Beiträge von Viola Alvarez

    Ehrlich gesagt ist mir auch Brynhild aktuell nicht sonderlich sympathisch oder unsympathisch.


    Das freut mich, denn ich habe Brynhild und Krimhild nie als "die Gute" oder "die Blöde" intendiert. Es ist für mich mehr eine Idee von zwei Frauenschicksalen. Die eine hat überhaupt keine Unterstützung, keine Ausbildung und keine Zuflucht - die andere hat das fast alles: Wonach treffen Menschen also ihre Entscheidungen? Nach dem, was sie haben? Nach dem, was sie nicht haben?

    Es fällt mir auf, dass ich zu den neuen Projekten jetzt doch noch nichts gesagt habe. Es handelt sich um einen unbewussten Widerstand, denn eigentlich hatte ich es sogar im Titel meiner Antwort vermerkt.
    Aber ganz ehrlich: ich rede nicht gerne über meine Projekte, bis sie fertig sind. Nur als kleine Vorschau: es handelt sich um eine Trilogie.
    Wenn der erste Band abgeschlossen sein wird, verspreche ich, werde ich hier auf den Seiten der Buechereule etwas dazu verraten.
    Bis dahin bitte ich um Verständnis für meinen Aberglauben.


    Viola :-)

    Ich habe hin und wieder herausgelesen, dass sich die kuriven Erinnerungen aus dem "Land der Untergegangenen" nicht so leicht erschließen. Macht es das Lesen - und Raten - spannender? Oder behindert es, der Handlung flüssig zu folgen?
    Ich liebe solche Einschübe, habe bis jetzt kein Buch ohne geschrieben und würde mich gerne belehren lassen.


    Vielen Dank,


    Viola

    Ich möchte nochmal erklären, dass die Frage nach den 100 Seiten kein "fisching" war. Ich finde, bis zur Seite 100 sollte man Büchern ( fast) immer eine Chance geben. Wenn sich bis dahin nichts entwickelt hat, ist es selten, dass noch etwas kommt.
    100 Seiten sind aber ein gutes Maß, um sich an Erzählstile, Figuren und Skurriltäten zu gewöhnen.
    Die ersten 100 Seiten dieses Buchs sind auch wirklich wie aus einem Guß entstanden, deswegen interessiert es mich zusätzlich.


    Viola

    Liebe Grisel,
    das freut mich, dass es Dir angenehm aufgefallen ist, dass sich die Brugunden nicht mit den Nordländern verständigen können.
    Ich finde das ein ganz entscheidendes Element der damaligen Realität.


    Allerdings kommt Brynhild nicht aus Island.... Sondern? Wer rät?


    Viola

    Ich kenne den Song, hatte ihn aber beim Schreiben nicht im Kopf, muss aber sagen, dass er durchaus eine passende Melodie für Bryndts Überlegungen wäre.
    Ihr seid ja wirklich die Schnellsten, jetzt schon im Abgesang.
    Ich würde ja so gerne ein paar Fragen stellen, warte aber noch ab, bis die anderen Euch eingeholt haben...


    Bis bald, Viola

    Guten Abend,


    ich möchte doch gerne ein bisschen zu Krimhilds Rettungs sagen. Ich habe mir beim Schreiben nie die Frage gestellt, ob sie sympathisch wirkte.
    Eine allgemein sympathische Figur zu erschaffen würde bedeuten auf bestimmte Zustimmungsbilder zu hoffen.
    Natürlich können wir Krimhild nicht zustimmen - schon gar nicht am Ende ihres Lebens, aber vielleicht können wir sie ja verstehen?
    Ich glaube, mir ist es immer am wichtigsten, ob eine Figur verständlich ist, auch in allen Brüchen und Nuancen. Könnt Ihr denn Krimhild verstehen? Und wenn nicht - warum nicht?


    Viola

    Das spricht für den aufmerksamen Leser, das schon in Frage zu stellen.
    Ich überlege mehr so aus dem Gedanken heruas, haben wir immer und alle die Sehnsucht nach dem Happy-end, auch wenn es unwahrscheinlich ist?
    Es gibt einen oft angeratenen Grundsatz beim Schreiben historischer Romane (und das meine ich wirklich wertfrei), der lautet:
    Bloß keine Realität.
    Für viele Bücher funktioniert das.
    Ich kann diesem Grundsatz nicht wirklich zustimmen. Für mich ist die psychologische Realität einer Figur immer die wichtigste Gegebenheit.
    Aber die Frage, die ich mir oft stellen lassen muss und selber stelle ist die: Was ist mit der Sehnsucht nach klaren Antworten? Klaren Lösungen? Glücklichen Ausgängen?


    Tja, was meint Ihr, was ist damit? :wave

    Ja, was macht er da wohl der Hagen, das werde ich noch lange nicht verraten, aber es ist schön, dass diese Frage nicht untergeht, sondern im Unterbewusstsein vor sich hin pocht!


    Ich bin ja so gespannt, was Ihr zur Halbzeit des Buchs sagen werdet.
    Und mal ganz ehrlich: Wenn es keine Leserunde wäre, würdet Ihr nach den ersten 100 Seiten gleich weiterlesen - oder weglegen?


    Viola

    So schrecklich es ist: Es gibt - finde ich - keine wirklich guten Walther Übersetzungen. Es sind entweder zeitgeistige Nachdichtungen ( Rühmkorf z.B.) oder Tandaradey-Geschwulst - oder so etwas, was ich versucht habe, nüchterne Übersetzungen. Eine Empfehlung kann ich leider nicht geben.


    Das tut aber Walther keinen Abbruch.


    Viola


    PS Eine gute Möglichkeit ist es immer, fremdsprachliche Übersetzungen heranzuziehen. So habe ich zum Beispiel auch das Nibelungen-Lied immer lieber auf englisch gelesen, als auf deutsch, weil die deutschtümelnde Schwülstigkeit vermieden wird.

    Liebe Bianca,


    ich glaube, dass Lippe in vieler Form in all meinen Büchern wieder auftaucht und es gibt so viele kleine - natürlich auch regionale - Geschichten und Geschichtchen, die ich gerne mal vergrößern würde.
    Ich bin allerdings eine Anhängerin des V-Effekts, viele Dinge, die an einem Ort geschehen sind - oder zu einer bestimmten Zeit - machen sich verfremdet einfach besser.


    Aber immer: Lippe soll leben!


    Viola

    Antwort für Herrn Palomar:


    Markes Starre ist als Syndrom zu rechtfertigen, so etwas ähnliches wie eine "hysterische Lähmung", medizinisch gesprochen. Ich sehe sie aber eher psychosomiatisch aus seiner Lebensgeschichte begründet. Er hatte nie wirklich Lust, der große Held und König zu sein, immer zu wissen, wie es weiter- und wo es lang geht. Als Brangaene verschwindet, kann er nicht mehr. Er kann nichts mehr bewegen, sich nicht mehr bewegen, er stirbt aus dem Herzen heraus.

    Au weh, bei Euch muss man sich ja wirklich ranhalten, so schnell wie Ihr lest.
    Dass Euch die Sachsen gefallen, freut mich sehr, ich habe sie mir in der Tat auch vorgestellt wie zwei unbedarfte Fans, die plötzlich einem Fußball-Helden oder ähnlichem gegenüberstehen.


    Uote und Huonold ist tatsächlich die alte Schreibweise, der alt- bis mittelhochdeutsche Diphtong ( Doppellaut, wird also eher U-ote ausgesprochen).


    Und zur Erzählperspektive kann ich nur sagen, dass es sich im Laufe der Handlung hoffentlich noch verdeutlicht, woher Bryndt sein Wissen hat.


    Andere Fragen möchte ich noch ein paar Hundert Seiten vertagen, um nichts vorweg zu nehmen.


    Aber es ist toll, dass Ihr den Figuren gegenüber so fair bleibt.
    Das habe ich mir beim Schreiben sehr gewünscht, denn zu oft zieht man sich auf vorgefertigte Psoitionen ( "wenn der und der gut ist, dann muss der und der ja böse sein") zurück.


    Die Frage der "Distanz" zu den Figuren ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Es ist schön, beim Lesen in eine fremde Welt einzutauchen, es ist aber auch spannend ein distanzierter Beobachter zu bleiben.


    Und zum Prolog... Vielleicht ist das ja der heimlcihe Nibelungen-Ring, der sich erst am ende schließt...


    Bis bald,


    Viola

    Hallo zusammen,


    an dieser Stelle nun die ersten Antworten auf die allgemeinen Fragen:


    Ich freue mich übrigens sehr, sehr, dass Walther hier so gemocht wird.
    Der Titel, richtig vermutet, ist ein Walther Zitat aus den Liebesliedern. Ich habe ihn ausgesucht, weil ich finde, dass meine Walther-Vision von dieser Verknüpfung ( Liebe-Gewalt, Liebe als Gewalt empfunden, aber auch die Gewalt der Liebe) geprägt war.


    Walther "zu basteln" ist mir fast traumwandlerisch leicht gefallen. Ich habe mich beim Schreiben von dem tragen lassen, was ich wie eine versteckte Melodie in seinen Liedern gehört habe.
    Einsamkeit, Verzweiflung, Versuche mit sich und der Welt zurecht zu kommen, an den äußeren Widrigkeiten des Lebens zu scheitern.
    Das ist ein sehr modernes Thema, oder ein zeitloses, finde ich.
    Walther ist kein kalkulierter Held. Walther ist der Versuch einer Erklärung, wie sehr wir uns bisweilen selbst im Weg stehen können.


    Es ist immer ein Wagnis, sich an einer wirklichen historischen Figur zu versuchen. Der Versuch kann leicht zum Vergehen werden.
    "Mein" Walther ist ein Walther der unerfüllten Möglichkeiten, das war sein Leitmotiv. Er müsste doch, er könnte doch, aber er tut es nicht. Diese menschliche Tragik macht ihn, wie ich hoffe, auch zu einer emotionalen Identifikationsfigur.



    Zur Frage meines "anderen" Berufs kann ich nur sagen, ich bin darauf nicht wirklich gekommen - es ist gewachsen aus meiner persönlichen Geschichte heraus, aus Zufällen, Begegnungen - und dann ebenso wie das Schreiben zu einer Leidenschaft geworden.



    Meine Themen sind meist Fragen, Momente oder Begegnungen, die ich im laufe meines Lebens gemacht, beobachtet, gehabt habe, die sich irgendwann zu einer ersten Erzählidee verdichtet haben.
    Beim "Herz des Königs" war es zum Beispiel die fast banale Frage danach, wieso König Marke im "Tristan" nichts von dieser ewig lange andauernden amour fou seiner Frau und seines Neffen merkt. Vielleicht, dachte ich irgendwann, vielleicht will er ja gar nichts merken. Wieso könnte er nichts merken wollen? etc. Und so geht es dann weiter.


    Es sind eigentlich immer Fragen nach dem, wie könnte es "wirklich" gewesen sein, die mich zu meinen Stoffen führen.


    Dies erstmal als Anfang, ich antworte gerne auch noch ausführlicher, wenn es Euch in Einzelheiten zu den einzelnen Büchern interessiert,


    Bis bald,


    Viola Alvarez

    Sooo, hier kommen jetzt ein paar Antworten auf die ersten Fragen des ersten Tages. Und alle Achtung für die, die die 100_Seiten Hürde schon passiert haben.
    Anschließend würde ich gerne auch noch meinerseits ein paar Fragen stellen, vielleicht haben einige Lust zu antworten.


    1. Blaue Zähne
    Blaue oder Schwarze Zähne sind solche, deren Nerv abstirbt, zum Beispiel durch Erschütterung, Fehlbelastung (traumatische Occlusion), die aber deswegen nicht kariös sind oder sonstwie ausfallen würden. Yenka - darin übrigens tatsächlich motiv-verschwägert mit Harald Blauzahn - hatte also zwei blaue Zähne, die sie aber voll zur Beißkenntzeichnung ihrer Töchter nutzen konnte. :chen


    2. Ahnentafeln und historische Bezüge
    Die Nibelungen als homogene Geschichte gibt es nicht.
    Man unterscheidet biswielen in Burgunden-Lore und Siegfried-Lore. Die Ursprungszeiten der einzelnen Figuren können bis zu 200 / 300 jahren auseinander liegen.
    Es gibt verschiedene Erzählstränge verschiedener historischer Figuren und Ereignisse. Dies aufzuklären zerstört immer ein bisschen Mythos.
    So haben die wrklichen Burgunden eigentlich auch gar nichts mit Worms zu tun.
    Gunther geht auf den historischen Gundahari zurück und Brynhild war eine Merowinger-Königin am Rhein. Siegfried, so vermutet man, ist eine verdichtete Version des Cherusker-Fürsten-Arminius.
    :schlaeger
    Das ist die entmythologiesierende Keule, die man leider schnell abbekommt, wenn man sich mit der Nibelungen-Welt befasst...


    Insgesamt freue ich mich ungemein über die vielen positiven Rückmeldungen und stelle begeistert fest, dass meine Lieblingsstellen auch Eure sind.


    Meine Fragen an Euch wären:
    Wie nehmt Ihr Bryndt auf den ersten 100 Seiten als Person wahr?
    Welche Familiengeschichte interessiert Euch mehr: die auf den Inseln oder die am Rhein?


    Und als Randbemerkung: dass Hagen etwas älter ist, schockiert ihn selbst auch noch - zu gegebener Zeit! Aber es ist, wie ich hoffe, kein Grund, sich von ihm zu wenden.


    Im Übrigen finde ich nicht, dass der arme Gunther schlecht wegkommt, er wird nur beschrieben, wie er Bryndt erscheint... Und bestimmte Notwendigkeiten, die ihm seine Position aufzwingt, vermag er einfach nicht besser zu erfüllen.


    So, dies einstweilen.
    Bis bald,


    Viola Alvarez

    Wenn ich es richtig verstanden habe, soll es mit der herkömmlichen Nibelungen Saga wenig gemein haben, oder?


    Hallo Bonomania, danke für das Kompliment zur Sprache.
    Es ist richtig, es geht nicht um die mittelalterliche Version des Liedes.



    Eine Frage habe ich schon an Viola.... in der Ahnentafel stehen bei einigen nur die Geburtsdaten drin, aber nicht wann sie gestorben sind ...? Bei den Kindern von Vymanrik und Yenka fehlen die Sterbedaten komplett (bis auf die von Muadh Vymanriksdottir) und bei Gunther II


    Diese Daten wurden vernachlässigt, da der erzähler auf den Fortgang der Schicksale dieser Familienmitglieder leider, leider nicht näher eingehen konnte. Das wären dann sicher noch mal ein paar Hundert Seiten geworden.
    Es soll aber auch ein kleiner Hinweis darauf sein, wie viel Geschichte uns verloren gegangen ist...

    Gleich mal eine Frage zum Buch:
    Glaubst du, dass fehlende Vorkenntnisse der Sagen beim Leser ein Nachteil sind?


    Hallo, Herr Palomar,


    nein, das glaube ich überhaupt nicht. Vielleicht hat jemand, der die mittelalterliche Version der Nibelungensage kennt, hin und wieder ein zusätzliches Aha-Erlebnis ( erfreut oder auch schockiert, je nach dem), aber ein Nachteil sind fehlende Vorkenntnisse bestimmt nicht. Grundsätzlich versucht der Roman ja eine Geschichte zu erzählen, die sich erst nachher in die bekannte Legende verwandelt haben könnte.


    Viel vergnügen weiterhin bei der Lektüre.


    Viola Alvarez

    Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,


    ich freue mich sehr, dass diese Leserunde staffindet und bin sehr neugierig auf Eure Eindrücke, Fragen und Gedanken zu diesem Buch.
    Ich werde versuchen, jeden Tag vorbeizuschauen und eventuelle Fragen zu beantworten.
    Es ehrt mich, dass die ersten Rückmeldungen so positiv und aufmerksam sind.
    Ich finde die traditionell skaldische Erzählfolge der Ahnen ist sicherlich ein waghalsiges Experiment, da sie uns nicht mehr geläufig ist, aber jeder, der von sich erzählt, sagt Erich Kästner, beginnt mit Menschen, die er nicht kennt: seinen Vorfahren.
    So auch Bryndt.
    Bis bald, herzlich, Viola