Beiträge von Buecherturm

    Der Titan der deutschen Literatur im amerikanischen Exil

    Auf der Flucht vor den Nazis treffen sich in Kalifornien die renommiertesten und größten Literaten, Musiker, Künstler, Kunstmäzene und Schauspieler, die Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert geistig geprägt haben. Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann, Alfred Döblin, Vicki Baum, Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht und Thomas Mann, der einzige Literaturnobelpreisträger unter ihnen. Einigen wenigen gelingt es, finanziell gut dastehen. Thomas Mann unternimmt Vortragsreisen, Lion Feuchtwangers Bücher sind auch in den USA ein Erfolg. Aber Brecht, Döblin oder Heinrich Mann und vielen anderen geht es finanziell nicht gut. Viele schreiben Drehbücher für die Filmindustrie und kommen so über die Runden.

    Zu den Vorträgen, die Thomas Mann hält, quer durch die USA, kommen noch Radiosendungen hinzu, für die Radiohörer in Deutschland.. Diese Vortragsreisen und die Radiosendungen, aber auch die Gespräche, die er mit jungen Amerikanern führt, so sie sich trauen, zu ihm zu kommen, all dies hält ihn vom Schreiben ab. Mit ungeheurem Fleiß und Disziplin hat er im Exil seine Josef-Romane zu Ende gebracht, er hat Lotte in Weimar geschrieben, er hat Doktor Faustus geschrieben. Aber er hat auch Essays verfasst, über Goethe, Richard Wagner, Sigmund Freud, “Bruder Hitler”, Friedrich Nietzsche. und Arthur Schopenhauer. Seine Radiosendungen zwischen 1941 und 1945 sind gleichzeitig auch Essays, die er sehr sorgfältig geschrieben hat und an seine deutschen Hörer gerichtet hat. Er unterscheidet sehr genau zwischen den Schergen des Naziregimes und dem deutschen Volk. Für einen selbst deklarierten unpolitischen Menschen setzt er sich sehr aktiv politisch ein. Einerseits um anderen Exil Deutschen in den USA zu helfen, andererseits durch seine Radiosendungen an das deutsche Volk.

    1946, der Krieg ist zu Ende, steht Thomas Mann vor neuen Herausforderungen: “Die Realität ist schneller als Thomas Mann. Manches Mal hatte ihn die Furcht geplagt, er müsse noch einen weiteren Roman schreiben, bis die NS-Herrschaft vorüber ist. Aber am Ende ist deren Untergang erfolgt, bevor Manns Erzähler [Der Zauberberg] Serenus Zeitblom es mitschrend miterlebt. Mann schreibt nun gleichsam der Realität hinterher, in der die Nürnberger Prozesse bereits kurz vor dem Abschluss stehen.” (S. 131)

    Ein paar Worte zum Stil Martin Mittermeiers: einigen mag er umständlich erscheinen, schräg, nicht leicht zu durchdringen. Ich finde ihn ehrlich, dem schwierigen Thema eines so großen Autors voll angepasst. Charmant, spritzig ironisch, aber auch sehr ernst und gleichzeitig knapp: “Später am Abend nehmen die Manns die Nachricht von der Versenkung eines Passagierdampfers durch ein deutsches U-Boot zur Kenntnis, auf dem sich viele Kinder zur Evakuierung von England nach Kanada befanden. Zwei Tage später erfahren sie, dass ihre Tochter Monika mit ihrem Mann auf dem Schiff war. Monika wurde nach zwanzig Stunden in einem Rettungsboot geborgen, ihr Mann starb, mit ihm 246 weitere Menschen, darunter 73 Kinder. Nicht leicht zu hassen, in diesen Zeiten” (S. 33) Dieser knappe letzte Satz geht zu Herzen.

    Literaturgeschichte und spannende Auseinandersetzung mit den deutschen Schriftstellern im amerikanischen Exil während des unsäglichen Dritten Reichs.


    ASIN/ISBN: 3755800330

    Wer sagt denn, dass nur druckfrische Krimis spannend sind? Margery Allinghams Buch, erstmals 1931 erschienen, ist genauso spannend. Ein junger Mann merkt, dass er entführt wird, verliert aber nicht den Kopf, sondern befreit sich geschwind und originell aus seiner misslichen Lage. Dabei folgt er geheimnisvollen Hinweisen, die ihn zu Albert Campion führen, einem berühmten Privatdetektiv.

    Margery Allingham, gehört mit Agatha Christie mit zu den Queens of British Crime des 20. Jahrhunderts. Und sie macht ihrem Titel alle Ehre. Mit Albert Campion hat sie einen intelligenten Ermittler geschaffen, der mittels logischen Denkens und Kombinieren die kniffligsten Fälle lösen kann. In diesem Fall handelt es sich um einen über 1000 Jahre alten Kelch im Besitz der Familie Gyrth und den nun Diebe in ihren Besitz bringen wollen. Familie Gyrth hat etwas dagegen und natürlich auch Albert Campion. Der Plot ist gut aufgebaut, mit überraschenden Wendungen und Theaterschlägen. Der Spannungsbogen wird von der ersten Seite an gehalten, bis zum Finale. Der manchmal humorvolle Stil, das Verhältnis Campions zu seinem Faktotum, Assistenten und Diener Lugg ist immer ein Lesegenuss.

    Wie in jedem respektablen Krimi kommen auch hier Menschen zu Tode, aber nicht so blutrünstig wie in zeitgenössischer Kriminalliteratur.

    Ein Must-Read für Fans klassischer britischer Kriminalliteratur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts


    ASIN/ISBN:
    9783608966756

    In allen Lebenslagen Contenance bewahren!

    Was tut man, wenn das Dach löchrig ist, wie ein schweizer Käse, aber kein Geld zum Renovieren da ist? Man stellt überall im Haus Eimer, Töpfe, Tassen, Gläser und Schüsseln auf und hofft auf lange Dürrezeiten. Es ist aber auch kein Geld für den Schüleraustausch nach Frankreich, kein Geld für einen Konfirmationsanzug, kein Geld um Schulden zu bezahlen, gar kein Geld. Wenn mal etwas Geld zufällig da ist, wird stilvoll auswärts diniert oder im Delikatessenladen eingekauft. Der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür, aber da nur die Kinder daheim sind, darf er nicht das Haus betreten. Die Familie versteht es, zu repräsentieren, der Welt und den Verwandten eine heile Welt und gesunde Finanzen vorzuspielen.

    Die Eltern sind so aufgewachsen, Siegfried von seiner Mutter Henriette gedrillt und geschlagen und Marlene von ihrer Mutter Lydia herumkommandiert und fremdbestimmt.

    Aber Großmutter Henriette hatte ihrerseits und zu ihrer Zeit das NS Regime unterstützt, lag ihrem Mann, der Polizist war, in den Ohren, er solle endlich in die NSDAP Partei eintreten, um Karriere zu machen. Nach dem Krieg darf er nicht zurück zur Polizei, er macht einen Friseursalon auf. Später, im Alter, als er krank wird, verbannt ihn Oma Henriette in einem Anbau neben dem Haus, mit einem separaten Eingang für die Pflegerin. Henriette ist von sich selbst überzeugt und auch überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. #Die Einwände ihres Sohnes Siegfried, dass sie nach dem Krieg kein Familienleben hatten und Vater als Wrack aus dem Internierungslager zurückkam, fegt sie achtlos beiseite: “Du warst von allen der Sensibelste… Und hast so schöne Gedichte geschrieben”. Henriette stößt mit unumstößlicher Gewissheit aus: “Ich habe alles richtig gemacht!..."Und er da oben, der Herrgott, weiß, dass ich recht habe…” (S. 92 - 93). Dabei war sie eine “Rabenmutter”, hat ihre Kinder vernachlässigt und nur ihre eigenen Interessen verfolgt. Interessant ist, der Vater trat in die Partei erst spät ein, als der Krieg schon ausgebrochen war, er wurde unter Zwang in die SS gesteckt, hat nie mitgemacht, hat aber trotzdem die Tötungen und Transporte gesehen. Seine Frau hat das nie sehen wollen. Und Hans-Hermann, Freund und vielleicht Liebhaber der Mutter, “...in der NS-Zeit leitende Positionen bekleidete und als Laienrichter am Volksgerichtshof Todesurteile unterzeichnete, wir din einem Spruchkammerverfahren als minderbelastet eingestuft und von allen Vorwürfen freigesprochen.” (S. 124). Es tut richtig weh, mit anzusehen, wie Vater und Hans-Hermann ihr Leben meistern oder eben nicht.

    Henriette, die von sich behauptet, immer alles richtig getan zu haben und nur das Beste für alle wollte, richtet sich daheim ein eigenes Zimmer ein, in dem sie Feinkost zu sich nimmt, während ihre Kinder und ihr Mann in der Küche Steckrüben essen.

    Marlene hätte ihrerseits gerne Abitur gemacht und studiert, das Zeug dazu hätte sie ja gehabt, aber Lydia zwang sie eine kaufmännische Lehre zu machen und so schnell wie möglich Geld zu verdienen. Ihre ältere Schwester heiratet nach Amerika. Von dort wird sie Marlene ständig unterstützen, Pakete und Geld schicken. Denn Siegfried und Marlene verdienen zwar Geld und nicht schlecht, aber sie können damit nicht haushalten. Es zerrinnt ihnen unter den Fingern, sie treffen falsche Entscheidungen und versuchen mit allen Mitteln, die Contenance zu verwahren. Anfangs hielt ich sie für Verschwender (sind sie ja auch), aber sie sind Opfer der Umstände, in denen sie aufgewachsen sind. Sie lassen zwar die Kinder vor dem Gerichtsvollzieher alleine, lassen sie aber nie wirklich im Stich. Und das macht diese Generation besser, als die beiden Großmütter es getan haben. Wie Großmutter HEnriette wohl auf das große Konkursverfahren ihres Sohnes reagiert hat?

    Eine Familie mit drei Kindern, finanziell ruiniert und ein Dach wie ein Sieb, und trotzdem Haltung bewahrt, Chapeau! Wenn sie heute das Auto vom Titelbild verkaufen würden, wären sie den Gerichtsvollzieher schon mal los.

    Von manchen Verlagen wurde ich schon enttäuscht, die Bücher in ihrem Programm waren nicht immer die Besten (zumindest meiner Meinung nach), aber bei Diogenes werden meine Erwartungen erfüllt und übertroffen. Wählt der Autor den Verlag? Dann hat Schünemann gut gewählt.


    ASIN/ISBN: 3257073313

    Traurige Geschichte    

    Zwillinge haben eine besondere Bindung, die Eltern oder andere Geschwister nur ahnen können. Und wenn einer der Zwillinge nun stirbt, bricht die Welt für den Überlebenden zusammen. Genau solch eine Situation haben wir in dieser GEschichte. Arialla, die Überlebende, fliegt nach dem Tod ihres Zwillingsbruders Sam, nach England, wo ihr Vater lebt. Und wie alle neuen Schüler an einer neuen Schule, hat sie mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen, die sich aber dann legen. Ihre Stiefbrüder, die auch an dieser Schule sind, ihr Vater, ihre Stiefmutter, die Lehrer an der Schule und einige Mitschüler unterstützen sie dabei. Ihre Schwierigkeiten rühren auch daher, dass sie sich in sich zurückzieht, keinen Kontakt zu niemanden haben will und deswegen auf Außenstehende abweisend und arrogant wirkt. Doch dem ist nicht so. Ganz filigran zeichnet Steinert das Gefühlsleben Ariallas, ihren Schmerz und ihre Trauer. Und wie tapfer sie versucht, in der neuen Familie und Schule zurechtzukommen. Auch wieso Arialla zunächst keine Nähe und Zuneigung zu ihrer neuen Familie oder Freunden entwickeln will, wird einfühlsam in Ariallas Worten und Taten erklärt. .

    Weil dies ein echtes Teenie-Buch ist, entwickelt sich zwischen den beiden Haupthelden eine schöne Liebesgeschichte. Natürlich gibt es auch eine eifersüchtige Dritte, die aber schon vor Ariallas Ankunft in England nie eine Chance hatte, Trotzdem versucht sie dazwischen zu funken und zwischen den Liebenden Zwietracht zu säen. Das misslingt ihr gründlich und bringt ungewollt die beiden Liebenden noch fester zusammen.

    Der lineare Erzählstil macht es leicht, der Geschichte zu folgen. Die Handlung wird abwechselnd aus Ariallas und aus Justins Sicht erzählt, beide kommen zu Wort und ihre Worte und Handlungen sind dadurch für uns leichter nachzuvollziehen.

    Das Titelbild ist purer Kitsch, aber man kann nicht alles haben. Wenigstens ist das Buch nett und durchaus Couch tauglich für uns Mädels.


    Netter Zeitvertreib mit Herz-Schmerz in erträglicher Dosis und Happy End


    ASIN/ISBN:
    978-3-98760-014-2

    Armer reicher junger Mann

    Ein 846 Seiten langer Wälzer, spannend und voller Theaterschläge. Der Leser wird von der ersten Sekunde an in Atem gehalten, Zunächst ist da ein Siebzehnjähriger, der allein am Grab seiner Eltern in Zürich steht. Die nächsten vier Jahre vergehen still, unaufgeregt, Max schließt in Eton die Schule ab, bereitet sich auf Oxford vor. An seinem 21. Geburtstag beginnt sein Leben sich zu ändern. Zunächst nur ein wenig, dann immer mehr, bis er in einen wilden, rasanter Strudel sich überschlagender Ereignisse fällt. Atemlos lesen wir mit, verfolgen die Abenteuer, die Max bestehen - überleben muss.

    Plötzlich ist da ein Anverwandter, von dem Max nichts wusste, sie lieben und sie hassen sich, Max erduldet und erträgt alle Schikanen von Jasper Field, die harmlosen und die kriminellen, und doch wehrt sich Max nicht dagegen. Manchmal hätte ich Max geschüttelt, ihm zugerufen, Mensch, lass Dir von Jasper nicht immer alles gefallen. Aber Max hätte nicht auf mich gehört… Überhaupt, legt Max eine Reife und Umsicht an den Tag, die für einen Einundzwanzigjährigen erstaunlich oder fast unglaubhaft ist. Er ist ein Prinz Siegfried ohne Fehl und Tadel. Für meinen Geschmack fast zu perfekt.

    Die Handlung wechselt zwischen Oxford, London, Zürich, Genf, den Cayman Inseln, New York, Vermont, Südafrika. Eine rasante Achterbahnfahrt, hollywoodreife Countdowns und Szenen lösen einander ab. Nach jeder denkt man, so, schlimmer, aufregender kann es nicht kommen, aber Simon Jarr fällt immer noch eine atemlose Überraschung ein. Irgendwann wird es mühsam, alles zu verdauen und sich auf den nächsten spannungsgeladenen Moment zu verlassen. Die gierenden Personen rücken der Reihe nach mal in den Vordergrund, wirken verdächtig, doch dann gleiten sie zurück, ein anderer Verdächtiger nimmt den Platz temporär ein.

    Wie in jedem guten Thriller werden dann auf den letzten Seiten alle Fragen restlos beantwortet, alle Rätsel zur großen Zufriedenheit der Leser gelöst, Hintergründe beleuchtet und erklärt..

    Die Fabulierkunst Simon Jarrs ist grenzenlos. Er bringt das alles so lebendig rüber und spannend, daß man das Buch nur dann aus den Händen legt, wenn es für die Gelenke zu schwer wird, es zu halten. Meinem Lesekissen sei Dank, konnte ich das Buch zu Ende lesen.

    Wer Angst vor dicken Wälzern hat, dieses Werk ist dazu geeignet, diese Furcht zu besiegen!


    Spannend, mit Elementen der Spionagethriller des 20. und der Mantel- und Degen Romane des 19. Jahrhunderts


    ASIN/ISBN:
    ISBN 9783000807091

    Big Brother is always watching

    Sehr spannendes Buch, das viele Fragen aufwirft und, wie es sich für einen guten Thriller gehört, im Laufe der Handlung beantwortet werden. Alle handelnden Personen werden aus dem Schatten heraus beobachtet, jeder Schritt wird dokumentiert, keine Begegnung ist zufällig, alles ist inszeniert, wie von einer geheimen Macht.

    Zuallererst, wer ist in diesem Thriller Schaf und wer ist Wolf? Adam Rycart, der fiktive ehemalige und zukünftige Präsident der USA, zählt eindeutig zu den Wölfen. Seine Entourage ebenso. Anthony Zara, Mitglied der Maddox-Corporation und Rycarts Wahlkampfmanager, ist ein kaltblütiger Mörder, desgleichen wie Brandon Lee, Auftragskiller. Aber wie steht es auf deutscher Seite? Helen Christensen, die Verlegerin? Ist sie ein Wolf oder ein Schaf? Oder ein Schaf im Wolfsmantel? Eigentlich will sie ja ihren Verlag aus einer finanziellen Notlage retten, tritt aber dadurch ihre Prinzipien in die Tonne. Wie steht es mit dem BND? Tilda Hansson, Wolf nach außen hin und für die Deutschen Lamm? Oder Max Goldberg? Betrügerischer Wolf oder Schaf? Die Mittel, derer sie sich bedienen, sind nicht immer gesetzeskonform und sauber, aber letzten Endes heiligt der Zweck die Mittel.

    Andererseits, wer sind die Schafe? Zuerst einmal alle Mordopfer, Irina Semková, ihr Sohn Vincent, Lennart Forsberg, ehemaliger Journalist, Bobby Meyer, der Amerika-Korrespondent der DAZ, Dr. Jacoby, einstiger persönlicher Arzt des Präsidenten, Jacob Wood, teils Wolf aus dem Team von Anthony Zara, aber da er selber auch ermordet wird, ist er auch ein klein bisschen ein Schaf, oder? Ebenfalls zur Schafherde zähle ich Emma Bricks, David Jacubowicz, Vater und Tochter, beide Vollblutjournalisten, beide totale Sympathieträger im Buch. Genauso wie ihre Kollegen, allen voran Alex Khan.

    Die klare direkte Sprache schlägt einen in den Bann. Gleichzeitig verwendet Zons aber auch rhetorische Stilmittel, zum Beispiel die Rede von Anthony Zara, die von leeren Worthülsen trieft: “Wir dürfen den Regierenden nicht durchgehen lassen, wenn sie lügen, nur um bei der nächsten Wahl wiedergewählt zu werden. Wir müssen die Kontrollinstanz der Mächtigen überall in der Welt sein, auch wenn wir deswegen unsere geschäftlichen Ziele verfehlen sollten. …Und wir müssen es hinbekommen, unsere Leser zu Komplizen zu machen in unserem Kampf für das Gute, Richtige und Wahre. Dafür, vor allem dafür will ich mich einsetzen mit allem, was ich bin und habe.” (S.314) Er lügt wie gedruckt, oder, wie meine Oma zu sagen pflegte: Er lügt wie eine amerikanische Gazette!


    Spannender Thriller über Menschen, die glauben, absolute Macht zu besitzen und über alle und alles verfügen zu können. Doch manchmal werden sie zu Fall gebracht, durch einen kleinen Videoclip oder einen rostigen Nagel.


    ASIN/ISBN:
    9783406829796

    Die pucklige Verwandtschaft

    Ja, Familie und Nachbarn kann man sich nicht auswählen, die sind Gott gegeben. Aber Clementine Calder, meine Liebe, Dir hat das Schicksal eine besonders fiese Mutter ausgeteilt. Wenigstens hast Du gute Freunde, die zu Dir halten.

    Das Buch ist ganz spannend geschrieben. Nach jedem Aufatmen und Moment der Ruhe kommt es noch schlimmer, noch böser um die Ecke. Bösartige magische Kreaturen im Keller der Schule, ein Junge, Jude Albernathy Lee, der Clementine das Herz gebrochen hat, obwohl, oder gerade, weil er sie liebt. Jude verfügt über unheimliche magische Fähigkeiten. Überhaupt, alle an dieser Internatsschule auf der kleinen Insel scheinen Magie zu besitzen, dürfen aber nicht über sie verfügen. Nur Clementine scheint keinerlei magische Fähigkeiten zu besitzen, doch dann erwacht die Magie auch in ihr. Ihre Mutter ist die Schulleiterin, meistens sehr streng und ungerecht Clementine gegenüber, doch manchmal besinnt sie sich auf ihre Rolle als Mutter und verwandelt sich in eine Bilderbuchmutter.

    Das Ende des Buches ist leider ein totaler, böser Cliffhanger, wofür ich Tracy Wolff einen Punkt abziehe.


    ASIN/ISBN:
    978-3-423-76544-2

    Eine kleine Stadt in den Klauen der Reichspolitik


    Arno Franks Buch spielt in den Jahren 1935, 1940 und 1945 ab. Jedes dieser Jahre ist so bezeichnend, so wichtig, so unvergesslich und gleichzeitig nur Momentaufnahmen der agierenden Hauptpersonen, der Kleinstadt Ginsterburg und des Dritten Reichs.


    1935, da scheint die Welt noch in Ordnung, obwohl, auch da schon erste Schatten sichtbar werden. Wenn eine Pfarrers Gattin mit Disziplin und Pünktlichkeit einen Krieg gewinnen will, der noch 4 Jahre bis zum Ausbruch braucht, was sagt das über die Mentalität der Bewohner von Ginsterburg aus? Die HJ macht sich breit, manche Jungen nutzen das aus, um andere zu terrorisieren oder Krieg zu spielen. Der BDM mischt sich, genau wie die HJ, in die Erziehung der Kinder. "Selbstverständlich wies die Partei den jungen Menschen eine Richtung und ein Ziel. Selbstverständlich ging es darum, eine deutsche Jugend heranzuziehen. Und selbstverständlich war daran nichts falsch. An Gesine war zu beobachten, wie reich die Ernte völkischer Unterweisung einmal sein würde.” (S. 143)

    Der kleine Wanderzirkus, der in Ginsterburg kampieren will, darf nicht lange bleiben. Der biederen, grunddeutschen Bevölkerung sind die Fremden suspekt. Was wird mit Familie Zilversteyn geschehen? Noch führt sie den Laden in der Altstadt, aber wie lange noch? Weil zu wenige Juden in Ginsterburg leben, beschmiert der deutsche Volkszorn eben auch andere Läden, wo die arische Abstammung eigentlich nicht hinterfragt wird, so z.B. Merles Buchladen. Der Zeitungsverleger Landauer begeht Selbstmord, kommt dadurch den qualvollen Tod in Dachau oder Ausschwitz zuvor, seine Familei verlässt heimlich Ginsterburg. Wieviel Blut und Leid wird die nächsten zehn Jahre über dieses Städtchen hereinbrechen? Die schwere graue Wolke, die sich über die sonnige und liebliche Landschaft auf dem Titelbild ausbreitet, ist wie eine Vorankündigung auf nahendes Unheil.Genauso wie auch der Abdruck des Gesetzes “Zum Schutze des Deutschen Blutes und der Deutschen Ehre” unterschrieben vom Stellvertreter des Führers und Reichsminister. Rudolf Heß persölich (S.125-127). Beim Lesen dieses Gesetzes lief es mir kalt den Rücken runter. Die Gesetze, die im BGB stehen, sind dermaßen fachlich verklausuliert, dass man entweder ein Rechtsstudium oder einen Übersetzer braucht. Dieses Gesetz aber ist klar verständlich, konzis und tödlich.


    1940, noch ist Ginsterburg verschont, in ganz Deutschland werden die famosen Siege an allen Fronten gefeiert, fast täglich klingen Wagners Fanfaren aus dem Radio, um wieder einen grandiosen Sieg zu vermelden. Die Niederlande und Belgien wurden überrollt, Frankreich ist gefallen. Tschechien und Österreich wurden schon vorher heim ins Reich geholt, Polen ist auch von der Landkarte der unabhängigen Staaten gelöscht. Noch hält der Barbarossa Pakt und die USA warten auf ihr Pearl Harbor. Natürlich glauben die Deutschen, dass der Führer der sakrosankte Erlöser ist. Trotzdem werden in den Großstädten vorsorglich die Museen geleert und die Kulturschätze an sicheren Orten aufbewahrt. Genau wie in Paris übrigens, aber da, um die Exponate vor dem Zugriff der Deutschen zu schützen. Carinhall hat noch nicht genug gehortet.

    Ginsterburg hat aber nun auch einige Probleme: Trotz der Siegesmeldungen haben einige das eigenständige Denken nicht aufgegeben. Ginsterburg steht im “Dienst der nationalen Erhebung" (S.324), sprich, ist judenfrei, behinderte Menschen sterben an “Lungenentzündung” oder werden weggesperrt. Im Osten gibt es “ein Modelldorf für deutsche Wehrbauern, mit deutschen Linden und deutschen Eichen und deutschen Brunnen, an denen deutsche Lieder gesungen wurden, aus deutschen Kehlen unter deutschen Himmeln”. (S. 324 - 325). Und zwischen all diesen Großmachtfantasien und -hysterien, geht das Leben weiter. Söhne fallen im Krieg, auch schon 1940, Menschen leben sich auseinander, Menschen lieben sich, es kommen Kinder zur Welt, Geburtstage werden gefeiert, einfach das volle Leben. Na ja, ein paar Jahre später wird es wohl vorbei sein, mit üppigen Geburtstagsfeiern, Meister Schmalhans wird auch in Ginsterburg Einzug halten.


    1945. Der Krieg ist ein großer Gleichmacher. Er überrollt alle, Alt und Jung, Unschuldige und solche, die Schuld auf sich geladen haben, Kriegsgewinnler Kriegshelden auf sinnloser verlorener Mission, auf einem wahren Himmelfahrtskommando. Ganz Ginsterburg geht unter in einem Meer von Bomben: “... Ins Elementare, Monströse, Vulkanische, Feuersturm. Ginsterburg wellt sich und knistert. Faltet sich zusammen wie Papier im Ofen.” (S. 419).

    Der große Gleichmacher holt sich alle. Und das Buch wirkt wie ein Mene Tekel für uns. Wenn ich so um mich sehe, was in Deutschland und in der Welt passiert, kommt das Gefühl auf, am Krater eines Vulkans zu tanzen.


    ASIN/ISBN:
    978-3-608-96648-0

    Ehrlich

    Dieses ehrliche Buch, mit seinem trockenen Humor hat mich fasziniert. Und es nimmt den Schrecken vor dieser Diagnose, es hilft uns, den “Normalos” zu erkennen, was in einem Menschen mit Autismus vor sich geht. Wir lernen ihn besser zu verstehen und so zu akzeptieren, wie er ist. Bei der Lektüre musste ich öfters an Sheldon Cooper oder die Rosie-Projekte denken. Und ich habe versucht, mir vorzustellen, ein “Baby zu haben, das weint, wenn man es streichelt, ein Kleinkind, das einen finster anschaut, wenn man mit ihm spricht, und sich an den Armen kratzt, wenn man es berührt.” (S. 310)

    Ich bedauere Fern Brady, die erst so spät diagnostiziert wurde, obwohl die Gelegenheiten gewesen wären, sie in der Kindheit schon zu bestimmen, ihre Andersartigkeit nicht als “verrückt, Spaßverderber, Extrawurst” oder dergleichen mehr abzustempeln. Es wäre ihr und ihrer Familie viel Kummer erspart geblieben, hätte sie mit den Therapien schon in der Kindheit beginnen können und nicht falsche Psychopharmaka von Ärzten ohne das richtige Fachwissen verschrieben bekommen.Fern Bradys Kindheit und Jugend muss ein Alptraum gewesen sein. In der Studienzeit weigern sich Ihre Eltern, sie finanziell zu unterstützen. Die staatliche Unterstützung von 80 Pfund im Monat reichen nicht. Allein die Miete beläuft sich auf 400 BP, Essen, Lehrbücher, Laptop, Kleidung, usw. kommen noch hinzu. Brady versucht sich mit Gelegenheitsjobs durchzuschlagen, aber wegen ihres Autismus eckt sie überall an, kann sie nie einen Job länger behalten.Sie wird zur Stripperin in diversen einschlägigen Bars und verdient nun genug Geld, um ein bescheidenes Auskommen zu haben. Nebenbei tritt sie als Stand-Up Comedian auf und hat auch Erfolg, nicht zuletzt dank ihres schottischen Akzents.Das Buch schließt mit einer positiv-wehmütigen Note. Fern Brady hat gelernt, mit ihrem Autismus zu leben, kann Meltdowns, die jetzt seltener kommen, besser wegstecken, kann über ihre Andersartigkeit reden. Aber sie ist sich auch bewusst, sie wird nie bleibende Freundschaften schließen können. Mit den Wechseljahren und deren hormonellen Schwankungen wird sie zusätzlich zu kämpfen haben, mit den Problemen des Älterwerdens und das zukünftige Altersheim in dem sie wie in der Schule ausgegrenzt sein wird, das alles weiß Brady und bereitet sich darauf vor.

    Ich fand den letzten Abschnitt des Buches bezaubernd: Brady schrieb das Buch “in der Hoffnung, dass ihr [wir, die Leser] mit diesem Wissen die Welt des nächsten autistischen oder unangepassten Mädchens, auf das ihr trefft, besser macht. Dass all dies zu winzigen, schrittweisen Veränderungen führen wird, ist das Einzige, was ich sicher weiß. (S. 313)


    ASIN/ISBN:
    ISBN 9783759600110

    Eine Frau findet ihren Weg

    Kurz vor ihrem 25. Hochzeitstag erfährt die ahnungslose Ehefrau von ihrer Schwägerin, dass ihr Mann eine Affäre hat. Kurz darauf erwischt sie ihn direkt in Fraganti und zieht die Konsequenzen. Zunächst fällt Elisabeth in ein tiefes tiefes Loch an Depression, Selbstzweifeln, Minderwertigkeitsgefühlen, Machtlosigkeit, Hilflosigkeit, Gefühl der Wertlosigkeit. Doch peu a peu, mit Hilfe der resoluten Schwägerin und ihrer Freunde, macht Elisabeth zunächst zaghafte Versuche, wieder an die Oberfläche zu kommen. Auf jeden Rückschlag aber macht sie auch einen großen Schritt nach vorne. Zugleich erkennen wir, die Lesenden, was für ein wertvoller, warmherziger, hilfsbereiter und selbstloser Mensch Elisabeth eigentlich ist. Gleichzeitig entdecken wir, wie manipulativ Wolf - Wolfgang eigentlich ist, wie er es fast 25 Jahre lang geschafft hat, seine Frau zu unterdrücken, ihr jede Eigeninitiative (außer wenn es ums Bügeln, Putzen oder Kochen ging) zu nehmen, ihr Selbstwertgefühl zu torpedieren. Ihre Hobbies - z.B., kunstvolle Pullover zu stricken, hat er auch kleingeredet, weil ihre Pullis zu sehr die Aufmerksamkeit der anderen von ihm abzog und auf seine Frau lenkten. Sogar ihre Mitarbeit und Einsatz in der Gemeinde wird nicht hinterfragt, wird als selbstverständlich hingenommen und löst Verwunderung aus, wenn sie sich einmal weigert, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Die einzige, die merkt, dass sie ausgenutzt wird und an ihre Grenzen stößt, ist eine alleinerziehende Mutter.

    Dieses alles entwickelt sich im Laufe des Romans, der feinfühlig und einfühlsam schildert, wie sich Elisabeths Gefühle und Gedanken von der grauen Maus zu der selbstbewussten Frau emanzipieren. Elisabeths Empfindsamkeit und Mitgefühl bewirkt auch bei einigen der jungen Schutzbefohlenen der Schwägerin Gutes. Oder die Freude des älteren ehemaligen Nachbarn, der nun wieder einen Garten zu pflegen und hegen hat. Man kann einfach und nur mit ein paar Worten so vieles ändern, nur unterlassen wir es meistens. Trotz ihres Kummers aber kann Elisabeth so viel Positives und Schönes bewirken.

    Bei einem Mann wie Wolfgang kann ein Rosenkrieg nicht ausbleiben, aber Elisabeth geht daraus heil und gestärkt hervor, nicht zuletzt auch wegen der tatkräftigen Unterstützung ihres Anwalts.

    Immer wieder schmunzeln musste ich über die so entgegengesetzten Frauen: einerseits die brave, pedantische, Ordnung liebende angepasste Elisabeth (aber nicht für lange) und andererseits ihre Schwägerin, Anja, chaotisch, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und nicht auf den Mund gefallen, hilfsbereit und sozial sehr engagiert. Die beiden Frauen raufen sich zusammen, die eine liebt das Chaos, akzeptiert und versteht aber die Ordnung und Liebe zur Sauberkeit der anderen, um sich den Frust abzureagieren. (Unter uns, hätte Elisabeth nicht die Kurve gekriegt, ich war drauf und dran, ihr auch meine Wohnung anzubieten, zur freien Entfaltung…)

    Schlussendlich von mir volle Punktzahl und klare Leseempfehlung. (Auch wenn ich nun selber putzen muss…)


    ASIN/ISBN: 3963624361

    Lesevergnügen pur


    Eine Pflanze als quicklebendigen und sprechenden Kompagnon, das wäre was für mich! Habe zwar nur einen gewöhnlichen hautfarbenen Daumen, aber Caz wäre auch was für mich, vorausgesetzt, er will mich haben. Ich würde auch Meep mitnehmen.

    Der lebhafte und spannende Schreibstil und das geheimnisvolle und anheimelnde Buchcover lassen auf ein richtiges Lesevergnügen schließen. Im Laufe des Romans wird das Lesevergnügen dann richtig vertieft, es wird zum page turner

    Kiera muss vor Rebellen in der Hauptstadt fliehen und kann aus der brennenden Bibliothek nur einige wenige Bücher über Magie mitnehmen. Sie segelt mit ihrer Last zurück zur Insel ihrer Eltern und will sich dort verstecken. Kiera hat das “Helfersyndrom”, sie kann an niemandem vorbeigehen, sei es Tier, Pflanze oder Mensch, der ein Problem hat, ohne ihm nachhaltig zu helfen. Marmelade, Wasser, Heilung für Wild- und Obstbäume, Geburtshelferin bei Wasserbewohnern, Kiera muss helfen. Auch wenn sie sich damit in Gefahr begibt. Magie nämlich ist im ganzen Königreich verboten, nur einigen wenigen vorbehalten, damit die Menschen nicht zu mächtig werden und der Regierung gefährlich werden könnten. Und natürlich gibt es unter den Menschen auf der Insel nicht nur liebenswerte und freundliche Menschen, sondern auch einen Neider, der Kiera beseitigen will. Die anderen Inselbewohner aber wissen Kiera in ihrer Art und mit ihren Hilfsmitteln sehr zu schätzen und unterstützen sie. Bevor der böse Neider richtig gefährlich werden kann, findet Sarah Beth Durst eine optimale Lösung für dieses Problem. Der Neider will lieber in die Hauptstadt wechseln. Ob er dort wohl irgendwann merken wird, was für einen wunderbaren Ort er zurückgelassen hat?

    Ohne zu viel zu verraten, Kiera findet die große Liebe, bewundernswerte Freunde und kann sich nun ein neues und erfülltes Leben aufbauen.

    Friede Freude Eierkuchen auf ganzer Linie. Und doch stört es mich in diesem Buch nicht. Heiterkeit und Spannung sind in perfekter Balance zueinander. Der Stil ist weder zu seicht oder oberflächlich, hat aber auch nicht den Tiefgang der die Lektüre verlangsamen würde. Alles in allem eine angenehme Lektüre.

    Wie sich das Leben aus einer Zelle entwickelte


    Sehr gut geschriebenes und dokumentiertes Sachbuch. Man sagt zwar "kindgerecht", ist aber in diesem Fall durchaus auch "Erwachsenen gerecht" geschrieben.

    Die Zeichnungen und die knappen und verständlichen Erklärungen sowie die anschaulichen Diagramme und tabellenartige Darstellungen zeigen, wie sich das Leben von Flora und Fauna auf unserer Erde im Laufe der Jahrmillionen entwickelt hat.

    Aber nicht nur die Entwicklung des Lebens wird sehr anschaulich in diesem Buch dargestellt. Auch wie die Paläontologie zur anerkannten und geachteten Wissenschaft wurde, wird auch gezeigt.

    Was ich besonders lobenswert finde: der Autor hat keine Gewissheiten ausgesprochen, sondern Mutmaßungen und heute anerkannte Theorien über das frühere Leben. Die Wissenschaft kann zum jetzigen Zeitpunkt keine unumstößliche Antworten geben. Da ist sie bescheidener geworden, auch als die Theologie. (Ich meine die Sieben Tage Theorie)

    Gut gemacht!


    ASIN/ISBN:
    ISBN 9783865025319

    Beeindruckend und spannend

    Dies ist nicht nur eine Tiergeschichte. Es ist viel mehr. Diese Gorillas hat es wirklich gegeben, beziehungsweise leben sie auch heute in ihrem Reservat im Bwindi Nationalpark in Afrika fort. Die wunderschönen und naturgetreuen Illustrationen, die fachkundigen und doch nicht trockenen Erklärungen und die Erzählung, alles zusammen tragen zum Zauber dieses Buches bei.

    Meine Lieblingsbilder sind die Bilder aus Mukizas Kindheit, angefangen mit dem Titelbild, wo Mukiza voller Neugierde hinter einem Blatt hervorlugt, oder wo Mukiza den Schmetterling bewundert, wo er mit seiner Mutter die essbaren Pflanzen kennenlernt, mit Rukara tobt. Es brach mir fast das Herz, als Mukiza in der Falle der Wilderer tappte. Zum Glück konnte sein Vater ihn befreien. Und dann das Versprechen, dass diese Berggorillas fortleben werden: die Geburt von Mukizas Baby, Kajungu. Die Stafette wird weitergereicht.

    Wie nebenbei erfahren wir, dass Gorillas ihren Jüngsten alles, was sie zum Leben brauchen, beibringen: wie man ein sicheres Nest zum Schlafen für die Nacht baut, oder welche Pflanzen und welche Teile der Pflanzen nahrhaft sind und gut schmecken oder sogar heilen können.

    Auch traurige oder gefährliche Seiten aus dem Leben der Berggorillas finden den Eingang in dieses Buch: gewaltsamer Tod, Rivalenkämpfe, Wilderer, die Drahtschlingen auslegen. Die kleinen und großen Leser erfahren, dass das Leben eines Gorillas nicht nur aus Schmetterlingen folgen und saftige Triebe essen besteht. Leider, wir würden das den Gorillas von Herzen gönnen.

    Das letzte Kapitel des Buches bringt uns den wahren Mukiza vor Augen, mit Bildern von seiner Geburt von 2001 bis 2023, wo er als stolzer Silberrücken der uneingeschränkte Herrscher seiner Gruppe von Berggorillas ist. Er hat 12 eigene Nachkommen im Laufe der Jahre gezeugt.

    Hannes Jaenicke erzählt in diesem Kapitel auch von den Gefahren, die das Leben der Berggorillas bedrohen: Abholzung, Wilderer, leider auch Krankheiten wie Malaria oder Ebola. Ohne Naturschutzgebiete und Reservaten könnten diese nächsten Anverwandten der Menschen nicht überleben.

    Fünf Sterne, allerhöchstes Lob und meinen Herzensdank an Hannes Jaenicke und seinen fantastischen Illustrator Julius Brümmer sowie an den Verlag CalmeMara!