Beiträge von Astrid Karin Fritz

    Guten Morgen, liebe Leserunde,

    unser gemeinsames Lesen geht allmählich zu Ende, Hollyhollunder und Rosenstolz lesen noch, bei den anderen möchte ich mich ganz herzlich fürs Mitmachen bedanken, für eure Anregungen, Kritikpunkte und natürlich die Rezensionen.

    Kommt gesund durch Herbst und Winter,

    liebe Grüße

    Astrid

    :wave

    Ich bin leider mit dem Buch nicht so richtig warm geworden, es war interessant und gut zu lesen, aber der letzte Funke ist nicht übergesprungen. Mir kam es über weite Strecken so vor als würde ich einen eher trockenen Bericht lesen und keinen Roman.

    Trotzdem hat es mir gefallen mehr über Paracelsus zu erfahren, der ja ein wirklich außergewöhnlicher Mann war.

    Das tut mir leid. Aber ich kenne das ja auch von mir selbst - da empfiehlt mir jemand begeistert einen Roman, und ich werde nicht warm damit....

    Ich denke mal, dass vor allem das einfache Volk das mit der Religion oft recht pragmatisch sah. Also wenn der jeweilige Fürst das bestimmt, was ich glauben soll, dann ist das mit dem Glauben doch eher aufgesetzt - ich will nicht mal sagen erzwungen, denn wenn ich im Gottesdienst eh nicht verstehe, was da gesprochen wird - war ja meist in Latein bis auf die Predigt - dann mach ich halt einfach, was erwartet wird und entwickle keine eigenen Gedanken darüber. Das war ja auch gewollt. Dass die Menschen sich KEINE Gedanken machen und "dumm" gehalten werden. Da funktionierte die Kirche nicht anders als alles andere.

    ja genau, das ist richtig, was du über die einfachen Menschen schreibst. Und bei den katholischen war ja manchmal sogar noch die Predigt auf Latein... Allerdings haben sich mit Martin Luther mehr und mehr die deutschen Kirchenlieder durchgesetzt und auch die Hauptgebete auf Deutsch. Das war für den "normalen" Kirchgäger sicherlich etwas ganz Neues, fast Revolutionäres...

    Wie das hin und her in deutschen Landen ging weiß ich weniger.

    Das mit der Reformation ging in Deuschlang tatsächlich viel heftiger hin und her als in England! Was daran lag, dass Deutschland nicht wie england (oder auch Frankrich) ein zentraler Staat war, sondern in Hunterte Kleinstaaten zerrisschen war, mit jeweils eigenen Herrschern, Und die bestimmten eben, was die Untertanen zu glauben hatten. Der eine Fürst war von der Reformation angetan, der andere bekämpfte sie erbittert. (Und nicht selten kam es dann zu Konflikten zwischen Vater und Sohn als Nachfolger). Und in den zahlreichen freien Reichsstädten stimmte der Magistrat über die Religion ab.


    Schlimm, daß Barabara auch so weit die Erfahrung machen muß, daß das Elternhaus so eine große Rolle spielt.

    Wer hat sich bloß diesen Schwachsinn von unehrenhafter Geburt einfallen lassen.

    Am Entstehen dieser Vorstellung von der sogenannten "unehrlichen Geburt" haben die christlichen Handwerkerzünfte damals einen großen Anteil gehabt. Nicht nur die unliebsamen Berufe (in manchen Städten sogar die Müller, Bader oder Weber) hatte die Zünfte einfach als "unzünftig" ausgegrenzt, sondern auch die Frauen, die ja noch im Mittelalter durchaus in Zünften vertreten waren.... Juden waren als Nichtchristen natürlich ebenfalls von jeglichem christlichen Handwerk ausgeschlossen, wehal ihnen inder Regel nur das Handeln zum Broterwerb übrig blieb. Tja, Religion und Kirche hatten damals schon eine unglaublich große Rolle im Alltag gespielt...

    Ich denke es gehörte damals auch zum Ansehen als Mediziner eben einen Famulus zu haben. Und Barbara kann ja auch kein Latein....

    Richtig. Ein Gelehrter hatte, wie man in Gothes Faust schön sieht, in aller Regel einen sogenannten Famulus, der meist Diener, Schüler und Schreiber in einem war. In der Regel waren das junge Männer, die bereits eine Höhere Schule oder Uni besucht hatten (Latein, Griechisch) - was einer Frau sowieso verwehrt war. Höhere Bildung erfuhren allenfalls Klosterfrauen, die zwar den gelehrten Männern oft durchaus ebenbürtige Gesprächspartner waren, aber als Nonnen natürlich nicht deren Schüler sein konnten.

    Offiziell als Famulus hätte Paracelsus Barbara also nie einstellen können, aber das brauchte es ja auch nicht: Er lässt sie einfach als seine Magd an vielem aktiv teilhaben, z.B. an Behandlungen oder am Schreiben. Was damals gar nicht so untypisch war, denn Frauen waren inoffiziell in sehr vielen Bereichen bewandert: Als Buchhalterinnen, als heimliche Meisterinnen, wenn der eigene Ehemann im Handwerksbetrieb kränkelte oder nicht so gut rechnen und schreiben konnte, als Verkäuferinen der eigenen Produkte etc.


    Besonders die Reisebeschreibungen haben es mir angetan, normalerweise hat man bei solchen Beschreibungen in dieser Zeit gerne mal das Gefühl, dass es einfach nur anstrengend und ungemütlich war. Hier hatte man aber das Gefühl, dass es eben auch viel schönes gab und man konnte sich die Gegenden so toll vorstellen!


    Was das Reisen betrifft: Paracelsus hat in seinen Schriften tatsächlich mehrfach das Reisen gelobt und davon geschwärmt, es ausdrücklich als Bereicherung beschrieben und nicht als Last, wie die meisten seiner Zeitgenossen. Insofern freue ich mich, dass dies auch genau so rübergekommen ist, Und dass man als Leserin spürt, dass dieser Funken auch auf Barbara übergesprungen ist.

    Wie schön, dass dir das Buch gefallen hat!

    Liebe Grüße und noch eine gute Zeit

    Astrid

    :flowers


    Das mit dem drucken seiner Bücher scheint ja wirklich nicht gut zu laufen. Ich frage mich nur, warum das in Basel nicht möglich war, als er doch genügend Geld verdient hat. Da hätte er das Drucken doch evtl. Selbst finanzieren können? Anstatt seine Studenten auszuhalten….

    Da hast du natürlich recht, zumal er in Basel wirklich nicht schlecht verdient hat. Aber so ein Druckkostenvorschuss war damals richtig teuer, und deshalb hatte man sich als Autor Sponsoren gesucht, denen man dann ein "sehr nettes" (sprich: oft unterwürfiges) Vorwort schrieb. Unterwürfigkeit war aber nicht gerade Paeacelsus Stärke...

    Paracelsus weiß viel, hinterfragt viel und hat durchaus moderne Ansichten, insbesondere zur Rolle der Frau. Ist das tatsächlich so überliefert?


    Über die Schreibweise von Kolmar mit "K" stolpere ich immer, ich kenne Colmar nur mit C.

    Ja, man weiß so einiges über seine Ansichten zu Frauen, da er an verschiedenen Stellen in seinen Werken über Frauen geschrieben hat. Er war also ungewöhnlich fortschrittlich, hat Frauen auch verehrt, obwohl er selbst nie eine Frau oder Geliebte hatte, worüber sich schon seine Zeitgenossen gewundert bzw. auch das Maul zerrissen hatten....


    Colmar war damals eine deutschsprachige Stadt und daher habe ich die damals zumeist übliche Schreibweise mit K genommen.

    Ich habe den ersten Abschnitt jetzt auch endlich beendet, es liegt aber definitiv nicht am Buch, dass ich nicht voran komme, das gefällt mir auch richtig gut.

    Sehr moderne Ansichten hat der gute Doktor, gibt es da Überlieferungen, wie er zur Religion und zu dem Standesdenken seiner Zeit stand?

    Oja, da habe ich beim Recherchieren viel gefunden, möchte aber hier nicht vorgreifen. Im Laufe des Romans erwähne ich immer wieder mal, was er vom Glauben, von der Kirche oder auch von der Obrigkeit hät. Das sind dann also, wenn man so will, quasi historische Zitate, die einstmals seine Zeitgenossen oder auch er selbst niedergeschrieben haben.

    Schade, derzeit keine Lesung in meiner Nähe.

    Eigentlich wollte ich zu der Veranstaltung vor ein paar Wochen in Waiblingen kommen...........diese wurde dann ja aber wegen dem schlechten Wetter abgesagt.

    ja, das war total schade!!! Es sollte eine Vollmondlesung im Freien werden, in einem wunderschönen Park, und ausgerechnet zu diesem Tag wurde das Wetter eisig kalt und verregnet... Aös Ersatz gibt es nun eine Lesung aus Paracelsus am 16. Mai in der Stadtbücherei Waiblingen:)