Titel: Yellowface
Autorin: R. F. Kuang
Seiten: 384
Verlag: Eichborn
Inhalt
Zitat
June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturszene sein. Doch während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fristet June ein Dasein im Abseits. Niemand interessiert sich für Geschichten "ganz normaler" weißer Mädchen, so sieht es June zumindest.
Als June Zeugin wird, wie Athena bei einem Unfall stirbt, stiehlt sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript, einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs.
June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Künstlernamen Juniper Song. Denn verdient es dieses Stück Geschichte nicht, erzählt zu werden, und zwar egal von wem? Aber nun muss June ihr Geheimnis hüten. Und herausfinden, wie weit sie dafür gehen will.
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Autorin
Zitat
Rebecca F. Kuang ist New York Times-Bestsellerautorin und für den Hugo, Nebula, Locus und World Fantasy Award nominierte Autorin. Sie ist Marshall-Stipendiatin, Übersetzerin und hat einen Philologie-Master in Chinastudien der Universität Cambridge und einen Soziologie-Master in zeitgenössischen Chinastudien der Universität Oxford. Zurzeit promoviert sie in Yale in ostasiatischen Sprachen und Literatur.
Meinung:
Yellowface fällt gleich mit der Türe ins Haus. Es ist von der ersten Seite an kein Geheimnis, wie die Protagonistin über ihre “Freundin” Athena Liu denkt: Sie ist eifersüchtig, missgönnt Athena den Erfolg und hätte am liebsten, was sie hat.
Als Athena aufgrund eines Unfalls stirbt, ist June geschockt, überfordert und muss den Tod verarbeiten. Doch sie hat noch während ihre Freundin starb das Manuskript für ein neues Buch mitgenommen. Das erste Drittel des Buches dreht sich um das Thema. Welchen Schatten Athena auf Junes Leben wirft. Die Auf und Abs der Buchindustrie. Und dann: Der Durchbruch für June mit der gestohlenen Idee. Doch sie hat viel Arbeit hinein geschickt und die Frage steht im Raum: Wie viel gehört ihr? Wie viel findet sich noch vom ursprünglichen Werk im Endprodukt?
In der Ich-Perspektive wird der Verarbeitungsprozess beschrieben, Junes Selbstüberzeugung, dass es ihr zustehe, zu tun was sie eben tut.
Ab hier leichte Spoiler:
Das Buch beginnt langsam tiefer einzusteigen. Es geht um kulturelle Aneignung. Um Diversität und um die Buchbranche. Und ab einem gewissen Punkt eben auch um die Schattenseiten von den Sozialen Medien: Die Behauptung, June habe das Buch gar nicht geschrieben, geht durch die Decke. Und obwohl es im ersten Moment keinen Beweis gibt, außer dieser Behauptung, geht alles durch die Decke. Wer sich selbst ein wenig mit den “Twitter Skandalen” in Booktwitter beschäftigt oder es mal erlebt hat, findet sich sofort wieder.
Alles schaukelt sich hoch. Es gibt Morddrohungen… das ganze Prozedere.
Etwa ab der Hälfte begann das Buch für mich abzuflachen. June versinkt im Selbstmitleid und trotz der Ich-Perspektive verliere ich irgendwann den Draht zu ihr. Und das Mitgefühl. Aber ich wollte natürlich trotzdem wissen, was passiert. Wie geht es für sie weiter? Wird sie endgültig überführt?
Und dann das Ende… Es lässt viel offen, wie es weiter geht. Aber vor allem hatte ich am Ende den Gedanken: “Okay, und das wars jetzt?”
Das Buch war kurzweilig, ich habe es binnen weniger Tage durchgelesen und es hat mich aus einer Leseflaute gelockt.
Die Übersetzung ist gut gelungen. Es wird konsequent gegendert, was im Kontext des Buches glaubwürdig und flüssig funktioniert. Es passt zum Grundthema “Diversität”.
Ich denke das Buch kann viel Diskussionspotential mitbringen. Es reicht für mich leider jedoch nicht an “Babel” heran.