Beiträge von Uta Seeburg

    Ich hab bei ihr immer so den Eindruck, dass ihr das mit dem Ermitteln schon auch Spaß macht. Immerhin wird sie ja von Gryszinski auch ernst genommen…..

    Klar, das Ermitteln ist ganz nach dem Geschmack der Wurmbrand, die ja eine sehr dramatische Ader hat. Gryszinski legt natürlich vor allen Dingen Wert auf Sophies Meinung, die ebenfalls gern ermittelt. Bei den Einmischungen der beiden Frauen in seine Mordfälle ist Gryszinski meist etwas ambivalent. Auf der einen Seite sind die beiden oft leicht übergriffig, aber dann eben doch oft hilfreich... :)

    Die „Nebengeschichte“ mit den von Schlierens fand ich auch gut: Maximilian hat Angst vor seinem Vater, der die Beziehung zum Safferl niemals akzeptieren würde. Gryszinski ist nicht wohl vor der Unterredung, weil er Sorge hat, er könnte zum Duell gefordert werden. Hier habe ich interessehalber nachgelesen, wie lange es Duelle gab. Zur Zeit des Buches waren sie wohl zwar bereits weitestgehend verpönt, wurden aber in der Tat erst einige Jahre später offiziell verboten.


    Hier hat mir der Einschub mit Gryszinskis eigener Familie gut gefallen, der wegen der Beziehung zu seiner Frau – eine Schriftstellerin, die unter eigenem Namen veröffentlicht, wie empörend! - von seiner Familie geächtet und in „Berlin nicht mehr empfangen“ wird. Hier auch gleich einmal meine Frage an Uta Seeburg : ist das eigentlich in den Vorgängerbänden größeres Thema oder fließt das mehr so nebenbei mit ein wie hier?

    Die Sache mit Sophies "skandalöser" Rolle als Schriftstellerin - genau, das spielt tatsächlich im zweiten Band "Das wahre Motiv" eine größere Rolle. Dort geht es um Serienmorde innerhalb der Schwabinger Bohème. Dass Sophie plötzlich Autorin ist, nützt Gryszinski zunächst, weil sie ihm durch ihre neue Rolle Türen in die Künstlerschaft öffnet, bis dahin eine völlig fremde Welt für ihn. Diese Welt der Künstler mit ihren Exzentrikern, aber auch den Atelierfesten und Maskenbällen fasziniert ihn zunehmend. Allerdings ruft es eben auch seine extrem konservativen Eltern auf den Plan, die drohen, ihn zu verstoßen, sollte Sophie nicht zumindest unter einem Pseudonym ihren Kriminalroman (ausgerechnet!) veröffentlichen. Dieser Konflikt zieht sich als ein Strang durch die Geschichte und sorgt natürlich auch für Reibungen zwischen den beiden.


    Zu den Duellen wollte ich noch sagen: Die waren im Deutschen Kaiserreich zu der Zeit schon verboten, wurden aber nur sehr mild bis gar nicht geahndet, da sie vor allen Dingen in adeligen Kreisen als Kavaliersdelikt galten. Wer zum Duell gefordert wurde und sich dem nicht stellte, galt schnell als Feigling. Ein prominentes literarisches Beispiel für diesen Konflikt ist Fontanes Effi Briest. Und im ersten Gryszinski-Band gibt es auch eins. :)

    Sophie ist wirklich eine ganz tolle Figur! Ich fand sie im ersten Band schon gut (kein Wunder, sie führt ein traumhaftes Leben!) Und ihre Entwicklung zur Schriftstellerin hat mir gut gefallen, das war irgendwie Folgerichtig.


    Aber auch die Wurmbrand wird immer besser. Im ersten Band ist sie ja noch konturlos und spätestens jetzt kriegt sie ja so richtig ihren Auftritt.

    Das freut mich zu lesen!

    Tatsächlich ist die Wurmbrand im ersten Band eher zufällig entstanden, weil Sophie eine Freundin brauchte, die ihr Beistand leistet. Aber mir gefiel sie dann selbst so gut, dass sie ja auch schon im zweiten Band eine deutlich größere Rolle bekommen hat und da auch einige recht exzentrische Auftritte hinlegt. :)

    Ich verrate nichts, aber da stecken schon einige schlau kombinierte Gedanken drin, fast erschreckend. :)


    Ich muss gestehen, dass ich, als ich mit der Arbeit am Buch angefangen habe, auch kaum etwas über die ganzen bayerischen Weihnachtsbräuche wusste, abgesehen eben von den Krampusläufen. Glücklicherweise habe ich einige sehr gute und ausführliche Bücher zum Thema gefunden. Mich haben all die Mythen und Rituale sofort fasziniert - manches davon würde ich dieses Weihnachten fast auch gern umsetzen, Stichwort traditioneller Weihnachtsschmuck!

    Die Dresdner Pappen, die bei Birnböck so überbordend die Stube schmücken, waren übrigens im 19. Jahrhundert ein extrem beliebter Weihnachtsschmuck, der massenhaft produziert wurde. Im Internet habe ich eine Papeterie ausfindig gemacht, die noch Dresdner Pappen in allen möglichen Formen herstellt. Vielleicht habt Ihr das bei mir auf Instagram gesehen, wie auch immer, jedenfalls klebe ich derzeit in jedes signierte Buch ein solches Ornament, macht irgendwie glücklich. :)

    Das kann ich mir gut vorstellen. Bei so einem Setting würde ich (wäre ich Autorin) das ähnlich machen. Irgendwie doch cool, so ein kleines Dorf aufzubauen und zu planen, oder?

    Total cool! Das war mein Tolkien-Moment (auch wenn Mittelerde vielleicht geringfügig größer ist als Berghall). ;)

    Aber im Ernst, es zeigt natürlich einmal mehr, dass man als Autor der alleinige Herrscher über diese Welt ist, die man da aus Buchstaben baut.

    Allerdings finde ich es fast noch aufregender, wenn Figuren mit der Zeit so selbständig werden, dass man sie nicht mehr einfach in jede Richtung schubsen kann, man sie eben nicht mehr vollständig beherrscht. Dann schreiben sich zum Beispiel Dialoge viel flüssiger, weil es irgendwie klar ist, dass zum Beispiel Sophie nur so und nicht anders antworten würde. Sophie ist sowieso eine meiner Lieblingsfiguren, die über die Bände die größte Entwicklung hingelegt hat, was sich auch ganz natürlich ergeben hat. Im ersten Band ist sie ja einfach eine sehr belesene Frau, die mehr oder weniger in ihrer eigenen Welt lebt. Im zweiten Band wird sie zur Schriftstellerin, die gemeinsam mit Gryszinski den nächsten Mordfall löst. Das hat sich nicht konstruiert angefühlt, sondern entstand einfach von selbst.

    Hallo in die Runde!


    So viele schöne Worte, lieben Dank. :)


    Ein paar Punkte fand ich gleich besonders interessant und hake da mal ein.


    Die riesige Personalliste! Kann mir vorstellen, dass die erstmal abschreckend wirkt, aber ich verspreche, dass man sich keinesfalls all diese Figuren merken muss. Es ist eher so, dass manche Figuren nur sehr selten erwähnt werden, und dann dient jene Liste zur Orientierung.


    Aus folgendem Grund ist das Personal so ausufernd geraten: Die drei vorherigen Gryszinski-Bände haben alle an historisch realen Orten gespielt - München vor allem, aber auch Berlin, Paris, St. Petersburg, um die wichtigsten zu nennen. Da habe ich viel mit historischen Karten und Stadtfotografien hantiert (ein Kunstgriff, den ich gern anwende, um eine Szene so detailreich wie möglich zu gestalten: einfach ein historisches Foto oder Gemälde, das eine Stadtszenerie zeigt, beschreiben).


    Berghall nun ist ein rein fiktiver Ort. Damit habe ich komplettes Neuland betreten. Natürlich habe ich auch wieder recherchiert, wie ein solches alpines Bergdörfchen im späten 19. Jahrhundert aussehen könnte, aber unser Dorf hier ist eben eher ein Konglomerat aus verschiedenen Orten. Um selbst den Überblick zu behalten, habe ich mir daher eine Karte meines erfundenen Dorfes gezeichnet, mit allen umliegenden Höfen, den kleinen Häuschen am Weiher etc.

    Und wo ich schon einmal dabei war, habe ich überall eingezeichnet, wie viele Personen dort jeweils leben und habe, tja, jeder einzelnen noch so nebensächlichen Figur einen Namen gegeben. Damit hatte ich ein bombensicheres topographisches Fundament, auf dem ich die Geschichte aufbauen konnte. Jeden Tag, bevor ich mit dem Schreiben anfing, habe ich immer als erstes diese Karte vor mir ausgebreitet.

    Die ellenlange Personalliste bildet sozusagen diesen Plan textlich ab.


    Liebe Grüße!

    Uta

    Hallo liebe Eulen!

    Jetzt möchte ich mich doch auch einmal zum Auftakt dieser Leserunde melden - vielen lieben Dank für Eure Einladung dazu, das hat mich sehr gefreut! Ich bin supergespannt, mal ein bisschen detaillierter mitzubekommen, wie andere sich mit meinem Text auseinandersetzen und hoffe auch selbst dabei etwas zu lernen. <3

    Freue mich über Fragen und liefere auch gern mehr Kontext zu meinem Buch.

    Hab mich erst kürzlich hier angemeldet und hoffe, dass ich auch direkt alles mitbekomme, also dass ich hier technisch direkt durchsteige. :)

    Herzliche Grüße in die Runde

    Uta