Da ich das Buch erneut gelesen habe und zudem auf meiner Homepage gerade eine Leseecke einrichte, wobei (natürlich! ;-)) die Bücher von Viola Alvarez an erster Stelle stehen, habe ich meinen Eindruck in etwas andere Worte gefasst, denn ich komme langsam dahinter, was mich an den Büchern teilweise so umhaut:
Diesmal hat die Autorin sich die Nibelungen vorgenommen und wie schon bei »Das Herz des Königs« erzählt sie eine altbekannte Geschichte vollkommen neu.
Bryndt, der Sohn von Brynhild und ihrem heimlichen Geliebten Hagen von Tronje, kennt als Einziger die Wahrheit über die verbotene Liebe seiner Eltern, die ein ganzes Volk in den Untergang reißt. Er erzählt uns die ganze Geschichte, lässt uns versinken in seinen Beschreibungen über alles verzehrende Liebe, die zugleich namenloses Leid bedeutet, und versucht hinter all den Erinnerungen eine Wahrheit für sein Leben zu finden.
Auch in diesem Roman sind die Figuren nicht nur schwarz oder weiß, ganz im Gegenteil lebt und leidet man durch den eingangs erwähnten intensiven und unvergleichlichen Schreibstil der Autorin mit jeder einzelnen von ihnen.
Obwohl die altbekannten Protagonisten in diesem Roman ganz ungewohnt daher kommen, ändert das alles nichts am Verlauf dieser Tragödie. Es nutzt gar nichts, dass der höchst interessante Hagen, nicht nur als Berater des bequemen Gunther, der eigentliche Held dieser Geschichte, und der schöne, strahlende Siegfried -oberflächlich betrachtet- nur ein Blender ist: Man kennt die Geschichte und muss hilflos zusehen, wie das Schicksal unaufhaltsam seinen Lauf nimmt, die Figuren ahnungslos in ihr Unglück rennen.
Wieder ist es ein Roman, der lange nachhallt, nicht zuletzt durch Bryndts Erkenntnis, mit der er uns am Ende in unser eigenes Leben entlässt. Völlig betäubt noch von so viel Leid blicken wir auf ein einziges, simples, uns allen bekanntes Wort, das vielleicht -im richtigen Moment ausgesprochen- das ganze Drama hätte verhindern können; und erneut bleibt auch eine gewisse Traurigkeit über die Unfahigkeit der Menschen zurück.
Viele Grüße
Kalypso