Stimmt, ich habe das Interview nochmal
gesehen. Also nur Ehrenmitglied der AfD, meinte Aust, nicht gleich
Ehrenvorsitzende. „Der Schoß ist fruchtbar noch aus dem das kroch.“
(Brecht). Es ist halt fatal: Nachdem es Jahrzehnte gelungen ist, die Angriffe rechtsradikaler Parteien (NPD, DVU,
Republikaner) auf die Demokratie abzuwehren, sitzt nun eine solche
Partei im Parlament und feiert riesige Wahlerfolge. Es gibt viele
Gründe dafür, aber nicht nur für Aust ist Merkel nicht ganz
unbeteiligt daran, so sehr es gewiss das Allerletzte ist, dass sie wollte.
„Würdeloses Interview“ (Tom) - das ist
süß, schließlich handelt es sich um eine – zum Glück! -
lebendige, sehr intelligente Frau, die viel geleistet hat und deren Wort noch immer Gewicht hat,
mitnichten um den Nachruf auf eine überdimensionale Gestalt, an der
Kritik zu üben einer Gotteslästerung gleichkommt.
Mich selbst interessiert die
Problematik nicht sonderlich, und ich stecke auch nicht drin, wollte nur auf eine Biographie hinweisen, die Frau Merkels Wirken kritisch
hinterfragt.
Dazu heißt es:
„Frau Merkel führte Deutschland wie in einer Scheinwelt und ließ es ein ausgedehntes geopolitisches und wirtschaftliches Nickerchen genießen, aus dem es noch erwachen musss." ECONOMIST, 24. Oktober 2024
"Angela Merkel hat Deutschland entpolitisiert. Politik in diesen Zeiten ist die Wahrnehmung von Interessen, nicht von Werten. Verantwortliche Politiker und Wirtschaftslenker von Volkswirtschaften, die eng mit der deutschen verbunden sind, tritt der kalte Angstschweiß auf die Stirn, wenn sie auf die Daten der größten Volkswirtschaft Europas schauen. Sie fürchten, mit in den Abgrund gerissen zu werden. All die Missstände, mit denen wir heute zu kämpfen haben – die desaströse Energiewende, die Abhängigkeit von Russland, die verfehlte Migrationspolitik, den Abbau von Demokratie, Freiheit, die Einschränkung der Bürgerrechte, das Leben von der Substanz ohne Werterhaltung, den Zusammenbruch des Gesundheitswesens, der öffentlichen Sicherheit und der Infrastruktur –, ihre Ursache liegt in der viel zu langen Kanzlerschaft Frau Merkels. Sie hinterließ ein niedergehendes und tief gespaltenes Land.
Nach Merkels Ausstieg aus der Politik wurden ihre Fehler unter großem Propagandaaufwand in Heldentaten umgemünzt – Klaus-Rüdiger Mai setzt in seiner kritischen Biografie der Ex-Kanzlerin Fakten gegen Legenden und widmet sich der Frage: Warum handelte Angela Merkel, wie sie handelte? Dabei geht es ihm nicht um die Dämonisierung eines Menschen, nicht um Verschwörungstheorie oder das Walten dunkler Mächte, sondern um eine kühle und glasklare historische Analyse. Vor allem aber geht es um die große Leidenschaft der Angela Merkel: ihre Liebe zur Macht und darum, diese zu durchschauen und zu entzaubern. Denn erst wenn Deutschland seine innere Merkel überwunden hat, wird es wieder gesunden und zu seiner einstigen Stärke und Zukunftsfähigkeit zurückkehren können."
"Die Eischränkung der Bürgerrechte" ist schlicht Unsinn. Das waren obligate Maßnahmen, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Andere Länder haben viel härtere Maßnahmen gefahren.
Vielleicht wäre die Biographie ja eine interessante Ergänzung für Interessierte und Leser ihrer Autobiographie, um sich ein Gesamtbild zu machen.