Hallo zusammen,
an dieser Stelle nun die ersten Antworten auf die allgemeinen Fragen:
Ich freue mich übrigens sehr, sehr, dass Walther hier so gemocht wird.
Der Titel, richtig vermutet, ist ein Walther Zitat aus den Liebesliedern. Ich habe ihn ausgesucht, weil ich finde, dass meine Walther-Vision von dieser Verknüpfung ( Liebe-Gewalt, Liebe als Gewalt empfunden, aber auch die Gewalt der Liebe) geprägt war.
Walther "zu basteln" ist mir fast traumwandlerisch leicht gefallen. Ich habe mich beim Schreiben von dem tragen lassen, was ich wie eine versteckte Melodie in seinen Liedern gehört habe.
Einsamkeit, Verzweiflung, Versuche mit sich und der Welt zurecht zu kommen, an den äußeren Widrigkeiten des Lebens zu scheitern.
Das ist ein sehr modernes Thema, oder ein zeitloses, finde ich.
Walther ist kein kalkulierter Held. Walther ist der Versuch einer Erklärung, wie sehr wir uns bisweilen selbst im Weg stehen können.
Es ist immer ein Wagnis, sich an einer wirklichen historischen Figur zu versuchen. Der Versuch kann leicht zum Vergehen werden.
"Mein" Walther ist ein Walther der unerfüllten Möglichkeiten, das war sein Leitmotiv. Er müsste doch, er könnte doch, aber er tut es nicht. Diese menschliche Tragik macht ihn, wie ich hoffe, auch zu einer emotionalen Identifikationsfigur.
Zur Frage meines "anderen" Berufs kann ich nur sagen, ich bin darauf nicht wirklich gekommen - es ist gewachsen aus meiner persönlichen Geschichte heraus, aus Zufällen, Begegnungen - und dann ebenso wie das Schreiben zu einer Leidenschaft geworden.
Meine Themen sind meist Fragen, Momente oder Begegnungen, die ich im laufe meines Lebens gemacht, beobachtet, gehabt habe, die sich irgendwann zu einer ersten Erzählidee verdichtet haben.
Beim "Herz des Königs" war es zum Beispiel die fast banale Frage danach, wieso König Marke im "Tristan" nichts von dieser ewig lange andauernden amour fou seiner Frau und seines Neffen merkt. Vielleicht, dachte ich irgendwann, vielleicht will er ja gar nichts merken. Wieso könnte er nichts merken wollen? etc. Und so geht es dann weiter.
Es sind eigentlich immer Fragen nach dem, wie könnte es "wirklich" gewesen sein, die mich zu meinen Stoffen führen.
Dies erstmal als Anfang, ich antworte gerne auch noch ausführlicher, wenn es Euch in Einzelheiten zu den einzelnen Büchern interessiert,
Bis bald,
Viola Alvarez