Beiträge von Nicole Wellemin

    Liebe Alle,

    ich hoffe, ihr hattet erholsame und schöne Feiertage.

    Ich bin jetzt auch wieder zurück und lese voller Staunen und Dankbarkeit eure Diskussion hier. Es freut mich sehr, wie ihr euch von der Geschichte mitreißen lasst und euch nun genau dieselben Fragen stellt, die mich zu dieser Geschichte inspiriert haben.


    Es wurde weiter oben (ich weiß nicht mehr genau von wem) mal gefragt, ob es ein konkretes Vorbild für Lis gab. Nein. In ihre Figur und das Echo der Öffentlichkeit sind aber verschiedene Menschen und die Reaktionen der Umwelt auf die Verbrechen ihrer Angehörigen eingeflossen, zB Hillary Clinton, Linda de Mol aber auch eine Spiegel-Reportage über die Angehörige von Mördern Klick.


    Und ganz ehrlich: Marco spielt so einekleine Rolle im Buch – den hätte ich gar nicht gebraucht. Auchohne ihn war für mich sehr gut erkennbar, dass Anna eine toughe Frauist, die alleine sehr gut klarkommt – aber eben auch keine typischeEinzelgängerin ist.


    Das ist spannen - ich hatte Marco nämlich gar nicht als "Beweis" für Annas "Taffheit" gesehen, sondern wollte an der Akzeptanz der anderen auf ihr alles andere als konventionelles Lebensmodell zeigen, dass es MÖGLICH sein kann, Lebensmodelle, die einem erst einmal fremd und auch befremdlich vorkommen, ohne Beurteilung zu akzeptieren, auch wenn man selbst es nicht für sich haben wollen würde.

    Da ist ja jede Familie anders. Aber wie man es von den Eltern kennt, so gibt man es weiter, denke ich.

    Das hat auch gar nichts mit lieblos zu tun, sondern die Kommunikation ist einfach eine andere. Meine Vorfahren kommen vom Land und da war man sicher oft etwas wortkarger und spröder im Umgang mit Liebesworten. Ob das daran lag, dass man z.B. wenig Zeit hatte für Bücher und später für Fernsehen. Da wurde einfach hart und viel gearbeitet und man ging mit den Hühnern ins Bett. :/

    Um Himmels willen, das wollte ich keinesfalls implizieren. Ich hoffe, das ist nicht so angekommen. Wenn doch, entschuldige ich mich ganz aufrichtig.

    Der Rythmus und das Thema des Buchtitels hat auch Ähnlichkeiten. :);)

    Als DAS kööööönnnnte durchaus beabsichtigt sein ;-)

    Wobei der Verlag und ich wirklich lange auch immer wieder über andere Titel nachgedacht hatten, aber der ist einfach wirklich rundherum perfekt. Sowohl von der Aussagekraft, als auch von den Assoziationen, die er womöglich/hoffentlich weckt.


    Piper hat ja auch eine echt tolle Amazon + Seite gestaltet, und da wird die Ähnlichkeit zu ALTE SORTEN ja auch unterstrichen.

    Dann mache ich das gerne:


    Das Unternehmen heißt Kohl Bergapfelsaft.


    P,S; Stöbern auf der Webseite auf eigene Gefahr. Mir läuft schon immer das Wasser im Mund zusammen, wenn ich die Flaschen sehe.


    P.P.S:. Meine Favoriten sind "Rouge" und "Bergapfelsaft & Pfefferminz"

    Ich musste jetzt ein bisschen darüber nachdenken, aber eigentlich ist das in meiner Familie auch nicht üblich, Also ich kann mich nicht daran erinnern, dass man tatsächlich " ich hab dich lieb" oder etwas in der Richtung offen zu jemanden gesagt hätte. Aber es sind eher die kleinen Gesten, die einem die Zuneigung deutlich machen. Eine Umarmung zum Begrüßen oder zum Abschied oder eben solche Sachen, dass man wirklich füreinander da ist, wenn man Hilfe braucht.

    Oh, das überrascht mich tatsächlich. Bei uns ist das Gang und Gäbe. Sowohl mit meinen Eltern, als auch mit meinen Töchtern.

    Was Anna glaube ich aber noch mehr fehlt, ist ein wirklich offenes Gespräch. Eines, in dem über die wirklich wichtigen Dinge geredet wird, und in dem der eigene Schmerz mehr Raum einnehmen darf, als die Rückenschmerzen vom Cousin der Schwägerin eines Kollegen vom Golfkumpel ;) Dieses Gefühl, wirklich gehört zu werden einerseits und andererseits aber auch mit mehr als nur leeren Worthülsen bedacht zu werden. Ein echtes Miteinander statt eines Nebeneinanderhers.


    Ganz bestimmt braucht es dafür nicht eine eindeutige Deklaration von Liebe, aber zwischen Gisela und Anna steht ein Berg aus Schweigen, an dem nichts, auch keine Worte, vorbei kommen.


    (Disclaimer: So habe ich es mir zumindest bei Schreiben gedacht. Wie jede(r) das liest, steht natürlich noch mal auf einem ganz anderen Blatt)

    Anna mag ich gern und sie wurde mir noch sympathischer mit ihrer Einstellung zu den Sagen! Yippeeh, endlich mal jemand der da fühlt wie ich!

    Zu dieser Stelle im Buch gibt es eine nette Anekdote. Um mich aufs Schreiben von SPÄTE ERNTE vorzubereiten, war ich ja einige Wochen vor Ort. Zuerst allein, dann mit meiner Familie. Gemeinsam mit meinen Töchtern (damals 17) standen wir also am Rittner Horn und haben die einzelnen Gipfel der Dolomiten angeschaut - darunter natürlich den Rosengarten. Die Mädels haben nach dem Namen gefragt, und so habe ich ihnen auch die Sage um König Laurin erzählt. Das Gespräch, das sich dann zwischen ihnen und mir entsponnen hat, stand Pate für das Gespräch zwischen Anna und Lis, das man beim Lesen im Buch findet. Die Buchversion ist nicht eine 1:1 Wiedergabe unserer Unterhaltung, kommt in den Grundsätzen aber doch recht nahe dran :)

    Anna dagegen scheint sehr sturköpfig zu sein, liegt wohl in der Familie :-) Aber ich finde die Iddee mit den Säften ganz toll! Warum soll es immer nur Alkohol sein, mit dem experimentiert wird. Und wenn ich mir was gönnen möchte kann ich doch auch mal mehr Geld für einen guten Saft ausgeben.

    Ich weiß nicht, ob das erwünscht ist, und wahrscheinlich seid ihr alle auch schon durch eine kurze Google-Suche drauf gekommen, aber für meine Apfelidee stand ja ein realer Apfelbauer Pate. Als ich von seiner Unternehmensidee und Lebensgeschichte gelesen habe, wusste ich, dass ich da auf ein echt spannendes Themagestoßen bin, hatte aber erst mal noch keine richtige Idee, wie ich das in einen Roman umsetzen soll.


    Wer also selbst mal kosten will, wie Annas Säfte eventuell schmecken, der kann sich mal bei diesem Unternehmen umschauen (und nein, ich bekomme WIRKLICH keine Provision 8)). Ich kann hier auch die URL zu dem Shop einstellen, weiß aber nicht, ob das okay ist, oder als "Werbung" gelten würde.

    Oh ne ganze Menge :-]. Was ich aber gar nicht negativ empfinde. Das fängt schon beim Titel an: beide mit Adjektiv + Nomen und beide weisen auf Landwirtschaft hin. Hier gehts um Äpfel, dort gehts um Birnen. Dann natürlich die Hauptpersonen: in beiden Büchern treffen zwei Frauen unterschiedlichen Alters aufeinander, denen ihre Einsamkeit und das (Ver)-Zweifeln an ihrem Lebensweg gemeinsam ist. In beiden Büchern (hier gehe ich einfach mal davon aus ;)) geben sich die beiden Stütze und bringen sich - hoffentlich (!) weiter. Auch der Handlungsort ist ähnlich gelagert, es geht immer um Bauernhöfe, die von einer alleinstehenden Frau in Eigenregie geführt werden. Während es bei "Alte Sorten" um Weinanbau in Franken geht, sind es hier Äpfel in Südtirol, aber der Bezug zum ländlichen, praktischen Leben ohne Schnick-Schnack ist überall vorhanden. Ähnlich finde ich in beiden Büchern auch die sehr "sinnlichen" Sprache, da wird gerochen, geschmeckt, die Luftverhältnisse gefühlt ....


    Und das war jetzt nur was mit spontan einfällt. :grin


    :thumbup:Magst du verraten, wo du herkommst? Heißer Apfelsaft so flächendeckend finde ich ungewöhnlich, allerdings ist mir die Punsch-/Grogvariante zumindest vom Christkindlesmarkt bekannt.

    Oh, oh, so aufgezählt, klingt das wirklich nach einer ganzen Menge, wobei vieles sicher auf zahlreiche Romane im selben Genre zutrifft. Ich finde ja auch immer sehr spannend, wie unterschiedlich Schreibende ähnliche Themen angehen. Wir hatten vor Jahren mal mit ein paar Kolleginnen überlegt, eine Reihe ins Leben zu rufen, bei der jede von uns denselben Pitch bekommt und "ihr" Buch draus machen soll - wäre sicher spannend geworden. Wie bei so vielen Ideen, fehlte aber leider immer die Zeit zur Umsetzung.


    Wie auch immer, ich hoffe, "meine" Interpretation der "Zwei-Frauen-auf-einem-Bauernhof-geben-sich-Halt-und-Mut" langweilt dich nun nicht ;-) Grundsätzlich gibt es aber (für mich) natürlich schlimmeres als an so ein tolles Buch wie "Alte Sorten" zu erinnern 8)


    Zu deiner letzten Frage: Ich komme aus München. Was den heißen Saft betrifft - es kann allerdings auch sein, dass meine Mutter das aus dem Rheinland mitgebracht hat :/

    Ich glaube, dieser Abschnitt betrifft eigentlich die Seiten 179 - 271.

    Ich denke, ich werde in Zukunft immer wenn ich Apfelsaft trinke, an dieses Buch und an Anna mit ihren Bergäpfeln denken:)

    Was für ein wunderschönes Kompliment. Ich würde mich wirklich freuen, wenn Anna dich wirklich auch noch begleiten würde, nachdem du das Buch beendet hast :love:

    Warmen Apfelsaft habe ich ja noch nie getrunken und auch noch nie davon gehört. Aber es klingt ganz wunderbar! Vielleicht sollte ich das im Lauf des Buches auch noch ausprobieren! Hast du das mal probiert Nicole Wellemin ?


    Es sind wunderschöne Sätze und Ideen im Buch! Wie das Essen und Trinken, das an Winkel der Seele kommt, die von Worten nicht erreicht werden oder der Eispanzer, der die Schönheit hinter dem Eis schützt und durch Fürsorge und Zeit von selbst tauen muss. Vielen lieben Dank liebe Nicole Wellemin für diese Worte! :*


    Noch eine Frage an dich hätte ich: die Ähnlichkeit zu Alte Sorten von Ewald Arenz liegt ja auf der Hand. Ist das jetzt Zufall oder Absicht, dass zwei Protagonistinnen fast den gleichen Namen haben Liss/Lis?

    Oh ja, also warmen Saft, gerne auch mit Gewürzen, habe ich schon immer gerne getrunken. Gab es in meiner Kindheit ganz häufig. Sogar im Kaffeeautomat in meinem Gymnasium gab es eine Option mit heißem Saft. Heißer Apfelpunsch ist dabei aber mein Favorit. Kleiner Tipp für die Erwachsenen: Ein Schluck Amaretto passt da auch ganz hervorragend.


    Dass du die Essensbeschreibungen magst, freut mich sehr. Mir geht es da nämlich genau wie Anna. Ich finde auch, es gibt kaum etwas Sinnlicheres und Verbindenderes als gemeinsam zu Essen.


    Was die Namensähnlichkeit zu der Protagonistin in "Alte Sorten" angeht. Mir ist das wirklich erst hinterher aufgefallen. Ich habe einen Namen gesucht, der zeitlos klassisch klingt und sich gut abkürzen lässt, weil es zwei Versionen von Elisabeth / Lis geben sollte. Die alte und die zu der sie im Verlauf der Handlung wird.

    Was mich aber interessieren würde: Welche Ähnlichkeiten, neben der Namensgleichheit und dass eine Frauenfreundschaft eine wichtige Rolle spielt, seht ihr denn zu "Alte Sorten"?

    Toll, wie viel hier schon los ist.

    Der Prolog war nicht wirklich meins, so düster und dieser umgangssprachliche Schreibstil. Hmm. Bin eh kein Fan von Prologen...

    Mir war schon beim Schreiben klar, dass der Prolog verstörend sein wird, und ich habe mich lange gefragt - auch zusammen mit den betreuenden Lektorinnen - ob es den braucht. Aber jedes Mal dachte ich wieder: Ja, es braucht ihn. Diese Diskrepanz zwischen der Lene im Prolog und der jugendlichen Lene 1943 fand ich unglaublich spannend. Was muss einem Menschen alles genommen werden, um aus so einem zupackenden, pragmatischen, glücklichen jungen Mädchen so eine verbitterte Mutter zu machen?

    Ich hatte den Prolog eigentlich erst mal nur als Probeszene geschrieben, aber das so in Worte zu fassen, war ein so intensives Erlebnis, dass ich dann auch gleich wusste, dass das was mit mir und der Geschichte wird.

    Und ich finde es so schön, dass es auf dem Ritten spielt. Ich war dort als Kind und Jugendliche bestimmt 12 mal zum Urlaub machen. Meine Eltern hatten Bekannte, die auf dem Ritten gewohnt haben und die haben wir fast jährlich dort im Sommer oder im Herbst besucht. Wir haben damals immer in dem Ort Klobenstein gewohnt und ich fühle mich beim Lesen jetzt immer richtig zurück versetzt in diese Zeit und kann alles noch so ganz genau vor meinen Augen sehen, die herrliche Bergwelt und die netten Dörfer dort. Und natürlich auch Bozen, den Ort mag ich auch sehr.

    Ach, das ist ja toll. Dann wirst du noch etliche bekannte Orte treffen im Verlauf des Buchs :)

    Das Setting Apfelplantage finde ich Klasse. Da kann man viel über diese tolle Frucht erfahren. Das mit den Öfen bei Frost hab ich schon mal in einem schönen Liebesfilm gesehen, in dem es um eine Birnenbäuerin gab. Nur das mit dem Befeuchten und dem Eis, das war mir neu. Sehr informativ und sogar ich als Physik-Chemie-Null hab es verstanden. :anbet

    Ja, das gehört für mich auch wirklich zu den allertollsten Aspekten meines Jobs. Ich lerne wirklich mit jedem neuen Projekt wieder ganz neue, unglaublich spannende Dinge.

    Was habe ich mich gefreut, auf der gestrigen Lesung direkt in Kontakt mit zwei Teilnehmerinnen dieser Leserunde hier zu kommen. :love:

    Ich habe gerade richtig aufgeregt im Forum immer wieder auf aktualisieren geklickt, weil ich neugierig war, wie es euch, Rouge und hollyhollunder, gefallen hat. :)

    Auch für mich war der gestrige Abend eine wunderschöne Erfahrung. Normalerweise sitze ich ja doch eher allein in meinem Kämmerchen mit meinen Figuren. Zur Abwechslung Zuhörer:innen direkt ins Gesicht schauen zu können, wie sie auf einzelne Passagen reagieren, ist eine sehr berauschende und belohnende Abwechslung.


    Als Appetitmacher auf de Gespräche, die wir dann bald hier in der Leserunde führen können, hat die Lesung also auch für mich ganz großartig funktioniert.

    Wie schön liebe Nicole Wellemin , dass du den Weg hierher schon gefunden hast. Darf ich fragen, warum es ein Herzensbuch ist? Sind da familiäre Hintergründe?

    Mir liegt die Landschaft Südtirols sehr am Herzen. Als Kind bin ich jedes Jahr mit meinen Eltern von München an den Gardasee gefahren und jedes Mal haben mich die Dolomiten wahnsinnig beeindruckt - das war die Grenze von Hier und Dort, von Zuhause und Urlaub, von Norden und Süden. Schon als Kind hatte das für mich etwas wahnsinnig Mythisches. Seit ich angefangen habe zu schreiben, wollte ich ein Buch schreiben, das in dieser Region spielt, und bei dem die Landschaft und Natur nicht nur ein Setting sind, sondern wirkliche Handlungsrelevanz besitzen.


    Als es dann so weit war, war für mich klar, dass ich WENN schon dann auch Themen verarbeiten möchte, die mir nahe liegen. Die Geschichte meiner Hauptfiguren gleicht meiner eigenen nicht - Späte Ernte ist ein Roman keine Autofiktion. Aber ich glaube, vieles, was ich in der Geschichte verarbeite, gehört zu so etwas wie einem kollektiven Bewusstsein der meisten Frauen. Wer von uns kennt nicht das Gefühl, nicht genug zu sein, zu viel, zu wenig, funktionieren zu müssen? Alles das ist in die Geschichte mit eingeflossen und je länger ich dann daran geschrieben habe, desto persönlicher wurde es für mich.

    Hallihallo, liebe Eulen,


    hier hat sich ja schon einiges getan - da möchte ich die Gelegenheit nutzen, auch schon einmal ein freundliches Hallo in die Runde zu werfen.


    Wie hollyhollunder bereits angekündigt hat, freue ich mich sehr, die Leserunde zu "Späte Ernte" hier zu begleiten. Mit diesem Buch habe ich mir ein absolutes Herzensbuch von der Seele geschrieben, umso mehr freue ich mich über jede und jeden, der gemeinsam mit mir in die Welt meiner drei Hauptfiguren eintauchen möchte.


    Liebe Grüße

    Nicole