Beiträge von Buecherturm

    Der Hundertjährige Krieg wacht vor unseren Augen zum Leben auf

    Dieses Buch widmet sich dem Beginn des hundertjährigen Krieges, der Anlandung in der Normandie und den ersten Schlachten auf französischem Boden. Es ist in drei große Abschnitte eingeteilt: Wasser, Feuer und Blut. Aber keine Sorge, Blut fließt in allen drei Abschnitten… Alle Kapitel beginnen mit Zitaten aus zeitgenössische Quellen zu dem beschriebenen Ereignis. Die Karte am Anfang des Buches zeigt uns detailliert wo die Kämpfe in diesem ersten Feldzug stattgefunden haben, von der Landung in Saint-Vaast-la-Hongue bis zu den Schlachten von Blanchetanque und Crecy. Es werden auch die geplünderten und gebrandschatzten Städte beschrieben.

    Dan Jones vergleicht den Angriff Englands auf Frankreich mit dem Beginn der Invasion der Alliierten in der Normandie, mit dem D-Day, wie der Tag in die Geschichte eingegangen ist, Zum Glück sind die alliierten Soldaten nicht wie das englische Heer 600 Jahre zuvor vorgegangen. Die Orte wurden befreit, nicht geplündert und niedergebrannt, Frauen wurden nicht vergewaltigt, Menschen wurden nicht getötet.


    Die zehn Kameraden, die sich gemeinsam anheuern lassen, um gen Frankreich zu ziehen, sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie verständigen sich mit Blicken und knappen Gesten, können sich blind aufeinander verlassen und machen gemeinsam Frankreich unsicher. Obwohl Loveday Fitz Talbot zu Beginn der Kampagne sich und seinen 9 Kameraden, Father, Millstone, Scotsman, Psmire, Romford, Tebbe und Thorp und den zwei Brüdern und Bogenschützen aus Wales versprochen hat, sie alle heil und mit reicher Beute aus dem Krieg nach 40 Tagen wieder heim zu bringen, kann er im Krieg nicht Wort halten. Zwei sterben, ein dritter muss fliehen, Romford, der jüngste wird zum Pagen für den Prinzen von Wales abkommandiert. Das alte Lied von den zehn kleinen … kommt einem in den Sinn.

    Die einzige Frau, die im Buch vorkommt, ist geheimnisvoll, tritt nur episodenartig auf, spricht sehr wenig (Dan Jones, bist Du sicher, du hast von einer richtigen Frau gesprochen oder ist das nur Wunschdenken?) und wird wahrscheinlich im Nachfolgeroman eine hauptrolle spielen.

    Interessant ist, wie durch alle Zeiten politische Aggressore es verstanden, ihre Angriffe schön zu reden, zu rechtfertigen, als zwingend und patriotisch zu erklären. König Edward III behauptete, die Normandie wäre englisches Land, weil Wilhelm der Eroberer 200 Jahre zuvor von hier aus über England herfiel. Zar Putin will ja auch die Ukraine heim ins Reich holen, die anderen Ex-Sowjet-Staaten folgen noch. Überhaupt, “Heim ins Reich” weckt bitterböse Erinnerungen an das 20. Jahrhundert.

    Und noch etwas hat sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert: Immer, überall und zu allen Zeiten finden Süchtige ihre Drogen. Heute ist es der Dealer an der Ecke (oder im Schulhof) im 14. Jahrhundert waren es die Apotheken, Romford sucht in den geplünderten Städten die Apotheken auf. Da die anderen in diesen Häusern kein Geld oder Gold vermuten, hat Romford freie Auswahl..

    Die Kampfszenen alternieren. Wenn die zehn Essex Dogs als Gruppe kämpfen, nehmen sie es mit jedem Actionthriller auf. In genau konzertierten Aktionen schießen die einen ihre Pfeile ab (die gefürchteten englischen Langbögen), während sich die anderen unbemerkt anschleichen und den Rest erledigen, in man-to-man-combat. Kein Dwayne Rock Johnson, oder Expendables kann da mithalten. (Dan Jones hat diese Filme vermutlich auch gesehen). Diese Szenen haben mich teilweise an Sven Hassels Bücher erinnert. Eine kleine eingeschworene Gruppe von Frontkameraden gehen gemeinsam durchs Feuer, siegen oder ziehen sich zurück, aber zurück gelassen wird keiner.

    Die Beschreibung der großen Schlachten aber ist realistisch und blutig. Sie erinnern an Schlachtenszenen, wie sie Altdörfer gemalt hat oder der japanische Regisseur Akira Kurosawa in einigen Filmen dargestellt hat. Es ist ein zähes Ringen und blindwütiges Schlachten, niemand kann vor oder zurückgehen, alles findet fast auf der Stelle statt. Mordslust und Überlebensangst zugleich, Hauen und Stechen, sinnloses Morden im engsten Radius. Die große Schlacht spaltet sich in unzählige Einzelkämpfe, die mit dem Tod oder einer schweren Verletzung einer der Kontrahenten enden müssen. Und kaum ist einer gefallen, nimmt ein anderer seine Stelle ein und es geht endlos weiter, bis keiner mehr auf den Beinen ist.

    Fazit: ein Buch für Kerle.

    Spannend und geheimnisvoll

    Das Buch beginnt sehr spannend mit einer halsbrecherischen Flucht über die Dächer von London, wobei Sha von Männern mit Wölfen gejagt wird. Shay ist ein “Vogelmädchen, Anhängerin der Aviskultarier, eine archaische Glaubensgemeinschaft, die Vögel verehrt und in ihrem Flug und Gebaren die Zukunft voraussagen kann. Während ihrer Flucht erhält Shay unerwartet hilfe von einem jungen Mann und kann so ihren Verfolgern entkommen. Nonesuch ist ein komplexer Charakter, der oft unter inneren .und äußeren Zwängen handelt. Nonesuch nimmt Shay mit in das Theater, in dem er als Schauspieler auftritt. Shay wird Souffleuse in diesem Theater, freundet sich mit den anderen Mitwirkenden im Theater an. Zusammen mit einigen von ihnen treten sie nebenbei in Kneipen und Gebäuden oder unter freien Himmel im “Geistertheater” auf, heute würden wir das Sponti-Theater nennen. Shay und Nonesuch werden ein Paar. Unter seinen Einfluß öffnet sich Shay, wird auch zur Schauspielerin, lernt öffentlich aufzutreten. Dadurch wird sie berühmt und gerät in den Fokus anderer Kreise.

    Shay hat eine wunderbare Gabe, die Begehrlichkeiten weckt, von der Königin Elisabeth die Erste bis zu Adeligen und anderen Verbrechern, die ihre Gabe für eigene Zwecke einsetzen wollen. Nonesuch wird selber aus Shays Gabe Kapital schlagen und sie verraten.

    Die Mischung aus Liebe und Verrat, Hollywood-Action im rasanten Stil und sanften Passagen, in denen wir zu Atem kommen können, die gut recherchierten historischen Details die ein stimmiges Bild der elisabethanischen Zeit ergeben, lassen das Buch spannend bis zum letzten Satz wirken.


    ASIN/ISBN: 3352009937

    Edit: ISBN ergänzt, zwecks Verlinkung und Cover Gruß Herr Palomar

    Morgen machen wir es besser.

    Wunderschöner Roman über eine alleinerziehende Mutter mit einem hyperaktiven, intelligenten neunjährigen Sohn. Sie haben es nicht leicht. Der Vater hat sich aus dem Staub gemacht, wie er erfahren hat, dass Malu schwanger ist, die Eltern haben sich von ihr losgesagt. Zum Glück hat sie einen guten Arbeitsplatz in einem Cafe in der Kleinstadt, einen netten und verständnisvollen Cafe Inhaber, eine wirklich beste Freundin, auf die sie sich verlassen kann und vor allem: eine positive Lebenseinstellung, die sie auch Janne übermittelt. “Morgen machen wir es besser” ist ihr und Jannes Lebensmotto, ein Motto, das ich mir auch zu Herzen nehmen will. Die Schule entwickelt sich für beide zur Katastrophe. Die Lehrerin schickt Malu ständig Nachrichten über die angeblichen Untaten Jannes und merkt nicht einmal, was für ein Armutszeugnis sie sich selbst damit ausstellt. Ich bewundere Malu, wie sie zu ihrem Kind hält und die pädagogisch inkompetente Lehrerin in ihre Schranken weist. Ich wünschte, ich hätte dieses Buch gelesen, damals, als mein Jüngster in der Schule war.

    Janne freundet sich im Park mit einem alten Mann an. Oldmann ist Rentner, verwitwet und einsam. Er trägt schwer an einer jahrzehntelangen Schuld herum. Aber die Freundschaft mit dem aufgeweckten Knaben tut ihm gut, er holt ihn aus seiner Lethargie und Trauer heraus. Er bringt Janne das Schachspiel bei. Janne fliegt direkt auf das Schachspiel zu. Die Figuren und ihre Bewegungen kann er sich auf Anhieb merken, er kann sich voll auf das Spiel konzentrieren und bei der Sache bleiben. Nichts mehr zu sehen von einem Zappelphilipp oder Hans-Guck-in-die-Luft. Langsam nähern sich die beiden einander an, die Mutter Malu, anfangs übervorsichtig, wird auch in diesen Kreis aufgenommen, langsam vergrößert sich der Kreis, die anderen Personen im Buch gehören irgendwann auch dazu. Es ist dieses Ineinandergreifen der Lebenskreise, die ich in diesem Buch wunderschön finde. Liv und ihre Familie müssen ein schweres Thema verkraften, Oldmann hat auch sein Geheimnis, über das er aus Liebe zu Lieschen, seiner verstorbenen Frau, nie sprechen konnte, Hinnerk und sein Partner, Frau Oberförster, die Jugendlichen von der Skaterrampe, Anne und ihr Hund Sokrates. Sie alle spielen eine Rolle im Buch, beeinflussen sich gegenseitig, helfen sich wortlos und ohne viel Aufhebens.

    Dies ist wieder mal ein Buch der leisen Töne, unaufgeregt, und doch ergreifend. Um mit dem Kleinen Prinz zu sprechen, man hört nur mit dem Herzen gut. Und dieses Buch geht zu Herzen.

    Wer ist Freund, wer ist Feind?

    Die Ausgangssituation ist der ideale Start in einen spannenden Plot. Die Geschichte geht langsam an. Freunde treffen sich nach zehnjähriger Pause wieder, trinken zusammen, unterhalten sich, erinnern sich an ihre Kindheit, an den verstorbenen Freund, Bruder und Ehemann. Und dann wird eine Leiche gefunden. Die ganze freundliche Atmosphäre ist mit einem Schlag dahin.

    Wie in einem guten Krimi (und dies ist einer), rücken abwechselnd die Freunde in den Mittelpunkt, werden verdächtigt, der Mörder zu sein, um dann einem anderen Freund diesen “Ehrenplatz” zu überlassen. Das Ganze findet auf einer kleinen irischen Insel Inishmore statt, während ein tobender Schneesturm jeglichen Kontakt zum Festland unterbindet. Das bedeutet aber auch, der Mörder ist auf der Insel und kann jederzeit erneut zuschlagen, wie in einem klassischen “Closed Room Krimi” .

    Cara, die einzige Polizistin auf der Insel, muss gegen ihre eigenen Freunde ermitteln. Kein leichtes Unterfangen. Von vertrauensvoller Freundin zur misstrauischen Polizistin innerhalb weniger Momente geworden, deckt sie im Laufe ihrer Ermittlungen immer neue Ungereimtheiten auf, sammelt immer mehr Verdachtsmomente gegen die einzelnen Mitglieder dieses Kreises an. Es sterben noch mehr Menschen, bevor die Auflösung uns von der Spannung erlöst. Letztendlich wird der Mörder entlarvt und ein zehn Jahre zurückliegendes Schiffsunglück wird auch restlos geklärt. Cara kann endlich ihren Frieden finden. Der tosende Schneesturm nimmt gleichzeitig mit der Handlung an Intensität zu, als ob die Natur mit involviert sei und nicht nur ein passiver Zuschauer zu dem Drama auf der Insel. Und erst als die Morde restlos aufgeklärt sind, flaut auch der Sturm komplett ab, obwohl er in der Intensität schon mal kurz vorher nachgelassen hatte, die Menschen sich aber nicht sicher waren, ob er nun wirklich vorbei war oder wieder über die Insel herfallen würde. Interessant und stilistisch einwandfrei dargestellt, diese Parallele zwischen dem Sturm und der Jagd nach dem Mörder.

    Nette Liebesgeschichte

    Lucy Score schreibt ganz nette und entspannende Liebesgeschichten für uns, Mädels. Das Buch beginnt mit einem traurigen Ereignis, der Beerdigung von Sloanes Vater. Diese Zeremonie gibt Lucy Score die Gelegenheit uns die Protagonisten des Buches vorzustellen. Guter Trick. So müssen wir nicht lange in Erinnerungen kramen aus dem ersten Buch von Lucy Score in dieser Reihe. Außerdem sind die damaligen Protagonisten in diesem Buch nur Nebendarsteller.. Hier fokussieren wir uns auf Sloane und Lucian und ihren Werdegang von Jugendfreunden zu Feinden zu einem Liebespaar und Ehepaar. Das Happy End ist vorhersehbar und unausweichlich, aber der Werdegang, die Verwicklungen, die Bösen und die Guten die dazu beigetragen haben, von Sloanes Vater als positive Gestalt zu Lucians VAter, Alkoholiker und Schlägertyp, korrupten Richtern und guten und bösen Polizisten, all dies macht die Geschichte lesenswert. Die Story liest sich interessant und spannend. Die Liebesszenen inklusive. schlagfertige Dialoge, die die geneigte Leserin oft zum Schmunzeln bringen, erhöhen den Lesegenuss. Man muss das Buch ja nicht mehrere Male lesen. Einfach ein paar Stunden in lesbarem Kitsch verbringen und jede Winterdepression wird leichter ertragbar.

    Ewige Jugend

    Schöne Geschichte und ein hochinteressanter Einstieg, der mich eben auf die schöne Geschichte neugierig gemacht hat. Zwei Freundinnen, grundverschieden vom Temperament her, gehen auf eine merkwürdige Party, die eine bleibt auf der Party, die andere verlässt sie und begegnet einem faszinierenden Studenten. Von hier an spinnt Merit Niemeitz ihre Geschichte um das Thema der ewigen Jugend fort, wir steigen in eine geheimnisvolle und gefährliche Welt der Magie ein.

    Es scheint, als ob eine Gruppe von Studenten, ein sozusagen innerer Kreis, dazu imstande sei, Gedanken und Gefühle anderer Studenten zu manipulieren, bis hin zum Selbstmord. Solche Anhäufungen von Selbstmorden passieren alle paar Jahre, immer an Elite-Universitäten, der Reihe nach, wenn an einer Uni Gras drüber gewachsen ist, kehren sie zurück.

    Mabel, die besorgt um ihre Freundin Zoe ist, die immer mehr Ashton verfällt, findet heraus, dass Ashton und seine Entourage einem jahrhundertealten Bund der Stare angehören. Was es aber mit diesen Staren auf sich hat, wird uns erst nach und nach enthüllt. Darin ist Niemeitz eine Großmeisterin, ihre Leserschaft mit Andeutungen und Teilenthüllungen bei der Stange zu halten. Die Auflösung ist fast schon ungeheuerlich und unglaublich. Aber wir Mädels glauben ja auch an Einhörner und schick glitzernde Vampire, warum also nicht auch an einen jahrhundertealten Bund der Stare?

    Spaß beiseite, dieses Buch ist in Sachen Fantasy und Liebesgeschichte richtig gut und bereitet den Leserinnen angenehmen Gruselspaß (gibt es solch ein Wort?). Es ist so, wie wir uns Chicklit von seiner schönsten Seite vorstellen. Mädels, greift zu!.

    Wer ist der Gute, wer ist der Böse?

    Beim Lesen dieses Buches musste ich anfangs an Thomas Mann denken. Die Assoziation fällt nicht schwer. Der Zauberberg von Thomas Mann spielt auch mit diesen Themen: Schweiz, Davos, Lungensanatorium, Tuberkulose, Patienten die sterben, nur um durch andere ersetzt zu werden, Menschen aus ganz Europa kommen da zusammen. Damit aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Der Stil ist ein ganz anderer, als bei Thomas Mann (OK, der ist unerreichbar), der Satzbau ist knapp, der Stil direkt.

    Die Handlung nimmt einen sofort gefangen. Schon bald fragt man sich, wer ist krank, wer simuliert? Wer spioniert für wen und gegen wen? In Davos scheinen sich legale und geheime Vertreter aller Krieg führenden Nationen die Klinke in die Hand zu drücken. Neid, Missgunst, Hass, Ressentiments gegen andere Völker sind an der Tagesordnung. Wir erfahren auch über die Gewaltherrschaft der Belgier über den Kongo oder wie die Armee des deutschen Kaisers Belgien überrannt hat, um schneller in Frankreich einzufallen und was für ein brutales Blutbad das war, sowohl im Kongo als auch in Belgien. Das sind Nebenschauplätze der Geschichte, die leider zu schnell Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten. Luca Brosch macht uns diese Taten gegenwärtig, holt sie ans Tageslicht. Auch die Rolle Deutschlands im Ausbruch der großen Oktoberrevolution in Russland findet Eingang ins Buch. Die Hölle von Verdun ist äußerst präsent im Roman. Eine Krankenschwester, ein Arzt und Deserteur, ein Soldat, sie haben sich dort zwar nicht getroffen, aber das gleiche erlebt und sind davon für ihr Leben gezeichnet. Diese Erfahrungen fließen in die Romanhandlung ein. helfen uns die Beweggründe der handelnden Personen zu verstehen. Die Schweizer, als neutrale Personen, wollen kräftig mit dabei verdienen. Der Krieg ist ja für alle da. Für manche zum Sterben, für andere, um noch reicher zu werden, auch wenn das eigene Land dadurch in Gefahr gerät, von einer der kriegführenden Parteien überrannt zu werden.

    Der Schluss des Buches ist noch nicht das Ende des Romans. Dafür sind zu viele Enden lose oder gar offen. Es sind zu viele Fragen unbeantwortet. Die Handlung erstreckt sich über ein paar Monate, zwischen November 1916 und das erste Drittel von 1917. Was geschieht mit den Spionen und Personen, die das erste Buch überlebt haben? Es ist so passend und praktisch, dass alle, die Johanna und Elli gefährlich werden könnten, einen gewaltsamen Tod sterben auf den letzten Seiten und dadurch Johanna den Weg ebnen als Ehefrau eines schweizer Magnaten und Spionin des deutschen Kaiserreichs. Was geschieht mit Johanna nach Kriegsende Wird sie für die Räterepublik spionieren müssen und wird irgendwann die Gestapo an sie herantreten und sie zur unfreiwilligen Mitarbeit zwingen? Luca Brosch, lassen Sie uns bitte nicht zu lange warten auf die Fortsetzung!

    Ein Vogelbuch mit Herz, Sinn und Verstand

    Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar, sie sind alle hier in diesem Nachschlagewerk vertreten. Von der 11 cm großen Tannenmeise zum eineinhalb m großen Höckerschwan, von Tag- und Nachtaktiven Vögeln, von Wald und Flur und Garten und Städte bewohnenden und nistenden Vögeln, sie sind alle hier drin, in diesem wunderbaren Buch. Hervorragend aufgesetzt, mit sehr detaillierten Bildern und Beschreibungen. Die vielen Informationen rund um die heimische Vogelwelt erweitern unseren Horizont. Die Tipps und Ratschläge für Katzenhalter, Gartenbesitzer, Spaziergänger und Vogelbeobachter fand ich sehr nützlich. Leider kenne ich sehr viele Besitzer freilaufender Katzen, die nicht einsehen wollen, ihre Katzen den Zugang ins Freie während der Brutzeit der Vögel zu begrenzen. Diesen Menschen müsste man dieses Buch in die Hand drücken!


    ISBN 9783440178119

    Denis Scheck hat Recht

    Denis Scheck hat wieder einmal Recht. Hallgrimur Helgason und sein Übersetzer Karl-Ludwig Wotzig haben ein großartiges Buch geschrieben, respektive meisterhaft ins Deutsche übersetzt. Die Sprachbilder haben es in sich. Allein den Autor mit einer allwissenden Eule gleichzusetzen ist einmalig. Oder einen Hund Papa zu nennen, damit der Waisenjunge wenigstens jemanden hat, zu dem er Papa sagen kann, ist umwerfend. Diese fast schon surrealen Sprachbilder ziehen sich durch das ganze Buch fort, irgendwann sind sie dermaßen in das Gesamtkunstwerk eingefügt, das sie einem kaum noch auffallen. Obwohl, Gesturs Aussage, er würde nur zwei Mal im Jahr baden und das bei seinem sehr aktiven Liebesleben hat mich tief einatmen lassen. Aber erst nachdem ich die Nase aus dem Buch draußen hatte. Das olfaktive Kopfkino startete durch in meinem Kopf.

    Das Buch wirkt wie eine Momentaufnahme der isländischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit seinen Isländern, Dänen und Norwegern, mit seiner Bescheidenheit und Exzessen, mit seinem Reichtum für einige wenige und mit der bitteren Armut der meisten Isländer. Das pralle Leben schlägt einem auf jeder Seite entgegen. Die Katastrophe die sich am Ende des Buches ereignet gehört auch zu Island, als Teil der großartigen Natur dieser einzigartigen Insel.

    Ja, Dennis Scheck hatte Recht.

    Werde ich gerne heraussuchen. Ich habe das Buch gleich nach der Lektüre in ein öffentliches Bücherregal gestellt, es hatte mich nicht sooo begeistert, dass ich es halten wollte. Sorry! Aber ich suche die ISBN heraus. Versprochen.

    Teenager mal anders

    Sehr spannender Einstieg in die Geschichte. Wer ist der Gute, wer ist der Böse? Wird sich noch herausstellen! Lebhaft geschrieben, ausdrucksstark und anziehend. Und vor allem: pädagogisch überhaupt nicht wertvoll! Titelbild, Titel und Klappentext sind gut aufeinander eingestellt.

    Und doch, und doch hat mir das Buch einen bitteren Geschmack hinterlassen. Man hört und liest immer wieder über Soldatenkinder in Afrika und man ist entsetzt darüber, weil den Kindern die Kindheit in Afrika brutalst geraubt wird und sie zu Mördern werden, ohne sich Gedanken über Gut und Böse zu machen. Und nun heißen wir ein Buch gut, das genau das gleiche aber mit Kindern aus den USA oder Europa macht. Wir sagen, was für ein Tausendsassa dieser Junge ist, wie er sich mit allen Kampftechniken, Waffenarten, oder Sicherheitssystemen auskennt, wie er Erwachsene und Jugendliche um sich herum beschützt und sich für sie aufopfert. Praktisch ein minderjähriger Jason Bourne. Wow! Wirklich? In diesem Alter sollte der Bub lieber Ego-Shooter am PC spielen, nicht die “reale” Welt im Alleingang retten.


    Positiv am Buch ist, Chris Morton will die Jugendlichen weg von den Ego-Shooter Spielen am PC locken und hin zum Buch wenden. Mit diesem Thema aber bekämpft er den Teufel mit dem Beelzebub.


    ASIN/ISBN: 3473586560

    Edit: ISBN ergänzt, zwecks Verlinkung und Cover Gruß Herr Palomar

    Gaetano Lamprecht ermittelt wieder


    Christian Klinger hat erneut einen Krimi mit zwei Hauptgestalten geschrieben: Gaetano Lamprecht und die Stadt Triest. Ein Wiedersehen mit Gaetano Lamprecht, Inspektor der Polizei von Triest und leidenschaftlicher Radfahrer ist mir eine besondere Freude. Es ist das für Europa schicksalhafte Jahr 1914. Der Erste Weltkrieg ist gerade ausgebrochen, Oberitalien gehört (noch) zur Donaumonarchie, der Hurrapatriotismus in Triest ist noch groß, sowohl auf österreichischer Seite als auch auf italienischer Seite, die eine Vereinigung mit dem Königreich Italien anstrebt.

    Klinger erhöht anfangs die Spannung (er ködert die Leserschaft, wenn Sie so wollen) mit wechselnden Szenen zwischen den Mördern einerseits und Gaetano andererseits. Gaetano muss auf mehreren Ebenen kämpfen, einmal privat, da entwickelt er sich zum "Womanizer", er steht zwischen drei Frauen und kann sich nicht entscheiden. Beruflich muss er einen, dann zwei Morde aufklären, gleichzeitig Provokateure und Agitateure für die italienische Seite herausfinden. Und zu allem Überfluss bekommt er den Einberufungsbefehl, weil er sich freiwillig zum Dienst an der Waffe gemeldet hätte. ER hat das aber nicht getan. zuerst argwöhnt er, neidische Kollegen hätten ihm das eingebrockt, doch dann stellt sich heraus, dass der eigene Vater in einem Anfall patriotischer Raserei sich selbst und den Sohn freiwillig gemeldet hat. Während aber der Antrag des Vaters abgelehnt wird, weil zu alt, kann Gaetano nur mit Mühe und Intervention seines Vorgesetzten die Einberufung noch verschieben, bis die Morde, an denen er arbeitet, aufgeklärt sind. Interessant ist, diese Morde fußen auf einen Mord der fast 150 Jahre zurück liegt. Johann Joachim Winckelmann, der Begründer der modernen Archäologie, wurde in Triest getötet und eine wertvolle etruskische Statuette gestohlen. Um diese Statuette und den damit verbundenen Fluch drehen sich die Morde, die Gaetano aufklären muss. Dabei muss Gaetano all sein Können unter Beweis stellen und wilde Verfolgungsjagden bestehen.

    Das Buch liest sich leicht und in einem Rutsch. Gaetano Lamprecht, der sich zwischen den Frauen nicht entscheiden kann, ist,wie auch im ersten Roman, sehr sympathisch und aufrichtig. Als ihn Freifrau von Sacher fast befiehlt, ihre Tochter aus dem Polizeidienst zu entlassen, weigert er sich strikt und formvollendet und verlässt sehr abrupt ihr Haus.

    Wiener Blut, Wiener Blut…

    Die Geschichten im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts von Oliver Pötzsch sind immer spannende Krimis, aber auch ein interessantes Stück Zeitgeschichte des fin de siècle. Wenn man bedenkt, im dritten Roman um den Totengräber August Rothmayer, Polizeiinspektor Leo von Herzfeldt und Tatortfotografin JuliaWolf spielt die Handlung im Jahr 1895, nur 9 Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, am Ende dessen das habsburgische Reich zerschlagen und auf das Kronland reduziert, so hält man Ausschau nach etwaigen Anzeichen des großen Krieges. Aber nichts dergleichen. Wien scheint nur von Wiener oder Grazer Menschen bevölkert zu sein, keine Tschechen, Slowenen, Ruthener, Kroaten Italiener oder Ungarn sind dabei. Das ist auch ein interessanter Aspekt von Oliver Pötzsch Roman. Wien kommt sehr authentisch rüber: Die alte ehrwürdige KuK Hauptstadt mit ihren Denkmälern, Kirchen, Museen, Prachtstraßen, Prater, Cafés, Restaurants und auch Bordellen, sie sind alle da. Und vergessen wir nicht den Wiener Zentralfriedhof, der heute so groß ist, dass sogar eine Buslinie dafür eingerichtet wurde.

    Die Handlung, oder besser gesagt, die beiden Handlungsstränge, sind hervorragend aufgebaut und miteinander verwoben. Zuerst denkt man, die sind getrennt voneinander, dann bekommen wir die Vermutung zugesteckt, sie führen zueinander und sind eigentlich eine einzige vielfache Mordgeschichte, nur um am Ende doch als zwei separate Kriminalfälle mit getrennten Ermittlungen, hauptsächlich von unserem bekannten und geschätzten Trio geleitet, dargestellt zu werden. Oliver Pötzsch vermag es hervorragend, die Handlungslinien zu führen, zu verknoten und wieder zu trennen.

    Ich liebe Pötzschs Beschreibungen vom alten Wien. Und ich liebe das heutige, gegenwärtige Wien und habe mich richtig vertieft in den kleinen Stadtplan im Innenteil des Einbands. Ich habe die beiden großen Museen in Wien besucht, das Naturhistorische ist mir in Erinnerung geblieben mit den Fossilien- und Gesteinssammmlungen. Den “Rassensaal”, von dem Pötzsch im Nachwort schreibt, gab es nicht mehr bei meinen Besuchen. Den Stephansdom (aber ohne Krypta) habe ich besichtigt und auch Konzerte gehört. Einen Tag haben wir am Wiener Zentralfriedhof verbracht. Leider konnten wir Herrn Rothmayers Häuschen nicht entdecken. Ich glaube, ein erneuter Besuch in Wien ist fällig.

    Das älteste Gewerbe der Welt


    Das Leben der Prostituierten war und ist nicht leicht. Weder im Altertum noch heutzutage. Ob aus Armut von der Familie verkauft oder geraubt, Sklavinnen sind sie alle. Ob aus Karthago, Rom, dem antiken Griechenland oder heute aus Osteuropa, Sexsklavinnen sind sie alle.

    Dieses Buch ist hervorragend recherchiert, sehr spannend geschrieben und regt zum Nachdenken an. Die latente Gewalt die jederzeit den Sklavinnen droht, sei es von Freiern, Zuhälter, Bordellbesitzern und deren Handlangern wird in diesem Roman überdeutlich. Die Frauen sind nur dem Namen nach Wölfinnen. Eigentlich werden sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen. Manchmal haben sie Glück, wenn sie nur zur musikalischen Unterhaltung einer Gesellschaft gebucht werden, oder wenn ein reicher Mann sie für einige Tage aus dieser Hölle zu sich holt oder ein Gönner sie freikauft. Die meisten sterben noch jung, verbraucht, schwanger, oder alt, vom Mitleid der jungen Prostituierten lebend. Es gibt auch junge Männer, die ebenso zur Prostitution gezwungen werden.

    Wenn eine Frau freigekauft wird, ist sie bereit, dafür alles zu opfern, auch ihre große Liebe. Denn Liebe unter Sklaven, die unterschiedlichen Herrn gehören, bringt nichts. Außer Not, Herzeleid und womöglich neue Sklaven.

    Dieses Buch spielt im antiken Pompeji, im Jahr 74. Nur 5 Jahre später wird der Vesuv ausbrechen. Ob jemand aus diesem Buch überleben wird?

    Aber das Buch ist nicht nur ein fundierter historischer Roman. Es zeigt auch das Leben der heutigen Prostituierten. Denn egal ob antikes Pompeji oder der heutige Kiez in Hamburg, Sexsklavinnen führen immer ein hartes und gefährliches Leben.

    Überall ist Nincshof!

    Ein Hoch auf den schrägen österreichischen Humor. Johanna Sebauer hat uns hier eine herrliche Kostprobe österreichischen Humors geliefert. Sehr fein gezeichnet, subtil und zum Nachdenken und Genießen, ist dieser Humor herzerwärmend, ohne in Ironie zu verfallen. Die Gestalten wirken liebenswürdig und wie aus dem (Provinz)Leben gegriffen. Nincshof ist klein. Missverständnisse und Lügen waren hier "schwierig zu navigierende Gewässer in einem Dorf wie Nincshof in dem alle der paar Hundert Einwohner einander kannten." (S. 13)

    Erna Rohdiebl ist die unbestrittene Heldin des Romans. Bald 80, erlaubt sie sich so manche Freiheiten, wie z. B. nächtens unerlaubt in einem fremden Swimming Pool zu baden. Oder gegen die drei schrulligen Oblivisten aufbegehren und sich mit Isa Bachgasser, Wienerin und bekannte Dokumentarfilmerin, anzufreunden.

    Überhaupt, die drei Oblivisten: das sind der seiner Repräsentationspflichten überdrüssig gewordene Bürgermeister, der schüchterne und sture Valentin und Sipp Sepp, älter als die Zeit. Sie beschließen, im Alleingang das Dorf Nincshof ins große Vergessen zurückzuführen. Die Touristen stören sie, die neuen Bewohner aus Wien und deren Ideen den Tourismus anzukurbeln sowieso. Die Oblivisten greifen zu unlauteren Mitteln: Jauche wird auf Fahrradtouristen versprüht, Ortsschilder werden entfernt, Interneteinträge werden gelöscht, Seiten aus Enzyklopädien werden herausgerissen, Bücherdiebstähle aus Büchereien. Sie schrecken auch nicht vor Kidnapping der wertvollen und einzig trächtigen Irrziege aus Europa. Die drei kennen keine Skrupel und überreden Erna mitzumachen. Das Ganze wird detailliert und spritzig humorvoll beschrieben, bis die ganze Chose auffliegt und die Geschichte zu einem herrlich schrägen Ende kommt. Natürlich darf der Pusztafeigenschnaps dabei nicht fehlen. Und bitte stellt Euch vor, wie die gefangene Ziege in Ernas Küche gestunken haben muss!