Beiträge von Buchkomet

    Zitat:


    „Sie haben dem Streifenpolizisten gesagt, dass Sie jemanden in Ihrem Haus vermuten. Sie haben sogar erwähnt, dass Ihr Sohn einen Fantasiefreund hat, was die Vermutung noch verstärkte.“


    So hat es mir gefallen:


    „Der Mann in unserem Haus“ ist ein Thriller, der grundsätzlich mit seiner Ausgangssituation punktet: Seltsame Geräusche, verschobene Gegenstände und ein Ehemann, der sich immer weiter von der Familie entfernt. Dazu sieht der Sohn der Familie eine Gestalt namens Billy. Doch ist Billy nur Einbildung oder doch echt? Was Lauren schließlich sieht, als sie eines Nachts den Dachboden öffnet, raubt ihr den Atem … Die Atmosphäre des Buches ist wirklich top. Sie ist so intensiv, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen. Überhaupt zog mich die Story sehr schnell in ihren Bann. Gerade die Frage, ob Billy doch nur eine kindliche Einbildung ist oder etwas ganz anderes, verleiht der Geschichte definitiv eine reizvolle Vielschichtigkeit.


    Die Autorin versteht es ohnehin sehr gut, die Figuren greifbar zu gestalten. Vor allem Lauren, die besorgte Mutter und Ehefrau, wirkt sehr vielschichtig und authentisch. Ihre wachsende Unsicherheit, gepaart mit der subtilen Spannung ihrer Ehe mit Jacob, erzeugt ein glaubhaftes psychologisches Grundgerüst, was für einen Psychothriller unabdingbar ist. Sehr gelungen war auch die leicht klaustrophobische Atmosphäre des Hauses, die von der Autorin gekonnt in die Handlung eingebunden wird.


    Wo die Figurenzeichnung überzeugt, schwächelt das Buch allerdings etwas an der Struktur. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven wird meiner Meinung nach etwas überstrapaziert. Während die POV-Wechsel durchaus für Spannung sorgen können, sind es hier einfach zu viele, was dem Thriller hin und wieder etwas Stringenz nimmt. Zudem finde ich, dass es Kapitel gibt, die die Handlung nicht wirklich voranbringen und stattdessen ebenjene etwas ausbremsen. Eine straffere, konzentrierte Handlung hätte der Geschichte durchaus gutgetan.


    Insgesamt lässt sich sagen, dass „Der Mann in unserem Haus“ ein solider Thriller ist, der mit der spannenden Handlung und den starken Figuren punkten kann. Die zahlreichen POVs und einige künstliche Längen verhindern jedoch, dass die Geschichte ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Dennoch bleibt es ein lesenswerter Psychothriller – mit Luft nach oben.


    7/10


    Edit: ASIN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: B0DM54Q26S


    Zitat:


    „Die zweite Fratze erschien, als sie sich wieder aufrichtete. Es war ein menschliches Gesicht, einige Nuancen heller als die Umgebung, aber so grauenhaft verzerrt, dass sie nicht sagen konnte, ob männlich oder weiblich.“


    So hat es mir gefallen:


    Zugegeben, ich gehöre zu denjenigen unter uns, die mit Märchen recht wenig anfangen können. Sie haben mich nie interessiert, und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. Stefanie Lasthaus gelingt mit „Rapunzels finsterer Turm“ aber ein spannender Balanceakt zwischen eingestaubter Märchenadaption und modernem Gruselroman. Und das passt am Ende so gut zusammen, dass ich unbedingt mehr von solchen Geschichten lesen will.


    Die Handlung beginnt mit der Tätowiererin Flo, die mit einer Reihe von Schicksalsschlägen klarkommen muss. Der Neuanfang im abgelegenen Hotel „Tanglewood“ kommt da gerade recht. Doch schnell verzieht sich die Euphorie und macht Platz für seltsame Gesänge im Wald und unheimliche Visionen. Die Begegnung mit der mysteriösen Frau Gothel lässt das schaurige Abenteuer endgültig beginnen.


    Lasthaus schafft es, wie oben erwähnt, das klassische Märchengenre zu entstauben und mit moderneren Elementen der Literatur, insbesondere der Grusel- und Horrorliteratur, anzureichern. Das macht alles ein wenig frischer. Besonders beeindruckt war ich von den Figuren, sowohl den Vorlagen aus dem Märchen als auch den neuen Charakteren. Die Figuren sind gut gelungen. Zwar ist Flo zu Beginn der Geschichte arg naiv, aber im Verlauf bessert sich das, und sie wirkt zum Ende hin mutiger und tougher als am Anfang.

    Die Story weiß zu überzeugen, und die Autorin hält die Spannung hier auch gekonnt hoch. Zusätzlich überrascht sie mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Der Horror- und Gruselaspekt ist dabei gut dosiert und fügt sich wunderbar ins Setting ein. Damit schafft Lasthaus eine wohlig-schaurige Stimmung, die definitiv Lust auf mehr macht.


    Insgesamt ist „Rapunzels finsterer Turm“ eine stimmige und schaurige Märchenadaption, die nicht nur Fans der düsteren Literatur begeistern dürfte, sondern auch Leser, die nach etwas frischeren Geschichten suchen. Der Genremix funktioniert nämlich wunderbar, und ich hoffe auf weitere Adaptionen in diesem Stil.


    9/10 Leseempfehlung


    Edit: ISBN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 345332336X

    Zitat:


    „Jahrelang hatte mich ihre Existenz im Schlaf verfolgt. Doch obwohl ich sie nie aus den Augen ließ, gab mir die Hexe keinen Hinweis, dass sie um ihre Abstammung wusste.“


    So hat es mir gefallen:


    Timo Vega entführt uns in seinem Buch in ein mysteriöses Abenteuer an der rauen Nordsee, wo sich eine spannende Ermittlung, düstere Legenden und eine zarte Romanze entspinnen. Die Geschichte weiß schon auf dem Klappentext zu überzeugen: Ein verschwundener Leuchtturmwärter, Gerüchte um eine Hexe und ein makabres Geschenk an den Protagonisten machen Lust auf mehr. Besonders positiv ist hier, dass mich die Handlung direkt von Anfang an mitnimmt und mich auch im weiteren Verlauf in ihren Bann zieht. Vega versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen, ohne zu früh zu viel zu verraten. Die mysteriöse Atmosphäre des kleinen Dorfes, die Landschaft und die Geheimnisse der Vergangenheit werden detailliert beschrieben und verleihen der Story eine besondere Dichte.


    Die Figuren sind gut gelungen. Louis, der sympathische Protagonist, ist authentisch beschrieben, ebenso wie der hübsche Nachbarsjunge Pascal. Die vorsichtige queere Romanze zwischen beiden ist charmant und unaufdringlich erzählt, wodurch sie sich organisch in die Handlung einfügt, ohne den Krimiplot zu überlagern. Auch die Nebenfiguren, wie die schrulligen, aber liebenswürdigen Tanten, sind liebevoll gezeichnet. Inhaltlich punktet der Krimi mit einer Mischung aus spannender Detektivarbeit und kleineren, überraschenden Wendungen. Die Auflösung ist gut gelungen und zeigt auch, dass die Vergangenheit immer noch Schatten auf die Gegenwart werfen kann.


    Insgesamt ein rundum gelungener Krimi, der queere Themen unaufgeregt und selbstverständlich integriert. Wer spannende Geschichten mit sympathischen Figuren und einer Prise Romantik sucht, wird an diesem Buch viel Freude haben. Timo Vega beweist, dass er sowohl Atmosphäre als auch Figurenentwicklung beherrscht. Ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen möchte.


    9/10


    https://amzn.eu/d/d1LM8RG

    Zitat:


    „Und wie ist das eigentlich, wenn wir schon sehr lange auf die Erfüllung eines Herzenswunsches gewartet haben? Können wir uns auf der Stelle so richtig freuen?“


    So hat's mir gefallen:


    Die Geschichte, die uns Ella Danz hier auftischt – vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch durch ihre Nachbarschaft und ihre individuellen Schicksale miteinander verbunden sind – ist durchaus sehr spannend und größtenteils auch gut gelungen. Jenny wünscht sich verzweifelt ein Kind, Vera kümmert sich aufopferungsvoll um ihren behinderten Mann, Tanja wuppt die Erziehung ihrer drei Kinder im Alleingang, und Frederike widmet sich voll und ganz ihrem kränklichen Sohn. Diese Figuren und ihre Lebensrealitäten bieten ein starkes Fundament für ein Buch, das von Liebe, Aufmerksamkeit, aber auch Verlust und der Suche nach Anschluss handelt.

    Die abwechselnde Erzählweise aus der Sicht der vier Frauen fand ich sehr gelungen und authentisch. Doch hier steht sich die Autorin auch ein klein wenig selbst im Weg. Zu diesen Sichtweisen ergänzt sie eine übergeordnete Erzählperspektive, und bei einer Figur wird direkt aus der Sicht von Tagebucheinträgen erzählt. Das ist einzeln genommen nichts Schlechtes, nur in Kombination funktioniert das nicht wirklich. Das hat meinen Lesefluss des Öfteren enorm unterbrochen. Diese stilistische Uneinheitlichkeit vermittelt eher den Eindruck, als sei die Autorin selbst unsicher gewesen, welcher Erzählstil der Geschichte am besten gerecht wird.


    Die Figurenzeichnung ist hingegen gut gelungen, wenngleich nicht durchgehend überzeugend. Während drei Figuren durchaus authentisch beschrieben sind, wirkt eine doch etwas konstruiert und weniger glaubwürdig als der Rest. Dieser Kontrast ist sichtbar, die Grundidee dahinter bleibt aber dennoch spannend.


    Trotz der handwerklichen Schwächen bleibt „Nachbarinnen“ ein lesenswertes Buch, das durch seine Themen und die einfühlsame Betrachtung menschlicher Schicksale überzeugt. Es hat mich stellenweise zum Nachdenken angeregt und zeigt auf, dass hinter jeder Fassade eine individuelle Lebensgeschichte steckt. Für Fans zwischenmenschlicher Dramen und facettenreicher Figuren lohnt sich definitiv ein Blick – auch wenn handwerklich und im Bereich des Erzählstils noch Luft nach oben ist.


    7/10


    Edit: ISBN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 3839207436

    Zitat:


    „Dass er diese Demenz bekommen hat. Er hätte noch so viele Jahre vor sich haben können. Ich meine … klar im Kopf. Sie hat ihm sein Alter gestohlen. Einen Teil seines Lebens.“


    So hat es mir gefallen:


    „Haus voller Wolken“ liegt schon eine sehr lange Zeit auf meinem SuB. Ich konnte erahnen, wie heftig die Thematik in diesem Buch sein wird. Und genau davor hatte ich Angst. Angst davor, was diese Geschichte mit mir machen würde. Jetzt, als ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, dass diese Angst nicht unbegründet war. Es gibt Bücher, die bleiben einfach in Erinnerung. Und dann gibt es solche, die Spuren hinterlassen. Die einen lange beschäftigen werden – Haus voller Wolken gehört ohne Zweifel in diese letzte Kategorie. Es fällt mir schwer, Worte für dieses Buch zu finden, und auch jetzt, während ich diese Zeilen ergänze, glaube ich nicht, dass sie der Geschichte gerecht werden können. Dennoch möchte ich es versuchen.


    Schon die Ausgangslage dieses Romans lässt einen mit einem schweren Gefühl beginnen. Karsten, bei dem Alzheimer diagnostiziert wird, und sein Partner Roman, die gemeinsam versuchen, der Krankheit die Stirn zu bieten – das allein ist schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Doch Jan Stressenreuter nimmt uns mit einer solchen Intensität auf diese Reise, dass es fast unmöglich ist, unberührt zu bleiben. Von Anfang an spürt man die ehrliche, rohe Emotion, die in jeder Zeile steckt. Es ist keine leichte Lektüre. Die Verzweiflung, die Verluste und die schmerzhafte Realität einer unheilbaren Krankheit sind nur schwer auszuhalten. Es gab Momente, in denen ich das Buch weglegen musste, weil die Gefühle, die es in mir auslöste, einfach überwältigend waren. Und trotzdem – oder gerade deshalb – konnte ich die Geschichte nicht loslassen.


    Was das Buch besonders macht, ist die unbändige Liebe zwischen Karsten und Roman. Ihre Beziehung ist nicht nur ergreifend, sondern auch inspirierend. Trotz der unermesslichen Belastungen zeigt Jan Stressenreuter, was es bedeutet, für jemanden da zu sein – bedingungslos, bis an die Grenzen der eigenen Kraft und meist darüber hinaus. Die Sprache ist schnörkellos und unglaublich einfühlsam. Mit berührenden Bildern und leisen, humorvollen Momenten schafft es der Autor, das Unaussprechliche greifbar zu machen. Die Figuren sind authentisch, voller Tiefe und Emotionen, sodass man mit ihnen leidet, hofft, lacht und weint. Für mich, der ohnehin schon nah am Wasser gebaut ist, war dieses Buch eine echte Herausforderung. Ich habe geweint, so wie ich selten bei einem Buch geweint habe. Aber das alles spricht für den Autor. Für diese herausragende Geschichte. Diese Emotionen sind die größte Stärke des Romans.


    Es ist tragisch, dass Jan Stressenreuter nicht mehr unter uns ist, denn seine Werke sind ein Geschenk. Haus voller Wolken ist nicht nur eine Geschichte über eine Krankheit, sondern auch über Menschlichkeit, Liebe und den unermüdlichen Kampf, niemals aufzugeben.

    Es gehört zweifellos zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe – zum Besten, was die Literatur zu bieten hat. Ein Meisterwerk der Gefühle, das mich gebrochen hat und auch in Zukunft noch lange begleiten wird.

    Dieses Buch ist ein absolutes Muss, für alle, die Literatur lieben, die bewegt, fordert und nachklingt. Es ist nicht nur eine Hommage an die Liebe, sondern auch ans Leben – selbst dann, wenn es zum Greifen schwer wird.


    10/10 unbedingte Leseempfehlung


    Edit: ISBN ergänzt, damit man das Cover sieht. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 3896562312

    Zitat:


    „Thinking outside the box, hab ich schon immer gesagt, aber it doesn’t work in good old Germany.“


    So hat es mir gefallen:


    Das ist tatsächlich mein erstes Buch von Andreas Winkelmann – Asche auf mein Haupt! Zugegeben, Camping ist jetzt nicht unbedingt meine Traumvorstellung von Urlaub, aber das Buch hat mich trotzdem überrascht: stimmungsvoll, cozy und herrlich unterhaltsam. Kaum hat sich Björn Kupernikus, der ehemalige Schauspieler, auf dem Campingplatz „Himmelreich“ eingerichtet, wird er schon in ein skurriles Abenteuer verwickelt. Was als idyllischer Ruhestand beginnt, nimmt eine unerwartete Wendung, als er einen kleinen Hund rettet – und mit ihm eine Leiche, die unter einem Paddelboard festgeschnallt wurde. Ab diesem Moment ist es vorbei mit der Ruhe.


    Das absolute Highlight sind ganz klar die Figuren. Allen voran der schrullige, aber unglaublich charmante Kupernikus hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Seine humorvolle und gleichzeitig liebenswürdige Art macht ihn zu einem tollen Protagonisten. Besonders in Kombination mit Annabelle, der weitgereisten Künstlerin, die mit ihrem Wissen über die kuriosesten Dinge immer wieder punktet, entsteht ein herrlich lustiges und unschlagbares Duo. Die Chemie zwischen den beiden passt einfach und trägt die Geschichte fast im Alleingang.


    Knallharte Wendungen oder spannende Thriller-Momente, die Winkelmann normalerweise liefert – ja, ich habe mich informiert –, gibt’s hier natürlich nicht. Und das ist auch gut so, immerhin sind wir hier cozy unterwegs. Dafür liegt die Stärke des Buches in der gemütlichen Atmosphäre, den charmanten Figuren und dem Humor. Das reicht mir völlig aus, um ein paar wunderbare Lesestunden zu genießen.


    Einzig die gelegentliche Jugendsprache ging mir hin und wieder auf den Keks – vielleicht werde ich aber auch nur alt. Insgesamt ein rundum gelungenes Buch, das gehörig Lust auf mehr macht!


    10/10 Leseempfehlung

    Zitat:


    „In Wahrheit hatte ich mich jahrelang geweigert, jegliche Verantwortung für meine eigene Rolle in diesem Netz aus Lügen und Intrigen zu übernehmen.“


    Darum geht’s:


    Nach einem Bombenanschlag befindet sich Premierminister Marcus Valentine mit seiner Frau und fünf seiner engsten Mitarbeiter im Bunkersystem unter der Downing Street No. 10. Dann passiert es: ein Stromausfall. Als das Licht wieder angeht, ist Valentine tot. Und jeder seiner Untergebenen hätte ein verdammt gutes Mordmotiv gehabt.


    So hat es mir gefallen:


    Eins vorweg: Meine Erwartungen an das Buch waren völlig anders, als es sich letztlich herausstellte. Ich hatte auf politische Ränkespielchen gehofft und eher einen klassischen Polit-Thriller erwartet. Doch dem war nicht so. Das hat mich zunächst enttäuscht, dennoch habe ich mich richtig gut unterhalten gefühlt. Craig Oliver überrascht mit einem unerwarteten Genre-Mix, der eher in Richtung klassischer „Whodunit-Krimis“ à la Agatha Christie geht. Ich musste mich zwar aufgrund meiner Erwartungen umstellen, doch die Umsetzung war mehr als gelungen.


    Die größte Stärke des Buches liegt in der geschickten Figurenzeichnung. Der Autor versteht es, die Gedankenwelt und die Motive der Figuren so zu präsentieren, dass ich mich regelmäßig dabei ertappte, Verdächtigungen anzustellen und sie auch wieder zu verwerfen. Jede Figur hat dabei ihren eigenen kleinen Abgrund, und die Enthüllung dieser Abgründe sorgt für durchgehende Spannung. Die Handlung baut sich mehr durch Dialoge und innere Monologe als durch Action auf – und das tut dem Buch sogar gut.

    Wie erwähnt, ist die Charakterzeichnung gelungen, aber richtige Tiefe sollte man nicht erwarten. Ich hätte mir bei der ein oder anderen Figur gewünscht, sie genauer kennenzulernen. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, dass man hier keinen rasanten Thriller vor sich hat, sondern ein eher gemächliches Buch.


    Insgesamt ist „Der Premierminister“ ein spannender und stimmiger Roman, der gekonnt Elemente eines klassischen Krimis mit einem modernen politischen Setting verbindet. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, mehr von dem politischen Anteil zu sehen. Wer sich darauf einlässt, keinen typischen Polit-Thriller zu lesen, sondern eher einen Krimi à la Agatha Christie, wird bestens unterhalten.


    8/10


    Edit: ISBN nachgetragen, damit man das Cover sieht. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 3423220732

    https://www.dtv.de/buch/der-premierminister-44259

    Zitat:


    „Steht uns das Schlimmste erst noch bevor?“


    So hat es mir gefallen:


    Mit „Gegenschlag“ liefert Salathe ein SciFi-Meisterwerk ab, das in jeder Hinsicht überzeugt. Die Serie erreicht mit dem dritten Teil einen neuen Höhepunkt und bietet ein spannendes, intelligentes und mitreißendes Abenteuer, das restlos begeistern kann. Die Story setzt nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an: Holmgren und seine Begleiter schaffen es mit letzter Kraft auf die Raumstation „Utopia“, nur um direkt in den nächsten Konflikt zu geraten. Die Erde versinkt im Chaos – das Kessler-Syndrom, eine von den fremden Wesen ausgelöste Trümmerwolke, hat die Menschheit auf dem eigenen Planeten festgesetzt. Der Autor erschafft hier eine beklemmende Kulisse, die durch die Realitätsnähe begeistert. Überhaupt gebührt dem Autor ein besonderes Lob, denn er erklärt die Technik und die Wissenschaft so gut und genau, dass man selbst kein Raketenwissenschaftler sein muss, um durchzusteigen.


    Die Figuren in diesem Band wachsen spürbar weiter. Holmgren bleibt das Herzstück der Geschichte, während Costa, der in den vorherigen Teilen eher noch Nebenfigur war, endlich seinen großen Auftritt erhält. Die Entwicklungen der Figuren sind authentisch und nachvollziehbar. Die Konflikte zwischen den einzelnen Protagonisten werden mit viel Feinfühligkeit dargestellt und tragen zur Tiefe der Geschichte bei. Ganz besonders war ich vom politischen Aspekt der Geschichte begeistert. Die Intrigen und Machtkämpfe der Nationen, die Uneinigkeit und der Egoismus der Menschheit angesichts der existenziellen Bedrohung wirken erschreckend realistisch und hochaktuell. Das hat mir richtig gut gefallen.


    Die Handlung selbst ist spannend und voller Dramatik. Das Finale weiß zu überzeugen und setzt einen Cliffhanger, bei dem man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Die klugen dramaturgischen Entscheidungen sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt.

    Insgesamt ist „Gegenschlag“ ein SciFi-Roman auf höchstem Niveau. Der Autor versteht es, Action, Figurenentwicklung, politische Machenschaften und wissenschaftliche Genauigkeit zu einer perfekt ausbalancierten Geschichte zu verbinden. Mit diesem Band hebt er die Reihe auf ein neues Level und macht Lust auf die Fortsetzung.


    10/10 Leseempfehlung


    https://amzn.eu/d/7yVMj5G

    Zitat:


    „Von außen will unsere Community immer akzeptiert werden, Akzeptanz von innen gibt es kaum.“


    So hat es mir gefallen:


    Es ist schon lange her, dass ich beim Lesen so herzhaft gelacht habe wie bei diesem Buch. #MaspalomasPride ist ein urkomischer und farbenfroher Einblick in unsere queere Welt, der mich nicht nur zum Lachen gebracht hat, sondern auch zum Nachdenken.

    Das Buch ist eine wilde Mischung aus schrillen und abgedrehten Erlebnissen, pointiertem Humor und sogar nachdenklicheren Momenten, die zwischen den Zeilen mitschwingen. Die Geschichte rund um vier Freunde, die zum Maspalomas Pride aufbrechen, sprüht geradezu vor Lebensfreude und Energie. Von absurden Missgeschicken bis hin zu herzerwärmenden Momenten der Freundschaft ist alles dabei.


    Was dem Autor hierbei besonders gut gelingt, ist, Klischees und Stereotypen gekonnt und immer mit einem Augenzwinkern einzusetzen, um sie gleichzeitig zu bestätigen oder zu hinterfragen. Die Figuren sind zwar skurril, aber authentisch und liebenswert. Jede:r von ihnen bringt ganz eigene Stärken, Schwächen und Eigenheiten mit, die sie zu einem unverwechselbaren Teil des chaotischen Abenteuers machen.


    Hinter all dem Glitzer und dem Drama verbirgt sich aber eine tiefere Botschaft, nämlich die der Akzeptanz, Zugehörigkeit und die Bedeutung von echter Freundschaft. Von Genster schafft es, die ernsten Themen in einem witzigen Kontext anzusprechen, ohne die Wichtigkeit dahinter aus den Augen zu verlieren. Diese Balance hat mich sehr beeindruckt und zeigt, dass der Autor sein Handwerk versteht.


    Der Schreibstil ist frisch, spritzig und voller Witz. Der Autor setzt die Pointen perfekt, gleichzeitig transportiert er eine spürbare Leidenschaft für unsere queere Community, die dem Roman einen authentischen Touch verleiht.


    #MaspalomasPride ist ein Muss für alle, die sich beim Lesen mal wieder köstlich amüsieren wollen, ohne aber auf Tiefe zu verzichten. Egal ob queer oder nicht: Dieses Buch bringt alle zum Lachen. Wer sich auf die Reise voller Glitzer, Drama und skurriler Momente traut, sollte unbedingt zugreifen. Ich persönlich freue mich schon auf das nächste Werk von Maximillian von Genster.


    10/10 Leseempfehlung


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    Zitat:


    „Wie will man physikalische Effekte in Tausenden Quadratkilometern Fläche aufhalten? Ich habe absolut keine Idee und frag’ mich schon seit Längerem, ob dies nicht schlicht das Ende der gesellschaftlichen Ordnung ist, das Ende der Zivilisation, vielleicht das Ende der Welt.“


    So hat es mir gefallen:


    Antinomie – aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet es in etwa: „Unvereinbarkeit von Gesetzen.“ Und genau darum geht es in diesem Buch.


    Müsste ich ein Emoji für die Handlung nehmen, wäre es wohl 🤯. Denn mit dem Buch gelingt Steffen Vogt ein spannender und anspruchsvoller Techno-Thriller, der die Grenzen der Realität dehnt. Schon der Einstieg in die Geschichte im Jahr 1961 – eine Zeit, die vom Kalten Krieg und globaler Unsicherheit geprägt ist – ist hervorragend gelungen. Der mysteriöse „Black Storm“, der unerklärlich tobt und die Hintergrundstrahlung weltweit steigen lässt, dient als Vorbote für die düsteren Entwicklungen in der Gegenwart. Und hier entfaltet Vogt sein ganzes Können: Die übernatürlichen wie unlogischen Anomalien, die Geheimorganisation SUP und der junge Jan, der mitten im Zentrum dieser Ereignisse steht, schaffen ein beklemmendes Szenario, das gleichzeitig wissenschaftlich fundiert und aufregend spekulativ wirkt.


    Der Autor nimmt sich gerade in der ersten Hälfte des Buches sehr viel Zeit, um die Figuren, insbesondere Jan, vorzustellen. Diese Tiefe macht ihn zu einer spannenden Figur, da Jan auch der Mittelpunkt dieser Geschichte ist. Für meinen Geschmack hat sich Vogt sogar etwas zu viel Zeit für die Figurenausarbeitung genommen – so viel wäre gar nicht nötig gewesen. Die dichte Atmosphäre und das hohe Erzähltempo, vor allem im zweiten Teil des Buches, machen das aber mehr als wett. Besonders gut hat mir gefallen, wie Vogt die Ereignisse rund um den Globus gekonnt in die Sichtweisen der Figuren einbaute, zum Beispiel durch Radio, Fernsehen oder Zeitung. Das wirkt sehr viel natürlicher, als die Ereignisse nur zu beschreiben. Das Ganze verstärkt den Eindruck, dass die Welt tatsächlich am Rande des Zusammenbruchs steht.


    Ab der zweiten Hälfte des Buches geht es dann so richtig zur Sache: Das Kopfkino läuft auf Hochtouren, und das Finale ist – im besten Sinne des Wortes – mindblowing. Vogt liefert ein Spektakel, das völlig überwältigt. Ein kleines Manko: Die technische und wissenschaftliche Dichte des Buches dürfte für Leser:innen, die mit diesen Themen gar nichts zu tun haben, etwas überfordernd sein. Hier könnte in kommenden Auflagen ein kleines Glossar eine willkommene Ergänzung sein.


    Antinomie ist ein intelligenter, spannender und anspruchsvoller Thriller, der die Grenzen der Wissenschaft ausreizt. Für Fans von Techno-Thrillern ist dieses Buch ein absolutes Muss und definitiv keine Lektüre für zwischendurch.


    9/10 Leseempfehlung


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    Zitat:


    „Scheiße, ich werde bald sterben. Ich habe nicht mehr lange, nur noch ein paar Jahre. Und es sind nicht die besten Jahre, die vor mir liegen, sondern eher die nicht mehr ganz so guten.“


    Darum geht’s:


    Alexander ist mit seinem Leben recht zufrieden. Doch der anstehende sechzigste Geburtstag bereitet ihm Sorgen. Als ein Songwriter in die Nachbarschaft einzieht, den Alexander bewundert, und dieser ihn sogar auffordert, gemeinsam einen Song zu schreiben, hat Alexander das Gefühl, noch einmal richtig durchzustarten. Doch dann geschieht ein tragischer Unfall, der alles infrage stellt …


    So hat es mir gefallen:


    Der Klappentext des Buches sagt: „Ein Roman wie ein guter Song über Liebe, Leid und Glück.“ Das würde ich genauso unterschreiben. Denn das Buch fühlt sich wie mein Lieblingssong an: mal leise und nachdenklich, mal kraftvoll und bewegend. Die Geschichte berührt auf eine Weise, die authentisch und nachvollziehbar ist: eben direkt aus dem Leben gegriffen. Liehr gelingt es, Alexander mit einer solchen Tiefe zu zeichnen, dass man ihn nicht nur versteht, sondern mit ihm mitfühlt. In seinen Sorgen, Hoffnungen und auch Zweifeln werden sich vermutlich viele Leser:innen wiederfinden können. Der Songwriter und die Tragödie in Alex' Leben geben der Erzählung eine ungeahnte Tiefe und schaffen den Spagat zwischen Höhenflügen und Tiefpunkten.


    Tom Liehrs Schreibstil ist angenehm und leichtfüßig. Trotz der emotionalen Schwere macht dies das Buch zu einem Pageturner. Der Autor weiß einfach, wie man mit Worten Bilder entstehen lässt und Stimmungen einfängt, und genau das hebt den Roman von vielen anderen ab. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber doch: die Darstellung der Nebenfiguren. Seine Familie wirkt manchmal ein wenig zu glatt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass mehr Figuren ihr Päckchen zu tragen haben. Im Roman wirkt alles ein wenig zu perfekt, fast schon harmonisch, was den ansonsten so realistischen Tonfall der Geschichte stellenweise etwas untergräbt. Insgesamt tut dies dem Hauptplot freilich keinen Abbruch, dennoch hätte ich mir bei den Nebenfiguren etwas mehr „Drama“ gewünscht.


    Im Gesamten ist das Buch ein wundervoller Roman über Liebe, Verlust und die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben. Tom Liehr liefert eine tolle Antwort auf diese Frage. Ein gutes Werk, das nachhallt und sich wie ein Ohrwurm im Herzen festsetzt.


    9/10 - Leseempfehlung

    Zitat:


    „Aus den Regenrinnen stürzte das angestaute Wasser in reißenden Bächen und verschwamm mit den Fluten, die sich vom Himmel ergossen, zu einem dichten Vorhang.“


    Darum geht’s:


    Die Story dreht sich um die Eheleute Erika und Roland Milser. Der vielschichtige Plot behandelt verdrängte Traumata, düstere Geheimnisse und einen Mord, der in unmittelbarer Nähe des Paares geschieht und eine Kette schockierender Enthüllungen in Gang setzt. Die beiden Protagonisten sehen sich bald mit emotionalen und psychischen Belastungen konfrontiert, die selbst erfahrene Ermittler in einen Strudel aus Lügen und Konflikten ziehen.


    So hat es mir gefallen:


    Der Einstieg in das Buch war etwas ungewöhnlich, und ich war mir unsicher, wohin die Reise gehen mag. Doch genau diese Unvorhersehbarkeit hat dem Buch einen gewissen Reiz verliehen. Denn die Autorin versteht es richtig gut, anfängliche Zweifel in Neugier umzumünzen und mit einem gekonnt inszenierten Spannungsaufbau zu überzeugen. Die Figuren sind vielschichtig und nahbar ausgearbeitet, was es mir leicht gemacht hat, mich in die inneren Konflikte hineinzuversetzen. Ganz besonders gut ist die Figur des Hauptkommissars Salvatore Wagner gelungen, dessen berufliche und private Herausforderungen ihn zu einer greifbaren und facettenreichen Figur machen. Die Spannungen innerhalb seiner Familie und die beruflichen Reibereien bieten eine tiefgehende Dynamik, die den Krimi um eine weitere Note bereichern.


    Ebenfalls gelungen ist der pointierte und angenehm zu lesende Schreibstil der Autorin, der an den richtigen Stellen mit einem subtilen, sarkastischen Unterton punktet. Dross’ Sprache liest sich flüssig und verleiht den Dialogen sowie Beschreibungen eine gewisse Schärfe, die das typische Krimifeeling aufkommen lässt. Man fiebert mit und versucht, die Puzzleteile selbst zusammenzusetzen, während sich die Wahrheit Stück für Stück offenbart.


    Anna Dross liefert ein Krimivergnügen, das nicht nur mit einer spannenden Geschichte punktet, sondern auch mit starken Figuren und einem gelungenen Schreibstil. Ein Krimi, den man nur schwer aus der Hand legen kann – eine klare Empfehlung für alle Krimiliebhaber.


    9/10


    ISBN zur Verlinkung nachgetragen. LG Wolke


    ASIN/ISBN: 3759716415