Beiträge von Buchkomet

    Herausgeber: ‎ Kulturmaschinen Verlag; 1. Edition (10. Juni 2024)

    Taschenbuch: ‎ 427 Seiten

    ASIN ‏ : ‎ B0D6PFRHM1


    Kurzbeschreibung


    Unterschiedlicher könnten die Zwillingsschwestern Judith und Rebecca nicht sein. Dennoch sind sie natürliche Verbündete. Isoliert von der Außenwelt wachsen sie in einem streng religiösen Elternhaus auf. Statt in die Schule zu gehen, lernen sie Latein beim Vikar ihres Vaters, der seiner Position als erster fremder Mann in ihrem Leben nicht gewachsen ist. Kein Wunder, dass sie im Alter von fünfzehn Jahren die Gelegenheit zur Flucht ergreifen. Ziel der Reise ist Rom, schließlich spricht man dort Latein. Stattdessen geraten sie in ein skurriles Dorf in Portugal. Mit einer ungesunden Portion Naivität machen sie sich auf, die Welt zu entdecken und entdecken vor allem sich selbst.


    Rezension


    Manchmal liest man ein Buch, das sich anfühlt wie eine Reise – nicht durch Länder, sondern durch die Köpfe und Herzen der Figuren. Freak Sisters von Christine Sterly-Paulsen ist so ein Buch. Es erzählt die Geschichte der Zwillingsschwestern Judith und Rebecca, die in einem strengen, religiösen Elternhaus aufwachsen und schließlich beschließen, ihrem einengenden Leben zu entfliehen. Was wie ein naiver Plan beginnt – nach Rom zu reisen, weil man dort Latein spricht – wird schnell zu einer turbulenten und manchmal verstörenden Reise in die große, unbekannte Welt.


    Was dieses Buch besonders macht, ist der Blick auf die beiden Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch untrennbar miteinander verbunden sind. Die Autorin nimmt sich Zeit, um uns ihre inneren Kämpfe zu zeigen: ihre Unsicherheiten, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und die Suche nach dem eigenen Platz in einer Welt, die oft hart und ungerecht ist. Dabei werden auch schwere Themen nicht ausgespart – Isolation, Gewalt und das Fehlen von (Selbst)-Akzeptanz sind allgegenwärtig, aber sie werden auf eine behutsame und nachvollziehbare Weise erzählt.


    Die Reise der Schwestern führt sie zwar nicht wie geplant nach Rom, sondern in ein skurriles Dorf in Portugal, doch genau dort entfaltet die Geschichte ihren Zauber. Die Begegnungen, die die beiden erleben, sind manchmal schmerzhaft, manchmal kurios, und immer lehrreich. Sie lernen nicht nur die Welt kennen, sondern auch sich selbst – und genau das ist der Kern dieser Geschichte. Es ist schön zu sehen, wie die beiden Stück für Stück wachsen, wie sie an ihren Erlebnissen reifen und langsam entdecken, was sie wirklich wollen und brauchen.


    Was mich besonders beeindruckt hat, ist der Schreibstil. Sterly-Paulsen schreibt mit einer Ruhe, die man in unserer hektischen Welt nur selten findet. Zwischen den Zeilen steckt so viel Lehrreiches, so viel Leben, dass man das Buch nicht einfach nur liest, sondern regelrecht darin versinkt. Man fiebert mit den Schwestern mit, wünscht ihnen nichts sehnlicher, als dass sie endlich ankommen – bei sich selbst und im Leben.


    Freak Sisters ist kein klassischer Wohlfühlroman. Dafür sind die Themen zu ernst, die Erlebnisse zu rau. Aber es ist ein Buch, das Hoffnung macht. Hoffnung darauf, dass man nach allem Schmerz, nach aller Unsicherheit, seinen Weg finden kann. Es zeigt, dass es okay ist, Fehler zu machen, dass es okay ist, Zeit zu brauchen, um herauszufinden, wer man wirklich ist.


    Ein Roman über das Suchen und Finden, über Schwesternschaft, Selbstakzeptanz und die kleinen Wunder des Lebens. Für alle, die Geschichten lieben, die das Herz berühren und den Blick auf die Welt ein kleines bisschen verändern. Sehr lesenswert.


    10/10


    ASIN/ISBN: B0D6PFRHM1

    Stell dir vor, du stehst zwischen Leben und Tod und landest in einer riesigen Bibliothek. Nicht irgendeiner, sondern einer, in der jedes Buch ein anderes Leben zeigt, das du hättest führen können. Genau das passiert Nora Seed in Matt Haigs „Die Mitternachtsbibliothek“. Und was soll ich sagen – allein schon diese Idee hat mich total begeistert!


    Nora ist an einem Punkt angekommen, wo sie keinen Ausweg mehr sieht. Doch in der Mitternachtsbibliothek bekommt sie die Chance, alles mal anders zu machen. Entscheidungen, die sie bereut hat? Kann sie jetzt rückgängig machen. Träume, die sie nie verfolgt hat? Kann sie jetzt leben. Aber wie das so ist, stellt sich die Frage: Macht das wirklich glücklich?


    Das Buch hat mich von Anfang an gepackt. Die Vorstellung, durch verschiedene Versionen des eigenen Lebens zu blättern, ist nicht nur spannend, sondern hat mich auch selbst zum Nachdenken gebracht. Was wäre anders, wenn ich damals an der einen Kreuzung links statt rechts gegangen wäre? Würde ich wirklich glücklicher sein?


    Die Geschichte ist leicht zu lesen, obwohl sie ein tiefgründiges Thema behandelt. Haig schafft es, ernste Themen wie Depression und Lebenskrisen auf eine Art rüberzubringen, die nicht drückt, sondern eher Mut macht. Ja, ein paar Sachen sind vorhersehbar – aber ganz ehrlich, das hat mich am Ende nicht wirklich gestört. Es ist einfach ein Buch, bei dem du mit einem Lächeln auf den letzten Seiten landest.

    Was ich besonders mochte, ist die Botschaft: Selbst die Entscheidungen, die wir manchmal bereuen, haben ihren Sinn. Sie machen uns zu dem Menschen, der wir heute sind. Und am Ende ist es eben das echte Leben – mit all seinen Höhen und Tiefen –, das zählt.


    „Die Mitternachtsbibliothek“ ist wie ein kleiner Reminder, das Leben zu feiern, so wie es ist. Kein perfektes Leben in irgendeinem Buch kann das echte ersetzen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt, ohne schwer zu sein – und das ich jedem empfehlen würde, der mal wieder einen kleinen Schubs in Richtung Lebensfreude braucht. Absolut lesenswert!


    9/10

    Herausgeber: ‎ OCM; 1. Edition (21. April 2021)

    Taschenbuch: ‎ 178 Seiten

    ISBN-10: ‎ 394267288X

    ISBN-13: ‎ 978-3942672887


    Kurzbeschreibung

    Kai Trollmann verpasst die letzte U-Bahn. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als auf die erste Bahn des nächsten Morgens zu warten. Er bekommt Gesellschaft von Helen, einer älteren Frau. „Ich bin deine Tochter. Ich komme aus der Zukunft. Und ich werde dich erschießen.“ Durch eine fatale Wendung werden sie gezwungen, die Zeit bis zur Ankunft der Bahn gemeinsam zu verbringen: Kai und seine mögliche Zukunft. Helen und das vergangene Leben mit ihrem Vater. Und eine Gegenwart, die alles verändern könnte.


    Autor


    Markus Veith, am 5. März 1972 in Dortmund geboren, arbeitet seit 1997 als freischaffender Schauspieler und Autor. Während seiner Bühnentätigkeit spielte er deutschlandweit in vielen speziellen Theater-Genres. Als Autor hält er regelmäßig Lesungen, produzierte Hörbücher und Hörspiele und wurde mit mehreren Preisen und Nominierungen geehrt. Seine Texte umfassen viele Genres, sowohl inhaltlich als auch stilistisch.


    Rezension


    Stell dir vor, du verpasst, den letzten Zug, musst die Nacht am Bahnsteig verbringen – und plötzlich taucht jemand auf, der dein Leben für immer verändern könnte. Markus Veith nimmt diese simple, fast alltägliche Ausgangssituation und verwandelt sie in ein intensives psychologisches Kammerspiel mit einem Hauch Sci-Fi und einer ordentlichen Portion Philosophie.


    Die Geschichte


    Kai Trollmann, ein Mann mit sarkastischem Humor und zunächst wenig sympathischen Zügen, begegnet Helen, einer Frau, die behauptet, aus der Zukunft zu kommen und seine Tochter zu sein. Doch das ist nicht alles: Helen hat eine Waffe und macht unmissverständlich klar, dass sie gekommen ist, um ihn zu töten. Was als bedrohliche Situation beginnt, entwickelt sich durch eine fatale Wendung zu einem Zwang, die Nacht gemeinsam zu verbringen – und sich mit einer möglichen, düsteren Zukunft auseinanderzusetzen.


    Die Geschichte entfaltet sich auf geniale Weise. Nach und nach wird Kais Zukunft enthüllt: ein Leben voller Fehler, das nicht nur ihn, sondern auch tausende andere ins Unglück stürzt und ihnen das Leben kostet. Doch was ist, wenn man das Wissen über die Zukunft nutzen könnte, um alles zu verändern? Oder passiert alles trotzdem, nur mit einer anderen Person? Diese moralischen Fragen machen den Reiz der Handlung aus und geben dem Buch eine Tiefe, die weit über eine reine Zeitreise-Geschichte hinausgeht.


    Schon das Setting – ein leerer Bahnhof mitten in der Nacht – hat mich sofort gefesselt. Es ist düster, bedrückend und dennoch faszinierend. Diese Atmosphäre passt perfekt zur Geschichte, die mit Spannung und Emotionalität spielt. Markus Veith beweist ein Gespür dafür, wie man eine Handlung auf kleinstem Raum entfaltet und die Leser dabei immer tiefer in die komplexe Dynamik der Figuren hineinzieht.


    Kai Trollmann ist zweifellos das Herzstück des Buches. Anfangs war ich wenig angetan von seiner Art – sarkastisch, egozentrisch, vielleicht sogar unsympathisch. Doch je mehr ich über seine mögliche Zukunft erfuhr, desto mehr wechselten meine Gefühle zwischen Abscheu und Mitleid. Der Autor brilliert mit diesen Perspektivwechseln, sodass man Kai am Ende nicht nur versteht, sondern auch eine gewisse Nähe zu ihm aufbaut.


    Ein kleiner Kritikpunkt bleibt jedoch: Helen, obwohl zentral für die Geschichte, wirkt im Vergleich zu Kai etwas blass. Ihre Rolle als Tochter aus der Zukunft ist klar, doch ich hätte mir mehr Einblick in ihre Gefühlswelt und Motivation gewünscht. Trotzdem schafft sie es, die Handlung voranzutreiben und die entscheidenden Fragen aufzuwerfen.


    Fazit


    Wer glaubt, dass Die erste Bahn ein reines Sci-Fi-Buch ist, irrt gewaltig. Die Zeitreise-Elemente sind lediglich ein Mittel zum Zweck, um größere Fragen zu stellen: Ist die Zukunft lebenswert, wenn wir wissen, was passieren wird? Können wir das Schicksal ändern, und wenn ja, zu welchem Preis? Das Buch fordert dazu auf, über diese Themen nachzudenken – und bleibt dabei spannend und emotional packend. Das einzige Manko bleibt Helens etwas flache Charakterisierung, aber das wird durch Kais brillante Entwicklung und die dichte Atmosphäre mehr als wettgemacht. Wer nach einem außergewöhnlichen Buch sucht, das sich zwischen philosophischen und dramatischen Themen bewegt, sollte Die erste Bahn unbedingt lesen.


    9/10


    ASIN/ISBN: 394267288X

    Herausgeber: ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (9. Januar 2025)

    Taschenbuch: ‎ 368 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3423284544

    ISBN-13: ‎ 978-3423284547

    Kurzbeschreibung


    Die blaue Stunde – wem kannst du noch trauen?


    Geheimnisvoll, düster, wendungsreich – ein literarisches Spannungs-Highlight


    Die geheimnisumwitterte Künstlerin Vanessa Chapman ist schon lange tot, doch ihre Werke sind berühmter denn je und werden in den renommiertesten Häusern ausgestellt. Als eines Tages ein menschlicher Knochen in einer der Skulpturen Chapmans entdeckt wird, ist die Aufregung groß: Woher stammt der Knochen und wie konnte er Teil eines gefeierten Kunstwerks werden?

    James Becker, der Kurator des Museums, begibt sich auf Spurensuche und reist dafür auf die abgeschiedene Gezeiteninsel Eris Island, die nur eine einzige Bewohnerin hat und weit mehr als nur eine dunkle Wahrheit verbirgt.


    Autorin


    Paula Hawkins arbeitete fünfzehn Jahre lang als Journalistin, bevor sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Sie wuchs in Simbabwe auf, bevor sie 1989 nach London zog. Ihr Weltbestseller ›Girl on the Train‹ verkaufte sich über 23 Millionen Mal und wurde in 40 Sprachen übersetzt. Ihre psychologischen raffinierten Spannungsromane begeistern Leserinnen und Leser weltweit.


    Rezension


    Die geheimnisvolle Künstlerin Vanessa Chapman ist längst verstorben, doch ihre Werke sorgen noch immer für Aufsehen. Als in einer ihrer gefeierten Skulpturen ein menschlicher Knochen entdeckt wird, gerät die Kunstwelt ins Wanken. Der Museums-Kurator James Becker macht sich auf den Weg, um das Rätsel um den Knochen zu lösen. Seine Spurensuche führt ihn auf die isolierte Gezeiteninsel Eris Island, die von nur einer Bewohnerin bewohnt wird und dunkle Geheimnisse birgt.


    Ich muss gestehen: Im engsten Familienkreis bin ich als Kunstbanause verschrien, weil ich der Meinung bin, dass einige Werke besser in einem Kindergarten als in einer Galerie aufgehoben wären. Dementsprechend halte ich mich eigentlich von Kunstwerken fern. Doch „Die blaue Stunde“ hat mich dennoch neugierig gemacht – immerhin steckt hinter der Kunst diesmal ein Kriminalfall.

    Paula Hawkins gelingt es hervorragend, die Atmosphäre des Romans von Anfang an dicht und greifbar zu machen. Vor allem die Szenen auf der abgeschiedenen Eris Island haben mich gepackt: rau, geheimnisvoll, bedrückend – genau die richtige Stimmung für eine Geschichte, die auf der Grenze zwischen Kunst und Verbrechen balanciert. Besonders gelungen fand ich die Passagen, die durch Tagebucheinträge und Zeitungsartikel mehr über das Leben und die Persönlichkeit von Vanessa Chapman verraten. Die Abschnitte haben für mich die Spannung hochgehalten und mich in die Handlung hineingezogen.


    Leider kann ich das nicht von den Kapiteln aus der Sicht von James Becker behaupten. Diese empfand ich als langatmig und teilweise wenig interessant. Immer wieder verlor ich hier den Faden und musste mich regelrecht durchkämpfen, was den Lesefluss spürbar beeinträchtigt hat. Schade, denn gerade dieser Strang hätte viel Potenzial gehabt, um die Geschichte noch spannender und dynamischer zu machen. Dazu kommt ein vorhersehbares Ende, das mich nicht überraschen konnte und die ansonsten vielversprechende Handlung etwas enttäuschend ausklingen ließ.

    „Die blaue Stunde“ ist für mich ein zweischneidiges Schwert: Die stimmungsvolle Atmosphäre und die Tagebucheinträge, die Vanessa Chapman als faszinierende, vielschichtige Figur zeichnen, sind die großen Stärken des Romans. Doch die zähen Passagen rund um James Becker und das enttäuschende Ende trüben das Gesamtbild erheblich für mich. Fans von atmosphärischen Kriminalgeschichten mit kunsthistorischem Einschlag könnten hier trotzdem auf ihre Kosten kommen – für mich persönlich bleibt es ein durchschnittliches Leseerlebnis.


    6/10

    ASIN/ISBN: 3423284544

    Herausgeber: ‎ Nagel & Kimche; 1. Edition (24. September 2024)

    Taschenbuch: ‎ 209 Seiten

    ASIN: ‎ B0CW96HWF9


    Kurzbeschreibung


    Ein Klassiker der Kriminalliteratur aus der Schweiz


    Ein nicht mehr ganz so erfolgreicher Schriftsteller sieht sich in der Idylle seines jährlichen Hotelurlaubs durch einen unliebsamen Kritiker gestört, der immer wieder seinen Weg kreuzt. Langsam braut sich ein Unheil zusammen. Doch wer hält in diesem Spiel eigentlich die Fäden in der Hand? Ein reicher Hotelgast verschwindet im rieselnden Schnee. Ein Skilehrer kommt einem Wilderer auf die Spur, den er nicht entkommen lassen will, doch er ahnt nur die halbe Wahrheit. Eine Gruppe Langläufer werden von der Loipe abgedrängt – es ist nur noch ein dunkles Loch im Schnee zu sehen. All das geschieht im Umfeld eines Nobelhotels in Sils Maria, dem friedlichen Schweizer Wintersportort Sils Maria im Engadin. Lautlos werden die Spuren verwischt, unauffällig die Leichen aus den Hotels entfernt, damit der Skispaß bei bestem Wetter bloß weitergehen kann. Aber in der Hotelküche wartet schon ein gefährliches Fläschchen auf seinen Einsatz, im Foyer steht schon wieder ein Kellner mit zweifelhafter Vergangenheit, der auf seine nächste Gelegenheit lauert ...


    Mit »Tod in Sils Maria« wurde Ulrich Knellwolf als Krimiautor berühmt. Die Sammlung von gnadenlos spannenden Kurzkrimis voll überraschender Pointen und unheimlicher Atmosphäre gilt heute als Klassiker der Kriminalliteratur.



    Autor


    Ulrich Knellwolf, geboren 1942, wuchs in Zürich und Olten auf. Er studierte evangelische Theologie. Bis 1996 arbeitete er als Pfarrer an der Predigerkirche in Zürich, seither als Mitarbeiter der Stiftung Diakoniewerk Neumünster, Zollikon. Für seine Romane und Erzählungen wurde er vielfach ausgezeichnet.


    Rezension


    Was soll ich sagen? Tod in Sils Maria hätte so viel Potenzial gehabt. Die Grundideen der Geschichten sind wirklich interessant: Ein Hotel voller düsterer Geheimnisse, Intrigen auf der Loipe, ein verschwundener Gast, der nicht mehr auftaucht – das alles klingt nach den perfekten Zutaten für spannende Kurzkrimis. Und ja, es gibt tolle Ansätze in den Geschichten, keine Frage.


    Doch leider hapert es gewaltig an der Umsetzung. Die Spannung, die bei einer guten Kurzgeschichte sofort greifen sollte, will einfach nicht richtig aufkommen. Und wenn sie doch mal kurz aufflackert, ist die Geschichte auch schon wieder vorbei. Oft fühlt es sich an, als würden die Geschichten gehetzt erzählt. Es bleibt kaum Zeit, um wirklich in die Atmosphäre einzutauchen oder die Figuren so kennenzulernen, dass man mit ihnen mitfiebern könnte.


    Klar, bei einer Kurzgeschichte ist das immer eine Herausforderung und auch nicht immer das Ziel, aber hier hat es bei mir leider gar nicht funktioniert – oder schlimmer noch: Es kam Langeweile auf. Vielleicht wäre weniger tatsächlich mehr gewesen. Wenn Knellwolf die Anzahl der Geschichten reduziert und dafür den einzelnen mehr Raum gegeben hätte, hätten sie sich vermutlich besser entfalten können. Ich verstehe den Balanceakt zwischen einer dichten Atmosphäre und der Kürze, die Kurzgeschichten mit sich bringen. Doch während Letzteres hier durchaus funktioniert, scheitert es an der Atmosphäre.


    Am Ende bleibt bei mir ein Gefühl von verpasstem Potenzial. Die Ideen sind da, und manche Geschichten haben Momente, die wirklich faszinieren. Aber insgesamt bleibt die Spannung auf der Strecke – und genau das ist so schade. Ich wollte mitfiebern, wurde aber zu oft aus dem Moment gerissen.


    Fazit: Tolle Ansätze, aber unspannend umgesetzt. Wer winterliche Krimi-Episoden ohne viel Tiefgang sucht, könnte hier fündig werden. Für Leser, die sich mitreißende Spannung und eine nachhaltige Wirkung wünschen, dürfte die Sammlung jedoch zu blass bleiben. Für mich bleibt es ein Buch, das ich gern mehr gemocht hätte – schade drum.


    5/10


    ASIN/ISBN: B0CW96HWF9

    Herausgeber: ‎ Guido M. Breuer Publishing (1. September 2024)

    Taschenbuch: ‎ 353 Seiten

    ASIN: ‎ B0DDYV9B4P


    Kurzbeschreibung


    Sie entwickeln außergewöhnliche Fähigkeiten. Sie könnten zu Superhelden werden oder zu Marionetten einer Macht, die sie nicht verstehen.


    Kriminalkommissarin Bilke Sand jagt einen Serienmörder, der sich dem Zugriff der Polizei auf unerklärliche Weise zu entziehen vermag. Und Bilke teilt mehr mit ihm als ihr lieb ist. Neurobiologin Ana Maria Ojeda baut eine Art von Verbindung zu dem Delfin Bella 3A auf, die jedes erklärbare Maß übersteigt. Schauspielstudent Benjamin Shanks entdeckt eine übermenschliche Fähigkeit an sich, deren Erkundung sein Leben in eine Katastrophe verwandelt. Die Elitesoldatin Judith Weizman entwickelt während eines Einsatzes ungeahnte Kräfte, die sie an allem, woran sie glaubt, zweifeln lassen.


    Die Physikerin Yetunde Kourouma erforscht einen Ort, an dem die Naturgesetze außer Kraft gesetzt scheinen.

    Sie alle suchen Antworten, aber sie kennen die richtige Frage noch nicht:


    Wer oder was ist das Kollektiv?


    Autor


    Guido M. Breuer lebt und arbeitet heute im Ruhrgebiet. Prozessoptimierer, Digitalisierungsspezialist und Schriftsteller. Gesegnet mit dem Fluch, sowohl analytisch als auch kreativ unterwegs zu sein. Veröffentlicht Romane und Kurzgeschichten seit 2008, daneben auch Theatertexte und Gedichte. Schwerpunkt: Thriller. Arbeitet aktuell an Science-Fiction-Romanen und Drehbüchern.


    Rezension


    Was gibt es aktuell Schöneres, als es sich mit einer Tasse Tee und einem guten Buch auf dem Sofa bequem zu machen? Gelesen habe ich Das Kollektiv I - Die Beobachter von Guido M. Breuer. Der Klappentext verspricht bereits eine Mischung aus Mystery, Thriller und Science-Fiction – perfekt. Ich machte es mir bequem, die Tasse Tee neben mir, und tauchte ein in die Welt von Bilke Sand, Ana Maria Ojeda, Benjamin Shanks, Judith Weizman und Yetunde Kourouma.


    Die ersten Kapitel zogen mich in einen Strudel aus Fragen: Wer sind diese Menschen, die so plötzlich mit außergewöhnlichen Fähigkeiten konfrontiert werden? Was hat es mit dem Kollektiv auf sich, das im Hintergrund lauert? Die Neugier war also geweckt, und es dauerte nicht lange, bis ich mich nicht mehr von den Seiten lösen konnte.


    Jede Figur war greifbar, so lebendig. Bilke Sand, die Kriminalkommissarin, gefangen in der Jagd auf einen Serienmörder und doch auf mysteriöse Weise mit ihm verbunden, erinnerte mich an die düstere Atmosphäre von Akte X. Ana Maria Ojeda, die Neurobiologin, die eine unfassbare Verbindung zu einem Delfin aufbaut, gab der Geschichte eine leise, fast meditative Tiefe. Benjamin Shanks, der Schauspielstudent mit übermenschlicher Gabe, dessen Leben aus den Fugen gerät, brachte eine tragische Note hinein. Judith Weizman, die Elitesoldatin, und Yetunde Kourouma, die Physikerin, erweiterten die Erzählung mit actionreichen und wissenschaftlichen Elementen. Sympathie und Antipathie lagen nah beieinander, und der Autor nutzte diese Palette gekonnt aus.


    Es war jedoch nicht nur die Vielschichtigkeit der Figuren, die mich beeindruckte. Guido M. Breuer schaffte es, mich mit Fragen über Macht, Menschlichkeit und die Kontrolle über das eigene Schicksal zu konfrontieren. Die "Beobachter" – eine rätselhafte, bedrohliche Präsenz im Hintergrund – verleihen der Geschichte einen Hauch von Paranoia. Was wollen sie? Und was bedeutet das Kollektiv für die Menschheit im Allgemeinen?


    Die Verknüpfung aktueller gesellschaftlicher Themen mit den Schicksalen der Protagonisten war subtil, aber wirkungsvoll. Es erinnerte mich an Serien wie Sense8, die ebenfalls globale Perspektiven und persönliche Dramen miteinander verbinden. Überhaupt gab es oft Vibes, die an bekannte Serien und Filme erinnerten. Die Spannung blieb bis zum Ende hoch, und obwohl nicht alle Fragen beantwortet wurden, ließ mich das Buch mit dem Verlangen nach mehr zurück – nach Antworten, nach der nächsten Etappe dieser außergewöhnlichen Reise.


    Das Kollektiv I - Die Beobachter ist nicht nur eine packende Geschichte, sondern auch ein Denkanstoß über die Grenzen des Möglichen und die verborgenen Kräfte, die vielleicht in jedem von uns schlummern. Ein absoluter Lesetipp für alle, die es lieben, in Geschichten voller Spannung, Rätsel und gut ausgearbeiteter Charaktere einzutauchen.


    9/10 Leseempfehlung


    ASIN/ISBN: B0DDYV9B4P

    Coole Rezension.


    Ich bin damals (1998) von KiWi quasi in letzter Sekunde abgelehnt worden, als "Soloalbum" gerade vorbereitet wurde, und die Lektorin, mit der ich seinerzeit zu tun hatte, hat mir noch ein Vorabexemplar als Trostpflaster geschickt, verbunden mit dem möglicherweise nicht nur freundlich gemeinten Hinweis, dass "die junge deutsche Literatur ihrer Überzeugung nach in diese Richtung geht" (zu "junger Literatur" gehörte man da noch, wenn man unter 40 war, Stuckard-Barre war m.E. Mitte zwanzig).

    Ich habe das Buch verschlungen, fand die Komposition zum Niederknien, auch den dramaturgischen Ansatz und den Sprachwitz, bin allerdings mit den Figuren nicht so recht warm geworden, aber ich habe verstanden, was die Lektorin gemeint hatte. Danach gab es allerdings keinen längeren Text von BvSB, der mich auch nur ansatzweise berührt oder sonstwie gepackt hat, und er wurde aus meiner Sicht immer mehr zu einem Selbstdarsteller, der seine literarischen Fähigkeiten nutzt, um das zu forcieren. Was ich damit sagen will: Eigentlich ist BvSB m.E. ein schriftstellerisches One-Hit-Wonder, mit einer für dieses Phänomen ganz typischen Geschichte. Und die Literatur war eigentlich auch nur Trittbrett für eine ganz andere, eigene Art von Karriere, die sozusagen als Beifang auch eine literarische blieb, aber ihre Ursprünge nie wieder erreichte.

    Vielen Dank.


    Ich gebe dir insofern recht, dass Soloalbum durchaus das beste Buch von Stuckrad-Barre war. Dennoch konnten mich auch seine anderen Werke zumindest erreichen und sorgten für angenehme Lesestunden. Auch wenn diese vielleicht nicht mehr das Niveau seines Debütromans erreichten. Seine Karriere habe ich zwar verfolgt, allerdings habe ich viele seiner medialen Auftritte „verpasst“, da mich bestimmte Formate nicht interessieren. Insgesamt finde ich ihn aber recht sympathisch und mag seine Gedankengänge hin und wieder sehr gern.

    Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 2. Edition (27. November 2024)

    Taschenbuch ‏ : ‎ 320 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3257073216

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257073218


    Kurzbeschreibung


    Nahe Familienmitglieder sterben, der Welt geht es auch nicht so gut, das letzte Glas Alkohol wird getrunken und die letzte Zigarette geraucht. Und doch färbt Martin Suter sich noch immer nicht die Haare. Wer auch in schwierigen Situationen und Kippmomenten des Lebens noch lacht, meint es wirklich ernst mit dem Humor.


    Autoren


    Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane (darunter ›Melody‹ und ›Der letzte Weynfeldt‹) und die ›Business-Class‹-Geschichten sind auch international große Erfolge. Seit 2011 löst außerdem der Gentleman-Gauner Allmen in einer eigenen Krimiserie seine Fälle, derzeit liegen sieben Bände vor. 2022 feierte der Kinofilm von André Schäfer ›Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit‹ am Locarno Film Festival Premiere. Seit einigen Jahren betreibt der Autor die Website martin-suter.com. Er lebt mit seiner Tochter in Zürich.

    Benjamin von Stuckrad-Barre, geboren 1975 in Bremen, hat ein großes Publikum u. a. mit ›Soloalbum‹, ›Panikherz‹ und ›Noch wach?‹ erobert.


    Rezension


    Stell dir vor, du sitzt in einer gemütlichen Küche. Der Geruch von frischem Kaffee liegt in der Luft, und am Tisch sitzen zwei Männer, die du seit Jahren bewunderst. Sie plaudern, lachen, philosophieren, und du hörst gebannt zu. So fühlte es sich irgendwie an, als ich „Kein Grund, gleich so rumzuschreien“ anfing.


    Martin Suter sitzt da, entspannt, die Haare wie immer grau – er färbt sie nicht, das macht er im Buch auch deutlich. Neben ihm Benjamin von Stuckrad-Barre, ein Mann mit scharfem Witz und klugen Gedanken. Die beiden reden über alles: den Verlust naher Menschen, die letzten Zigaretten und der letzte Alkohol, über die großen und kleinen Brüche des Lebens. Sie streifen Melancholie, ohne darin zu versinken, und lachen dort, wo andere vielleicht den Kopf schütteln. Es ist nicht nur eine Unterhaltung. Es ist, als würde ich mittendrin sitzen, nicht als stiller Beobachter, sondern als Teil dieses Moments. Die Dialoge springen von heiteren Anekdoten zu tiefen Reflexionen, und ich ertappe mich dabei, wie ich zustimmend nicke, manchmal sogar laut auflache.


    Ich habe Stuckrad-Barres Werke immer geliebt. Sein Wortwitz, seine Schlagfertigkeit, diese Fähigkeit, ein Gespräch so lebendig zu machen, dass man sich ihm nicht entziehen kann. Aber hier, zusammen mit Martin Suter, wird es zu etwas Größerem. Es ist die perfekte Balance aus Humor und Ernst, zwischen unbeschwerter Plauderei und Momenten, die mich innehalten lassen. Manche Passagen fühlen sich an wie ein Spiegel. Was mache ich mit den Kippmomenten meines Lebens? Kann ich, wie sie, trotz allem lachen? Und dann ist da diese Leichtigkeit, die trotz allem in ihren Worten liegt. Eine Leichtigkeit, die Mut macht.


    Natürlich, wird das Buch ist nicht jedem gefallen. Wenn du die beiden nicht magst oder nichts mit ihrem Stil anfangen kannst, wirst du hier definitiv nicht fündig. Aber wenn du, wie ich, Fan von Stuckrad-Barre bist, wirst du dieses Buch verschlingen, ganz sicher.

    Der Kaffee ist inzwischen leer, und die beiden Männer stehen auf, verabschieden sich. Was bleibt, ist ein tolles Gefühl, zwei fantastischen Autoren gelauscht zu haben. Es fühlt sich an, als hätte ich etwas mitgenommen – nicht nur ihre Geschichten, sondern auch ein Stück ihrer Lebensart. Sicherlich kein gewöhnliches Buch, das dürfte klar sein, doch ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und hoffe, dass die beiden nachlegen werden.


    10/10 Leseempfehlung


    ASIN/ISBN: 3257073216

    Herausgeber ‏ : ‎ BoD – Books on Demand; 1. Edition (15. November 2024)

    Taschenbuch ‏ : ‎ 292 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3758350484

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3758350481


    Kurzbeschreibung


    Was bleibt in unserem Leben, wenn alles andere vergeht? Erinnerungen formen unsere Identität. Sie sind wie Anker in der Vergangenheit, die uns die besonderen Momente zeigen. Manchmal verblassen sie, manchmal bleiben sie lebendig. Sie sind ein unsichtbares Band, das uns mit unserer Geschichte verbindet. Als Walter an seinem 80. Geburtstag feststellt, dass kein einziger Gast eintrifft, wird ihm die Einsamkeit schmerzlich bewusst. Daraufhin beschließt er, dem Leben noch einmal einen letzten Höhepunkt zu schenken. Inspiriert durch das Gespräch mit seinem besten Freund über Bucket-Listen, fasst Walter einen einzigen Stichpunkt: seine Jugendliebe finden und somit die unendliche Sehnsucht stillen. Gemeinsam mit seinem unkonventionellen Nachbarn Noel begibt er sich auf eine spontane Reise durch die unvergesslichen Erinnerungen vergangener Zeiten, auf der Suche nach einer weit zurückliegenden Liebe.


    Autorin


    Maren Engelmann studiert in Berlin, lebt und arbeitet abseits der Hauptstadt. Sie liebt kalten Traubensaft, frische Luft bei Regenwetter und alles Kreative. Gefühle ergründen, besondere Momente erzeugen und zum Nachdenken anregen, all das macht das Schreiben für sie so besonders. Eine Möglichkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, als würde man mehrere Leben führen.


    Rezension


    So hat es mir gefallen:


    „Alles, was bleibt, sind unsere Erinnerungen“ ist ein bewegender Roman, der sich mit den grundlegenden Fragen des Lebens beschäftigt: Was bleibt, wenn alles andere vergeht? Was prägt uns, und welche Chancen gibt es, verpasste Möglichkeiten nachzuholen? Die Geschichte ist eine emotionale Reise voller Tiefgang und Hoffnung. Die Handlung dreht sich um Walter, der an seinem 80. Geburtstag mit der schmerzlichen Erkenntnis seiner Einsamkeit konfrontiert wird. Dieser Moment treibt ihn an, seine Jugendliebe zu finden.

    Die Figuren sind ein großer Pluspunkt der Geschichte. Walter als nahbare und vielschichtige Hauptfigur durchläuft eine authentische und nachvollziehbare Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Noel, als charismatischer Gegenpol, bringt Leichtigkeit und Humor in die Handlung und fungiert zugleich als Motivator, der Walter ermutigt, seine Ängste zu überwinden. Die Dynamik zwischen den beiden ist charmant dargestellt und trägt wesentlich zur Geschichte bei.


    Die Themen des Buches – Erinnerungen, verpasste Chancen und die Bedeutung des Lebens – werden mit Feingefühl und Tiefe behandelt. Der Autorin gelingt es, sowohl melancholische als auch hoffnungsvolle Töne anzuschlagen, ohne dass irgendetwas davon in Kitsch abgleitet. Der Schreibstil ist flüssig, mit einer gewissen Poesie und einer angenehmen Prise Humor, und lässt sich sehr gut lesen.


    Insgesamt ist das Buch ein herzerwärmender Roman, der zum Nachdenken einlädt. Eine wunderbare Mischung aus Roadtrip, Selbstfindung und Nostalgie. Eine Geschichte, die zeigt, dass es nie zu spät ist, Träume zu verfolgen und niemals aufzugeben.


    9/10


    ASIN/ISBN: 3758350484

    Herausgeber ‏ : ‎ Limes Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (23. Oktober 2024)

    Taschenbuch ‏ : ‎ 304 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3809027871

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3809027874


    Kurzbeschreibung


    Willkommen in einem Waschsalon voller Wunder – der Feelgood-Bestseller aus dem Trendland Südkorea!

    In einem charmanten Viertel mitten in Seoul befindet sich ein kleiner Waschsalon, in dem nicht nur Wäsche gereinigt wird, sondern die Menschen auch ihre Sorgen loswerden. Denn sie hinterlassen in einem grünen Tagebuch, das im Salon ausliegt, ihre Nöte, Ängste und Geschichten – und erhalten hinterher schriftlich Rat von anderen Besuchern. Auf diese Weise finden fünf ungleiche Menschen zusammen, die nicht nur das Geheimnis um den Ursprung des rätselhaften Tagebuchs lüften, sondern emotionale Heilung finden und ihr Leben wieder schätzen lernen.

    Ein einfühlsamer und mit dem Leben versöhnender Roman über außergewöhnliche Begegnungen an einem ungewöhnlichen Ort.


    Autorin


    Kim Jiyun wurde 1992 geboren und wuchs in Seoul auf. Sie studierte Kreatives Schreiben, schrieb Drehbücher und absolvierte einen Schauspielkurs. Eines Nachts, als sie durch die lärmenden Straßen des Viertels Hongdae in Seoul ging, inspirierte sie ein sanft erleuchteter Waschsalon zu ihrem ersten Roman. Sie liebt Filme, TV-Serien und Romane – und sie mag glänzende Dinge: Sterne, Sonnenschein und Lächeln.


    Rezension


    So hat es mir gefallen:


    Das Jahr 2024 endet für mich mit einem Buch, das meine Erwartungen enttäuscht hat: „Das Tagebuch im Waschsalon der lächelnden Träume“. Die Grundidee des Romans klang vielversprechend. Ein Waschsalon, der als Dreh- und Angelpunkt für Menschen mit Sorgen, Ängsten und Geschichten dient, schien eine warme, hoffnungsvolle Geschichte zu versprechen – ein literarisches Wohlfühlprogramm also. Doch am Ende entpuppt sich das Buch als ein zuckersüßes Potpourri aus Belanglosigkeiten.


    Die Charaktere, fünf ungleiche Menschen, die durch das grüne Tagebuch verbunden werden, bleiben oberflächlich und klischeehaft. Ihre Probleme mögen authentisch wirken und bilden sicherlich die Lebensrealitäten wider, doch die Erzählung bleibt träge und uninspiriert. Es fehlt an erzählerischem Schwung, an echten Konflikten, oder Momenten, die tatsächlich berühren. Stattdessen zieht sich die Handlung wie ein endloser Waschgang ohne jeglichen Glanz.

    Besonders fand ich die „zuckersüßen Happy Ends“, die so vorhersehbar und übertrieben daherkommen, dass sie fast schon schmerzen. Was als emotionaler Abschluss gedacht ist, wirkt mehr wie eine kitschige Aneinanderreihung von Szenen aus einem billigen Lebensratgeber. Dazu kommt die teils seichte „Psychologie“, die wie aus einem Abreißkalender für alltägliche Weisheiten wirkt und dem Buch jeglichen intellektuellen Anspruch nimmt. Auch die sprachliche Umsetzung trägt nicht dazu bei, das Buch zu retten. Stilistische Fehler und Nachlässigkeiten machen das Leseerlebnis mühsam und untergraben den Charme, den die Geschichte eigentlich ausstrahlen könnte.


    Wer leichte, vorhersehbare Geschichten ohne große Tiefen liebt und einfach mal abschalten möchte, könnte hier auf seine Kosten kommen. Wer hingegen ein Werk sucht, das nachhaltig berührt, inspiriert oder intellektuell fordert, wird enttäuscht sein. Für mich bleibt es ein Roman, der viel Potenzial hatte, dieses aber gnadenlos verschenkt hat. Schade.


    4/10

    ASIN/ISBN: 3809027871

    Herausgeber ‏ : ‎ HarperCollins Taschenbuch; 1. Edition (19. November 2024)

    Taschenbuch ‏ : ‎ 368 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3365007784

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3365007785


    Kurzbeschreibung


    Wenn Recht nicht gleich Gerechtigkeit ist


    Die Juristin Veda glaubt nicht, dass ihr Ex-Freund Danilo Selbstmord begangen hat. Durch seinen Bruder gelangt sie an Informationen, die Danilo vor seinem Tod gesammelt hatte, und stößt auf eine Reihe mysteriöser Kriminalfälle. Ratlos, wie diese miteinander zusammenhängen, macht sie sich mit ihrem besten Freund und Rechtsanwalt Philipp sowie der Kommissarin Talli auf die Suche. Die drei kommen einer Korruption auf die Spur, die bis in die höchsten Ränge der Hamburger Justiz reicht. Unvermittelt stehen sie einem zu allem entschlossenen Gegner und dessen mächtiger Erfindung gegenüber …

    Auch hier glänzt Alexa Linell wieder mit der Kombination von Spannung und einem sehr aktuellen Thema, das uns alle beschäftigt und vielleicht sogar etwas Angst einjagt. Sie ist also genau auf der richtigen Spur.


    »Alexa Linells Thriller sind nicht nur verdammt spannend, sondern basieren auch auf umfangreichen Recherchen. Wer wie ich Fiction mit Fakten liebt, der kommt hier voll auf seine Kosten.« Peter Grandl


    Autorin


    Alexa Linell wurde 1978 in Hamburg geboren. Ob die vielen Actionfilme, das Jurastudium oder die Arbeit in der Rechtsmedizin ihre Leidenschaft für Krimis und Thriller geweckt haben oder ob es umgekehrt war, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. Eines ist jedoch erwiesen: Die Autorin ist sowohl dem Lesen als auch dem Schreiben spannender Geschichten hoffnungslos verfallen.


    Rezension


    Zitat:


    „An so ein Szenario glaube ich nicht. Wie soll ein von Menschen geschriebenes Programm, also ein digitales Teilabbild von uns, über die Menschheit hinauswachsen können?“


    So hat es mir gefallen:


    Als Fan des Tech-Thriller-Genres war „Box“ für mich natürlich Pflichtprogramm. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte rund um die Juristin Veda, die den vermeintlichen Selbstmord ihres Ex-Freundes Danilo aufklären will, verstrickt sie schnell in eine Welt voller Korruption, technologischer Bedrohungen und moralischer Abgründe. Besonders hat mir gefallen, dass die Autorin ihr umfangreiches juristisches Wissen in das Buch einfließen lässt. Das hat der Geschichte gutgetan und ihr zusätzliche Tiefe sowie Glaubwürdigkeit verliehen. Der Einblick in die Justiz und, im Übrigen, auch in die technischen Aspekte gelingt Alexa Linnel sehr gut, ohne den weniger bewanderten Leser zu überfordern.


    Ein weiterer Pluspunkt sind die Figuren. Gerade Veda überzeugt als Protagonistin durch und durch. Ihre Authentizität und Hartnäckigkeit machen sie glaubwürdig, und genau das hat es mir am Ende leicht gemacht, mit ihr mitzufiebern. Auch die Nebenfiguren sind durchgängig gelungen – da gibt es keinen Raum für Kritik. Die Handlung ist durchweg spannend und gut strukturiert. Die Autorin platziert geschickt Wendungen und kleine Überraschungen, sodass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Das Finale setzt einen packenden Höhepunkt, der die Geschichte stimmig abrundet.


    Das gewählte Thema künstliche Intelligenz ist natürlich hochaktuell und wird hier als zentrale Bedrohung in Szene gesetzt, an sich wirklich gut gelungen, dennoch bleibt gerade dieses Thema vergleichsweise oberflächlich. Hier hätte ich mir als Fan des Genres einfach etwas mehr Tiefgang gewünscht, gerade weil KI ein so komplexes und spannendes Feld ist. Da wünscht man sich natürlich mehr Details und Hintergründe. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, und vielleicht liegt das auch einfach nur an meinem besonderen Interesse am Genre.


    Insgesamt ist „Box“ ein sehr spannender und gelungener Thriller, der mit Story, Figuren und der hochaktuellen Thematik punkten kann. Das Zusammenspiel zwischen Technologie und Justiz überzeugt auf ganzer Linie, und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.


    9/10 – Leseempfehlung


    ASIN/ISBN: 3365007784


    Zitat:


    „Es ist das erste Gesetz der Alchemie und lautet: Der Mensch kann nichts gewinnen, ohne vorher etwas zu geben. Um zu erhalten, muss etwas von gleichem Wert verloren gehen.“


    So hat es mir gefallen:


    So kurz vor Weihnachten noch ein Horrorroman? Klar, geht bei einem Weihnachtsgrinch wie mir immer. Und Noira Händel liefert genau den Lesestoff dazu. „Greischl“ ist das perfekte Buch dafür, um nochmal in düstere Welten abzutauchen.


    Die Handlung beginnt locker: Eine Clique, die sich auf einen Sommertrip in die bayerischen Alpen aufmacht, möchte dort einfach nur feiern, Spaß haben, chillen und nebenbei ein altes, garstiges Fabelwesen beschwören … Man kennt’s. Was also idyllisch beginnt, kippt ganz schnell in blanken Horror, als die Gruppe tatsächlich das bösartige Wesen heraufbeschwört. Die bedrohliche Atmosphäre, die Händel erschafft, hat mir besonders gut gefallen. Man spürt jederzeit den Schrecken und die Anspannung, wodurch man mühelos im Fluss der Story bleibt.


    Die Figuren? Hab nix auszusetzen, Teenager halt. Es wird geflucht, getrunken und geraucht, Bettszenen gibt’s auch – alles nichts Neues. Viel spannender ist nämlich das Fabelwesen, das die Truppe heimsucht: ein erbarmungsloses Wesen, das Händel mit einer starken Story und eindringlicher Atmosphäre zum Leben erweckt. Hier liegt für mich auch der große Pluspunkt des Buches. Außerdem überrascht die Autorin mit einem richtig guten, gelungenen Storytwist, der fantastisch umgesetzt ist und der Geschichte eine zusätzliche Würze verleiht.


    Ein kleiner Kritikpunkt: Die Action beginnt erst im letzten Drittel des Buches. Zwar ist der Weg dahin alles andere als uninteressant und auch gespickt mit unheimlichen Momenten, aber ich hätte mich gefreut, wenn es ein bisschen früher zur Sache gegangen wäre. Dennoch schafft es Händel, die Spannung bis zum grandiosen Finale hochzuhalten und den Leser bei der Stange zu halten.


    Insgesamt ist „Greischl“ also ein ganz fantastischer Horrorroman, der mich richtig gut unterhalten hat. Die Geschichte des Buches könnte ich mir locker auch als Kinofilm vorstellen – die Story und die ganze Atmosphäre laden ja geradezu ein. Ich bin gespannt, was die Autorin als Nächstes aus dem Hut zaubert, ich freue mich jedenfalls, mehr von ihr zu lesen.


    9/10 Leseempfehlung


    ASIN/ISBN:
    B0DF775MB5

    Zitat:


    „Sie haben dem Streifenpolizisten gesagt, dass Sie jemanden in Ihrem Haus vermuten. Sie haben sogar erwähnt, dass Ihr Sohn einen Fantasiefreund hat, was die Vermutung noch verstärkte.“


    So hat es mir gefallen:


    „Der Mann in unserem Haus“ ist ein Thriller, der grundsätzlich mit seiner Ausgangssituation punktet: Seltsame Geräusche, verschobene Gegenstände und ein Ehemann, der sich immer weiter von der Familie entfernt. Dazu sieht der Sohn der Familie eine Gestalt namens Billy. Doch ist Billy nur Einbildung oder doch echt? Was Lauren schließlich sieht, als sie eines Nachts den Dachboden öffnet, raubt ihr den Atem … Die Atmosphäre des Buches ist wirklich top. Sie ist so intensiv, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen. Überhaupt zog mich die Story sehr schnell in ihren Bann. Gerade die Frage, ob Billy doch nur eine kindliche Einbildung ist oder etwas ganz anderes, verleiht der Geschichte definitiv eine reizvolle Vielschichtigkeit.


    Die Autorin versteht es ohnehin sehr gut, die Figuren greifbar zu gestalten. Vor allem Lauren, die besorgte Mutter und Ehefrau, wirkt sehr vielschichtig und authentisch. Ihre wachsende Unsicherheit, gepaart mit der subtilen Spannung ihrer Ehe mit Jacob, erzeugt ein glaubhaftes psychologisches Grundgerüst, was für einen Psychothriller unabdingbar ist. Sehr gelungen war auch die leicht klaustrophobische Atmosphäre des Hauses, die von der Autorin gekonnt in die Handlung eingebunden wird.


    Wo die Figurenzeichnung überzeugt, schwächelt das Buch allerdings etwas an der Struktur. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Perspektiven wird meiner Meinung nach etwas überstrapaziert. Während die POV-Wechsel durchaus für Spannung sorgen können, sind es hier einfach zu viele, was dem Thriller hin und wieder etwas Stringenz nimmt. Zudem finde ich, dass es Kapitel gibt, die die Handlung nicht wirklich voranbringen und stattdessen ebenjene etwas ausbremsen. Eine straffere, konzentrierte Handlung hätte der Geschichte durchaus gutgetan.


    Insgesamt lässt sich sagen, dass „Der Mann in unserem Haus“ ein solider Thriller ist, der mit der spannenden Handlung und den starken Figuren punkten kann. Die zahlreichen POVs und einige künstliche Längen verhindern jedoch, dass die Geschichte ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Dennoch bleibt es ein lesenswerter Psychothriller – mit Luft nach oben.


    7/10


    Edit: ASIN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: B0DM54Q26S


    Zitat:


    „Die zweite Fratze erschien, als sie sich wieder aufrichtete. Es war ein menschliches Gesicht, einige Nuancen heller als die Umgebung, aber so grauenhaft verzerrt, dass sie nicht sagen konnte, ob männlich oder weiblich.“


    So hat es mir gefallen:


    Zugegeben, ich gehöre zu denjenigen unter uns, die mit Märchen recht wenig anfangen können. Sie haben mich nie interessiert, und das wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. Stefanie Lasthaus gelingt mit „Rapunzels finsterer Turm“ aber ein spannender Balanceakt zwischen eingestaubter Märchenadaption und modernem Gruselroman. Und das passt am Ende so gut zusammen, dass ich unbedingt mehr von solchen Geschichten lesen will.


    Die Handlung beginnt mit der Tätowiererin Flo, die mit einer Reihe von Schicksalsschlägen klarkommen muss. Der Neuanfang im abgelegenen Hotel „Tanglewood“ kommt da gerade recht. Doch schnell verzieht sich die Euphorie und macht Platz für seltsame Gesänge im Wald und unheimliche Visionen. Die Begegnung mit der mysteriösen Frau Gothel lässt das schaurige Abenteuer endgültig beginnen.


    Lasthaus schafft es, wie oben erwähnt, das klassische Märchengenre zu entstauben und mit moderneren Elementen der Literatur, insbesondere der Grusel- und Horrorliteratur, anzureichern. Das macht alles ein wenig frischer. Besonders beeindruckt war ich von den Figuren, sowohl den Vorlagen aus dem Märchen als auch den neuen Charakteren. Die Figuren sind gut gelungen. Zwar ist Flo zu Beginn der Geschichte arg naiv, aber im Verlauf bessert sich das, und sie wirkt zum Ende hin mutiger und tougher als am Anfang.

    Die Story weiß zu überzeugen, und die Autorin hält die Spannung hier auch gekonnt hoch. Zusätzlich überrascht sie mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Der Horror- und Gruselaspekt ist dabei gut dosiert und fügt sich wunderbar ins Setting ein. Damit schafft Lasthaus eine wohlig-schaurige Stimmung, die definitiv Lust auf mehr macht.


    Insgesamt ist „Rapunzels finsterer Turm“ eine stimmige und schaurige Märchenadaption, die nicht nur Fans der düsteren Literatur begeistern dürfte, sondern auch Leser, die nach etwas frischeren Geschichten suchen. Der Genremix funktioniert nämlich wunderbar, und ich hoffe auf weitere Adaptionen in diesem Stil.


    9/10 Leseempfehlung


    Edit: ISBN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 345332336X

    Zitat:


    „Jahrelang hatte mich ihre Existenz im Schlaf verfolgt. Doch obwohl ich sie nie aus den Augen ließ, gab mir die Hexe keinen Hinweis, dass sie um ihre Abstammung wusste.“


    So hat es mir gefallen:


    Timo Vega entführt uns in seinem Buch in ein mysteriöses Abenteuer an der rauen Nordsee, wo sich eine spannende Ermittlung, düstere Legenden und eine zarte Romanze entspinnen. Die Geschichte weiß schon auf dem Klappentext zu überzeugen: Ein verschwundener Leuchtturmwärter, Gerüchte um eine Hexe und ein makabres Geschenk an den Protagonisten machen Lust auf mehr. Besonders positiv ist hier, dass mich die Handlung direkt von Anfang an mitnimmt und mich auch im weiteren Verlauf in ihren Bann zieht. Vega versteht es sehr gut, Spannung aufzubauen, ohne zu früh zu viel zu verraten. Die mysteriöse Atmosphäre des kleinen Dorfes, die Landschaft und die Geheimnisse der Vergangenheit werden detailliert beschrieben und verleihen der Story eine besondere Dichte.


    Die Figuren sind gut gelungen. Louis, der sympathische Protagonist, ist authentisch beschrieben, ebenso wie der hübsche Nachbarsjunge Pascal. Die vorsichtige queere Romanze zwischen beiden ist charmant und unaufdringlich erzählt, wodurch sie sich organisch in die Handlung einfügt, ohne den Krimiplot zu überlagern. Auch die Nebenfiguren, wie die schrulligen, aber liebenswürdigen Tanten, sind liebevoll gezeichnet. Inhaltlich punktet der Krimi mit einer Mischung aus spannender Detektivarbeit und kleineren, überraschenden Wendungen. Die Auflösung ist gut gelungen und zeigt auch, dass die Vergangenheit immer noch Schatten auf die Gegenwart werfen kann.


    Insgesamt ein rundum gelungener Krimi, der queere Themen unaufgeregt und selbstverständlich integriert. Wer spannende Geschichten mit sympathischen Figuren und einer Prise Romantik sucht, wird an diesem Buch viel Freude haben. Timo Vega beweist, dass er sowohl Atmosphäre als auch Figurenentwicklung beherrscht. Ein Autor, von dem ich gerne mehr lesen möchte.


    9/10


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    Zitat:


    „Und wie ist das eigentlich, wenn wir schon sehr lange auf die Erfüllung eines Herzenswunsches gewartet haben? Können wir uns auf der Stelle so richtig freuen?“


    So hat's mir gefallen:


    Die Geschichte, die uns Ella Danz hier auftischt – vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch durch ihre Nachbarschaft und ihre individuellen Schicksale miteinander verbunden sind – ist durchaus sehr spannend und größtenteils auch gut gelungen. Jenny wünscht sich verzweifelt ein Kind, Vera kümmert sich aufopferungsvoll um ihren behinderten Mann, Tanja wuppt die Erziehung ihrer drei Kinder im Alleingang, und Frederike widmet sich voll und ganz ihrem kränklichen Sohn. Diese Figuren und ihre Lebensrealitäten bieten ein starkes Fundament für ein Buch, das von Liebe, Aufmerksamkeit, aber auch Verlust und der Suche nach Anschluss handelt.

    Die abwechselnde Erzählweise aus der Sicht der vier Frauen fand ich sehr gelungen und authentisch. Doch hier steht sich die Autorin auch ein klein wenig selbst im Weg. Zu diesen Sichtweisen ergänzt sie eine übergeordnete Erzählperspektive, und bei einer Figur wird direkt aus der Sicht von Tagebucheinträgen erzählt. Das ist einzeln genommen nichts Schlechtes, nur in Kombination funktioniert das nicht wirklich. Das hat meinen Lesefluss des Öfteren enorm unterbrochen. Diese stilistische Uneinheitlichkeit vermittelt eher den Eindruck, als sei die Autorin selbst unsicher gewesen, welcher Erzählstil der Geschichte am besten gerecht wird.


    Die Figurenzeichnung ist hingegen gut gelungen, wenngleich nicht durchgehend überzeugend. Während drei Figuren durchaus authentisch beschrieben sind, wirkt eine doch etwas konstruiert und weniger glaubwürdig als der Rest. Dieser Kontrast ist sichtbar, die Grundidee dahinter bleibt aber dennoch spannend.


    Trotz der handwerklichen Schwächen bleibt „Nachbarinnen“ ein lesenswertes Buch, das durch seine Themen und die einfühlsame Betrachtung menschlicher Schicksale überzeugt. Es hat mich stellenweise zum Nachdenken angeregt und zeigt auf, dass hinter jeder Fassade eine individuelle Lebensgeschichte steckt. Für Fans zwischenmenschlicher Dramen und facettenreicher Figuren lohnt sich definitiv ein Blick – auch wenn handwerklich und im Bereich des Erzählstils noch Luft nach oben ist.


    7/10


    Edit: ISBN nachgetragen, damit das Cover angezeigt wird. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 3839207436

    Zitat:


    „Dass er diese Demenz bekommen hat. Er hätte noch so viele Jahre vor sich haben können. Ich meine … klar im Kopf. Sie hat ihm sein Alter gestohlen. Einen Teil seines Lebens.“


    So hat es mir gefallen:


    „Haus voller Wolken“ liegt schon eine sehr lange Zeit auf meinem SuB. Ich konnte erahnen, wie heftig die Thematik in diesem Buch sein wird. Und genau davor hatte ich Angst. Angst davor, was diese Geschichte mit mir machen würde. Jetzt, als ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen, dass diese Angst nicht unbegründet war. Es gibt Bücher, die bleiben einfach in Erinnerung. Und dann gibt es solche, die Spuren hinterlassen. Die einen lange beschäftigen werden – Haus voller Wolken gehört ohne Zweifel in diese letzte Kategorie. Es fällt mir schwer, Worte für dieses Buch zu finden, und auch jetzt, während ich diese Zeilen ergänze, glaube ich nicht, dass sie der Geschichte gerecht werden können. Dennoch möchte ich es versuchen.


    Schon die Ausgangslage dieses Romans lässt einen mit einem schweren Gefühl beginnen. Karsten, bei dem Alzheimer diagnostiziert wird, und sein Partner Roman, die gemeinsam versuchen, der Krankheit die Stirn zu bieten – das allein ist schon eine emotionale Achterbahnfahrt. Doch Jan Stressenreuter nimmt uns mit einer solchen Intensität auf diese Reise, dass es fast unmöglich ist, unberührt zu bleiben. Von Anfang an spürt man die ehrliche, rohe Emotion, die in jeder Zeile steckt. Es ist keine leichte Lektüre. Die Verzweiflung, die Verluste und die schmerzhafte Realität einer unheilbaren Krankheit sind nur schwer auszuhalten. Es gab Momente, in denen ich das Buch weglegen musste, weil die Gefühle, die es in mir auslöste, einfach überwältigend waren. Und trotzdem – oder gerade deshalb – konnte ich die Geschichte nicht loslassen.


    Was das Buch besonders macht, ist die unbändige Liebe zwischen Karsten und Roman. Ihre Beziehung ist nicht nur ergreifend, sondern auch inspirierend. Trotz der unermesslichen Belastungen zeigt Jan Stressenreuter, was es bedeutet, für jemanden da zu sein – bedingungslos, bis an die Grenzen der eigenen Kraft und meist darüber hinaus. Die Sprache ist schnörkellos und unglaublich einfühlsam. Mit berührenden Bildern und leisen, humorvollen Momenten schafft es der Autor, das Unaussprechliche greifbar zu machen. Die Figuren sind authentisch, voller Tiefe und Emotionen, sodass man mit ihnen leidet, hofft, lacht und weint. Für mich, der ohnehin schon nah am Wasser gebaut ist, war dieses Buch eine echte Herausforderung. Ich habe geweint, so wie ich selten bei einem Buch geweint habe. Aber das alles spricht für den Autor. Für diese herausragende Geschichte. Diese Emotionen sind die größte Stärke des Romans.


    Es ist tragisch, dass Jan Stressenreuter nicht mehr unter uns ist, denn seine Werke sind ein Geschenk. Haus voller Wolken ist nicht nur eine Geschichte über eine Krankheit, sondern auch über Menschlichkeit, Liebe und den unermüdlichen Kampf, niemals aufzugeben.

    Es gehört zweifellos zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe – zum Besten, was die Literatur zu bieten hat. Ein Meisterwerk der Gefühle, das mich gebrochen hat und auch in Zukunft noch lange begleiten wird.

    Dieses Buch ist ein absolutes Muss, für alle, die Literatur lieben, die bewegt, fordert und nachklingt. Es ist nicht nur eine Hommage an die Liebe, sondern auch ans Leben – selbst dann, wenn es zum Greifen schwer wird.


    10/10 unbedingte Leseempfehlung


    Edit: ISBN ergänzt, damit man das Cover sieht. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 3896562312

    Zitat:


    „Thinking outside the box, hab ich schon immer gesagt, aber it doesn’t work in good old Germany.“


    So hat es mir gefallen:


    Das ist tatsächlich mein erstes Buch von Andreas Winkelmann – Asche auf mein Haupt! Zugegeben, Camping ist jetzt nicht unbedingt meine Traumvorstellung von Urlaub, aber das Buch hat mich trotzdem überrascht: stimmungsvoll, cozy und herrlich unterhaltsam. Kaum hat sich Björn Kupernikus, der ehemalige Schauspieler, auf dem Campingplatz „Himmelreich“ eingerichtet, wird er schon in ein skurriles Abenteuer verwickelt. Was als idyllischer Ruhestand beginnt, nimmt eine unerwartete Wendung, als er einen kleinen Hund rettet – und mit ihm eine Leiche, die unter einem Paddelboard festgeschnallt wurde. Ab diesem Moment ist es vorbei mit der Ruhe.


    Das absolute Highlight sind ganz klar die Figuren. Allen voran der schrullige, aber unglaublich charmante Kupernikus hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Seine humorvolle und gleichzeitig liebenswürdige Art macht ihn zu einem tollen Protagonisten. Besonders in Kombination mit Annabelle, der weitgereisten Künstlerin, die mit ihrem Wissen über die kuriosesten Dinge immer wieder punktet, entsteht ein herrlich lustiges und unschlagbares Duo. Die Chemie zwischen den beiden passt einfach und trägt die Geschichte fast im Alleingang.


    Knallharte Wendungen oder spannende Thriller-Momente, die Winkelmann normalerweise liefert – ja, ich habe mich informiert –, gibt’s hier natürlich nicht. Und das ist auch gut so, immerhin sind wir hier cozy unterwegs. Dafür liegt die Stärke des Buches in der gemütlichen Atmosphäre, den charmanten Figuren und dem Humor. Das reicht mir völlig aus, um ein paar wunderbare Lesestunden zu genießen.


    Einzig die gelegentliche Jugendsprache ging mir hin und wieder auf den Keks – vielleicht werde ich aber auch nur alt. Insgesamt ein rundum gelungenes Buch, das gehörig Lust auf mehr macht!


    10/10 Leseempfehlung

    Zitat:


    „In Wahrheit hatte ich mich jahrelang geweigert, jegliche Verantwortung für meine eigene Rolle in diesem Netz aus Lügen und Intrigen zu übernehmen.“


    Darum geht’s:


    Nach einem Bombenanschlag befindet sich Premierminister Marcus Valentine mit seiner Frau und fünf seiner engsten Mitarbeiter im Bunkersystem unter der Downing Street No. 10. Dann passiert es: ein Stromausfall. Als das Licht wieder angeht, ist Valentine tot. Und jeder seiner Untergebenen hätte ein verdammt gutes Mordmotiv gehabt.


    So hat es mir gefallen:


    Eins vorweg: Meine Erwartungen an das Buch waren völlig anders, als es sich letztlich herausstellte. Ich hatte auf politische Ränkespielchen gehofft und eher einen klassischen Polit-Thriller erwartet. Doch dem war nicht so. Das hat mich zunächst enttäuscht, dennoch habe ich mich richtig gut unterhalten gefühlt. Craig Oliver überrascht mit einem unerwarteten Genre-Mix, der eher in Richtung klassischer „Whodunit-Krimis“ à la Agatha Christie geht. Ich musste mich zwar aufgrund meiner Erwartungen umstellen, doch die Umsetzung war mehr als gelungen.


    Die größte Stärke des Buches liegt in der geschickten Figurenzeichnung. Der Autor versteht es, die Gedankenwelt und die Motive der Figuren so zu präsentieren, dass ich mich regelmäßig dabei ertappte, Verdächtigungen anzustellen und sie auch wieder zu verwerfen. Jede Figur hat dabei ihren eigenen kleinen Abgrund, und die Enthüllung dieser Abgründe sorgt für durchgehende Spannung. Die Handlung baut sich mehr durch Dialoge und innere Monologe als durch Action auf – und das tut dem Buch sogar gut.

    Wie erwähnt, ist die Charakterzeichnung gelungen, aber richtige Tiefe sollte man nicht erwarten. Ich hätte mir bei der ein oder anderen Figur gewünscht, sie genauer kennenzulernen. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, dass man hier keinen rasanten Thriller vor sich hat, sondern ein eher gemächliches Buch.


    Insgesamt ist „Der Premierminister“ ein spannender und stimmiger Roman, der gekonnt Elemente eines klassischen Krimis mit einem modernen politischen Setting verbindet. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, mehr von dem politischen Anteil zu sehen. Wer sich darauf einlässt, keinen typischen Polit-Thriller zu lesen, sondern eher einen Krimi à la Agatha Christie, wird bestens unterhalten.


    8/10


    Edit: ISBN nachgetragen, damit man das Cover sieht. Gruß Herr Palomar

    ASIN/ISBN: 3423220732

    https://www.dtv.de/buch/der-premierminister-44259