"Die Vertraute des Königs" habe ich gestern beendet und bin etwas zwiegespalten. Zunächst einmal die Sprache der Autorin, die mich einerseits positiv überrascht, die mich aber andererseits bei der ständigen Verwendung von "Mein Lieb" bei Gesprächen fast zum Verzweifeln gebracht hat. Gut, es mag sich hier um eine unglückliche Übersetzung handeln, aber "My Love" o.ä. wäre in so gehäufter Form auch nicht wirklich besser gewesen.
Dann zu der Geschichte an sich, worüber man nicht viel sagen kann, ohne die großen Geheimnisse zu verraten und somit die Spannung zu nehmen: Es ist eine sehr interessante Sichtweise, die die Autorin hier zu Papier bringt, denn Alice tritt hier als Frau auf, die von sich glaubt, im Leben keine Wahl gehabt zu haben und nur Marionette in den Händen der Mächtigen gewesen zu sein, auch wenn sie letztlich mit sich hadert.
Dafür, dass ich "Die Vertraute des Königs" eigentlich gar nicht lesen wollte, weil ich die Befürchtung hatte, dass es sich um eine reine Schmonzette handelt, hat mir das Buch dann doch gut gefallen. Nicht so sehr wegen der Protagonistin, sondern wegen dem Drumherum, bei dem die Autorin oft sehr detailverliebt zu Werke geht. Der Leser begleitet die anfangs 14jährige Alice, die nicht viel mehr als das Elternhaus und die Kirche kennt, auf ihrem Weg, sieht zu, wie Alice unter einer engherzigen, kalten Mutter zu leiden hat und sie sich an ihren Vater hält, der aber am Ende auch nicht das ist, als was er schien.
Die arrangierte Ehe mit Janyn Perrers verläuft für Alice zunächst sehr glücklich, zumal sie auch in seiner Familie freudig aufgenommen wird. Aber über dieser Ehe liegt eine ständige Bedrohung, die schließlich unter anderem dazu führt, dass Alice als Hofdame bei Königin Philippa fungiert.
Dass Alice später die Mätresse Edwards III. wird, ist bekannt, nur erzählt Alice auch hier aus ihrer Sicht und somit ist sie nicht die habgierige Frau, zu der sie gern abgestempelt wurde.
Wie gesagt, eine interessante Sichtweise und darüber hinaus ein lebhafter Roman, der mit vielen bekannten historischen Personen aufwartet, bei dem man aber nicht mit allem einverstanden sein muss und von dem man sich nicht viel Tiefgang versprechen darf.
Viele Grüße
Kalypso