Beiträge von dracoma

    Liebe KarinS , auch ich fand die Leserunde mit Deiner überaus engagierten und kundigen Begleitung ausgesprochen interessant. Mit Tunnelbau hatte ich bisher nichts am Hut außer natürlich dem Respekt vor der Ingenieursleistung, und dieser Respekt ist jetzt noch gestiegen nach Deinem Roman.


    Deine Recherche ist beeindruckend umfassend und detailliert, weit über das Buch hinaus, Hut ab!


    Was mir aber mindestens genau so gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie Du die geschichtlichen Fakten im Roman transportierst. Das stelle ich mir nicht einfach vor, und ich kenne genügend Beispiele, wo das nicht so gut gelingt. Da erklären sich die Fakten nämlich nicht durch die Handlung, sondern da wird eine Figur bemüht (manchmal sogar eigens dafür erfunden), die dann z. B. einen Vortrag über die Fakten hält, die der Leser zum Verständnis wissen sollte. Das wirkt oft hölzern und aufgesetzt.


    In Deinem Roman hast Du die Fakten in die Handlung hineingewebt, da gibt es nichts Aufgesetztes oder Bemühtes, alles fügt sich geschmeidig aneinander. Handlung und historischer Hintergrund sind eins. Hoffentlich hört sich das jetzt nicht allzu gönnerhaft an, aber diese Verbindung ist Dir meiner Meinung nach wirklich gut gelungen.

    :danke

    dass Hagenbeck in seiner Show, Menschen ausgestellt hat wie Vieh,

    ... oder in der Berliner Gewerbeausstellung Ende des 19. Jahrhunderts, wo "Wilde" ausgestellt wurden zusammen mit einem Eingeborenendorf. Und, wenn ich mich richtig erinnere, von Ärzten der Charitè vermessen wurden. Wirklich wie Zirkustiere.

    Einer dieser "Wilden" blieb freiwillig in Berlin, lernte die Sprache, arbeitete und wurde schließlich Lokführer - war neulich im Tagesmotto bei google zu sehen.

    von Historikern habe ich auch nicht gesprochen,

    Ich weiß. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass solche Begriffe der Vergangenheit angehören.

    Puh, Internet ist manchmal kompliziert.

    Danke für den Tipp, habs mir notiert.

    Ein faszinierendes Buch. Die Beiden räumen gründlich auf mit Narrativen, die bis heute überlebt haben. Ich fand es spannend zu lesen, dass auch frühe Kulturen als Alternative zu unseren jetzigen Staatsformen gesehen werden können. Auch die oben zitierten "Wilden" mussten Gemeinschaften organisieren, Teilhabe an Entscheidungen durchdenken etc.

    Wie gesagt: faszinierend.

    Welche Gesellschaft die "zivilisierte" und welche die "wilde" ist, wäre sowieso noch zu diskutieren. In den meisten Fällen, die ich kenne, würde die sich "zivilisiert" nennende im Vergleich zu den von ihr "wild" genannten ziemlich schlecht wegkommen.

    Ich darf Euch beruhigen - kein Historiker verwendet diese Begriffe! Und denkt auch nicht mehr in diesen Kategorien des Imperialismus.

    Schlimm genug, wenn das noch in einigen braun-schwarzen Köpfen spukt...


    Wer sich für Näheres interessiert, dem kann ich dieses spektakuläre Buch nur empfehlen:


    ASIN/ISBN: 3608985085

    Die gehörten ja auch zu den letzten Ländern, bei denen Frauen wählen durften. Erst 1971.

    Na ja, ich habe keinen Grund, die Schweiz in Schutz zu nehmen, eher im Gegenteil X(X(.

    Aber das waren aber nur ganz wenige Kantone, meiner Erinnerung nach Appenzell Innerrhoden und Appenzell Außerrhoden.

    Aber immerhin!

    Kondome gab es, die waren aber extrem teuer und zudem verboten. Verhütet wurde meistens durch Koitus Interruptus, und wie zuverlässig das ist, wissen wir ja. Ich gehe für mich davon aus, das Piero das auch gemacht hat, wollte es aber nicht beschreiben. Hätte ich vielleicht tun sollen?

    Nein, finde ich nicht. Es muss auch Leerstellen geben, die der Leser sich selber füllen kann.

    Meiner Ansicht nach hätte es auch nicht in den Roman gepasst hätte, wenn Du Sexszenen erzählst.

    Das war wohl eine spezielle schweizer Einrichtung.

    Das denke ich auch. Sonst wäre mir der Begriff irgendwann mal untergekommen.

    Nein, von "genießen" kommt der Begriff bestimmt nicht! Da haben die Gesetzesmacher einfach die Geburtsschmerzen als Folter hergenommen, sehr praktisch, und das Ziel war die Kostenminderung der Gemeinde.

    Das ist das Eine.


    Das Andere aber ist, dass ein Neugeborenes der ledigen Mutter von Amts wegen weggenommen wird, auch wenn die Mutter im Haushalt der bürgerlichen Eltern lebt und die Eltern eben nicht "liederlich" sind, sondern für das Auskommen des Kindes sorgen können.

    Das fand ich erstaunlich. Denn der Verbleib bei der Mutter bzw. den Großeltern wäre doch für die Gemeinde kostengünstiger gewesen.

    Ich hatte so schon viel zu viele Projekte im Kopf und jetzt kommen noch welche dazu

    Kenne ich zu gut...

    Ich habe immer mehrere Sachen parallel laufen und muss mich gegen Ende immer zwingen, das Angefangene

    auch zu beenden.

    Es gibt halt soooo viele schöne Anregungen!


    Momentan habe ich einen Pullover für das Enkelmädchen auf den Nadeln aus diesem tollen Buch, und zwar den vom Titel (ich wandle in Pulli um).


    ASIN/ISBN: 1606600478

    Bei Teil 2 der Toskana-Saga tauchte plötzlich eine Figur in meinem Kopf auf, sagte "ich heiße Ugo und du brauchst mich" - und wirklich hat er am Ende zur Auflösung einer Sache beigetragen, bei der ich mir lange Gedanken gemacht habe, wie ich das glaubwürdig rüber bringe.

    Eigentlich hast Du meine Frage oben hier schon beantwortet...

    Du lebst offenbar so richtig in dem Buch, das Du gerade schreibst. Hoffentlich kommst Du nicht allzu sehr aus dem Tritt, wenn Du Dich jetzt so intensiv in eine Leserunde zu einem "vergangenen" Buch einbringst!

    Das ist der Punkt an dem das Schreiben richtig Spaß macht, wenn die Figuren anfangen, ein Eigenleben zu entwickeln.

    Ist ja interessant, aber ich kann mir das gut vorstellen.

    Wirst Du dann zum Zuschauer Deiner eigenen Figuren? Lässt Du sie streckenweise auch die Handlung bestimmen?

    ich meine, eigentlich bist ja Du der Chef und nicht sie :)!

    Ich konnte ja nicht widerstehen

    :)

    Das macht halt jeder, wie er meint.

    Mir hat tatsächlich der Roman gereicht, um das Kopfkino anzuleiern. Aber jetzt bin ich durch, und jetzt schaue ich mir das alles mit Interesse an.

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich Tunnelbau mal so spannend finde ;)!