Beiträge von Theresia Graw
-
-
Toll, dass ich euch mit der Geschichte dann doch überzeugen konnte. Mit Titel und Cover kann man vermutlich niemals alle Leute glücklich machen 🤷♀️ umso schöner, dass ihr drangeblieben seid! ❤️
-
Über das nächste Buch will ich noch gar nicht viel erzählen, weil es ja noch mitten im Werden ist, aber dass es wieder ein Einzelband sein wird, darf ich schon mal verraten. Ich schreibe seit ein paar Wochen daran - und es macht wieder so viel Spaß in eine vergangene Epoche abzutauchen…
-
Der letzte Abschnitt ging jetzt plötzlich rasend schnell an mir vorbei...
Ich ahnte natürlich, dass Michael nicht wusste, warum Anne so plötzlich weg war und natürlich hatte ich auch gehofft, dass er es hinterfragt. Er hört ihr zu und mehr noch – er kümmert sich um eine Lösung für Rosalies unerwünschtes Baby. Das finde ich eine sehr glückliche Fügung: hier der zeugungsunfähige Bruder – dort das unerwünschte Kind.
Was mir hier wieder aufgefallen ist, wie viel „Zeitgenössisches“ doch ins Buch geflossen ist. Im letzten Abschnitt waren es die „Froschtests“, hier ist es das „fringsen“. Das gefällt mir.
Die Nacht von Michaels Unfall ist ja in jeder Hinsicht turbulent – erst das unerwartete Aufeinandertreffen Annes und Michaels (und ihr inneres Eingeständnis, dass sie in ihn verliebt ist) und dann noch der Brand der Kirche, den ich natürlich auch im www nachgelesen habe. Tragisch, dass durch die Absperrungen die Feuerwehr damals nicht durchkam.
Dass Jeff sich bei Rosalie entschuldigt, hätte ich so nicht erwartet. Ich denke, bei ihm war das eine einmalige, nicht zuletzt auch durch zuviel Alkohol verursachte, Tat und der größte Fehler seines jungen Lebens, während ich bei Adam denke, dass er einfach wirklich ein Schwein ist. Gut, dass er nun doch erwischt wurde aber traurig, dass zumindest eine weitere Frau noch dasselbe durchmachen mußte wie Rosalie. Immerhin entschuldigt sich Jeff bei Rosalie und so wie es scheint, hat er sich auch selbst angezeigt.
Naiv allerdings, dass Brian noch mal bei Rosalie anklopft, nachdem er erfahren hat, was sich zugetragen hat und sich – nun, nachdem ja auch das Kind weg ist – noch mal eine Chance erbittet. Wie schön, dass Rosalie inzwischen erkannt hat, dass sie hier Freunde und eine Familie hat und ihren Traum von England fallen läßt.
Anne und Michael dagegen haben noch einen weiteren Weg vor sich – ich verstehe Annes Dilemma hier nur zu gut. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, das Hotel endlich zurück zu bekommen (was nur geht, wenn die Engländer endlich weg sind) und Michael (was ja anscheinend nur geht, solange die Engländer da sind)...
Der Epilog hat mir dann auch noch mal sehr gut gefallen: man erfährt, wie es mit den liebgewonnenen Protagonisten weiter geht und die allerletzten noch offenen Fäden werden miteinander verknüpft.
Und zufrieden lehnt man sich zurück und denkt: Ha! Alle happy. Und ich auch.
Den Buchtitel fand ich jetzt ehrlich gesagt auch nicht so prickelnd, da hätte mir vermutlich nur der Untertitel besser gefallen
Hier hat es mir auch wieder viel Spaß bereitet, die historischen Fakten nachzulesen.
Einen kleinen Fehlerteufel hab ich noch: auf S: 429 steht mal MICHEAL statt MICHAEL. Nur, falls das für weitere Auflagen von Belang sein sollte. Sollten noch weitere Tippfehler im Buch sein: ich hab nicht weiter drauf geachtet.
toll, dass du so happy mit der Lektüre bist - und danke für den ‚micheal‘ 🙈 irgendwas rutscht immer durch…. Wird ausgebessert!!
-
Ja, hier habe ich auch wikipedia bemüht - außer dem Namen Bad Oeynhausen war mir nichts bekannt, z.B. wußte ich auch nichts über die "Stadt ohne Stufen". Aber das ist ja das schöne an vielen Leserunden: man lernt immer noch was dazu.
Hier würde mich interessieren, ob Theresia Graw einen persönlichen Bezug zur Stadt hat/hatte. Falls das schon irgendwo stehen sollte, habe ich es bislang nur leider noch nicht entdeckt.
Ich stamme aus NRW, aber mit Bad Oeynhausen hatte ich bis vor Kurzem nichts zu tun. Ich stieß erst während meiner Recherche zur Nachkriegszeit meines Heimatlandes darauf: meine Lektorin vom Ullsteinverlag kommt von dort, und als wir vor zwei Jahren über mein Romanprojekt sprachen, erzählte sie mir, was ihre Oma nach dem Krieg mit der Sperrzone und den Besatzern mitgemacht hat. Ich dachte nur: kann doch nicht wahr sein, dass es aus diesem spannenden Umfeld noch keinen Roman gibt! Und schon sah ich die Figuren Anne und Rosalie vor mir, das Hotel, den Bauernhof, die Barackenstadt… Das, was die Oma meiner Lektorin damals erlebt hat, taucht allerdings nicht mehr im Roman auf. Es wäre einfach zu viel gewesen. 😅
-
Ich habe gestern Abend das Buch auch noch beendet. Das musste sein und es hat mich gut vom Geschehnis vor drei Wochen abgelenkt. Mein erstes Buch danach... Der Roman bekommt natürlich einen Regalplatz bei mir und Leseempfehlung mit Sternchen von mir.
Sehr gut gefällt mir der Blick in die Zukunft im Epilog und Nachworte in dieser Art Erzählung ist für mich auch ein Muss. So interessiert mich nun, ob Theresia Graw ihr Manuskript noch einmal überarbeitet hat, nachdem die Erben eines engl. Soldaten die Türklinke der Kirche 2024 zurückgaben (dieses 2022 ankündigten) oder ob es ein Zufall ist, dass die Zerstörung der Kirche ohnehin im Manuskript beschrieben war. Ich erinnere mich nämlich nicht, ob wir vorher schon wussten, dass Hotel Margarethenhof und Kirche nebeneinander stehen.
Verschollene Klinke der Bad Oeynhausener Kirche kehrt nach mehr als 70 Jahren zurück
Eine Türklinke erzählt Kirchengeschichte
Mir gefällt das Ende gut. Ich gehe davon aus, dass Anne und Michael auch in England Iris mit Familie besuchen und der Gedanke, dass womöglich diese eines Tages auch wieder nach Dtl. zurückkehren.
Tatsächlich war die Geschichte mit der Türklinke ein zeitlicher Zufall! Ich erfuhr davon, während ich das Nachwort schrieb! Verrückt - oder? Und erst ganz kurz vor meiner Premierenlesung in Bad Oeynhausen am 30. Juni - so sagte man mir da - wurde sie tatsächlich zurück gebracht. Eine Anekdote, die ich nicht so schön hätte erfinden können 😊 Das Feuer war aber von Anfang an Thema im Roman, weil es ein wichtiger Punkt der Stadtgeschichte ist. Und sich gut eignete als Situation, die Anne und Michael näher bringt.
-
Die so gegensätzliche Versorgungslage war ein großes Streitthema in der Besatzungszone: Viele Deutschen warfen den Briten vor, es sich auf ihre Kosten gutgehen zu lassen. (Was die Briten natürlich abstritten.) Dass es innerhalb der Sperrzone so lässig zuging, hat mich bei der Recherche auch gewundert. Viele Infos habe ich durch eine umfangreiche TV Dokumentation der BBC über die Besatzungszeit bekommen, in der unter z.B. auch die Frauen der Soldaten zu Wort kommen und von den vielen Partys und Gesellschaften unter den Militärs berichten (das taucht im Roman auch noch auf…). Es scheinen wirklich zwei völlig verschiedene Welten gewesen zu sein. Wobei es dann mit der Verknappung der Lebensmittel in den Jahren darauf überall schwieriger wurde. - Und das Thema Gewalt gegen Frauen - ja, das erleben wir heute noch, dass so etwas im Krieg (und danach) schimmerweise an der Tagesordnung ist. Wobei es in der britischen Besatzungszone wohl kein großes Thema gewesen ist. Anders als in Berlin oder in Ostpreußen, als die Rote Armee dort einmarschierte. Letzteres thematisiere ich auch in meinem Ostpreußenroman „So weit die Störche ziehen“. Wenn man über den Krieg und die Flucht der Menschen vor den Kämpfen schreibt, kommt man um dieses Thema nicht herum. Aber - wie gesagt - die Briten galten schon damals als eher diszipliniert, Gewalt gegen Frauen war wohl eher der Ausnahmefall. Habt einen schönen Sonntag allerseits!
-
stimmt natürlich nicht Frank
-
Da fällst du aber ziemlich harte Urteile - so kann ich das nicht sehen.
Ich denke, Anne versucht mit der einzigen Arbeit, die sie kennt - Zimmer vermieten - etwas Geld zu verdienen, damit es ihnen irgendwann besser geht und sie erst mal etwas zu essen und zum Anziehen kaufen können. Das ist eine gute Idee, denn bald werden wieder Leute reisen und da sehr viel Wohnraum von den Briten besetzt ist, werden Hotels als Mangelware bald wichtig sein.
Wegen Iris und ihrer Motivation eben diesen Mann zu heiraten, da kommt im nächsten Abschnitt eine Erklärung, die sehr plausibel ist. Und Frank ist mitnichten der Obernazi. Ich denke, er ist durchschnittlich was seine politischen Ambitionen angeht. Man muss sich vorstellen, dass die Briten ja jahrelang der Feind waren und es nicht angenehm ist, dass nun in Deutschland eben diese Feinde das sagen haben. Das würde auch heute noch keiner toll finden und schwer zu akzeptieren. Vor allem, wenn man von den Siegern aus der Stadt vertrieben wird, die die Heimatstadt aller ist. Das ist schon heftig. Dass es da Animositäten gibt, finde ich normal. Ich mag Frank auch nicht. Aber für mich ist er mehr ein Mitläufer gewesen. Einer, der sich jetzt schwer tut, mit den neuen Gegebenheiten. Und dass sich fast alle schwer tun finde ich realistisch dargestellt.
Rosalie hat erst mal abgelehnt und gehofft, etwas anderes zu finden. War das verwerflich? Wenn so ein 16jähriger Bengel einen Anhimmelt und mit Heim nehmen will ?
Ich denke, du meinst Iris' Mann Diethart - und nicht Frank, der als britischer Soldat zurückgekommen ist, oder?
-
Ich freue mich, dass ihr gut in die Geschichte reingefunden habt. Ich versuche, beim Schreiben immer, möglichst nah an meinen Figuren zu sein, damit es sich beim Lesen so anfühlt, als schaute man ihnen über die Schultern. Das Schwierige dabei ist, die Ereignisse und Gefühle konsequent aus der damaligen Warte zu schildern - und nicht aus dem Wissen, das wir heute haben. Wie haben die Menschen damals gedacht und gefühlt, nachdem ihnen jahrelang die Parolen der Nazi-Propaganda eingetrichtert wurden? Das ist eines der Themen von „Don’t kiss Tommy“: Wie diese jungen Frauen ganz allmählich „aufwachen“ und wie ihnen bewusst wird, was in den vergangenen Jahren in Deutschland los war. Die meisten Menschen empfanden das Kriegsende tatsächlich erst mal als „Zusammenbruch“ und nicht als „Befreiung“, wie wir heute. Für viele war es ein langer Weg zu erkennen, wie sehr sie in den Jahren der Nazi-Diktatur manipuliert wurden und was für grauenvolle Dinge geschehen sind. (Und manche haben es leider nie begriffen bzw. eingestanden.) Ich hatte das Glück, bei der Recherche für diesen Roman auf etliche Berichte und Tagebuchaufzeichnungen von Menschen zurückgreifen zu können, die das Ende des Kriegs in Bad Oeynhausen und die Übernahme der Stadt durch die Amerikaner und dann die Briten selbst miterlebt haben. Das hat mir sehr geholfen, ein Gefühl für die Stimmung in der Stadt zu bekommen, die ja durchaus widersprüchlich war. Aber etwas haben alle Einwohner gleichermaßen empfunden: Den Schock der Ausquartierung, nachdem man in den ersten Wochen nach dem Krieg so erleichtert gewesen war, dass Bad Oeynhausen die Bombennächte glimpflich überstanden hatte. Innerhalb weniger Tage musste die Leute sehen, wo sie blieben, alle Gewissheiten und Zukunftsplanungen waren über den Haufen geworfen. Das muss schon schlimm gewesen sein! - Von der Sperrzone und dem Hauptquartier der Briten dort hatte ich übrigens bis vor zwei Jahren auch noch nie etwas gehört, obwohl ich in NRW aufgewachsen bin. Erst als ich anfing, über die Nachkriegszeit in meinem Heimatland zu recherchieren, stieß ich darauf und fand, dass das eine tolle Vorlage für einen Roman ist. - Ich bin gespannt, wie es euch beim Weiterlesen geht.
-