Beiträge von timothy1971

    Gelungener Debütroman mit spannender Verknüpfung von Liebesgeschichte und Kriminalfall

    Auf verschiedenen Zeitebenen erzählt Sarah Crouch in ihrem Roman „Middletime – Was die Gezeiten verbergen“ die Geschichte von Elija Leith, der seine Jugendliebe Nakita aufgibt, um seinem Traum Schriftsteller zu werden zu folgen und die zwar landschaftlich wunderschöne, aber etwas einsame Heimat mit dem alkoholabhängigen Vater hinter sich zu lassen. Als seine Pläne gescheitert sind, kehrt er in die verlassene Hütte des verstorbenen Vaters zurück und wird neben seiner Vergangenheit auch mit einem Mordfall konfrontiert, bei dem nahezu alle Indizien gegen ihn sprechen.

    Ähnlich wie Delia Owens in ihrem Weltbestseller „Der Gesang der Flusskrebse“ verbindet Sarah Crouch die Liebesgeschichte eines Außenseiters mit einem Mordfall und wunderschönen Landschaftsschilderungen. Ihr Schreibstil gefällt mir sehr gut und sowohl die Geschichte als auch die Schauplätze haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Der ständige Wechsel zwischen den Zeitebenen sorgt für zusätzliche Spannung, wobei Kriminalfall und Liebesgeschichte geschickt miteinander verwebt wurden.

    Im Vergleich zu „Der Gesang der Flusskrebse“ hat dieser Roman insgesamt etwas weniger Tiefgang und insbesondere Nakita hätte noch etwas facettenreicher gezeichnet werden können. Die Auflösung am Ende wirkt ebenso wie mancher (Neben-)Handlungsstrang etwas überhastet und konstruiert. Dennoch kann ich das Buch absolut allen empfehlen, die eine solche Verbindung von Krimi und Romantik mögen.

    Ein literarisches Meisterwerk


    Ich war schon von Clara Maria Bagus‘ vorigem Buch „Die Farbe von Glück“ sehr begeistert, aber mit ihrem neuen Werk „Die Unvollkommenheit des Glücks“ hat sie sich noch einmal übertroffen und ein literarisches Meisterwerk geschaffen, dass lange nachhallen wird. In einer sehr feinen, gefühlvollen Sprache erzählt sie nicht nur die Lebensgeschichten von Ana und Lew, deren Wege sich vor längerer Zeit nur einmal sehr kurz gekreuzt haben, ehe das Schicksal sie vermeintlich unüberwindbar trennt, sondern sie schildert sehr tiefsinnig auch die Schrecken des Krieges - sowohl das moralische Dilemma der Soldaten an der Front als auch das unvorstellbare Leid der Bevölkerung eines überfallenen und immer mehr zerstörten Landes. Ohne dass der Schauplatz und der Aggressor nur ein einziges Mal direkt genannt werden, ist ziemlich schnell klar, dass es sich um den Krieg in der Ukraine handeln muss. In kurzen, sehr ausgefeilten Artikeln schafft es Bagus auf etwas mehr als 400 Seiten eine Lebens- und Liebesgeschichte, eine Anklage an Krieg und Diktatur und immer wieder eingestreute philosophische Exkurse über den Sinn des Lebens und die Bedeutung von Schicksal und Glück derart perfekt zu verknüpfen, dass am Ende alles gesagt, aber kein einziges Wort zu viel ist. Schon lange hat mich kein Buch emotional so sehr in seinen Bann gezogen wie dieses mit all seinen Facetten.