, sie war von Herzen schwarz?