Beiträge von Bookworld91

    Wurzeln

    Wie geht man mit der Suche nach Heimat um? Das versucht Sabin Tambrea in seinem biografischen Roman „Vaterländer“ zu beschreiben.

    Tambrea und seine Eltern leben seit seiner frühen Kindheit in Deutschland, aber seine Wurzeln sind in Rumänien. Er beschreibt in Vaterländer, wie er seine Kindheit auf der Suche nach einem Zuhause verbrachte, da sein Vater als Musiker regelmäßig auf Reisen war. Entsprechend groß war die Erwartungshaltung der Eltern bezüglich seines musikalischen Könnens.

    Doch nicht nur Sabin beschreibt sein Leben. Sein Großvater berichtet von Spionage und Gefangenschaft, wobei er auch auf die ärmlichen Verhältnisse eingeht, die zu seiner Zeit als junger Mann allgegenwärtig waren. Das finde ich sehr wichtig, zeigt es doch die Schattenseiten des Lebens.

    Bei Sabins Vater geht das leider zu sehr unter. Hier stehen Musik, Flucht und Selbstverwirklichung im Vordergrund und die Zerrissenheit in der neuen Heimat.

    Ich persönlich finde das Buch super geschrieben und kann die Geschichten und Anekdoten nachvollziehen. Schade ist aus meiner Sicht, das außer dem Großvater wenig auf die Zustände in Rumänien eingegangen wird (der Vater macht Karriere und entflieht der Armut, Sabin kennt diese Umstände nicht). Auch hätte ich mir gewünscht, dass die Zerrissenheit unter den Charakteren thematisiert wird. So gebe ich vier Sterne und freue mich, wenn ich in Zukunft mehr vom Autor lese.

    Cosy


    Wer hat den Bürgermeister auf den Gewissen? Diese Frage beschäftigt Judith Potts und ihre Freundinnen.


    Auf einer Gemeinderatssitzung wird der Bürgermeister vergiftet. Nun beginnen für Judith, Suzie und Becks als Beraterinnen der Polizei die Ermittlungen. Schnell sind die ersten Beteiligten verdächtigt- doch wer war es wirklich? Und warum?

    Der Krimi kommt mit dem gewohnten Humor daher. Wie in den Potts Krimis üblich, nimmt der Fall mittendrin eine Wendung nach der anderen und bedient sich teils an Klischees. Ich finde es klasse, wie die Menschen teilweise abschätzig auf das Trio reagieren, dieses jedoch den Fall löst. Spannend finde ich auch, wie sich das Konstrukt immer weiter entwickelt und am Ende eine simple Lösung aufkommt. Das ist insgesamt ein netter, leichter Krimi, ohne in die Tiefe zu gehen oder anspruchsvoll zu sein. Schade finde ich, dass sich die Handlung manchmal etwas zieht. Ich gebe vier Sterne.

    Sprachlich gut

    Wer hat die Person in Jagdrevier getötet? Diese Frage beschäftigt unter anderem Journalistin Vera Bergström, die sich in ihre eigenen Ermittlungen stürzt.

    Vera hatte eine Weile lang als Aushilfslehrerin gearbeitet, wodurch sie neu in die Ermittlungen und die Recherche einsteigen muss. Allerdings gelingt es ihr, anders als ihren Kollegen, die Wahrheit über das Opfer ans Tageslicht zu bringen…

    Die Story hat definitiv ihre Stärken. Sprachlich ist es toll gemacht, auch viele Geheimnisse tragen zur Spannung bei. Allerdings ist der Krimi ziemlich zäh. Einige Handlungen drehen sich im Kreis, einige brauchen Ewigkeiten und bringen keine neuen Erkenntnisse (zum Beispiel ihre Schilderungen über den Alltag als Lehrerin) und nicht alles macht im ersten Augenblick Sinn. Ich finde es zudem schade, dass die Auflösung am Ende viel ungeklärtes hinterlässt. Daher gebe ich drei Sterne.

    Historisch


    Aktuell gibt es viel Krieg und Leid in der Welt. Direkt mit den Folgen konfrontiert sind zum Beispiel Soldaten, Piloten oder die Marine. Was ist, wenn ein mit Krieg und Elend konfrontierter Pilot über Feindesgebiet abstürzt? Damit beschäftigt sich der historische Roman „Die Gräfin“.



    Diana Henriette Adelaïde Charlotte Gräfin von Reventlow-Crimini lebt zurückgezogen auf der Hallig Südstrand. Hier hat der britische Pilot John Philip Gunter im August 1944 eine Bruchlandung. Der Roman beschreibt Johns Zweifel, ob Diana ihn wirklich helfen möchte, und die angespannte Situation ziemlich gut. So wird immer wieder deutlich, dass unklar ist, wer Feind beziehungsweise fremd ist und was die jeweiligen Ziele sind. Zudem wird der nordische Dialekt hervorgehoben, vor allem durch den alteingesessenen Kutscher. So habe ich als Leserin ein gutes historisches Zeitverständnis. Was mich persönlich ein wenig stört ist, dass die Charaktere nur angezeichnet, nicht jedoch vertieft werden und auch das weitere Kriegsgeschehen wenig Erwähnung findet. Hier könnte deutlich mehr passieren. So gebe ich den Roman solide vier Sterne.

    Ein wenig deutsch- norwegische Geschichte


    Eine alte Familiengeschichte rund um einen unvollendeten Roman und ein gesunkenes Schiff spielen in „Meeresfriedhof“ eine wichtige Rolle.

    Mitten im zweiten Weltkrieg sinkt ein norwegisches Schiff, auf dem Thor Falck als Reeder arbeitet. Er stirbt- seine Frau Vera und Sohn Olav überleben. Mit der Zeit wird Vera zu einer gefeierten Autorin und Olav leitet die in Norwegen einflussreiche „SAGA“ Stiftung. Als Vera verschwindet, kommen alte Geheimnisse ans Tageslicht…

    Ich finde den Krimi sehr unterhaltsam. Am Beispiel der Familie Falck wird deutlich, wie die Beziehungen zwischen Norweger*innen und Deutschen damals geheim gehalten wurden. Während einige norwegische Frauen sich deutschen Soldaten hingaben und eventuell sogar Kinder bekamen- wie etwa in „Die Insel der weißen Lilien“ oder „Als Großmutter im Regen tanzte“ beschrieben- dachten die norwegischen Ehemänner teils, es wären ihre eigenen Kinder. So hat man versucht, die brisante Beziehung zu vertuschen. Da ein Familienzweig auch nach Jahrzehnten noch mit Spott und Häme betrachtet wird, passt das zu den anderen Beschreibungen.

    Neben den Beziehungen spielen auch weitere Geheimnisse eine Rolle. Nicht jeder macht seine Motive deutlich. Kriegsgefangene haben ihre eigenen Traumata. Bei all diesen Geheimnissen bleibt die Spannung zwischendurch auf der Strecke, aber insgesamt ist es ein sehr lesenswerter Krimi mit historischen Mehrwert. Ich gebe vier Sterne und freue mich auf die Fortsetzung.

    Was ist wahr?


    Wer sucht nicht Ruhe und Abgeschiedenheit im Urlaub? Doch in Vera Bucks „Das Baumhaus“ wird mehr als deutlich, dass der Schein trügerisch ist…

    Henrik und Nora sind verheiratet und haben einen Sohn namens Finn. Gemeinsam wollen die drei einen Urlaub in Schweden verbringen, wo Henrik aufgewachsen ist. Doch schon bald nach der Ankunft häufen sich die Vorfälle und es kommt zum Showdown…

    Ich finde das Buch sehr spannend. Es ist ansprechend aus wechselnden Perspektiven geschrieben und ich mag, wie es die Geschehnisse möglichst genau beschreibt. Auch die Grundidee ist gut. ABER mit dem Verlauf der Story kommen mir Zweifel: was ist passiert? Und wie und wann? Ich bin recht verwirrt und habe viele Fragen, zum Beispiel welche Krankheit Henrik exakt hat und ob es auf Finn übertragen werden könnte. Insgesamt interessant gemacht, aber doch verwirrend. Vier Sterne.

    Eigentlich möchte Buisnessfrau Maria mit ihren Töchtern und Freunden für ein Wochenende in die Berge. Doch dann erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt.



    Auf dem alten Bauernhof angekommen werden Erinnerungen wach. Eine vermisste Katze spielt dabei genau so eine große Rolle wie eine alte Rivalin, Schießübungen oder eine verletzte Sau. All dies schildert die Autorin mit viel Feingefühl und dem nötigen Hintergrundwissen. Störend erscheint jedoch, dass manche Dinge sehr schnell abgehandelt werden während andere detailreich in die Länge gezogen werden. Wenn diese Mischung besser gelingt, könnte dies ein sehr angenehmer Roman sein, der Stadt und Land einander näher bringt. Ich freue mich auf ein weiteres Buch der Autorin, dass ich bestimmt gerne und mit Freude lesen werde. 4 von 5 Sternen