Beiträge von clematis

    Klappentext (Amazon):


    Kennst du die Antworten der Menschen in deinem Leben darauf? Falls nicht, ist dieses Buch genau richtig für dich. Mit über 222 Inspirationen für gute Gespräche können neue Verbindungen geschaffen und langjährige Bande gefestigt werden. Gute Fragen vermitteln Wertschätzung, sie bilden Vertrauen, und die Gespräche, die sich daraus ergeben, helfen gegen Einsamkeit. Ob alte Freundschaften oder erste Dates, ob Familie oder neue Kollegen – die Kunst des klugen Fragens ermöglicht es dir, dich mit Soul Talk mit den Menschen um dich herum zu verbinden. Mit Lilias Fragen sind wir für jeden Small Talk gewappnet – und mit unseren liebsten Menschen können wir ganz besondere Momente erschaffen und die Beziehung vertiefen.



    Meine Rezension:


    Inspirationen


    „Die Kunst des klugen Fragens“ ist der Untertitel zu Lilia Vogelsangs überaus hübsch gestaltetem Ratgeber zum Thema Fragen stellen, Menschen (näher) kennenlernen. Der Klappentext hat meine Neugierde geweckt, werde ich nach der Lektüre sympathischer und lockerer kommunizieren können?


    Abgesehen von den wirren Kreisen im Inhaltsverzeichnis und rund um die Kapitelüberschriften ist das Buch sehr übersichtlich gestaltet und angenehm strukturiert. Der Schreibstil Lilia Vogelsangs ist angenehm, der Text verständlich und weder oberlehrerhaft noch besserwisserisch, lediglich manche Genderstruktur (Mediatorinnen, wo wohl beide Geschlechter gemeint sind) oder Mitarbeitende anstelle von Mitarbeitern hätte ich persönlich nicht gebraucht. Während mir die umformulierten Fragen für „Wie geht’s dir?“ und andere typische Plaudereien zu Beginn eher gekünstelt erscheinen, ergeben sich in späteren Kapiteln durchaus interessante und probierenswerte Vorschläge, welche ich im Hinterkopf behalten möchte. Insbesondere die Themen und Ideen zu Eltern, Geschwistern, Autofahren und Partnerschaft finde ich spannend und lebensnah. Die Anregungen können hier jedenfalls dazu beitragen, die betreffenden Personen noch besser und intensiver kennenzulernen.


    Besonders gut gefällt mir die Fragensammlung am Ende, welche nach der kurzweilig aufbereiteten Lektüre nochmals alles schön zusammenfasst und sich insbesondere für schnelles Nachschlagen gut eignet.


    Alles in allem ein informatives und sinnvolles Buch, das Aspekte anführt, welche man in Gesprächen womöglich bisher noch nicht berücksichtigt hat. Ich denke, es enthält für jeden neue Impulse und Inspirationen, die man gut im Alltag umsetzen kann und vergebe somit gerne acht Sterne.



    Titel Soul Talk

    Autor Lilia Vogelsang

    ISBN 978-3423352369

    Sprache Deutsch

    Ausgabe Taschenbuch (240 Seiten), ebenfalls erhältlich als ebook

    Erscheinungsdatum 12. September 2024

    Verlag dtv



    ASIN/ISBN: B0CWFJ8L15

    Im September gelesen:


    Eisfeld - Der Fall Katharina S. - Steffen Weinert

    Und morgen wieder schön - Marie Sand

    Genau so, wie es immer war - Claire Lombard

    Deine größte Angst - Matthias Bürgel

    Mitternachtsschwimmer - Roisin Maguire (wäre schon im letzten 5er-Block dran gewesen)

    Cafe Hawelka - Maria Wachter

    Das Schweigen der Geliebten - Sophie Edenberg

    Hortensientage - Manuela Inusa

    Die Frau in Rot - Giulia Conti

    Tränengrab - Roman Klementovic

    Bella Famiglia - Nico Mahler

    Die perfekte Mutter - Kimberly McCreight


    jetzt folgen:


    Die Blüten der Träume - Charlotte Lyne

    Tode die wir sterben - Roman Voosen

    Loreley, Fluss der Zeit - Susanne Popp

    In der Erde - Pernilla Ericson

    Der Steg - Petra Johann

    Klappentext (Amazon):


    Für Molly Sanderson ist es nicht leicht, Mutter zu sein – vor allem seit sie ihr zweites Kind auf tragische Weise verloren hat. Trotzdem scheint der Neuanfang geglückt, den sie und ihr Ehemann Justin sich mit der kleinen Ella im idyllischen Universitätsstädtchen Ridgedale erhofft haben.


    Bis in einer abgelegenen Gegend am Fluss ein totes Baby entdeckt wird und Molly als freie Journalistin den Auftrag erhält, über den Fall zu berichten. Mollys Recherchen konfrontieren sie nicht nur mit ihren eigenen inneren Dämonen: Hinter den weiß getünchten Gartenzäunen und blitzsauberen Vorgärten von Ridgedale verbirgt sich so manches dunkle Geheimnis. Das wissen auch Barbara Carlson, die Frau des Polizeichefs, und die 16-jährige Highschool-Abbrecherin Sandy Mendelson viel zu gut …



    Meine Rezension:


    Babyleiche


    Molly Sanderson braucht nach einer Totgeburt Abstand und einen Neubeginn. Da ihr Ehemann Justin eine Professorenstelle an der Universität in Ridgedale erhält, übersiedelt das Paar mit Töchterchen Ella kurzerhand dorthin und Molly arbeitet als freie Journalistin für die lokale Zeitung. Als sie überraschend im Fall einer Babyleiche am Fluss recherchieren soll, befürchtet Justin, dass alte Wunden wieder aufreißen, aber Molly nimmt die Herausforderung entschlossen an.


    Mollys Blickwinkel in der Ich-Form und weitere Sichtweisen der wesentlichen Protagonisten werden klug ergänzt durch Zeitungsartikel und Kommentare im Internet. Das Auftauchen des toten Neugeborenen löst Aufregung aus im kleinen Städtchen, die Polizeiarbeit geht nur stockend voran. Nicht nur Journalistin Molly tappt im Dunklen, auch der Leser hat wenige Anhaltspunkte, wie die einzelnen Handlungsstränge zusammenhängen und was es mit den Informationen aus dem Jahre 1994 auf sich hat. Ein recht sachlicher Schreibstil führt durch die Handlung, die für einen Thriller allerdings mehr Spannung vertragen hätte. Die Figuren sind gut vorstellbar ausgearbeitet und dennoch liegt ein Nebelschleier über allem, der sich erst spät lichtet, aber dann sogar noch im Epilog für Überraschungen sorgt.


    Ein Buch mit ungeahnten Verstrickungen und Zusammenhängen, welche sehr lange im Verborgenen bleiben und gleichzeitig den Leser mit den unterschiedlichsten Facetten des Mutterseins konfrontiert. Acht Sterne!


    ASIN/ISBN: B0CMCFKX9L

    Klappentext (Amazon):

    München, 1966: Sofia sehnt sich nach der wahren Liebe. Jeden Freitag im Eissalon Bella Italia träumt sie sich in den Süden: nach Venedig, den verheißungsvollen Sehnsuchtsort. Doch Eigenbrötler Lorenzo, der Besitzer des Salons, weiß, dass das Leben in Italien auch hart und entbehrungsvoll sein kann. Seit Generationen lebte seine Familie im Val di Zoldo, dem Tal der Eismacher. Bis zu dem einen, verhängnisvollen Tag, nach dem Lorenzo seiner Heimat für immer den Rücken kehrte ...



    Meine Rezension:


    Aus den Dolomiten


    Aus Val di Zoldo, mitten in den Dolomiten, stammt der Eissalonbesitzer Lorenzo, der hier in München für jeweils sechs Monate köstliche Kreationen von Gefrorenem serviert, bevor er über den Winter wieder zurückkehrt in die Heimat seiner Eltern und Großeltern. Sofia, eine junge Kindergärtnerin, sitzt jeden Freitag unter der knorrigen Kastanie und bestellt Erdbeereis. Beide sind sehr ruhig und zurückhaltend, dennoch spüren sie eine ganz besondere Verbindung zueinander. Da Sofia einmal Venedig sehen möchte und das Meer, nimmt Lorenzo sie im Herbst mit nach Italien und erzählt ihr die Geschichte seiner Familie.


    Die Rahmenhandlung im Jahre 1966 umfängt frühere Geschehnisse von 1900 weg über zwei Weltkriege bis 1963. Abwechslungsreich schildert Nico Mahler die Ereignisse in unterschiedlichen Zeitebenen und zeigt, wie malerisch es in den Dolomiten aussieht, aber auch, wie karg und hart das Leben dort früher war. Durch moderne Maschinen und stete neue Erfindungen besteht immer weniger Nachfrage nach Holzkohle oder handgeschmiedeten Erzeugnissen, das (Über)Leben wird immer schwieriger. So kommt es, dass Speiseeis die Welt erobert und seinen Weg nach Österreich, Deutschland, Frankreich, ja bis in die Niederlande oder nach England findet. Herausfordernde Schicksalsschläge bestimmen das Leben der Familie Battaglia, dennoch lassen sie sich, Stehaufmännchen gleich, nicht unterkriegen. Überaus lebendige und sehr gut vorstellbare Schauplätze vom Zoldotal über Transsilvanien (Rumänien) und Wien bis nach München beherrschen die Handlung, die Figuren sind realistisch und glaubwürdig angelegt. Viel Historisches fließt wie nebenbei mit ein in die Geschichte, sodass man etliche interessante Dinge liest, ohne das Gefühl zu haben, belehrt zu werden. Der Spagat zwischen wissenswerten Tatsachen und fiktiver Handlung ist jedenfalls sehr gut gelungen. Dass am Ende der Zufall vielleicht ein bisschen zu präsent ist, tut dem Ganzen keinen Abbruch.


    Unterhaltsame Stunden, Spannendes über das Zoldotal und die Eisherstellung, dazu noch sehr persönliche Schicksale, die einem beim Lesen nahegehen – so verdient ein Roman seine fünf Sterne!



    Titel Bella Famiglia

    Autor Nico Mahler

    ASIN B0CNPY11X9

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich Taschenbuch (349 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 15. Juli 2024

    Verlag Aufbau


    ASIN/ISBN: B0CNPY11X9

    Klappentext (Amazon):


    Um auf andere Gedanken zu kommen, verbringt die frisch verwitwete Evelyn ein paar Tage bei der Familie ihrer Tochter. Doch deren sonst so verschlafene Heimatstadt ist im Ausnahmezustand. Die 16-jährige Nachbarstochter ist unter mysteriösen Umständen verschwunden, ein Verbrechen wird befürchtet. Und tatsächlich wird schon bald eine bestialisch zugerichtete Leiche gefunden. Die Bewohner stehen unter Schock, die Polizei ermittelt fieberhaft. Es ist jedoch Evelyn, die eine erschreckende Entdeckung macht ...



    Meine Rezension:



    Augenkiller


    Evelyns Ehemann Hans ist verstorben, Tochter Manuela sieht es als ihre Pflicht, die Mutter für einige Zeit bei sich aufzunehmen, um deren Trauer ein wenig zu zerstreuen. Seit Hans‘ Krebserkrankung ist Evelyn nicht mehr in dem malerischen Städtchen gewesen, vieles hat sich hier verändert, bis hin zur mittlerweile 17jährigen Enkelin Anja. Und das Schlimmste: ein Mörder geht in der Gegend um und verstümmelt seine Opfer, insbesondere auf die Augen hat er es abgesehen.


    Vom Prolog weg erzeugt Roman Klementovic eine derart fesselnde Spannung, dass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Gekonnt schildert er auf ruhige, aber eben doch packende Weise die Geschehnisse, welche großteils chronologisch ablaufen, da und dort aber auch mit klugen Vorgriffen und Rückblenden die Neugierde des Lesers anfachen. Zur Verfügung stehen Evelyns Blickwinkel und Anjas Tagebucheinträge, ob die daraus gezogenen Schlüsse wahr sind, ist allerdings immer wieder fraglich. Augenscheinliches und falsche Fährten verschwimmen derart miteinander, dass man bald nicht mehr weiß, was man für bare Münze nehmen darf. Insbesondere die Empfindungen und Gedanken Evelyns sind ausgesprochen gut spürbar, die anderen Figuren bleiben eher im Schatten, was sehr gut zur Handlung passt. Die Atmosphäre spiegelt sich durch das Waldstück hinter dem Haus und die lähmende Hitze bildlich wider. Und – was nicht zuletzt zum gelungenen Lesevergnügen beiträgt – das Ende, das ist ganz genau nach meinem Geschmack!


    Kurzum: ein mitnehmender Schreibstil, der die unheilvolle Stimmung perfekt transportiert, eine kürzlich verwitwete Frau, der möglicherweise die Phantasie durchgeht, ein Mörder, der immer wieder brutal zuschlägt – ein hervorragender Thriller in gewohnter Klementovic-Manier. Lesenswert!



    Titel Tränengrab

    Autor Roman Klementovic

    ASIN B0D1VQ7NFY

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (352 Seiten) und Hörbuch

    Erscheinungsdatum 11. September 2024

    Verlag Gmeiner


    ASIN/ISBN: B0D1VQ7NFY

    Meine Rezension:


    McGrath


    Eine 20jährige Krankenschwester aus Coronado, Kalifornien, fasst den Entschluss, sich als Feldschwester für den Vietnamkrieg zu bewerben, nachdem schon ihr älterer Bruder Finley als Pilot in den Kampf gezogen ist. Erschütternd, was sie in den dortigen Evac-Hospitals erleben muss, aber ebenso erschütternd, was sie bei ihrer Rückkehr erwartet.


    Frances McGrath, genannt Frankie, wird von Kristin Hannah dermaßen gut beschrieben, sodass man als Leser sofort an ihrer Seite ist und das Grauen im Kriegslazarett sowie ihre Rückkehr ins „zivilisierte“ Leben mit Gänsehaut mitverfolgen darf. Von 1966 an bis zum Jahre 1982 begleiten wir diese überaus mutige und unerschrockene Frau, welche sich stets verantwortlich fühlt für andere. In zwei große Abschnitte gegliedert, erzählt Teil Eins direkt aus dem vietnamesischen Kriegsgebiet, während sich Teil Zwei dem Leben „danach“ in Nordamerika widmet. Es ist nicht einfach, dieses herausragende Zeitzeugnis mit eigenen Worten zu bewerten, so realistisch, erschütternd und überaus gelungen sind die Darstellungen der Angriffe der Bomber, die auch Krankenhäuser nicht verschonen, der Verwundeten, welche schrecklich entstellt ins Evac-Hospital eingeliefert werden, der beschwingten Tanzabende im O-Club mit toller Musik, ohne die man vermutlich völlig verrückt geworden wäre in dieser ausweglos scheinenden Hölle. [Danke für die Nennung der Musiktitel, nicht nur an dieser Stelle!] Es ist bewegend, zu lesen, wie Frankie lernt, mit Situationen zurechtzukommen, auf die sie in keiner Weise vorbereitet worden ist, wie sie wächst an den Herausforderungen, welche über sie hereinbrechen. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, kann sie zwei Jahre später, zurück auf Coronado Island, kaum an ihr altes Leben anknüpfen, kämpft mit Vorurteilen, wird bespuckt und als „Babykiller“ beschimpft. Frauen können auch Helden sein? Frankie spürt nichts davon und Kristin Hannah erzählt schonungslos und realistisch, wie man mit einem Kriegstrauma weiterlebt.


    Voller Emotionen, voller Leid und Schmerz, aber auch voller Freundschaft und Liebe steckt dieses herausragende Buch, das man kaum ohne Tränen in den Augen beenden kann. Ich habe einige Pausen gebraucht und bin immer noch mitgenommen von dieser Achterbahn der Gefühle. Unerwartete Wendungen haben diese nur noch weiter angefacht, die Spannung hält vom Anfang bis zum Ende, welches zum Glück noch Raum für eigene Spekulationen offen lässt. Ich bin überwältigt und kann diesen traurigen, aber dennoch hoffnungsvollen Roman nur weiterempfehlen.



    Titel Die Frauen jenseits des Flusses

    Autor Kristin Hannah

    ASIN B0D1HCLLTH

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (542 Seiten)

    Erscheinungsdatum 17. September 2024

    Verlag Rütten und Loening

    Originaltitel The Women

    Übersetzer Christine Strüh


    ASIN/ISBN: B0D1HCLLTH

    Der Turin-Krimi Die Frau in Rot war sehr gut, jetzt geht es weiter mit Roman Klemetovic - Tränengrab:


    Amazon: Um auf andere Gedanken zu kommen, verbringt die frisch verwitwete Evelyn ein paar Tage bei der Familie ihrer Tochter. Doch deren sonst so verschlafene Heimatstadt ist im Ausnahmezustand. Die 16-jährige Nachbarstochter ist unter mysteriösen Umständen verschwunden, ein Verbrechen wird befürchtet. Und tatsächlich wird schon bald eine bestialisch zugerichtete Leiche gefunden. Die Bewohner stehen unter Schock, die Polizei ermittelt fieberhaft. Es ist jedoch Evelyn, die eine erschreckende Entdeckung macht ...


    ASIN/ISBN: B0D1VQ7NFY

    Klappentext (Amazon):


    Turin im Frühjahr: der Po führt nach einem schneereichen Winter viel Wasser, die Temperaturen steigen und die Stadt erwacht zu neuem Leben. Camilla di Salvo, eine junge Psychologin mit gutgehender Praxis, freut sich auf einen wunderschönen Sommer. Als aber die Leiche einer Frau im roten Kleid am Ufer des Po gefunden wird, die als die stadtbekannte Ehefrau eines FIAT-Funktionärs identifiziert wird, geht ein Beben durch die Stadt und Camilla wird unfreiwillig zur Ermittlerin.

    Ihr untrügliches Gespür für die Abgründe im Menschen ziehen die Psychologin immer tiefer hinein in ein Netz aus Intrigen, dessen Fäden vom FIAT-Konzern aus gesponnen werden und sie auf eine brandgefährliche Spur leiten.



    Meine Rezension:


    In Turin


    Der Po in Turin bringt mit seinem hohen Wasserstand eine Leiche mit, eine Frau im roten Kleid, die Frau eines stadtbekannten FIAT-Funktionärs. Als Alba, die Tochter der Toten, die Psychoanalytikerin Camilla di Salvo aufsucht, beginnt diese, Nachforschungen anzustellen, welche die Kriminalpolizei schon wieder beendet und den Fall als Selbstmord abgeschlossen hat.


    In einer sehr angenehmen, fast sachlichen Schreibweise beleuchtet Giulia Conti diesen ungewöhnlichen Kriminalfall und versetzt den Leser zur Abwechslung in die interessante Stadt Turin, deren Einwohner als in sich gekehrt und wortkarg gelten. Mit Camilla schafft die Autorin eine unkonventionelle Figur, die einem ungeklärten Mord nachgeht und auf Okkultes ebenso stößt wie auf Spuren zu den bekannten Autoherstellern FIAT und BMW. Nicht zuletzt verschlägt es die zielstrebige junge Frau ins Aostatal, wo sie talentiert auf ihre Ski steigt. Sehr gut vorstellbare Charaktere, verzwickte Zusammenhänge und ein sympathischer Hund aus dem Tierheim lassen die Handlung kurzweilig dahingleiten, Schmankerl aus Italien und Bayern sorgen zwischendurch für den leiblichen Genuss. Die Spannung während des Lesens ergibt sich mitunter daraus, dass Camilla selbst an ihre Kindheit erinnert wird, sonst hätte sie wohl Alba an ihre Kollegin verwiesen und keine abenteuerlichen Fragen gestellt.


    Ein erfrischender Kriminalfall, der wohltuend aus der Masse hervorsticht und Neugierde weckt auf weitere Episoden mit Psychoanalytikerin di Salvo.



    Titel Die Frau in Rot

    Autor Giulia Conti

    ASIN B0CLBSJ12G

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Geb. Buch (256 Seiten)

    Erscheinungsdatum 4. Juni 2024

    Verlag Atlantik

    Reihe Turin-Krimi – Der erste Fall für Camilla di Salvo


    ASIN/ISBN: B0CLBSJ12G

    Nach Café Hawelka und Hortensientage zur Abwechslung wieder einmal ein Krimi: Die Frau in Rot von Giulia Conti.


    Klappentext (Amazon):

    Turin im Frühjahr: der Po führt nach einem schneereichen Winter viel Wasser, die Temperaturen steigen und die Stadt erwacht zu neuem Leben. Camilla di Salvo, eine junge Psychologin mit gutgehender Praxis, freut sich auf einen wunderschönen Sommer. Als aber die Leiche einer Frau im roten Kleid am Ufer des Po gefunden wird, die als die stadtbekannte Ehefrau eines FIAT-Funktionärs identifiziert wird, geht ein Beben durch die Stadt und Camilla wird unfreiwillig zur Ermittlerin.

    Ihr untrügliches Gespür für die Abgründe im Menschen ziehen die Psychologin immer tiefer hinein in ein Netz aus Intrigen, dessen Fäden vom FIAT-Konzern aus gesponnen werden und sie auf eine brandgefährliche Spur leiten.


    ASIN/ISBN: B0CLBSJ12G

    Meine Rezension:


    Eigene Familiengeschichte


    Ela hat eine ganz besondere Beziehung zu ihrer Oma Lisa und besucht die 87jährige mindestens jeden Mittwoch im Pensionistenwohnheim. Omas oft erzählte Geschichten von früher sind immer noch spannend und möglicherweise inspirieren sie Schriftstellerin Ela ja für ihren angedachten großen Liebesroman. Dafür will die Enkelin aber auch von weniger schönen Tagen hören, beispielsweise von Opa Werners Kriegsgefangenschaft in England.


    Das Seniorenheim, Lisa und Ela bilden eine schöne Rahmenhandlung für Omas Erinnerungen, zwischendurch eingestreut wird das Leben von Oma Lisa und Opa Werner erzählt. Ela, die zwar Manuela (Inusa) heißt, aber kaum so genannt wird, beschreibt die Dinge aus ihrer Sicht in der Ich-Form und lässt die starke Nähe zu ihrer Oma auch im Buch deutlich spürbar werden. Das enge Band zwischen den beiden ist der rote Faden durch den Roman, das stets im Mittelpunkt steht und einen als Leser zu rühren vermag. Weniger gut gefallen mir Elas oftmals wiederholte Einwürfe, dass sie keinen großen Liebesroman zustande bringt, und wenn doch, gewiss keinen Verlag dafür finden wird. Einmal, vielleicht zweimal diese Befürchtung darzulegen, wäre völlig in Ordnung gewesen, die gebetsmühlenartige Wiederholung jedoch wirkt auf mich eher lästig. Ähnlich verhält es sich mit Elas Vater, der mitkommt und von Ela mit Nudeln bewirtet wird und mit dem Tagesablauf im Heim, der minutiös geschildert wird und sich im Kreise dreht. Die angekündigte „bewegende und außergewöhnliche Geschichte ihrer Großeltern Lisa und Werner“ (Verlagsinformation) rückt dadurch leider (zu) sehr in den Hintergrund.


    Manuela Inusa erzählt interessante Dinge aus ihrer eigenen Familie, gibt viel Persönliches preis, dennoch habe ich mir hier mehr erwartet, mehr berührende Szenen aus der bewegten Vergangenheit ihrer Großmutter Lisa. Die Idee zum Buch gefällt mir wirklich gut, richtig berühren konnte es mich aber letztendlich nicht. Sechs Sterne.


    Titel Hortensientage

    Autor Manuela Inusa

    ASIN B0D18FHS5N

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (336 Seiten)

    Erscheinungsdatum 15. August 2024

    Verlag dtv


    ASIN/ISBN: B0D18FHS5N

    Klappentext (Amazon):


    Die bewegende Geschichte einer Familie, die über Generationen im Café Hawelka ein Zuhause findet

    Wien, 1968: Das trubelige Café Hawelka mit seinen illustren Gästen ist schon immer das zweite Wohnzimmer der 22-jährigen Jutta und ihrer Mutter Else. Nie haben sie darüber gesprochen, wie es dazu kam. Als Jutta für ihre bevorstehende Hochzeit alte Familiendokumente einsehen will, weicht Else ihr aus. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das Jahr 1945 im ausgebombten Wien, als Else bei Josefine Hawelka Zuflucht fand. Und an ihren Vater, der seine Kinder damals im Stich ließ. Else sollte endlich mit ihrer Tochter sprechen – doch die ganze Wahrheit kennt auch sie noch nicht …



    Meine Rezension:


    Jössas na


    Wien, 1945: Der Krieg ist aus, Else wagt sich aus dem Luftschutzkeller und wird, da sie völlig allein ist, kurzerhand von Frau Hawelka und deren zwei Kindern mit nach Hause genommen. Aber wo steckt Fritzi nur, Elses kleine Schwester?


    1968: Jusstudentin Jutta verbringt gerne ihre Nachmittage mit Lernunterlagen im Café Hawelka, das vielen zum „zweiten Wohnzimmer“ geworden ist. Warum ihre Mutter Else allerdings so gut mit Frau Hawelka befreundet ist, weiß sie nicht. Gibt es da irgendwelche Geheimnisse?


    Ein herzzerreißender Prolog, dann ein Schwenk ins Jahre 1968 zu Jutta und dem legendären Café Leopold Hawelka, das ein kleines, feines Stück Wiener Kultur darstellt. Unter anderem hat man dort Georg Danzer, Friedensreich Hundertwasser, Friedrich Torberg oder Oskar Werner angetroffen. Frisch gebackener Apfelstrudel und flaumige Buchteln zum Kaffee duften verführerisch zwischen den Zeilen hervor, während das Wiener Flair in beiden Zeitebenen von Maria Wachter gekonnt eingefangen ist. Da geht es einerseits um die Jahre nach dem Krieg, ums Überleben und einen Neubeginn, den die Familie Hawelka mit ihrem gemütlichen, verrauchten Kaffeehaus gekonnt meistert und andererseits um eine energische junge Frau Ende der 1960er-Jahre, welche ihr starres Weltbild bezüglich der Judenverfolgung neu überdenkt.


    Die entsprechende Atmosphäre in jeder einzelnen Szene ist spürbar dargestellt, schnell versinkt man ganz ins Wien längst vergangener Tage, erlebt mit Else die Phase der Besatzung und des Schwarzmarktes, spaziert mit Jutta in eine Zeit der Gleichberechtigung. Viele Details lassen die fiktive Geschichte lebendig werden. Authentische Ausdrücke wie das Zuckertazzerl zum Kaffee oder ein „Krewegerl“ (schwächliches Geschöpf), sowie das in Wien gebräuchliche „Jössas na“ (siehe auch Georg Danzer) runden die bildhafte Sprache von Maria Wachter gut ab und spiegeln das reale Leben ausgezeichnet wider.


    Ausdrucksstarke Figuren, ein realer Hintergrund mit bestens recherchierten Einzelheiten und eine bewegende Romanhandlung ergeben dieses unterhaltsame und informative Portrait einer Familiengeschichte, welche eng verwoben ist mit dem legendären Wiener Kaffeehaus Hawelka. Ein beeindruckendes Buch, welches ich sehr gerne gelesen habe und daher ebenso gerne weiterempfehle! Fünf Sterne!



    Titel Café Hawelka

    Autor Maria Wachter

    ASIN B0CZ7QZ7Q2

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (432 Seiten)

    Erscheinungsdatum 1. August 2024

    Verlag Piper


    ASIN/ISBN: B0CZ7QZ7Q2

    Klappentext (Amazon):

    Karolin steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Dass Rolf jetzt in einem idyllisch gelegenen Haus im Wald mit ihren Kindern und seiner neuen Freundin Mischa Urlaub macht, besiegelt ihre persönliche Katastrophe. Als sie selbst durch eine unheilvolle Fügung ebenfalls in dem Ferienhaus landet, ist die Stimmung der Frauen zum Zerreißen gespannt.

    Mischa ist überglücklich mit Rolf. Sie will alles dafür tun, damit diese Beziehung funktioniert, sich selbst mit Karolin arrangieren – bloß eines will sie nicht: Rolf eine alte Schuld beichten, die sie zunehmend mit dunklen Vorahnungen erfüllt. Ihre Angst bewahrheitet sich, als sie erkennt, dass die Dämonen ihrer Vergangenheit lebendiger sind als je zuvor und nicht nur ihr eigenes Leben bedrohen …



    Meine Rezension:


    Unheilvolle Ferien


    Rolf und Karolin lassen sich scheiden, die Osterferien werden schon mit Rolfs neuer Flamme Mischa und seinen Kindern Elly und Matteo in einem abgeschiedenen Häuschen im steirischen Nationalpark Gesäuse verbracht, während Karolin mit ihrer besten Freundin Nina in Bad Tatzmannsdorf die Thermenwelt genießen möchte. Aber an Urlaubsstimmung ist da wie dort nicht zu denken, alles kommt ganz anders, denn Mischa wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.


    Ein hübsches Haus im 13. Wiener Gemeindebezirk, vom Architekten Rolf selbst entworfen, zwei nette Kinder, ein angenehmes Leben, das Karolin führt. Was nach außen hin perfekt aussieht, ist in Wahrheit allerdings nur noch ein Wunsch, die trügerische Idylle zu bewahren. Ein kleiner Fehltritt scheint endgültig alles zum Einsturz gebracht zu haben. Die Geschichte beginnt also damit, dass die Osterferien angetreten werden, und schon da läuft nichts nach Plan.


    Sophie Edenberg versteht es großartig, jede einzelne Szene mit der entsprechenden Atmosphäre auszustatten, ihre Figuren überaus realistisch und lebendig auftreten zu lassen. Man spürt von Anfang an das aufkeimende Unheil, ohne jedoch konkret zu wissen, was sich später ereignen wird. Die meisten Kapitel sind in der Ich-Form verfasst und stellen somit eine unmittelbare Nähe her zu der Person, welche gerade ihren Blickwinkel darlegt, dazwischen wird noch von einem „Mann“ erzählt. Somit erhält der Leser ein sehr umfassendes Bild zur Handlung, erfährt manches aus mehreren Sichtweisen und tappt dennoch im Dunklen, da niemand alles preisgibt, was er weiß. Ein ausgezeichnet angelegtes Buch, in dem wenig ist, wie es scheint und trotz der überschaubaren Figurenzahl Verwirrung gestiftet wird.


    Eine passende österreichische Kulisse (sehr gut vorstellbar, wenn man die Gegenden kennt), Spannung und Psychospielchen – gekonnt kombinierte Puzzlestücke für packende Lesestunden!



    Titel Das Schweigen der Geliebten

    Autor Sophie Edenberg

    ASIN B0D2J4GXWV

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (400 Seiten)

    Erscheinungsdatum 10. September 2024

    Verlag Edition M


    ASIN/ISBN: B0D2J4GXWV

    Da les ich jetzt noch schnell rein:


    Das Schweigen der Geliebten. Sophie Edenberg.


    Amazon: Karolin steht vor den Trümmern ihrer Ehe. Dass Rolf jetzt in einem idyllisch gelegenen Haus im Wald mit ihren Kindern und seiner neuen Freundin Mischa Urlaub macht, besiegelt ihre persönliche Katastrophe. Als sie selbst durch eine unheilvolle Fügung ebenfalls in dem Ferienhaus landet, ist die Stimmung der Frauen zum Zerreißen gespannt.

    Mischa ist überglücklich mit Rolf. Sie will alles dafür tun, damit diese Beziehung funktioniert, sich selbst mit Karolin arrangieren – bloß eines will sie nicht: Rolf eine alte Schuld beichten, die sie zunehmend mit dunklen Vorahnungen erfüllt. Ihre Angst bewahrheitet sich, als sie erkennt, dass die Dämonen ihrer Vergangenheit lebendiger sind als je zuvor und nicht nur ihr eigenes Leben bedrohen …


    ASIN/ISBN: B0D2J4GXWV

    Meine Rezension:


    Lockdown


    Evan erlebt eine schwierige Zeit und möchte eine Woche lang Abstand nehmen von seiner Familie und seiner Arbeit. Dazu zieht es ihn aus Belfast in die kleine Ortschaft Ballybrady an der irischen Küste. Grace, eine verschrobene, zurückgezogene Frau, welche aber hart zupacken kann und im Einklang mit der Natur lebt, verdient sich ihr Geld unter anderem durch das Vermieten eines kleinen Häuschens, diesmal an Evan. Während der junge Mann sich nur langsam zurechtfindet in der neuen Umgebung, heißt es Lockdown aufgrund einer weltweiten Pandemie, sein Firmenkompagnon stellt Aufträge zurück, seine Frau will, dass er länger fortbleibt. Lockdown also auch in der Familie.


    Voller Empathie und mit einem rechten Blick für die heilende Natur entwirft Roisin Maguire diese erfrischende Erzählung rund um Evan, der nach einem traumatischen Erlebnis erst wieder Halt finden muss. Was ihn quält, erfährt der Leser erst im Laufe der Zeit, alles entwickelt sich recht langsam und ruhig, genau so, wie auch der Schreibstil der Autorin Ruhe und Gelassenheit vermittelt. Bisweilen wird es sogar poetisch, beispielsweise dann, wenn vom Tanz der Sonnenstrahlen auf dem Wasser (kindle, Pos, 376) die Rede ist. Besonders gut gelungen ist die Szene mit Becky, ab der Evan anfängt über das Unglück in seinem Leben nachzudenken, und ob er vielleicht seinen Blickwinkel ändern sollte, um aus dem Tief wieder herauszukommen.


    Der Corona-Lockdown spiegelt einerseits den persönlichen Lockdown Evans wider und hält ihn andererseits durch die Bewegungseinschränkungen in Irland an Ort und Stelle fest. Aber auch ohne die schicksalhaften Pandemiezwänge – welche mit Händedesinfektion und Masken bisweilen unnötig vom Geschehen ablenken – enthält die Geschichte genug tiefgehende und ernsthafte Themen, welche Maguires Leser berühren und nachdenklich stimmen. Ihre Charaktere stellt sie sehr realistisch und glaubwürdig dar, die Kulisse Nordirlans mit der rauen See und den schroffen Felsen umrahmt die Handlung perfekt.


    Ein ruhiger Roman, der mittels bildhafter Erzählweise und ungewöhnlichen Figuren punkten kann. Ich vergebe gerne acht Sterne.


    ASIN/ISBN: B0CW1G37JP

    Klappentext (Amazon):


    Die Weihnachtszeit ist alles andere als besinnlich in Konstanz: Die Besucher des Weihnachtsmarkts erwartet ein grauenvoller Anschlag. Ein Amokfahrer fährt in die Menge und lässt viele Tote zurück - und acht Überlebende.
    Eigentlich wollte Falk Hagedorn sich von den Ermittlungen fernhalten. Doch der Trauma-Therapeut und ehemalige LKA-Fallermittler soll den Überlebenden helfen, das grausame Attentat zu verarbeiten. Aber er gelangt bei der Arbeit mit der Selbsthilfegruppe an seine Grenzen, denn ihn holt seine eigene Vergangenheit ein. Auch bei den Teilnehmern tun sich ungeahnte Abgründe auf. Und der Täter ist ihm näher, als Hagedorn denkt ...




    Meine Rezension:


    Amokfahrt


    Gleich am 1. Dezember wird die besinnliche und zauberhafte Stimmung des festlich beleuchteten Weihnachtsmarktes in Konstanz jäh beendet und durch einen irren Amokfahrer in ein schreiendes und unfassbares Blutbad verwandelt. Etliche Todesopfer und Verletzte fordert dieses schreckliche Attentat, acht Traumatisierte werden in den folgenden Tagen durch den Fallanalytiker und Therapeuten Falk Hagedorn in einer Selbsthilfegruppe begleitet. Dabei gerät dieser selbst an seine Grenzen, hat er doch in seiner Vergangenheit schon mehr als genug verkraften müssen. Obwohl er seinen Freund, den Ersten Kriminalhauptkommissar Marius Bannert, in diesem Fall nicht unterstützen möchte, wird er doch sehr schnell in die Sache hineingezogen.


    Mit schockierenden, aber dennoch überaus berührenden Szenen beginnt dieser vierte Band der Serie rund um Hagedorn. Mit vielen lebendigen Eindrücken zieht Matthias Bürgel seine Leser sofort in den Bann der Geschehnisse und lässt diese bis zur letzten Seite nicht mehr los. Bildhafte Vergleiche und detailliert beschriebene Momente beherrschen – wie auch schon in den spannenden ersten drei Teilen – die Handlung, welche nicht nur einen authentischen Kriminalfall beleuchtet, sondern auch tief hinter die Kulissen einzelner Persönlichkeiten blickt. Wer Hagedorn, Bannert und Adler bereits kennt, wird sich rasch wieder in deren Umfeld zurechtfinden, für Neueinsteiger gibt es aber genügend Informationen, um die sehr realistisch gezeichneten Charaktere einschätzen zu können. Besonders die Nähe zu den handelnden Figuren, welche Bürgel aufzubauen vermag, finde ich überaus gelungen, als Leser fühlt man sich somit stets mitten drinnen im Geschehen. Zwischen den aktuellen Verlauf der Handlung von Anfang Dezember bis Ende Februar fügt der Autor immer wieder Kapitel aus der Vergangenheit ein, welche das Tatmotiv erklären und verständlich werden lassen. Ohnehin ist die Suche nach dem Amokfahrer sehr aufregend, aber am Ende spitzt sich das Ganze nochmals so zu, dass man mit dem Buch in Händen den Atem anhält und mit gespannten Nerven der Auflösung harrt.


    Da der Schriftsteller selbst in verschiedenen Bereichen der Kriminalpolizei tätig ist, fließt viel von seiner Erfahrung in diesen fiktiven Fall mit ein und führt zu größtmöglicher Authentizität. Die Themenvielfalt von Mobbing, Traumaverarbeitung über politische und polizeiliche Strukturen und Arbeitsweisen bis hin zum Datenschutz ist groß und führt dazu, dass auch dieser Fall überaus kurzweilig, interessant und fesselnd zu lesen ist. Während mir Hagedorn am Grabe seiner Tochter das Gefühl vermittelt, dass die Reihe noch nicht zu Ende ist, weist das Nachwort mit der Auszeit für den Fallanalytiker eher auf das Gegenteil hin. Dies fände ich sehr schade, sind mir die lebensnah charakterisierten Figuren doch über die Jahre sehr ans Herz gewachsen.


    Ein lebendiger, mitnehmender Schreibstil, eine logisch durchdachte und nachvollziehbare Handlung – auch dieser neue Fall ist – ebenso wie die bisherigen – eine Leseempfehlung wert! Ich gebe gerne und voller Überzeugung fünf Sterne und hoffe auf weitere Kriminalromane oder Thriller aus der Feder Matthias Bürgels.



    Titel Deine größte Angst

    Autor Matthias Bürgel

    ASIN B0CW1G2TT7

    Sprache Deutsch

    Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (364 Seiten)

    Erscheinungsdatum 1. September 2024

    Verlag Bastei Lübbe / beTHRILLED

    Reihe Fallanalytiker Falk Hagedorn


    ASIN/ISBN: B0CW1G2TT7

    Das hab ich auch schon am reader. :) Gute Unterhaltung!