Beiträge von Rita

    Tja.... von mir kommen keine guten Nachrichten.

    Ich musste das schon gebuchte Hotelzimmer gerade wieder stornieren. Mein Mann (81) wird am Tag vor dem Treffen operiert, da mag ich ihn nicht alleine lassen.

    Tut mir sehr leid. Ich hatte mich sehr auf euch alle gefreut! Aber es soll nicht sein, wenigstens nicht diesmal.

    Ich werde an euch denken und euch vermissen.

    Liebe Grüße, Rita

    Ich kann mich euren Meinungen vollumfänglich anschließen. Mich hat die eindrückliche, treffsichere, wortgewaltige, bildhafte Ausdrucksweise regelrecht überrollt. Große Literatur.

    Vom ersten Satz an war ich fasziniert, wenngleich ich die todtraurige Geschichte nicht vollkommen nachvollziehen kann. Ein elfjähriges Kind sieben Jahre im Straflager ohne Grund und ohne Schulunterricht? Das erinnerte mich ein wenig an "die Elenden", spielt allerdings in der Neuzeit. Aber das schmälerte meinen Lesegenuss kein bisschen.

    Das Büchlein ist schnell verschlungen, leider, die Schrift ist groß, die Absätze ebenso, so dass selbst ich Schneckenleserin an einem Nachmittag durch war. Schade. Ich hätte gerne weitergelesen, wochenlang.

    5 von 5, 10 von 10, 100 von 100 Punkten.

    Das Buch ist unter dem Titel "Aufbrechen" neu aufgelegt worden und hat den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2021 erhalten.

    Aus diesem Grund habe ich es gelesen, auch wenn ich - ehrlich gesagt - an neuerer (!) afrikanischer Lektüre mehr interessiert gewesen wäre. Ich hätte lieber erfahren, ob die alten Strukturen, wie sie hier beschrieben wurden (und wie sie zu jener Zeit - 1960er Jahre - vermutlich auch in anderen Ländern und Kontinenten galten) auch heute noch existieren.

    Mir persönlich hat das Buch nicht so gut gefallen. Denn es ist ja nicht unbedingt eine Geschichte, in der jemand aus eigener Kraft etwas Bahnbrechendes geschafft hat, sondern eine Verkettung (un)glückllicher Umstände hat dazu geführt, das die begabte und hochintelligente Autorin diesen Weg gehen konnte. Vieles in ihrer Gefühlswelt blieb mir verborgen, vieles wurde erzählt, aber nicht erlebt. Mich hat das Buch ratlos zurückgelassen, denn es erschließt sich mir nicht, aus welchem Grund es 33 Jahre nach Erscheinen plötzlich diesen Preis (Begründung der Jury: weithin hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur) erhalten hat. Gab es wirklich keine Bücher, die sich dafür besser geeignet hätten?

    Ich habe das Buch Weihnachten geschenkt bekommen und es innerhalb von zwei Tagen in einem Rutsch durchgelesen. Selten hat mich eine Lektüre so gefesselt und befriedigt. Ich habe nun Jahre damit zugebracht, mich durch hochgelobte Bücher oder Geheimtipps zu quälen, war extrem frustriert - und dann kam das hier! DANKE!

    Schade, dass es einigen von euch nicht gefallen hat. Ich fand sowohl die Geschichte als auch den Schreibstil stimmig, einfühlsam und sehr angenehm poetisch. Die Hauptperson Kya hat mich sehr angerührt, ich konnte ihre Einsamkeit sehr gut nachvollziehen und habe ihre Stärke und ihren Lebenswillen bewundert. Aber ebenso haben mich die feinen und genauen Naturbeschreibungen sehr angerührt. Die Gerichtsszenen fand ich spannend. Und den Schluss überraschend aber schlüssig. Also: Bis zur letzten Zeile lesens- und empfehlenswert.

    Wenn ich könnte, würde ich 15 Eulenpunkte vergeben.

    Ich schwanke hin und her. Ich habe mir das Buch wegen eurer Lobeshymnen gekauft, aber ich kann leider nicht in allen Punkten zustimmen.

    Das Positive vorneweg: Der poetische Schreibstil ist wirklich atemberaubend, unvergesslich, wunder-, wunderschön. Ich zitiere einen Satz auf der ersten Seite: "Mir kam der Gedanke, dass das Meer uns die unendliche Existenz aller festen Materie vor Augen führt und dass die einzig wahren Grenzen nicht Schützengräben und Unterstände und Kontrollpunkte sind, sondern zwischen Fels und Meer und Himmel liegen."

    Schön, nicht wahr? Aber denkt so wirklich ein unbedarfter 16jähriger aus einem armen Bergarbeiterdorf? Er denkt und redet immer weiter so, man möchte in die schönen Sätze hineinkriechen - wenn sie denn zu ihm passen würden.

    Dann lernt er Dulcie kennen, und schwuppps - leert sie all ihre klugen Gedanken unvermittelt über ihm aus. Warum? Und warum gerade ihm? Das hat sich mir nicht erschlossen.

    Es war für mich ziemlich offensichtlich, dass die dürftige Rahmenhandlung nur dazu herhalten sollte, den Autor zu Wort kommen zu lassen. Zum Glück hat er etwas zu sagen!

    Dennoch hat mich das Buch etwas enttäuscht. Vielleicht hatte ich zu hohe Erwartungen?

    Wegen der unglaublichen kraftvollen, bezaubernden Bildersprache bekommt es dennoch einen Ehrenplatz in meinem Regal.

    Auch ich kann euch dieses Buch sehr ans Herz legen. Es ist eine ganz andere Welt, in die man eintaucht, sehr fremd, aber dann durch die bekannten Namen eben auch wieder vertraut. Ein Märchen, aber auch die Geschichte einer Frau, die sich emanzipiert und sich entschlossen und skrupellos behauptet - und schließlich für den Geliebten ihr größtes Opfer bringt (wobei mir dies mit der Liebesgeschichte am Ende etwas zu schnell ging). Ein intelligenter, sensibler Abenteuerroman, wie man ihn sich nicht besser wünschen könnte.


    10 von 10 Eulenpunkte

    Oh wie süß! :love: Leider geht es bei mir nicht. Ich mache sogar Urlaub in Norddeutschland, fahre an Hannover vorbei - allerdings zwei Wochen NACH dem Eulen-Treffen. Da musste ich mich nach den Kapazitäten der Gastgeber richten. Ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich das bedauere! ;(


    Euch viel Spaß! :lesend    :bier


    Wolke, ich bin so gerührt!

    Ich habe dieses Buch im Frühjahr beim Eulentreffen auf dem Tauschtisch gefunden. Welch ein glücklicher Zu-fall. Wie konnte der- oder diejnige dieses Buch nur hergeben!


    Ich habe keine Schwierigkeiten mit dem Stil gehabt, bin im Augenblick allerdings auch schwere Kost gewöhnt. - Es ist ein außerwöhnliches und außerordentlich dicht erzähltes Buch. Hier wird ohne erhobenen Zeigefinger oder übertriebene Sentimentalität der brutale Alltag einer Auswandererfamilie erzählt. Dieses Nicht-Zurechtfinden und erst mal-Weitermachen und Abdriften des Mannes, der eigentlich die falsche Frau dabeihat, die Erinnerungen der Kinder an die harte Zeit, der Entschluss der Mutter, die Familie dann eben alleine irgendwie durchzubringen... die Verstörtheit des ältesten Sohnes, der meint, eine bestimmte Rolle in der Familie einnehmen zu müssen. ... Man kann sehr deutlich miterleben, dass es für Integration viel, viel mehr braucht als nur ein paar Jahre Zeit, dass es ein Überdenken jahrhundertealter Traditionen bedeutet. Mit denen kann man nicht so einfach brechen...


    Das Seelenleben der handelnden Personen wird in allen Facetten ganz und gar wunderbar beschrieben, mich hat zum Beispiel tief berührt, wie sich Elias, ein wohlmeinender Verehrer, unendlich zart der extrem scheuen Mutter nähert, die mir immer wie ein scheues Reh vorkam. Meine Güte, jeden Hauch eines vorsichtigen Wimpernschlags habe ich genossen.


    Es ist schlüssig, wie jede/r handelt und handeln muss, bis hin zum Ehremord, der ja eigentlich eher aus einem unglücklichen Zufall tödlich verlief. Wunderbar und traumhaft gut erzählt fand ich das. Auch die Gedankenwelt des Täters im Gefängnis. Das Buch ist zwar schon seit sechs Jahren auf dem Markt, aber ich möchte es euch sehr, sehr gerne ans Herz legen. Ganz sicher werde ich mir einen ganzen Stapel davon zulegen und es verschenken, verschenken, verschenken. Aber MEIN Exemplar wird natürlich einen Ehrenplatz im Regal erhalten. Also: Danke an die Spenderin.


    Volle Punktzahl.

    Stimme zu. ... wobei ich mich frage, ob das überhaupt mit dem Bruder zusammenhing, denn die Experimente laufen ja schon viel länger. Also - da hat es hinten und vorne nicht gestimmt.

    Mit diesem Arbeitskräftevakuum geht sie sehr salopp um: Das klappt schon, wenn man einfach alle Schul- und Hochschulabsolventen auf deren Jobs setzt. Ja. Klar. Schon verstanden. Geht besonders gut bei routinierten Wissenschaftlerinnen, Chirurginnen oder ... Herrje. So schade.

    Man hätte echt mehr aus dem Thema machen können.

    Ich kann mich Buchdoktor vollinhaltlich anschließen. Leider. Mich hat das Buch überhaupt nicht überzeugt. Ein Vergleich mit dem "Report der Magd" verbietet sich. Die Geschichte selbst ist - trotz des eingeflochtenen Fachwissens - schon sehr an den Haaren herbeigezogen.

    Wie kann man denn innerhalb von einem Jahr eine ganze Gesellschaft dermaßen umkrempeln und alle Frauen gewaltsam mundtot machen. Und dass gerade eine intelligente Wissenschaftlerin das mit sich machen lässt, hat die Autorin leider nicht überzeugend herübergebracht. Über viele Dinge und Fragen mogelt sie sich hinweg. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man kleine Mädchen von zwei, vier, oder sechs Jahren zum Schweigen bringen kann. Und warum auch? Hätte ja gereicht, ihnen das Armband feierlich zum 14. Geburtstag umzulegen. Auch das Handeln des ältesten Sohnes ist mehr als befremdlich. Es muss ja vor dem Machtwechsel eine Art Erziehung stattgefunden haben, oder? Ebenso bleibt der Ehemann undurchsichtig, da wären zwischendrin ein paar Zweifel angebracht gewesen.

    Auch der Plot war schwach. Ich musste den Schluss zweimal lesen, um mir irgendwie vorzustellen, wie man das Ganze zuende gebracht hat. Mehr kann ich hier nicht schreiben ohne Spoiler. Aber den show-down hätte ich als Leserin gerne miterlebt. Leider ist er einfach irgendwie passiert, keine Ahnung, wie das geklappt hat. Und ach, überhaupt...

    Ich hab mich so geärgert, dass ich das Buch gleich der Stadtbbibliothek weitergeschenkt habe.

    4 von 10 Punkten, aber nur, weil es eigentlich eine faszinierende Idee gewesen wäre.

    Ich kann und möchte Tom in allen Punkten zustimmen. Soeben habe ich das Buch ausgelesen, atemlos, was diesen Irrsinn der Bergsteiger-Szene am Mount Everst betrifft, bewundernd, was das Leben bzw. die Gedankenwelt der Hauptperson Jonas angeht. Großartig beschrieben! (Warum nur erinnert mich Jonas an manchen Stellen an die Protagonisten eines gewissen Tom?? :lache ) Jonas lotet das Leben bis zur Todesgrenze voll aus, ich hatte oft das Gefühl, er sucht, sucht, sucht - was? Die ... Liebe?? Dann findet er sie endlich, aber dann... Dann kommt dieser blöde Schluss. Lieblos, unpassend, hingeschmissen. Als würde Glavinic uns allen die Zunge rausstrecken. So wurde ich um das Vergnügen gebracht, das großartige, ungewöhnliche Buch nach mehreren wunderbaren, lustvollen Lesentagen befriedigt zuzuschlagen. Aber es ist wie mit Filmen im Prgrammkino: Die muss man auch nicht immer verstehen, und sie müssen nicht immer ein gutes Ende haben, um gut zu sein. Insofern empfehle ich allen Eulen, sich selber ein Bild zu machen. Es lohnt sich. Unbedingt.

    Vielleicht schreibe ich jetzt am Thema vorbei...


    Ganz wertfrei möchte ich hier die Diskussion mal in eine andere Richtung lenken.


    Ich glaube, es ist manchmal eine Frage des Alters, welche Lektüre man bevorzugt. Vor 20, 30, 40 Jahren war mein Leben soooo voll! Beruflich und privat. Das Lesen wollte ich nicht lassen, aber mein Kopf quoll über mit anderen wichtigen Dingen. Damals habe ich - wie viele Eulenmitglieder hier - auch am liebsten leichte Lektüre verschlungen, schnell in mich reingezogen, um mich so unterhalten zu lassen, wie andere es halt vor der Glotze mit leichten Soaps tun. Nach Überschreiten der magischen 6 ist mir die Zeit für diese Art von leichter Zerstreuung zu schade. (Ich gucke nicht fern.) Ich habe davor schon ein paar Jahre gar nichts mehr gelesen (weil ich dahinter gekommen war, wie man Bücher schreibt, und ich sehr schnell das Gerüst erkenne und ich dann kaum mehr überrascht werde), bis ich durch Zufall auf "die Klassiker" stieß. Es fing mit Anna Karenina an, und danach habe ich mich durch eine große Anzahl "ernsthafter" Bücher gebissen. Ja, gebissen! Denn sie lesen sich manchmal nicht "einfach mal so" am Feierabend weg, wenn nebenher noch die Waschmaschine nudelt und die Kinder Hunger haben und der Termin für die Steuererklärung ansteht. Ich bin sooo froh, endlich ein Alter erreicht zu haben, in dem ich mich Büchern widmen kann, die mich wirklich bereichern. Manchmal lese ich wochenlang an einem dieser Schätzchen.


    Aber es würde mir nie einfallen zu erwarten, dass ich - sollte ich jemals die Zeit finden, sie hier im Eulennest zu rezensieren - dafür bejubelt werde. Wenn ich hie und da jemandem einen Denksanstoß geben könnte, mal wieder ein "Muss"-Buch in die Hand zu nehmen, würde es mir schon vollkommen ausreichen.

    Das Schöne an der Büchereule ist, dass sie so vielfältig ist. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich hier nicht das Feuilleton der FAZ (wo richtig anstrengende Bücher besprochen werden und ich schon die Besprechungen nicht verstehe) erwarte, sondern handfeste Meinungen für den Hausgebrauch. Die von den Eulen besprochenen Bücher und geführten Neben-Diskussionen spiegeln vielleicht einfach die Vorlieben der heutigen Zeit wider.


    Ach ja: Im Augenblick lese ich - nach 40 Jahren - zum zweiten Mal "Das Parfum" von Patrick Süßkind. Und ich bin sehr überrascht, wie es mich diesmal in seinen Bann zieht. Ich freue mich an jedem Wort. Vielleicht schreibe ich demnächst sogar etwas mehr dazu.


    Vielleicht sollten wir aber auch einfach einen Seniorenstammtisch aufmachen :lache 

    Ich habe das Buch erst jetzt gelesen; inzwischen gibt es eine Taschenbuchausgabe, außerdem wird das Werk demnächst auf der Bühne unseres jungen Theaters in Baden-Baden umgesetzt - da bin ich ja mal gespannt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man das hinbekommt.

    Egal. ... :lache


    Ich fand das Buch sehr ungewöhnlich, eindringlich, es hat mich ein ganz klein wenig an "Tschick" von Wolfgang Herrndorf erinnert, aber wohl eher, weil es eben junge Leute zur Hauptperson hat und sich stilistisch auf einen gewissen rotzigen, realistischen Minimalismus einstellt. Irgendwie hatte es auch etwas von einem Tagebuch oder einem Monolog.


    Die Idee fand ich gut, auch gut umgesetzt. Diese verlorenen jungen Menschen, die sich selbst und das Leben suchen - so ähnlich war das in den 80ern tatsächlich, als wir noch im Großen und Ganzen tun und lassen konnten, was wir für richtig hielten! (Ganz anders als die armen Dinger, die heute "quasi" von Hubschraubereltern betüdelt werden. - Egal...)


    Es liest sich gut weg und hat mich in seiner Unverwechselbarkeit überrascht und fasziniert. Danke dafür! Ich gebe gerne 9 Eulenpunkte.

    Selten habe ich einen so wuchtigen Roman gelesen. Anfangs hatte ich Angst, ich würde es nicht schaffen, die vier zunächst ähnlichen männlichen Protagonisten auseinanderzuhalten (zumal man immer erst eine Weile braucht, um sich zurechtzufinden, in wessen Kopf man gerade steckt), aber schnell schälte sich heraus, wer in diesem Buch das Sagen hat, auch wenn er es am wenigsten will. Dieser Roman ist in meinen Augen einfach unerhört! Und wenn ich mir hier die Kritiken durchlese, dann bin ich ein bisschen traurig, denn ich meine, dass dieses Buch unbedingt gelesen gehört. (Als Hörbuch kann mir das nicht vorstellen, weil dieses Buch die ganze Aufmerksamkeit braucht, da möchte ich nicht nebenher bügeln oder autofahren.) Die Art und Weise, wie man die Qualen von Jude miterlebt, geht einem durch und durch unter die Haut. Mich hat diese Erfahrung fassungslos und sprachlos gemacht. Hier wird sehr intensiv von den Folgen von Missbrauch erzählt, (Gott sei Dank nicht über den Missbrauch selbst). Gerade dafür habe ich das Buch schon sehr geschätzt. Es beschreibt sehr intensiv, wie einsam ein Kind wird, das so etwas miterlebt, und wie anfällig es auch für sein ganzes Leben in dieser Einsamkeit und der ständigen Sehnsucht nach Liebe bleiben wird, obwohl es gelernt hat, dass es nicht wert sei, geliebt zu werden.


    Es ist ein Roman, da muss es nicht zu einer zweckgerichteten Therapie kommen! Wenn jemand so traumatisiert ist, dass er keine Therapie haben will, weil er über diese Erfahrungen nicht sprechen möchte, dann finde ich es sehr wohl legitim und auch als Zeichen großer Liebe, wenn man ihn nicht dazu zwingt. Hätte der Arzt Zwangsmaßnahmen angewendet, hätte sich Jude ja vollkommen verraten und verkauft gefühlt, es wäre einem nochmaligen Missbrauch (diesmal seines Vertrauens) gleichgekommen. Er traute sich ja ohnehin immer nur für winzig kleine Momente aus seinem Schneckenhaus und streckte vorsichtig die Fühler aus, um sie gleich wieder einzuziehen.


    Der Missbrauch hat ihn vollkommen zerstört! Völlig! Da geht gar nichts mehr. Und genau das hat die Autorin meisterhaft ausgearbeitet. Ich will den Schluss nicht verraten, aber ich habe über den letzten Seiten zwei Tage lang herzzerreißend geheult. Das ist mich lange nicht mehr passiert.


    Für mich das herausragende Buch der letzten Jahre.


    Meine unbedingte Leseempfehlung. Gebt diesem Buch eine Chance!

    Man muss sich Zeit nehmen für dieses ruhige Buch und sich vom Autor sanft und liebevoll durch die Geschichte und dieses großartige Hotel in Moskau leiten lassen, dann erlebt man Momente stillen Glücks. Ich habe das Buch eher nichtsahnend und ohne Erwartungen zur Hand genommen - und habe mich die ersten Seiten schwer getan, das gebe ich zu. Aber es dauerte nicht lange, da hatte ich den liebenswürdigen, eleganten, gut erzogenen, gebildeten und lebensklugen Grafen Rostov und seine schrulligen Freunde ins Herz geschlossen. Der Mann jammert nicht, macht das Beste aus seiner skurrilen Situation, trifft zum Glück immer die richtigen Leute und macht stets das Beste aus jeder Situation. Er hält sanftmütig die Fäden in der Hand, man gleitet mit ihm in eine liebenswürdige Affäre, man bestaunt das Geschenk, das ihm erst in Person der kleinen, kecken Nina und dann in Person von deren Tochter an die Seite gespült wird, und so ganz nebenbei werden uns die Augen geöffnet für die Schönheiten der russischen Seele und Kultur, für die politischen Wandlungen im Kreml über die Jahrzehnte - und alles wird uns präsentiert mit großer Raffinesse und augenzwinkernder Ironie. Einfach bezaubernd!

    Volle Punktzahl.

    Hab mein gutes Bahn-Karma aufgebraucht. Hinfahrt ohne Vorfälle, Rückfahrt fünf Minuten schneller als der Fahrplan. Insofern - total passend zum tollen Wochenende mit euch. Danke für alles, besonders für die herzliche Wiederaufnahme und eure lieben Umarmungen. Hat sich ja wirklich nix geändert im Eulennest :* - Auf der Rückfahrt habe ich schmunzelnd "Ein Gentelman in Moskau" von Amor Towles ausgelesen. Dazu später an passender Stelle mehr. Auf jeden Fall: Sehr empfehlenswert.