Beiträge von taki32

    "Ein Stammbaum" von Patrick Modiano
    Die französische Originalausgabe erschien 2005 unter dem Titel "Un pedigree" bei Gallimard in Paris.
    Aus dem Französischen von Elisabeth Edl.


    Kurzbeschreibung (von Amazon)
    Patrick Modiano erzählt von seiner unglücklichen Kindheit: Von seiner Mutter, die 1942 nach Paris kommt um eine Schauspielkarriere zu beginnen. Von seinem Vater, der während der Okkupation als Jude verfolgt wird, ein Lebemann ist und bei zwielichtigen Geschäften immer wieder Geld verliert. Und von der Ehe der Eltern, einer einzigen Fehlentscheidung. Patrick wird in Internate abgeschoben, flieht, wird wieder eingesperrt und bricht schließlich mit seinem Vater. Er schlägt sich mit kleinen Diebstählen durch, bis er ein Buch schreibt, das auf Anhieb ein Erfolg wird. Atemlos und unsentimental legt Modiano mit dieser autobiographischen Erzählung Zeugnis ab - ein erschütterndes Buch, frei von Pathos und Selbstmitleid.


    Über den Autor (von Amazon)
    Patrick Modiano, geboren 1945, gilt als einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller der Gegenwart. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den großen Romanpreis der Academie francaise und den Prix Goncourt. Von Peter Handke für die deutschen Leser entdeckt, erschienen viele seiner Romane auch in deutscher Übersetzung.
    Elisabeth Edl, 1956 in der Steiermark geboren, ist Romanistin und Übersetzerin vor allem von Klassikern aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie wurde mit dem Petrarca-Übersetzer-Preis, dem Johann-Heinrich-Voß-Preis und 2006 mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.


    Mein Fazit
    Das Buch ist ein autobiographischer Bericht. Das heißt, Modiano berichtet nüchtern, knapp, distanziert, emotionslos von seiner Kindheit. Es ist ein abstoßendes Milieu, in dem er aufwächst und er wird immer wieder zu Verwandten, Bekannten oder später in Internate abgeschoben. Der Autor selbst erklärt seine Art des Erzählens bzw. Berichtens folgendermaßen: "Ich schreibe diese Seiten so, wie man ein Protokoll oder einen Lebenslauf verfaßt, aus dokumentatorischen Gründen und wahrscheinlich auch, um einen Schlußstrich zu ziehen unter ein Leben, das nicht meines war" (S. 38f.) Es werden viele Namen erwähnt, mit denen sein Vater oder seine Mutter Kontakt hatten.


    Am Ende des Buches gibt es eine Nachbemerkung (4 Seiten) von der Übersetzerin Elisabeth Edl, die auf das Verhältnis von Fiktion zu Biographie in Modianos Werk sowie Prinzipien bei der Übersetzung eingeht. Leider kann ich nicht beurteilen, ob es simmt, dass sich viele Szenen und Figuren aus seinem Werk hier wiederfinden. Ertl bezeichnet das Buch als seinen "lebens-und werkgeschichtlichen Stammbaum" (S. 118).


    Des Weiteren werden in einem Hinweisteil (4 Seiten) Originaltitel von im Text deutsch zitierten Werken aufgefügt sowie Erläuterungen zu Fakten oder Namen, die dem französischen, nicht aber dem deutschen Leser vertraut sind.


    Mit 116 Seiten handelt es sich um ein sehr schmales Buch. Ich fand es interessant zu lesen und kann gut verstehen, dass sich Modiano emoional von diesem Lebensabschnitt distanziert. Leider habe ich noch keine Romane von Modiano gelesen. Bestimmt ist es für Leser/-innen, die bereits das ein oder andere Buch von ihm kennen, noch interessanter.


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    ASIN/ISBN: 3423144351

    Eigentlich bin ich gar keine Schnellleserin. :grin Aber bei diesem Buch ging das irgendwie automatisch.


    Der englische Titel "Everywhere That mary Went" gefällt mir auch viel besser.


    Ach ja, ich fand es seltsam, dass Mary nach ihrem Jurastudium acht Jahre in der Kanzlei angestellt war, bis sie ihren ersten eigenen Fall bekam. Das kommt mir unheimlich lange vor. Weiß jemand, ob das USA-spezifisch oder auch in Deutschland der Fall ist? :gruebel


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    Ich habe das Buch nun gelesen :-] und es hat mir sehr gut gefallen. Danke für den Tipp, Wiggli!


    Ich habe es in zwei Tagen durchgelesen, weil es sich so schön flüssig gelesen hat. Bis zum Schluss hatte ich keinen blassen Schimmer, wie die Lösung am Ende aussehen könnte. Besonders gut gefallen hat mir, dass Mary eine so vielschichtige Figur ist.

    Ich fand das Buch als Kind ganz toll und habe es einige Male gelesen. Schon damals fand ich einige Sachen ein bisschen "seltsam" (aus meiner damaligen Sicht), z.B. die Boxsclubs oder dass Jungen als Schuhputzer oder Pagen arbeiten. Das hat aber dem Lesevergnügen gar keinen Abbruch getan.

    Zitat

    Original von ninnie
    Ich stecke auch fest. Ich weiß nicht, irgendwie hab ich mir bei den ganzen positiven Rezis was anderes vorgestellt. Ich versuch noch mich durchzukämpfen...


    Ich auch (siehe Leserundeneinträge). Ich frage mich, warum es im Rezithread ausnahmslos begeisterte Stimmen gibt. Alle haben wohl Tränen gelacht. Während hier die Leserunde nicht nur sehr schleppend ist, sondern auch die wenigen Stimmen nicht sehr begeistert klingen. :gruebel


    Ich war auch sehr enttäuscht und im ersten Abschnitt drauf und dran abzubrechen.

    "Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen" von Steffen Möller:


    Buchrückseite:
    "Ich habe weder schlesische Vorfahren noch einen Onkel im Bund der Vertriebenen. Ich komme einfach nur aus Wuppertal. Während des Studiums habe ich aus Spaß einen Polnisch-Sprachkurs in Krakau gemacht. Dort war es toll, ganz anders, als ich erwartet hatte. In den Geschäften gab es alles, sogar Nutella, und die Menschen waren so offen. Ich beschloss, nach Polen auszuwandern und habe es in dreizehn Jahren keinen einzigen Tag lang bereut. Vor allem die Mentalität der Polen hat es mir angetan, diese Mischung aus Anarchie und Freiheit, Absurdität und Warmherzigkeit. Nach der Lektüre soll mir niemand mehr sagen, er wüsste nicht, wo das gelobte Land liegt. Viva Polonia!"


    Zum Autor (laut Klappentext):
    Steffen Möller, Jahrgang 1969, studierte in Berlin Philosophie und Theologie und lebt seit 1994 freiwillig in Polen, wo er zum zweitbekanntesten Deutschen avanciert ist - gleich nach dem Papst. Den preisgekrönten Kabarettisten kennt heute jeder Pole: Entweder als unglücklich verliebten Stefan Müller aus der Erfolgsserie 'M ja Milosc' (L wie Liebe) oder aus der wöchentlichen Comedy-Show 'Europa da sie lubic' (Europa lässt sich mögen). Außerdem moderierte Müller die polnische Version von 'Wetten dass'. Für seine Verdienste um das deutsch-polnische Verhältnis erhielt er 2005 das Bundesverdienstkreuz.


    Mein Fazit:
    Ich habe das Buch unter Sachbüchern bei "Reise und Sport" eingeordnet. So ganz trifft es das nicht, da es sich nicht um einen Reiseführer handelt.


    Zunächst vorneweg: Da ich keine Polenkennerin bin, kann ich nicht beurteilen, ob die Sichtweise von Steffen Möller auf Polen zutreffend ist.


    Andererseits macht der Autor an verschiedenen Stellen deutlich, dass er in seinem Buch von subjektiven Beobachtungen ausgeht. Diese werden freilich zu Behauptungen über Polen und die Polen verallgemeinert.


    Das Buch gliedert sich in 50 alphabetisch geordnete Abschnitte, die mit Schlagworten versehen sind wie bspw.: Aberglaube, Aggression, Alte Reisebusse und junge Polinnen, Anarchie, Arbeit, Bescheidenheit, Betweener und Wüstenmäuse. Ich finde das Buch recht witzig und unterhaltsam geschrieben. Steffen Möller berichtet viel von seinen eigenn Erlebnissen in den letzten 14 Jahren in Polen und stellt Vergleiche mit seiner deutschen Heimat an.


    Wenn man die Behauptungen über Polen nicht überbewertet, sondern als subjektive Beobachtungen versteht, finde ich es eine unterhaltsame Lektüre, die dem Leser Polen etwas verständlicher machen kann.


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    Ich habe das Buch in der Leserunde gelesen. Nachdem ich mich eingelesen habe, kam über die E-Mails ein kohärenter Roman zustande, was mir zunächst nicht vorstellen konnte.


    Da ich vor Beginn des Buches diesen Rezitread gelesen habe, in dem es ja einstimmig nur enthusiastische Äußerungen gibt, habe ich recht hohe Erwartungen an das Buch aufgebaut. Diese konnte es jedoch nicht einlösen. Ich fand das Buch nur mäßig lustig und war weit davon entfernt, Tränen zu lachen. Der ein oder andere Schmunzler war allerdings schon drin. Besonders gut gefallen haben mir Pertti und Nigel. Die Mauritius-Geschichte fand ich ziemlich platt.


    Wahrscheinlich trifft das Buch einfach nicht meinen (Humor-)Geschmack. In Bezug auf die Werbebranche mag ich sehr gerne die Business-Geschichten von Martin Suter.


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    Der letzte Abschnitt ist recht kurz. Miller Shanks erhält zunächs den Auftrag von Coke, der aber entzogen wird, als man dort von dem im Internet veröffentlichten, pikante Video von Simon erfährt. Harriet wird die Chefin, Dan Westbrooke wird Direktor für Ressorucen udn Ausbildung, Pinki Fallon und Barry Clement Creative Directors.


    Die letzte Mail von Pinki deutet an, dass das Ganze in veränderten Personalkonstellaionen wieder von Neuem beginnt.

    Dieser Abschntt hat mir gut gefallen und ich hatte ihn auch recht schnell gelesen. Wi schön, dass Pertti wieder auftaucht. Die kriecherische Mail an iihn muss David wirklich weh getan und Pertti belustigt haben.


    James Weissmüller erscheint quasi als Retter und moralische Instanz.

    Ich finde es nervig, dass an recht vielen Stellen des Buches "nehme" statt "nimm" steht. Also z.B. S. 125: "Bitte entnehme diese Summe dem Budget meiner Abteilung." Soll der falsche Imperativ irgendwie witzig sein? Aber im Englischen kann ich mir dazu gar kein Wortspiel vorstellen. :rolleyes