Vielleicht schreibe ich jetzt am Thema vorbei...
Ganz wertfrei möchte ich hier die Diskussion mal in eine andere Richtung lenken.
Ich glaube, es ist manchmal eine Frage des Alters, welche Lektüre man bevorzugt. Vor 20, 30, 40 Jahren war mein Leben soooo voll! Beruflich und privat. Das Lesen wollte ich nicht lassen, aber mein Kopf quoll über mit anderen wichtigen Dingen. Damals habe ich - wie viele Eulenmitglieder hier - auch am liebsten leichte Lektüre verschlungen, schnell in mich reingezogen, um mich so unterhalten zu lassen, wie andere es halt vor der Glotze mit leichten Soaps tun. Nach Überschreiten der magischen 6 ist mir die Zeit für diese Art von leichter Zerstreuung zu schade. (Ich gucke nicht fern.) Ich habe davor schon ein paar Jahre gar nichts mehr gelesen (weil ich dahinter gekommen war, wie man Bücher schreibt, und ich sehr schnell das Gerüst erkenne und ich dann kaum mehr überrascht werde), bis ich durch Zufall auf "die Klassiker" stieß. Es fing mit Anna Karenina an, und danach habe ich mich durch eine große Anzahl "ernsthafter" Bücher gebissen. Ja, gebissen! Denn sie lesen sich manchmal nicht "einfach mal so" am Feierabend weg, wenn nebenher noch die Waschmaschine nudelt und die Kinder Hunger haben und der Termin für die Steuererklärung ansteht. Ich bin sooo froh, endlich ein Alter erreicht zu haben, in dem ich mich Büchern widmen kann, die mich wirklich bereichern. Manchmal lese ich wochenlang an einem dieser Schätzchen.
Aber es würde mir nie einfallen zu erwarten, dass ich - sollte ich jemals die Zeit finden, sie hier im Eulennest zu rezensieren - dafür bejubelt werde. Wenn ich hie und da jemandem einen Denksanstoß geben könnte, mal wieder ein "Muss"-Buch in die Hand zu nehmen, würde es mir schon vollkommen ausreichen.
Das Schöne an der Büchereule ist, dass sie so vielfältig ist. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich hier nicht das Feuilleton der FAZ (wo richtig anstrengende Bücher besprochen werden und ich schon die Besprechungen nicht verstehe) erwarte, sondern handfeste Meinungen für den Hausgebrauch. Die von den Eulen besprochenen Bücher und geführten Neben-Diskussionen spiegeln vielleicht einfach die Vorlieben der heutigen Zeit wider.
Ach ja: Im Augenblick lese ich - nach 40 Jahren - zum zweiten Mal "Das Parfum" von Patrick Süßkind. Und ich bin sehr überrascht, wie es mich diesmal in seinen Bann zieht. Ich freue mich an jedem Wort. Vielleicht schreibe ich demnächst sogar etwas mehr dazu.
Vielleicht sollten wir aber auch einfach einen Seniorenstammtisch aufmachen