Die dreizehnte Geschichte - das klingt nach Märchen, der dreizehnten Fee, etwas außerhalb der Reihe. Und deshalb musste ich dieses Buch lesen.
Margaret Lea arbeitet im Antiquariat ihres Vaters. Ihr ganzes Leben dreht sich um Bücher: sie liest unglaublich viel, sie kümmert sich um die Bücher im Laden und interessiert sich für die weniger bedeutenden Schriftstellerpersönlichkeiten früherer Jahrhunderte. Irgendwann begann sie spaßeshalber damit, Biografien dieser Persönlichkeiten zu schreiben, und der eine oder andere Aufsatz wurde in Anthologien aufgenommen. Margaret lebt sehr zurückgezogen. Sie hat keine Freunde, keinen Partner. Der Vater ist der wichtigste Mensch in ihrem Leben. Von der Mutter müssen alle Probleme fern gehalten werden; sie hat oft Migräne, und das Schlimmste ist, dass sie keinerlei Bezug zu ihrer Tochter hat.
Margaret kennt das Geheimnis. Als sie zehn Jahre alt war, entdeckte sie, dass sie eine Zwillingsschwester hat, die gestorben ist. Seitdem fühlt sie sich, als sei sie nur zur Hälfte da und die andere Hälfte schon in der anderen Welt. Sie hat Sehnsucht nach ihrer Schwester, und manchmal glaubt sie sie sogar zu sehen.
Eines Tages bekommt Margaret einen Brief. Er ist von Vida Winter, einer gefeierten Bestsellerautorin, und kommt völlig überraschend. Miss Winters Biografie wurde schon oft geschrieben, doch keine enthielt die Wahrheit, und nun will die Schriftstellerin ausgerechnet Margaret Lea die Wahrheit erzählen.
Margaret kennt keines der Bücher von Vida Winter und beginnt zu lesen. Ihr fällt das Buch "Dreizehn Geschichten von Wandel und Verzweiflung" in die Hände. Sie ist wie gebannt, doch nach zwölf Geschichten kommen nur noch leere Seiten. Es gibt keine dreizehnte Geschichte. Sie entschließt sich, Vida Winter kennenzulernen, und sie gerät mitten in deren Geschichte über Zwillinge, Wahnsinn, Verfall, Liebe und Verlust.
Beide, Margaret und Miss Winter, bleiben ein wenig blass. Dennoch hat mich Miss Winters Geschichte, welche letztendlich die dreizehnte ist, in ihren Bann gezogen und gut unterhalten, auch wenn einiges doch recht weit hergeholt scheint, und es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich die Lösung des Rätsels um Miss Winters Rolle in der Geschichte ahnte. Das Ende gerät leider kitschig; immerhin werden alle Fäden entwirrt. Die Passagen über Bücher, Bibliotheken, das Anspitzen von Bleistiften und das Schreiben haben mir gut gefallen.
Meine Erwartung, dass die dreizehnte Geschichte von Menschen erzählt, die außerhalb des Üblichen sind, wurde erfüllt.
7 von 10 Punkten.