Miss, wie buchstabiert man Zukunft? von Margret Greiner
Den ersten unverzeihlichen Fehler macht Margret Greiner, als sie ihren Schülerinnen erzählt, wie sehr sie Israel liebe. "Miss, du bist hier in Palästina, nicht in Israel", antwortet ihr Khoulud, die Augenbrauen steil wie ein Minarett, "liebst du Palästina? Wenn nicht, kannst du wieder gehen. Du kannst ja nach Israel gehen." Es dauert eine Weile, bis Margret Greiner versteht, auf welche Gratwanderung sie sich eingelassen hat: Die deutsche Lehrerin wohnt im israelischen Teil von Jerusalem und unterrichtet an einer palästinensischen Schule, wo Juden als Feinde gelten, als Besatzer. Jeden Tag geht sie über die Grenze von der westlichen in die arabische Welt und wieder zurück. Wie lebt man in diesem Dazwischen? Wie sieht der Alltag aus in einer Stadt, in der sich Israelis und Palästinenser erbarmungsloser denn je bekriegen? Margret Greiner ist zerrissen wie die Stadt, in der sie immer leben wollte. Gerade deshalb kann sie so eindringlich erzählen - von den vielen Widersprüchen zwischen dem Sehnsuchtsbild der mythischen Stadt und der ausweglosen Situation im gegenwärtigen Jerusalem.