Beiträge von Viola Alvarez

    "...Nun habe ich mich doch wieder für etwas gerechtfertigt, was ich eigentlich nicht rechtfertigen muss: dass ich das Buch durch mein verstandesbetontes Denken und Hinterfragen offenbar nicht so gelesen und aufgefasst habe, wie das von der Autorin erhofft war. Vielleicht war der Anspruch an mich als Leserin einfach zu hoch."


    Also, ich muss sagen, hier weht wirklich harscher Wind.
    Ich mache doch auch nichts anderes, als zu hinterfragen.
    Wenn es, Bouquineur, Deine Einstellung ist, an Erfahrungen, die Du nicht selbst gemacht hast ( Zitat) nicht zu glauben, dann müssen wir uns sicher missverstehen, denn als Schriftstellerin ist es meine Aufgabe und mein Selbstverständnis, Geschehnisse als Erfahrungen zu schildern, die andere nicht gemacht haben. Das ist, wie ich finde, auch ein wesentlicher Bestandteil des Lesens.
    Was das mit einem zu hohen Anspruch zu tun hat, kann ich nicht nachvollziehen.
    Ich wollte aber Deine Gefühle nicht kränken, sollte ich das getan haben, tut es mir Leid.


    "Ich glaube man sollte sich die Möglichkeit für spätere Aha-Erlebnisse nicht ganz verbauen und vielleicht auch einige "Fragen" unbeantwortet lassen - wie es ja im wirklichen Leben auch nicht für alles eine plausible Erklärung gibt und manchmal ist die Vorstellung von einer Möglichkeit viel schöner als die glatten harten Tatschen."


    Ja, aber manchmal sind Tatsachen auch nur Wunschdenken, oder unvollständige Informationen, Parameter, die aus unserer Weltordnung entspringen, aber anderswo keine Gültigkeit haben.
    Ich finde es einfach wichtig, die Möglichkeit zur Andersartigkeit bestehen zu lassen.
    Mir reicht das jetzt auch erstmal zum Thema.


    Viola Alvarez

    Wie sind wir jetzt noch mal genau auf die Kühe gekommen?
    Ich werde immer etwas nervös, wenn sich jemand als Realist oder Rationalist bezeichnet. Was genau bedeutet das? Dass ich mich, wenn es in einem dunklen Keller hinter mir "Huuuu" macht, nicht erschrecke, weil ich schnell überdenke, dass es Geister nicht gibt und die Wahrscheinlichkeit eines Angriffsverbrechens sehr gering ist?
    Ein Realist, könnte man sagen, glaubt nur, was er sieht. Was ist dann mit allen Gefühlen: gut, schlecht, gleichgültig - die sind nicht sichtbar, aber trotzdem real.
    Und die Rationalisten? Sind in der Lage alle/ einen Großteil der Ereignisse mit der Ratio zu begreifen.
    Hohoho ( Musketiergelächter), das würde ich gern mal sehen.
    Ich will gar nicht über Globuli oder Self-healing reden, da habe ich nicht die Sachkenntnis, aber es ist mir sehr wohl klar, dass alle Wahrnehmungen menschlichen Lebens der Autosuggestion unterworfen sind.
    Weswegen ist etwas, das ich noch nicht selbst erfahren habe, abzuwerten als irreal? Sind nur Erfahrungen real, die ich selbst gemacht habe?
    Ich bleibe sehr überzeugt dabei, dass spirituelle Erfahrungen keine Fantasy sind.
    Und gegen die Eso-Ecke wehre ich mich.
    Da gehöre ich nun wirklich nicht hin.
    schamanismus, Archäoschamanismus, genau genommen, ist sicher ein Thema des Buches, aber ich glaube nicht, dass man unbedingt entsprechende Vorbildung braucht.
    Es leben die geliebten Kühe,


    Viola Alvarez

    Ein Problem, das mir beim Schreiben des Buches sehr bewusst gewesen ist, tritt hier jetzt deutlich zu Tage.
    Wir alle lesen immer ein christlich geprägtes Weltbild mit - egal wie unsere religiöse Einstellung sein mag.
    Dazu gehört, dass es so etwas gibt wie "Aberglauben" oder auch "irrationale Elemente", dabei handelt es sich meist um Elemente, die im christlich-europäischen Kontext kulturgeschichtlich nicht vorkommen.
    In diesem Fall handelt es sich um die Kommunikation mit Verstorbenen, die in sehr vielen Kulturen völlig normal ist.
    Es handelt sich auch um die Kommunikation mit anderen Dimensionen - Geistwelten, die ebenfalls vielerorts praktiziert wird.
    Das hat weder mit Esoterik noch mit Hokuspokus zu tun, es ist eine andersartige Form des Weltverständnisses, deshalb aber meiner Meinung nach nicht abzuqualifizieren.


    Viola Alvarez

    Auch hier noch ein Wort zum Sehen.
    Es kann doch auch wertvoll sein, Haysos Sehen mal unter einem anderen Aspekt zu sehen - wie etwa der Umgebung, in der er aufwächst. Vielleicht hat es etwas mit seiner bisher noch sehr wenig bekannten Familiengeschichte zu tun.
    Nach dem Ritual kann er sehen. Er erfährt auch eine Erklärung ( die Augen der Fünfzehn), weswegen das so ist - aber wieso denn diese Absolutheit.
    Deswegen hatte ich schon geschrieben, es ist der erste Teil von dreien - viele Dinge, die im ersten Band nur kurz vorgestellt werden, gewinnen möglicherweise eine Bedeutung.
    Und sehr viele archaisiche Gesellschaften kennen tatsächliche Heilung von vielen Dingen, die sich wissenschaftlich nicht erklären lassen, gerade nach Tranceerfahrungen.
    Ich glaube, auch hier möchte ich noch einmal sagen, es ist eine andere Welt - aber deswegen nicht zwingend Fantasy.


    Viola Alvarez

    Ich glaube es stand schon an anderer Stelle, aber ich beantworte das gerne noch mal:
    Wir befinden uns ca. 1000 - 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung.
    Wir befinden uns in Mitteleuropa, die Wälder des Gorr sind etwa dort, wo sich heute der Teutoburger Wald befindet, ein moderater Regenwald, sehr dicht, bergig.
    Was drm herum passiert lässt sich nicht konklusiv beantworten. Wir befinden uns vermutlich in einer Übergangszeit, in der einzelen Dorffürsten versuchen, größere Gebiete unter ihre Herrschaft zu bringen.
    Vermutlich kommt es zu einer Vermengung von weltlicher Macht udn spiritueller Macht, sogenannte Priesterkönige.
    Dörfer haben so wenig wie 20 und so viel wie 200 Einwohner, dies als ungefährer Rahmen.
    Die meisten sesshaften Gesellschaften verlassen ihr Umfeld nie. Die wenigsten Menschen bewegen sich mehr als 10 - 20 Kilometer von ihrem Ursprungsort fort.
    Dem gegenüber steht eine sehr mobile Welt der reisenden Händler, die sehr lange Entfernungen ( Minimum Hamburg - Essen, Maximum: Zypern - Schottland nur als Maßstab) zurücklegen können.
    Eine Kriegerkaste entwickelt sich, die durch die Nutzung des Pferdes ebenfalls zur Mobilität und damit zur politischen Umgestaltung beiträgt.
    Die Götter und Geister (s. Kuras, zum Zweiten) sind überall präsent, die welt wird als animistisch verstanden.
    Die engen sozialen Strukturen ( Sippen, Klans, Kasten) bedürfen aber immer wieder einer emotionalen Reinigung, wie durch kollektive oder Individuelle Opferrituale erreicht, daher die unterschiedlichen Reaktionen zwischen Gottesfurcht und Volksfest.
    Ich hoffe, das hilft erst mal weiter,


    Viola Alvarez

    Ich versuche jetzt noch einmal auf Kuras einzugehen.
    Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, weswegen es zu der Mutmaßung kommt:
    "er wurde nicht mehr gebraucht - tot".
    Das kann ich sehr schwer verstehen, dass eine Figur in einer Geschichte, nur weil sie für eine andere Figur eine große Wichtigkeit entwickelt hat, nicht ihren eigenen Weg gehen sollte.
    Auch im Leben sterben Menschen kurz, nachdem wir sie verstanden oder geliebt haben. Und dennoch können sie uns unser ganzes Leben begleiten und beeinflussen - da ist kein Zauber am Werk. Sie müssen auch nicht zu einer Legende werden, sie sind einfach ein Baustein dessen, was wir werden.
    Man kann nichts so tun, als ob es sie nicht gegeben hätte.
    Kuras stirbt, es ist ein hochriskantes Unternehmen, Nohm zu befreien und Kuras rechnet mit seinem Tod, deswegen überantwortet er die Scheibe. Zuvor hat er sich seine Chancen stets so ausgerechnet, dass er hätte überleben können.
    Und dass es Fantasy sein solte, weil dem Amulett eine Zauberwirkung zugeordnet wird, das sind wirklich Äpfel und Birnen.
    In der Welt Haysos sind alle Gegenstände, Dinge und Wesen belebt, es ist eine animistische Weltvorstellung.
    Kultgegenständen kommt dabei eine besondere Beudeutung und Machtvorstellung zu.
    Ich glaube, dass die Frage der Fremdheit dieser Welt vielleicht vordergründig geklärt werden sollte, um einige Wendungen in der Geschichte auch noch besser nachvollziehen zu können.


    Viola Alvarez

    Ich möchte zu der Beoachtung, dass es sich um keine klassische Heldenreise handelt, nochmal MYthos und Wirklichkeit ansprechen.
    Wie ja bekannt ist, denke ich, dass mythologische Helden ( Siegfried, Herkules etc.) immer nur eine Projektion unserer eigenen Wünsche von Großartigkeit sind.
    Ich sehe einen Helden da, wo ein Mensch im Alltag besteht und es vermag, trotz Routine, Rückschlägen und Verwirrung einen Teil Identität zu entwickeln, der ihn echt macht.
    Dazu gehören lange Phasen der Verwirrung ebenso wie Verzagtheit.
    Jucheissassa-Helden sind nicht mein Bier, erzählerisch finde ich sie auch nicht interessant.
    Aber da gibt es eben - wie auch schon bei den "Nebeln" gesehen - sehr verschiedene Meinungen.


    Viola Alvarez

    Ich glaube, die Idee, in den eigenen Kindern einen Teil des eigenen ver-/ ungelebten Lebens wieder erschaffen zu wollen, ist schon sehr alt.
    Auch hier handelt es sich um einen MYthos, wir finden ihn zum Beispiel bei Ödipus und Antigone.
    Sie führt ihn in seiner Blindheit, sie wird zu seinen Augen und identifiziert sich mit seinem Tod - was zu ihrer eigenen Todessehnsucht führt.
    In vielen Mythen gibt es die Idee, sich mit der Jugend der eigenen Kinder zu verheiraten, um noch eine neue Chance zu haben.
    Bei der Wema und Badhi liegt aber noch mehr im Argen, was sich zeigen wird...


    Viola Alvarez

    Band 2 ist fertig, Band drei wird Anfang des nächsten Jahres abgeschlossen sein.
    Ich denke, dass ich beim dritten Band meiner ursprünglichen Kurslinie weiter folgen möchte, auch wenn ich jetzt natürlich viele Dinge gehört habe, die eine Korrektur anregen würden.
    Aber ich vertraue meiner Geschichte und auch der Entwicklung der Figuren in Bd. 2.
    Der erste Teil der Antwort ist mir offensichtlich in ein neues Thema verrutscht, das war keine Absicht, sondern technische Unfähigkeit!


    Viola Alvarez

    Die Idee, die Geschichte als Trilogie zu schreiben gab es von Anfang an, da ich eine Entwicklungsgeschichte erzählen wollte, die sonst - als einzelnes Buch - sehr, sehr lang geworden wäre. Daher die Wahl von drei "kürzeren" Büchern hinter einander weg.

    Mit zeitlich meine ich die aktuell im Portal beworbenen Leserunden, die ja meines Wissens alle 10 Tage wechseln.
    Ich habe mich da nicht kalr genug ausgedrückt.
    Allerdings hatten die unterschiedlichen Beiträge - einige lasen sehr schnell, brachen ab, etc. andere fingen offensichtlich erst später an - mich auch in die Richtung denken lassen, dass jetzt nicht mehr viel nachkäme.


    Viola Alvarez

    Vielen Dank, dass diese Frage mal angeschnitten wurde.
    Ich finde diese Szene auch sehr zentral, sie betrifft auch einige tiefere Aussagen des Buches.
    Wie kann man das, was geschieht, wirklich beeinflussen?
    Ist Wissen das einzige Regulativ?
    In der ganzen Szene und Folge nach dem "Großen Atem" geht es um die Balance zwischen Vertrauen und Tätig werden.
    Wenn man es sich tatsächlich mal am eigenen Leibe vorstellt:
    Das Leben, was ich als einziges kannte, ist unwiderruflich fort, zerstört, jeder Rückweg abgeschnitten.
    Es gibt eine Welt, in der ganz andere Dimensionen vorherrschen, Regeln sind unwichtig, aber Wissen ist sehr wichtig.
    Ich bin berufen, an dieser Welt selbst entscheidend teilzunehmen, aber es mag mein Leben gefährden.
    Ich finde Freunde nach einem Leben der Bitterkeit und Isolation.
    Ich "Kann" plötzlich sehen.
    Wenn Ihr Euch das wirklich auf Euch selbst bezogen vorstellt, meint Ihr nicht, dass es der FRage nach Macht und Weisung vielleicht eine persönliche Tiefe geben könnte?


    Viola Alvarez

    Ich möchte noch mal eine Lanze dafür brechen, nicht so sehr absolut mit den Wendungen eines ersten Teils umzugehen. Vielleicht laufen ja einige Ströme weiter fort. Vielleicht erschließen sich Sinnverknüpfungen ja im Laufe der Geschichte. Vielleicht ist Kuras ja nicht bedeutungslos geworden, nur weil er tot ist. Im wirklichen Leben verlieren doch so einflussreiche Menschen auch nicht ihre Geschichte und Wirkung, wenn sie sterben.
    Eure Leseemotion ist natürlich eine absolute, aber ich finde es immer wichtiger, Fragen anzuregen, als Antworten zu geben.
    Sicherlich wollte ich kein "sattes" Ende schreiben, nachdem man hätte sagen können: So jetzt weiß ich alles.
    Und Hayso, am Ende des ersten Bandes, trifft vor allem eine Entscheidung, zu lernen - ich würde mir nicht ganz so sicher sein mit Gehrinwäsche etc.
    Aber in diesem Buch geht es sehr viel um Information - wer hat welche vor wem?
    Und Hayso stellt in Na'ntukai fest, dass er eigentlich auf sehr wenig sein neues Leben aufgebaut hat. Das rechtfertigt m.E. eine gewisse Verwirrung.
    Aber wie gesagt, ich finde es schwer, aus meiner Sicht und Kenntnis des weiteren Geschichtenverlaufs zu diskutieren, namentlich, wenn es sich um so absolute Ansagen handelt.


    Viola Alvarez

    Hallo,


    ich war auf der Buchmesse und daher nicht eher in der Lage noch mal reinzusehen, was ich vor der Leserunde auch gesagt hatte, ich bitte daher um Entschuldigung, wenn Ihr Euch nicht ausreichend unterstützt gefühlt habt.


    Zur Enttäuschung möchte ich sagen, dass ich es wirklich schöner gefunden hätte, mal über solche Themen wie "Macht", "Zeit", "Nähe und Fremdheit" oder "Moral zu sprechen, statt über Sehen und Nicht-Sehen zum Beispiel.
    Das Sehen und Nicht-Sehen hat ja vielleicht einen Sinn, der sich erst später noch erschließen mag, ich kann nicht aus meiner Kenntnis des weiteren Geschichten- verlaufs argumentieren, ich kann nur diskutieren, was jetzt vorliegt - und da hätte es meinem Gefühl nach durchaus prominente Ansätze gegeben.


    Zur Idee der Trilogie kam es, da ich keinen weiteren Mittelalterroman schreiben wollte, aber nach wie vor meiner "Lieblingsfrage" "Wie hätte es sein können" nachgehen wollte.
    Die Scheibe von Nebra hat mich schon immer sehr fasziniert und ich fand es ebenfalls eine tolle Idee, dieses sensationelle Instrument mit einer "coming-of-age" Geschichte zu verbinden.


    Drei Bände, weil es eine andere Erzählform ermöglicht, sowohl sehr gradlinig, als auch sehr detailfähig, das fand ich spannend.


    Ich beantworte gerne noch weitere Fragen und werde in den nächsten Tagen auch immer mal wieder reinschauen.


    Viola Alvarez

    So, wir sind - zumindest zeitlich - am Ende der Leserunde angekommen.
    Ich bedanke mich für Euer Interesse und auch die vielen kritischen Beiträge, die mir helfen, der Leserrezeption einen klaren Umriss zu geben.
    Ich selbst hätte insgesamt vielleicht mehr inhaltlich diskutieren wollen, finde es aber so auch hilfreich, Erwartungen, Vergleiche und Ergebnisse kennenzulernen, an die ich selbst nicht gedacht hätte.
    Ich bedanke mich bei allen LeserInnen für das Interesse und wünsche weiterhin angenehme Leserunden.


    Beste Grüße,


    Viola Alvarez