Beiträge von dracoma

    ASIN/ISBN: 3845853360



    Klappentext:


    Kinderleben und -alltag in Deutschland sind vielseitig und vielfältig!

    In diesem Sachbilderbuch erzählen zehn Kinder, die in Deutschland leben, von sich, von ihrer Familie und von ihrem Alltag. So vielfältig und facettenreich, wie das Leben ist, so unterschiedlich sind auch ihre Lebensweisen: vom Leben im Bauwagen oder auf einem Hausboot, mit vielen Geschwistern oder dem Papa alleine, in Patchwork- oder Großfamilien, mit Eltern oder Großeltern, die Traditionen aus anderen Ländern mitbringen – hier wird Vielfalt als Bereicherung gefeiert.


    Zur Autorin:

    Chantal-Fleur Sandjon ist eine afrodeutsche Autorin, Lektorin, Literaturaktivistin und Diversity-Trainerin. Für die Arbeit an "Die Sonne, so strahlend und Schwarz", ihrem ersten Coming-of-age-Roman in Versen, erhielt sie ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds. Sie schreibt Artikel zu diversitätsgerechter Kinderliteratur (u.a. für DIE ZEIT) und begleitet verstärkt Projekte, die sich mit eben dieser beschäftigen. Sie lebt nach Aufenthalten in Johannesburg, London und Frankfurt mit ihren zwei Kindern mittlerweile wieder in ihrer Heimatstadt Berlin.


    Zur Illustratorin:


    Lucy Farfort ist eine Illustratorin und Autorin mit karibisch-englischer Herkunft, die im Nordosten Englands lebt. Ihre Arbeit ist eine Mischung aus traditioneller Aquarellmalerei und digitaler Kunst. Seit Lucy den ersten Preis in Illustration des FAB-Wettbewerbs von Faber Children`s gewonnen hat, arbeitet sie mit einer Reihe von Verlagen wie Little Tiger Press, Tate Publishing, Knights Of, Scholastic und arsEdition zusammen.


    Mein Lese-Eindruck:

    Das Buch knüpft an die sog. Freundebücher an, in denen Kinder durch ihre Einträge in vorgefertigte Rubriken (Wo wohnst Du? Deine Lieblingsspeise? Dein Lieblingstier? etc.) dafür sorgen, dass sie dem Eigentümer des Freundebuches in Erinnerung bleiben.

    In diesem Buch spannt sich eine Rahmenhandlung um die Steckbriefe in dem Freundebuch herum. Pako hat auf dieses Buch gespart und will es seiner Cousine Lesedi zeigen, wenn er sie demnächst in Johannesburg besucht. Lesedi soll wissen, welche Freunde Pako hat und wie er in Deutschland lebt.


    In dem Buch stellen sich nun zehn Freunde und Freundinnen vor nach dem bekannten Muster vor, und ein anschließender Fließtext lässt das jeweilige Kind Näheres zu seinem Leben ausbreiten.

    Es sind sehr unterschiedliche Kinder, die hier zu Wort kommen. Einige Kinder leben in Patchworkfamilien oder Wohngemeinschaften, andere mit nur einem Elternteil, andere wiederum in Pflegefamilien oder mit gleichgeschlechtlichen Eltern. Auch die Wohnsituationen sind unterschiedlich und reichen vom Hausboot bis hin zum Flüchtlingslager. Dazu kommt, dass die ethnische Zugehörigkeit der Kinder variiert. In den Fließtexten erfährt der Leser einiges von den Problemen, denen die Kinder ausgesetzt sind.


    Mit diesen Steckbriefen entwirft die Autorin für ihre kindlichen Leser ein sehr diverses Bild unserer Gesellschaft. Damit weckt sie nicht nur Verständnis für Andersartigkeit, sondern vor allem Neugier auf das Anders-Sein im weitesten Sinne. Sehr schön gelingt es der Autorin, das Anders-Sein als Alltäglichkeit in unserer Gesellschaft hinzustellen.


    Die Sprache ist meist kindgerecht; ein Begriff wie „Depression“ und auch die parallele Verwendung von Iran und Persien muss sicher erläutert werden.Ob es sinnvoll ist, bei so jungen Kindern schon das Problem der Geschlechtsidentität anzusprechen, müssen geschulte Erzieher beurteilen. Auch der Begriff „Depression“ müsste so jungen Kindern erläutert werden

    Eine sehr schöne Idee ist es, am Schluss des Buches einen Steckbrief für den Leser einzufügen. Damit kann sich das Lese-Kind in die bunte Reihe von Pakos Freunden und Freundinnen einreihen und bereichert das bunte Bild an Lebenswirklichkeiten.


    Das Buch schließt ab mit einem kleinen Frageteil, mit dem die kleinen Leser das Gelesene bedenken können.


    Die Illustrationen sind klar konturiert und eher zurückhaltend, aber kräftig koloriert. Sie reduzieren sich auf das Wesentliche und sind daher für Kinder sehr geeignet.


    Das Buch wird empfohlen ab 6 Jahre. Der Steckbrief am Ende setzt allerdings Schreibkenntnisse voraus.

    07/10 Pkt.

    ASIN/ISBN: B0C5CX5DGX


    Julie Otsuka, Solange wir schwimmen


    Julie Otsuka lässt ihre Figuren, ähnlich wie in ihrem 1. Roman - chorisch sprechen; und diese Wir-Perspektive finde ich spannend. In einem unterirdischen Schwimmbad treffen sich in bestimmten Rhythmen alle möglichen Leute, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und die durch das Ziehen ihrer Bahnen miteinander verbunden werden.

    Bis eines Tages unten sich ein Riss zeigt...



    Klappentext:


    Inspector Alan Grant von Scotland Yard reist mit dem Zug nach Schottland. Gemeinsam mit einem alten Schulkameraden will er in den Highlands eine Auszeit nehmen, die herrliche Landschaft genießen und sich von der, im Wortlaut seines Arztes, »Überarbeitung« erholen. Kurz vor der Ankunft beobachtet Grant, wie es dem Schaffner im Abteil nebenan nicht gelingen will, einen Mitreisenden zu wecken - der Mann ist tot! Fast freut sich Grant ein bisschen, einmal nicht zuständig zu sein. Doch beim ersten Frühstück im Hotel fällt ihm eine Zeitung in die Hände, die er im Zug eingesteckt haben muss und die offenbar dem Toten gehörte. Ein rätselhaftes Gedicht, zwischen die Meldungen gekritzelt, weckt Grants detektivisches Interesse. Ob sich anhand der Handschrift und der merkwürdigen Verse etwas über die Identität des Mannes herausfinden lässt? Was als munterer Zeitvertreib beginnt, wird allmählich zu einer umfassenden Ermittlung, bei der Grant nicht nur das Gedicht entschlüsselt, sondern schließlich auch die Wahrheit über den Mord aufdeckt.


    Zur Autorin (Quelle: Verlag):


    Josephine Tey ist das Pseudonym der schottischen Autorin Elizabeth MacKintosh (1896–1952), die vor allem für ihre Kriminalromane bekannt geworden ist. Mit dem Schreiben begann sie, nachdem sie ihre Arbeit als Sportlehrerin aufgeben musste, um ihre Mutter zu pflegen, die an Krebs erkrankt war. Nach deren Tod kümmerte sich Tey um den Vater und blieb auch danach in ihrem Elternhaus wohnen. Tey lebte sehr zurückgezogen, mied Interviews und öffentliche Auftritte. Sie starb im Alter von 55 Jahren während einer Reise nach London. Ihr Roman „Alibi für einen König“ wurde von der englischen Autorenvereinigung Crime Writers’ Association zum besten Kriminalroman aller Zeiten gewählt und 1969 mit dem Grand prix de littérature policière ausgezeichnet.


    Mein Lese-Eindruck:


    Alan Grant ist Inspector bei Scotland Yard, und er leidet wegen chronischer Überarbeitung an Panikattacken. Da hilft nur eines: raus aufs Land, ins beschauliche Schottland, wo seine Verwandten als Schafzüchter leben und wo er seiner Leidenschaft fürs Angeln in klaren Gebirgsbächen nachgehen kann.

    Das Landleben bekommt ihm, die Landschaft lässt ihn zur Ruhe kommen, und als auch noch eine verwitwete Gräfin auftaucht und ihn Amors Pfeil streift, überlegt er sogar, den Dienst zu quittieren und auf immer in diesem gesunden Landstrich zu bleiben.


    Wie gut, dass ihm ein Mord dazwischenkommt! Alan Grant muss keine Sekunde überlegen, die Prioritäten sind eindeutig, und er macht sich an die Arbeit. Dabei begegnet er ausgesprochen skurrilen Charakteren, die die Autorin mit nur wenigen Pinselstrichen liebevoll-ironisch skizziert. Ein besonders liebenswerter Charakter ist ihr mit dem kleinen Patrick gelungen, ein eigenwilliger und doch einnehmender kleiner Junge. Die Autorin nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie über die schottische Geschichte, das Essen auf den Hebriden und andere Eigentümlichkeiten schreibt.


    Ein großes Vergnügen ist die wohltuend klare Sprache der Autorin. Ihre Landschaftsbeschreibungen sind frei von jedem Kitsch und auch nicht langatmig, aber trotzdem entstehen im inneren Auge des Lesers Bilder der herben Landschaft auf den Hebriden und der schottischen Highlands. Ihr schwarzer Humor in Verbindung mit dezent-ironischen Formulierungen machen das Lesen zu einem Vergnügen.


    Alan Grant ist einer der Ermittler, die ihre Fälle mit Überlegungen und Schlussfolgerungen lösen. So findet er auch den Bösewicht, aber leider fehlen die Beweise. Und daher greift die Autorin zu dem unschönen Kunstgriff und lässt den Bösewicht seine Taten und seine Motive selber erklären. Schade, dass der Autorin keine andere Möglichkeit eingefallen ist.


    Trotzdem: ein Wohlfühlbuch!

    08/10 Pkt.


    ASIN/ISBN: B0C4LYL4GJ

    ASIN/ISBN: 3910372112



    Klappentext

    Freundschaft, Liebe, Sex und Macht: »Vertrauensübung« ist ein intensiver Roman, der mutmaßliche Wahrheiten erdrutschartig mit sich reißt. Sarah und David gehören zu den Auserwählten, die an der Elite-Schauspielschule CAPA aufgenommen werden. Sarah stammt aus einfachen Verhältnissen, David aus reichem Elternhaus. Wie ihre Mitschüler:innen konkurrieren sie um die Sympathien ihres Lehrers Mr Kingsley, dem eigentlichen Star der Schule. Kingsley ist ein Charismatiker, der jeden Raum zum Leuchten bringt und dann durchschneidet wie eine Messerklinge. Selbst die Eltern haben keinen Einfluss darauf, was innerhalb der Schulmauern geschieht. Als Sarah und David ihren Unterschieden zum Trotz eine Beziehung anfangen, ziehen sie alle Aufmerksamkeit auf sich – und setzen damit eine Dynamik in Gang, die der Welt außerhalb der Schule über Jahre Rätsel aufgibt. Bis zwei Außenseiterinnen sich Gehör verschaffen und unseren Blick auf das, was damals geschah, auf Intimität und Inszenierung, Fakt und Fiktion, Geltung und Gewalt radikal verändern.


    Mein Hör-Eindruck:


    Eine Schauspielschule, eine Eliteschule in den 80er Jahren im ländlichen Süden der USA, die ihren Schülern den Sprung auf die großen Bühnen der Welt ermöglicht: so sieht sich die Schule. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, und darum geht es in diesem Roman.


    Die Autorin nutzt konsequent die Elemente von Theater und Bühne für ihr Erzählen.


    Im I. Akt lernt der Leser/Hörer eine Anfängerklasse kennen, die stolz darauf ist, von Mr. Kingsley unterrichtet zu werden. Mr. Kingsley ist ein charismatischer Lehrer, ein Freund seiner Schüler, fordernd und auch fördernd, das Aushängeschild der Schule. Mit seinen Schülern veranstaltet er sog. Vertrauensübungen. Solche Vertrauensübungen sind tatsächlich die Basis jedes kreativen Prozesses, und gerade die Theaterarbeit erfordert ein hohes Maß an Angstfreiheit und Vertrauen des einzelnen Spielers zu seinen Mitspielern. Mr. Kingsleys Übungen jedoch führen weder zu Angstfreiheit noch zu gegenseitigem Vertrauen. Im Gegenteil. Sie gleiten sofort ins Übergriffige ab und zeigen bedrohliche Elemente sexueller Aggression. Damit wird ein Grundakkord dieses Romans angeschlagen: Sexualität als lebensbestimmendes Handlungsstimulans dieser jungen Leute.


    Die erzählten Szenen wirken wie Theaterszenen. Sie spielen auch großenteils auf der Bühne, und auch für Intimes und Privates wird die Öffentlichkeit als Bühne gesucht. Unter der Regie von Mr. Kingsley spielt sich auch ein Liebesdrama auf der Bühne ab, wenn der Lehrer seine Schüler mit seinen manipulativen an ihre emotionalen Grenzen bringt, ohne dass sie aber ihr Inneres öffnen können. In quälend langen Konfrontationen behalten sie ihre Fassaden bei, es entsteht kein Vertrauen, und man fragt sich als Leser, inwieweit die eigenen Wahrnehmungen belastbar sind: stimmt das alles, was wir lesen?

    Der II. Akt wird belebt durch eine Theatergruppe aus England, die die Klasse aufmischt. Sie bieten eine Vorstellung von „Candide“, die durch eine Fülle an sexuellen Provokationen nicht wiederholt werden darf. Und die sexuelle Erhitzung, die sich hier auf der Bühne zeigte, wird anschließend in das wirkliche Leben übertragen. Die Grenzen zwischen Schülern und Lehrern verwischen sich, sexuelle Abhängigkeiten entstehen, die Außenwelt wie z. B. die Eltern haben kaum mehr Zugriff auf die Schüler.


    Im II. Akt tritt eine bisherige Nebenfigur ins Rampenlicht. Sie relativiert alles bisher Geschehene. Die bisher aufgetretenen Personen werden als Konstrukte entlarvt. Die Wahrnehmungsebenen werden vermischt, die Wirklichkeit wird als „Theater“, d. h. als Simulation enttarnt, und als Leser weiß man nicht mehr, welchen Wahrnehmungen man Glauben schenken darf, v. a. auch deshalb, weil sie die Erzählerin als unzuverlässig entpuppt.


    Eines aber wird dem Leser/Hörer klar: diese Person erlebt sich als Opfer und ist schwer traumatisiert. Sogar in der Sprache spürt sie Doppeldeutigkeiten und dem Verhältnis von Täter und Opfer nach. Überhaupt versichert sie sich ständig der Wirklichkeit, wie sie sich daran erinnert, indem sie Begriffe präzise definiert.


    Die Autorin spielt hier souverän mit dem Wesen des Theaters: der Erzeugung von Illusion. Dieses Spiel mit verschiedenen Wirklichkeitsebenen ist durchaus kunstvoll, aber für den Leser sehr schwierig. Er kann das bisher Gehörte nicht überprüfen, aber er muss es vollständig in Frage stellen. Damit wird der Hörer so wie die Schüler einer besonderen Form von Vertrauensübung unterzogen.


    Zugleich wird der Hörer einer Geduldsübung unterzogen. Akribisch lange Beschreibungen bringen die Handlung nicht voran, und der Roman hätte durch rabiate Kürzungen nur gewinnen können.


    Was aber bleibt, ist ein wirres Spiel von sexuellen Beziehungen unterschiedlichster Intensität, die Manipulation von Heranwachsenden und v. a. der nach wie vor existente Machtmissbrauch in hierarchischen Strukturen.


    Fazit: Ein kunstvoll konstruierter Roman mit einem aufwühlenden Kern.


    08/10 Pkt.

    Danke für den Tipp zu dieser Reihe!

    Ich habe diese Michelangelo-Hörbuch auch gehört, und ich kann es auch nur empfehlen! Es ist ja nicht leicht, ein solchen Leben zusammenzufassen! Aber das macht Frau Pfitzner wirklich gut, ich finde ihre Schwerpunkte gut gesetzt, und auch die Verbindung zur Frage des Kunstmarktes ist gut gemacht.

    Und, was mir persönlich wichtig ist: sie unterlässt jedes alberne Anbiedern an Kinder.

    Ich fand das Hörbuch auch für Erwachsene gut!

    ASIN/ISBN: 3492071902


    Philipp Oehmke, Schönwald


    Ich mag einfach spitze Zungen und solche messerscharfen Formulierungen, wie sie Philipp Oehmke hier ausbreitet. Nicht bösartig, das nicht, und er übertreibt auch gelegentlich, aber durch die Zuspitzung wird das Gemeinte deutlicher.

    Oehmke belebt den Familienroman neu: der Roman eine bürgerlichen Bildungsfamilie, deren Familienkonstrukt zusammenbricht. Dazu gibt es ein großes Panorama der Zeitgeschichte, bei dem sich der Journalist Oehmke bestens auskennt und wo er gelegentlich aus dem Vollen schöpft.

    Wer sich nicht vor 17 Stunden Hörzeit oder 550 Seiten fürchtet, dem kann ich den Roman nur ans Herz legen.


    P.S. Einen Rezensions-Versuch habe ich gerade eingestellt.

    ASIN/ISBN: 3492071902



    Klappentext:


    »Wir sind, was wir uns selbst über uns erzählen.«

    Eine Familie, zwei Generationen und ein tiefes Trauma, das sie miteinander verbindet: Anders als Harry findet Ruth Schönwald nicht, dass jedes Gefühl artikuliert, jedes Problem thematisiert werden muss. Sie hätte Karriere machen können, verzichtete aber wegen der Kinder und zugunsten von Harry. Was sie an jenem Abend auf einem Ball ineinander gesehen haben, ist in den kommenden Jahrzehnten nicht immer beiden klar. Inzwischen sind ihre drei Kinder Chris, Karolin und Benni erwachsen. Als Karolin einen queeren Buchladen eröffnet, kommen alle in Berlin zusammen, selbst Chris, der Professor in New York ist und damit das, was Ruth sich immer erträumte. Dort bricht der alte Konflikt endgültig auf.


    Mein Hör-Eindruck:

    Familientreffen – wer kennt das nicht?


    Familie Schönwald, eine bildungsbürgerliche Wohlstandfamilie, trifft sich in diesem Roman zwei Mal, und zwischen diesen beiden Treffen entspinnt sich dieser opulente Roman.


    Das erste Treffen endet mit einem Eklat: auf die neu eröffnete queere Buchhandlung der Tochter Karolin in Berlin wird ein Anschlag verübt, und die Familie wird mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie vom ererbten „Nazigold“ ihrer Großeltern profitiere. Die Kontinuität von „Nazi-Gold“ in der jungen Bundesrepublik: eine interessante Form von Geldwäsche!


    Dieses Treffen in Berlin ist der erzählerische Knotenpunkt, von dem aus dem Leser die Geschichte zunächst nur eines Familienmitglieds erzählt wird, bis sich in der Rückschau ein weiterer kleiner Knotenpunkt ergibt, an den der Erzähler die Geschichte eines anderen Familienmitglieds anknüpfen kann. Insofern erinnert der Roman mit seinen vielen Verästelungen an einen Stammbaum, der sich jedoch auf zwei Generationen beschränkt, dafür aber auch die Schwiegerkinder und deren Familien ins Visier nimmt.


    Im Fortgang des Erzählens ergibt sich so ein dichtes Psychogramm dieser Menschen, die sich als Familie empfinden und die auch den Schutz durch die Familie gelegentlich erlebt haben. Hier erzählt der Autor eine anrührende Geschichte, wie sich der Älteste für seinen jüngeren Bruder einsetzt und sogar seine akademische Karriere für ihn aufs Spiel setzt. Dennoch schottet sich jeder von ihnen ab und fürchtet sich davor, den Erwartungen der anderen nicht zu entsprechen. Jeder von ihnen schafft es nicht, sich der Familie so zu zeigen, wie er ist und seine beruflichen und privaten Probleme offenzulegen. Das Cover, das an ein Bild von Edvard Hopper, den Maler der Stille, erinnert, zeigt diese Beziehungslosigkeit sehr deutlich: die Figuren stehen nebeneinander, sie befinden sich in keinem Austausch, die Blicke richten sich in unterschiedliche Richtungen. Sehr passend gewählt!


    Das entspricht der Familie Schönwald, wie wir sie als Leser erleben. Der äußere Schein wird gewahrt, da wird geblendet und simuliert, Konflikte werden unterdrückt, und vor allem: es wird geschwiegen und verschwiegen. Hier sind es die Mutter Ruth und ihre eigene Erziehung, die sich unheilvoll auswirken. Sie ist davon überzeugt, dass mit Reden noch nie eine Situation bereinigt worden sei. Sie ist so erzogen worden und gibt diese Überzeugung unreflektiert an die Kinder weiter: die „Oberflächenrealität“ der Familie soll immer unverändert bleiben. Und so kehrt sie ihre eigenen verpassten Chancen und ihr berufliches Scheitern, ihren „Lebensskorbut“, ebenfalls unter den Teppich.


    Das zweite Treffen findet vor den Toren Berlins statt, und auch dieses Treffen endet mit einem Eklat. Die „Normalitätssimulation“ funktioniert nicht mehr, das Konstrukt einer Familie bricht zusammen. Es geht jedoch nicht um die Bereicherung der Familie durch die Nazi-Vergangenheit der Großeltern, sondern die alten Konflikte brechen auf, das Schweigen wird gebrochen, zumindest ansatzweise, und zurück bleiben die alten Eltern, auf sich selber zurückgeworfen.


    Hinter diesem vielerlei verästelten Psychogramm einer Familie steht ein großes Panorama der Zeitgeschichte, und gelegentlich verlässt der Autor seine Rolle als Erzähler und zeigt sich als Journalist, wenn sein Bedürfnis zu groß wird, den Leser mit Hintergrund-Informationen und Analysen zu versorgen.


    Der Roman besticht durch seine messerscharfen Formulierungen und seinen verhaltenen, oft ironischen Witz, mit dem manche Zeiterscheinungen bedacht werden. Ob das die MAGA-Bewegung Donald Trumps ist (die Beschreibung ihrer Mechanismen scheint Oehmke ein Anliegen zu sein!) oder die Beschreibung eines Vierseit-Bauernhofs, der sich mit modischen Angeboten an das Schicki-Micki-Klientel der Provinz richtet oder wenn ein Gesprächsteilnehmer im Gespräch gendert – man erkennt die Zeit und ist erheitert.


    Auffällig sind die vielen Hinweise auf Thomas Mann. Namensgleichheiten, der Spitzname „der Zauberer“, Promotion und versuchte Habilitation der Mutter über Thomas Mann etc. und schließlich vor allem ein Foto vor dem Thomas-Mann-Haus in Pacific Palisades, das für den akademischen Absturz des glamourösen Professors Schönwald sorgt – die Hinweise sind unübersehbar. Der Grund? Knüpft Oehmke an den Familienroman „Buddenbrooks“ von Thomas Mann an bzw. will das Genre des Familienromans in Deutschland wieder beleben? Schön wäre es.


    Das Hörbuch (17 Stunden!) wird eingesprochen vom Autor, und an seine verrauchte Stimme gewöhnt man sich sehr schnell. Beide, Buch und Hörbuch, hätten eine leichte Einkürzung vertragen.


    Fazit: Nachdenkenswert, aber ein großes Lesevergnügen!


    09/10 Pkt.

    Estha , danke für Deine begeisterte Rezension!

    ich höre den Roman nämlich auch gerade, und er gefällt mir bislang sehr gut.

    Bisschen störend finde ich die amerikanischen Passagen, als hätte der Gute Kaugummi im Mund, so quetschig kommen die aus seinem Mund - mnan hört einfach, dass der Autor/Sprecher lange in den USA gelebt hat.


    Mir sind die wiederholten Bezüge zu Thomas Mann aufgefallen; da heißt es einmal "der Zauberer", dann steht "Tod in Venedig" (natürlich!) im queeren Laden, Ruth hatte versucht sich über Thomas Mann zu habilitieren und so fort.

    Das können doch keine Zufälle sein?

    ASIN/ISBN: 3492071627


    Verlagsinformation:


    "Lasst ihn doch gehen." Die junge Ky, Tochter vietnamesischer Einwanderer, empfindet bittere Reue, ihren Eltern diesen Satz gesagt zu haben. Nun ist ihr Bruder Denny tot, vor aller Augen ermordet auf der Feier seines erfolgreichen Schulabschlusses. Und nach Jahren kehrt Ky nach Cabramatta zurück, einem Einwanderervorort von Sydney, wo ihre Eltern noch immer leben. Mit ihnen will sie trauern, aber sie möchte auch Antworten auf ihre Fragen: Warum schweigen alle Augenzeugen? Warum hat sich nie jemand ernsthaft um die Aufklärung dieser Tat bemüht? Und warum hat sie selbst die Augen verschlossen vor dem Rassismus und den Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt war?


    Mein Lese-Eindruck:


    Vietnamesische Flüchtlinge in Australien: die Autorin weiß aus ihrer eigenen Biografie, wovon sie erzählt. Ein schwieriges, von vielerlei Problemen beschattetes Leben öffnet sich dem Leser.


    Ky, die Protagonistin, hat die Flucht Ende der 70er Jahre mit ihren Eltern erlebt. Ihr Bruder Denny kam schon in Australien zur Welt, und die Familie setzt, wie die anderen Flüchtlingsfamilien auch, ihre ganze Hoffnung auf die Kinder. Der Druck auf die Kinder ist daher enorm: sie sollen sich anpassen und durch schulischen Erfolg glänzen. Auf der anderen Seite leiden die Kinder unter den traumatisierten, oft gewalttätigen Eltern. Die Eltern haben nicht nur ihre Heimat und ihre Ahnen verloren, sondern auch ihre „Zugehörigkeit und ihr Selbstvertrauen“. Eine Assimilation scheint weit entfernt zu sein:


    „Ganz egal. Wie clever du bist oder wie hart du arbeitest oder wie viele Koalas du streichelst, die werden dich nie als eine von ihnen sehen. Nie im Leben.“


    Umgekehrt schotten sich auch die Flüchtlinge gegenüber den Weißen ab und begegnen ihnen voller Misstrauen. Dass dieses Misstrauen berechtigt ist, zeigt sich nach der Ermordung von Denny, einem fleißigen und begabten Kind, freundlich und unauffällig. Die Polizei trifft auf eine Mauer des Schweigens und ermittelt eher uninteressiert, sodass Ky, die ältere Schwester, aktiv wird und Zeugen sucht.

    Diese Suche nach Zeugen nutzt die Autorin, um den Leser in einige andere Leben in „Little Saigon“ hineinschauen zu lassen; ein schöner Kunstgriff, der den Blick des Lesers weitet.


    Der Roman wird zwar aus der Perspektive Kys erzählt, aber die eigentliche Hauptfigur ist Minnie, ihre Freundin aus Kindertagen, die sich dem allgemeinen Zwang zur Anpassung entzieht. An ihrem Beispiel zeigt die Autorin, welchen gewalttätigen Übergriffen die Kinder traumatisierter Eltern ausgesetzt sein können und welcher Sumpf an Drogen und Kriminalität sich in einer Generation auftun kann, die gesellschaftlich isoliert wird.


    Die Autorin legt ihren Roman als Kriminalroman an. Das ist ihr weniger gut gelungen, da sie den Spannungsbogen nicht bis zum Schluss aufrechterhalten kann. Liest man den Roman aber als Familiengeschichte, als Migrationsroman oder noch besser als Milieuschilderung, dann entfaltet der Roman durch seine Verdichtung eine große Aussagekraft.


    08/10 Pkt.

    ASIN/ISBN: 3746639204


    Zum Autor (Quelle: Verlag):


    Paul Schüler, Jahrgang 1986, studierte in Hannover erst Architektur, später Physik und Mathematik. Nach einigen Jahren als Songschreiber, Sänger und Gitarrist der Band „Ich Kann Fliegen“ und diversen journalistischen Tätigkeiten begann er, als Lehrer zu arbeiten. In seinem Debütroman verbindet er die Liebe zu Thrillern mit sprachlicher Präzision und physikalischem Fachwissen.


    Verlagsinformation zum Inhalt:


    Eine Frau und ihr Kampf gegen die gefährlichste Waffe der Welt.

    Leipzig im Juni 1942: Die Physikerin Margarete von Brühl arbeitet an der Entwicklung einer Uranmaschine. Sie ahnt nicht, wie sehr sich die Gestapo für ihre Experimente interessiert. Als es in ihrem Labor zu einer Explosion kommt, bei der ihr Assistent und heimlicher Geliebter stirbt, wird sie verhaftet - und danach von einem alten Freund befreit. Er behauptet, Mitglied einer Widerstandsgruppe zu sein und dass Margaretes Forschung dem Bau einer Atombombe dient. Gemeinsam versuchen sie mit all ihren Kräften zu verhindern, dass die Nazis an die apokalyptische Waffe gelangen.

    Ein packender Thriller über eine Verschwörung im Dritten Reich - nach historischen Begebenheiten erzählt.


    Mein Hör-Eindruck:


    Im Juni 1942 kam es im Physikalischen Institut der Universität Leipzig zu einem folgenschweren Unfall. Die Universität Leipzig war eine von vier wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich am sog. Uran-Projekt beteiligten. Einige Jahre vorher war die Kernspaltung entdeckt worden, und im Rahmen des Uran-Projekts sollte ein Versuchs-Kernreaktor gebaut und die Nutzbarmachung der Kernspaltung untersucht werden. Dahinter stand natürlich die Überlegung einer militärischen Nutzung. Der Unfall im Leipziger Institut zerstörte den Reaktor jedoch gründlichst.


    Diesen Hintergrund nutzt der Leipziger Autor Paul Schüler, aber er geht frei mit diesen historischen Tatsachen um, die ihn offensichtlich zu diesem Roman inspiriert haben. Im Mittelpunkt steht die junge Physikerin Dr. Margarethe von Brühl, der „ihr“ Reaktor während einer Versuchsreihe (die der Autor sehr laientauglich erklärt!) explodiert. Dieser Unfall hat weitreichende Folgen, und Margarethe v. Brühl gerät in ein Spinnennetz von unterschiedlichsten Interessen, und zwar persönlichen als auch politischen. Zudem wird sie einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt; Freunde entpuppen sich als Feinde und umgekehrt.


    Die Handlung beginnt mehrperspektivisch und nimmt nur sehr zögerlich Fahrt auf, aber dann entpuppt sie sich als rasante Räuberpistole, und der Autor lässt sich eine Aktion nach der anderen einfallen: wilde Verfolgungsjagden, drohende Erschießung, alliierter Bombenangriff, russische Partisanen etc. – filmreif bis zum finalen Showdown. Gelegentlich leidet darunter die Glaubwürdigkeit, z. B. wenn die Heldin nur im Krankenhaushemdchen aus dem schwer bewachten Krankenhaus fliehen kann oder wenn ein Folteropfer der Gestapo, nackt und halbtot geschlagen, nach seiner Befreiung problemlos wieder in der Handlung mitmischen kann.

    Diese filmreifen Aktionen laufen ab vor dem düsteren Hintergrund des Jahres 1942, der gekennzeichnet ist von zunehmenden Nazi-Terror und der erschöpfenden Kriegssituation. Der Autor breitet diesen Hintergrund nicht plakativ aus, sondern er setzt eher kleine Schlaglichter, mit denen er den Zeitgeist einfängt. Am Schluss des Romans klingt verhalten, aber wirkungsvoll die Frage nach der moralischen Verpflichtung von Forschung und Wissenschaft an.


    Das Hörbuch wurde eingelesen von Jasmin Shaudeen, die v. a. mit ihrem Berliner Dialekt für Frische sorgt.


    6/10 Pkt.

    ASIN/ISBN: 3845852135



    Verlagsinformation:


    Entdecke die faszinierende Welt der giftigen Tiere!

    Manche Tiere verfügen über eine Geheimwaffe, die ihnen hilft zu überleben: Gift! Und jede Art hat ihre eigene einzigartige Mischung, mit der sie sich vor Feinden schützt oder ihre Beute überwältigt. Niedliche Äffchen mit riesigen Augen und giftigem Biss, kleine kunterbunte Kraken mit tödlichen Fähigkeiten, bedrohliche Spinnen, Schlangen und Skorpione ... Tauche ein in die verblüffende Welt der Gifttiere und entdecke ihre raffinierten Techniken und Strategien!


    Zur Autorin (gekürzt, Quelle: Verlag):

    Ico Romero Reyes wuchs auf den Kanarischen Inseln auf und studierte Medienwissenschaften, Design und Technik. Sie beschäftigt sich unter anderem mit digitalen Bildungsmedien für Museen, zum Beispiel für das Zentrum für zeitgenössische Kultur in Barcelona (CCCB) und das American Museum of Natural History. Außerdem engagiert sie sich in der Klima- und Umweltbildung. "Giftig!" ist ihr erstes Buch.


    Zur Illustratorin (gekürzt, Quelle: Verlag):

    Tània García ist eine Illustratorin und Designerin aus Barcelona. Sie studierte dort Kunst und Design an der Escola Massana. Ihre Arbeit umfasst sowohl Kinderbücher als auch Werbe- und Produktillustrationen. Bei den World llustration Awards 2021 war sie als Finalistin nominiert.


    Zum Übersetzer (gekürzt, Quelle: Verlag):

    Andreas Jäger hat in Saarbrücken, Sheffield und Brighton Anglistik, Germanistik und Linguistik studiert und arbeitet seit 1999 als Übersetzer für verschiedene Verlage. Für arsEdition überträgt er seit vielen Jahren Kindersachbücher aus dem Englischen und Französischen.


    Mein Lese-Eindruck:


    Ein spannendes Thema!


    Die Autorin geht das Thema aber ausgesprochen gründlich und überlegt an. Der Leser erfährt zunächst einiges über Gifte: was Toxine sind, wo sie vorkommen und wie sie wirken. Er lernt die Unterscheidung zwischen aktiv und passiv giftigen Tieren. Schließlich wird er in die Taxonomie der Lebewesen eingeführt (leider nicht an einem Beispiel aus dem Buch), weil damit die Gliederung des Buches vorgegeben ist. Und dann wird er entlassen in das Reich der giftigen Tiere.


    Ein bunter Reigen tut sich auf: Kraken, Wespen, Affen, Fische, Skorpione, Vampire, Vögel, Schnabeltiere, Quallen, See-Anemomen und und und. Man liest Erstaunliches. Wer kennt die Gila-Krustenechse und weiß, dass sie bis zu 2 Jahren ohne Nahrung überleben kann? Wer weiß, dass der Seewespe, einer hochgiftigen Qualle mit bis zu 3 m langen Tentakeln, mehr Menschen zum Opfer fallen als dem legendären Weißen Hai? Und dass die gefürchtete große Vogelspinne keine Chance hat gegen eine Wespe, die sich Tarantula-Falke nennt? Und wer kennt einen Plumplori?


    Das Buch wird abgeschlossen mit einem kleinen Quiz; eine schöne Idee!

    Ebenfalls positiv hervorzuheben sind die lateinischen Gattungsbezeichnungen und die Verwendung von Fachbegriffen wie z. B. Aposematismus, die kindgemäß erläutert werden. Ab und an wären genauere Angaben angebracht werden. So heißt es z. B., die Trichternetzspinne sei „groß“. Was heißt „groß“?


    Die Illustrationen sind bestechend schön. Sie sind großformatig und zeigen die detaillierte Sachkenntnis der Künstlerin, gerade weil sie das dargestellte Tier auf seine wesentlichen Merkmale reduzieren. Zudem zeigen sie jedes Tier in seinem natürlichen Umfeld.


    Fazit: ein schönes Geschenk zu einem spannenden Thema!

    08/10 Pkt.

    ASIN/ISBN: B0BJW34LFR





    Verlagsinformation:


    Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.


    Mein Hör-Eindruck:


    Seethalers Vorliebe gehört offensichtlich den einfachen, kleinen Leuten, deren Leben er erzählt. Hier ist es die Geschichte des Gelegenheitsarbeiters Robert Simon, der Ende der 60er Jahre ein Cafè am Karmelitermarkt übernimmt, einem noch vom Krieg gezeichneten ärmlichen Viertel Wiens. Sein Leben ist unspektakulär und von täglicher harter Arbeit geprägt. Er wohnt bescheiden in einem möblierten Zimmer bei einer Kriegerwitwe, mit der ihn im Lauf der Jahre das Gefühl einer gegenseitigen Verantwortung füreinander verbindet.


    Der wirtschaftliche Aufschwung, von dem er in der Zeitung liest, geht an ihm vorbei, und er zeigt auch kein Interesse daran. Der Einsturz der Reichsbrücke (1976) wird zwar von ihm und seinen Gästen als Signal für eine Zeitenwende gedeutet, aber worin diese Zeitenwende besteht, bleibt offen und zeigt sich auch nicht in dem kleinbürgerlichen Mikrokosmos des Cafès.


    Seine Gäste stammen aus seinem Umkreis und seiner Schicht. Es sind Schicht-Arbeiter, junge Frauen aus der Garnfabrik, kleine Beamte, Gelegenheitsarbeiter, Taugenichtse, Marktleute, verkrachte Existenzen und andere skurrile Gestalten, die sich hier treffen. Simon hat Verständnis für alle: „Die Welt dreht sich immer schneller, und da kann es schon passieren, dass es einige von denen, deren Leben nicht schwer genug wiegt, aus der Bahn wirft.“ Simons Cafè ist für diese Leute eine zweite Heimat, wo sie Ansprache und Zuhörer finden. Einige dieser Schicksale greift Seethaler heraus und betrachtet sie kurz wie mit einem Vergrößerungsglas, z. B. das Leben des benachbarten Metzgermeisters, der seine ständig wachsende Familie ernähren muss und dessen Geschäft unter den neuen Supermärkten leidet, oder das Leben des ständig alkoholisierten Schau-Ringers, der ausgerechnet „Wurm“ heißt. Alle diese Figuren stehen dem Leben und den sich ändernden Zeiten hilflos und ratlos gegenüber. Alle sind kleinbürgerliche Existenzen, die versuchen mit dem Leben klarzukommen und die ihr bescheidenes Auskommen finden müssen.


    Wie seine Gäste erleidet auch Robert Simon Schicksalsschläge, die er jedoch ergeben hinnimmt und mit deren Folgen er weiterlebt. Und das ist eines der wiederkehrenden starken Themen in Seethalers Romanen: die Ergebenheit dem Leben gegenüber, die Einsamkeit des Einzelnen, sein Scheitern und zugleich die Beobachtung, dass jeder seinem Mitmenschen das Leben etwas erleichtern kann.

    So unspektakulär wie Seethalers Figuren ist auch seine Sprache. Wenn man einen Seethaler-Roman aufschlägt, weiß man, was einen erwartet: eine reduzierte Sprache, passend zur Wortkargheit seiner Figuren sowie leise und undramatische Töne.


    Das Hörbuch wurde eingelesen von Matthias Brandt: perfekt, ein Hörgenuss, besser geht es nicht.


    Mein Lieblingssatz:

    "Am besten man sucht sich ein schattiges Platzerl im Leben und hält still."


    10/10 Pkt.

    ASIN/ISBN: 3845851015


    Verlagsinformation:


    Wenn kleine Mäuse noch kein bisschen müde sind

    Eine liebevolle Gutenachtgeschichte, mit einem Augenzwinkern erzählt


    Zu Autor und Illustratorin (Quelle: Verlag)


    Erhard Dietl arbeitete nach seinem Studium an der Akademie für das Graphische Gewerbe und der Kunstakademie München zunächst als Cartoonist und Illustrator für überregionale Zeitschriften. Mitte der 80er-Jahre wechselte er zum Medium Buch. Er verfasst seine Texte auch für Erwachsene als Lied oder Gedicht und präsentiert diese gerne mal im Livekonzert.


    Outi Kaden wurde 1966 in eine deutsch-finnische Familie hineingeboren und wollte schon als kleines Mädchen Kinderbücher machen. Dennoch absolvierte sie nach dem Abitur zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Erst nach der Geburt ihrer zwei Söhne begann sie, Kinderbücher zu illustrieren und zu schreiben.


    Mein Lese-Eindruck:


    Es gibt die senile Bettflucht, und es gibt die juvenile Bettflucht. Um letztere dreht es sich in diesem kleinen Bilderbuch. Jeder, der Kinder hat, kennt das Problem: die Kinder wollen nicht ins Bett, und die Geduld der Eltern wird auf eine harte Probe gestellt.


    Hier ist es die kleine Maus, die wie in einem Count-down noch alles Mögliche erledigen muss: noch 10 Minuten bis zur Bettruhe und „Nur noch kurz“ 10 Löcher in den Käse beißen, noch 9 Minuten und „Nur noch kurz“ 9 Runden mit dem Rennauto fahren, noch 8 Minuten und „Nur noch kurz“ 8 Tropfen Wasser für den Kaktus und so fort. Schließlich ist der Count-down abgelaufen und die kleine Maus lässt sich zudecken. Der Schluss ist originell: die kleine Maus wünscht sich „Nur noch 1 Minute!“ eine Geschichte, und der Mäusepapa liest die Geschichte „Nur noch kurz“.

    Diese Rhythmisierung der Geschichte im Zehner-Takt ist eine schöne Idee für eine Gute-Nacht-Geschichte. Jede Rhythmisierung gefällt Kindern, und zudem wird damit deutlich, dass das Ende der Geschichte näher rückt und die Vorlesezeit begrenzt ist.


    Die Illustrationen sind klar konturiert und kindgerecht, auch von der Farbgebung her. Die Bilder sind reduziert auf den Inhalt des Textes und bieten keinerlei unnötige Ablenkungen. Die überproportional vergrößerten Köpfe erinnern entfernt an japanische Mangas; das ist sicher Geschmackssache. Erheiternd für den erwachsenen Leser ist die Darstellung der Mäuse-Eltern: die zunehmende Ungeduld zeigt sich in sparsamen Gesten und einer Mimik, in der man sich selber wiederfindet.


    Eine goldige kleine Gute-Nacht-Geschichte, die zu wiederholtem Lesen einlädt!


    09/10 Pkt.


    Zum Autor:


    Gabriel Zuchtriegel erhielt nach seiner Dissertation über Ausgrabungen in Gabii ein Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts, leitete verschiedene Ausgrabungen in Italien und wurde schließlich 2015 zum Direktor des Archäologischen Parks von Paestum berufen. 2020 nahm er zusätzlich zu deutschen die italienische Staatsbürgerschaft an. 2021 übernahm er von Massimo Osanna die Leitung des Archäologischen Parks von Pompeji.


    Verlagsinformation:


    Ein neuer Blick auf Pompeji und die befreiende Kraft der Kultur

    Garküchen, ein Sklavenzimmer, griechische Theater, Villen, Thermen und Tempel – die Ausgrabungen in Pompeji offenbaren eine Welt. Doch was hat sie mit uns zu tun? Gabriel Zuchtriegel, der neue Direktor des Weltkulturerbes, legt eindrucksvoll dar, dass verschüttete Altertümer, starre Ruinen und schweigende Bilder uns noch heute verändern können.

    Fast täglich kommt Gabriel Zuchtriegel bei seiner Arbeit an der Kreuzung der zwei Hauptachsen Pompejis vorbei, steht da, wo am Morgen des 25. Oktober im Jahr 79 n. Chr. eine ganze Stadt unter Asche und Geröll versank. Wenn Zuchtriegel die Skulptur des im Schlaf überraschten Fischerjungen sieht, muss er an seinen Sohn denken, der sich genauso einrollt, um nicht zu frieren. Dass solche Momente wesentlich sind, um zu vermitteln, was die Antike mit uns zu tun hat, darum geht es in diesem Buch. Gabriel Zuchtriegel bringt uns anhand der archäologischen Entdeckungen vom 19. Jahrhundert bis heute neben Ausgrabungstechniken auch Fragestellungen näher, die mit dem Wandel der Gesellschaft und unserer Gegenwart verknüpft sind. Das alles verbindet er mit seinem Werdegang als Archäologe, der Pompeji nicht nur als Weltkulturerbe erhalten möchte, sondern sich dafür einsetzt, dass alle diesen Ort als den ihren begreifen.


    Mein Lese-Eindruck:


    „Das Land der Griechen mit der Seele suchend“ (Goethe, Iphigenie)


    „Vom Zauber des Untergangs“. Dieser Titel befremdet zunächst. Welchen Zauber hat ein Untergang, der Untergang einer ganzen Stadt?


    Pompeji ist eine der berühmtesten Ausgrabungsorte der Welt, und seine Faszination dauert ungebrochen bis heute an. Jeder Besucher steht staunend vor luxuriösen Villen mit beeindruckenden lebensfrohen Wandmalereien, und das Staunen mischt sich mit Grauen und Erschütterung beim Anblick der Abgüsse von Opfern des Untergangs. Der Untergang selber ist gut dokumentiert, v. a. durch die Aufzeichnungen von Plinius d. J., der wiederum auf die Beobachtungen seines Onkels Plinius d. Ä. zurückgreift. Ein heftiges Erdbeben hatte schon Jahre vorher (62 n. Chr.) den Ausbruch angekündigt. Teile der Stadt wurden zerstört, die Reichen zogen sich in ihre Landhäuser zurück und warteten dort die Instandsetzung ihrer Stadtpaläste ab. Im Oktober 79 n. Chr. kam es dann zu der Katastrophe, die nicht nur Pompeji, sondern auch die umliegenden Städte Stabiae, Herculaneum und Oplontis zerstörte. Pompeji wurde unter einer meterhohen Schicht kleinerer und größerer Gesteinsbrocken begraben, bevor ein pyroklastischer Strom alles Leben in Sekundenschnelle vernichtete.


    Zuchtriegel bezeichnet sich selber als Archäologe „mit Schlagseite“, und tatsächlich geht er mit anderen Vorstellungen an die Archäologie heran als seine Vorgänger. Ein Ansatzpunkt ist folgender Gedanke: „Wenn wir als Gesellschaft in Denkmalschutz und Forschung investieren, was können Denkmalschutz und Forschung der Gesellschaft zurückgeben?“ Er sieht also die Archäologie in der Pflicht gegenüber der Gesellschaft. Diese Auffassung setzt er um, indem er z. B. einen Theaterworkshop mit Jugendlichen aus problematischen Verhältnissen durchführen ließ, der mit der Aufführung von „Die Vögel“ von Aristophanes im Ruinentheater endete. Damit holt er nicht nur die Archäologie aus ihrem Elfenbeinturm heraus, sondern schafft zugleich eine Anbindung der Anwohner an „ihre“ Ausgrabungsstätte.


    Damit zusammen hängt auch Zuchtriegels Überzeugung, die Fundstücke nicht im Museum zu präsentieren, sondern sie in ihrem Kontext zu belassen. Hier erweist sich Zuchtriegel als Anhänger der sog. Diskursanalyse von Michel Foucault, der darauf hinwies, dass jede Erkenntnis immer geprägt ist vom Forschenden selber, seinem Hintergrund, seiner Persönlichkeit, seinen Vorlieben etc. Dagegen ist es oft der Kontext eines Fundstückes, der genauere Erkenntnisse zulässt. Gleichzeitig befreit er aber damit die Ausgrabungsstätte von ihrer rein musealen Funktion und verleiht ihr Leben.


    Und so wandert Gabriel Zuchtriegel in seinem Buch von einem Thema zum nächsten, und jedem Kapitel merkt man seine Begeisterung für seinen Beruf an. Er erzählt von neuen Ausgrabungen, z. B. einer 16 qm kleinen Kammer, die als Lagerraum, aber offensichtlich auch als Schlafraum für Sklaven genutzt wurde. Und so erfährt der Leser auch von den weniger schönen Seiten der Stadt und der weniger privilegierten Bevölkerung: beengte Wohnverhältnisse, erdrückende Armut, „man aß Brot, und das war’s“, Lebensmittelknappheit. Zuchtriegel errechnet eine Zahl von 45.000 Einwohnern: eine übervölkerte Stadt, „ständig am Rand einer sozialen Katastrophe“. Diese Ausgrabung war für Zuchtriegel deshalb so außerordentlich, weil sie den „Seltenheitswert des Alltäglichen“ zeigte.

    Andere Kapitel wenden sich der Verbindung von Kunst und Religion zu und der neuen monotheistischen Sekte des Christentums, andere der für unsere Begriffe wesentlich freizügigeren Sexualität, den Darstellungen von Hermaphroditen, der Bedeutung der griechischen Kunst für die Römer, dem Aufstieg des Gottes Dionysos, den Mysterienkulten, der Lage der Sklaven und der freigelassenen Sklaven, den Zusammenhang von Bild und Ritus, man liest Deutungsversuche von Fresken, quellenkritische Überlegungen und so fort – und immer belegt an Ausgrabungsfunden und mit Bildern illustriert (die man leider im Anhang nachschlagen muss).


    Und damit beantwortet Zuchtriegel auch die Frage, die der Titel aufwirft: Worin liegt der Zauber eines Untergangs?


    Die Ausgrabungen begannen 1748, und seitdem hält dieser Zauber an: eine erstarrte Stadt und eine vergangene Lebensweise wird wieder lebendig und wir tauchen ein in die Alltagswelt unserer Vorfahren. Erst der Untergang und das Vergessen ermöglichen „den Zauber des Wiederfindens und Bewahrens“. Es geht Zuchtriegel nicht darum, einen musealen Katalog zu erstellen, um damit eine Sehenswürdigkeit nach der anderen abzuhaken. Dieses Vorgehen nennt er das „Sammlersyndrom“. Was Zuchtriegel will, ist etwas anderes. Ein antikes Kunstwerk ist für ihn nicht nur ein museales Objekt, sondern – frei nach Foucaults Diskurstheorie – es tritt mit uns in einen Dialog ein und sollte nicht nur rational, sondern auch emotional und in seiner Funktion erfasst werden. Zuchtriegel will, dass die Fundstücke und der Ort als Ganzes für den Betrachter lebendig werden und sein Innerstes ansprechen, ihn als Mitmenschen berühren.

    „Das Land der Griechen mit der Seele suchen“, nannte es Goethe.


    Das Buch richtet sich daher dezidiert an Laien und spricht eine Sprache, die jeder versteht.

    Nichts steht der Verzauberung im Wege!


    Fazit: ein ungemein lebendiges Buch, eine Einladung zu einer vorurteilsfreien Begegnung mit unseren Vorfahren.


    ASIN/ISBN: B0BJW5VVG2


    09/10 Pkt.

    ASIN/ISBN: B0BMM6Y8JQ

    Verlagsinformation:_


    Das Tor zum Süden.

    Göschenen, 1872: Helene begleitet ihren Vater oft auf seinen Fahrten über den gefährlichen Gotthardpass. Als ein Tunnel durch den Berg gebaut werden soll, fürchten die Fuhrhalter um ihre Existenz, die Bergarbeiter aus Italien sind Anfeindungen ausgesetzt. Auch wenn ihre Eltern dem Mineur Piero ein Zimmer auf ihrem Hof anbieten, weiß Helene, dass sie eine Verbindung zu dem temperamentvollen Italiener niemals billigen würden – und doch geht er ihr nicht mehr aus dem Kopf. Als es im Tunnel immer häufiger zu schweren Unfällen kommt, muss sie schon bald um Pieros Leben bangen ...

    Die epische Geschichte eines kühnen Bauvorhabens und einer Liebe, die nicht sein durfte.


    Mein Hör-Eindruck:


    Der Bau des Gotthardtunnels war im ausgehenden 19. Jahrhundert eine aufsehenerregende Meisterleistung der Ingenieurskunst. Der Tunnel war konzipiert als doppelgleisiger Eisenbahntunnel, damals der längste Eisenbahntunnel der Welt, und nach wie vor verbindet er Göschenen in der Schweiz mit dem norditalienischen Airolo.


    Karin Seemayer widmet sich diesem eigentlich eher spröden Thema und reichert es mit verschiedenen anderen Themenkomplexen an, sodass eine lebendige Geschichte entsteht. In erster Linie ist das eine Liebesgeschichte, die nach allerhand dramatischen Hindernissen und Ereignissen das erwartete Happy-End findet.


    Daneben erfährt der Leser Interessantes über die Sozialstruktur des Dorfes Göschenen und dessen Veränderung durch die gewaltige Baumaßnahme und den damit verbundenen Zuzug von Arbeitern, die wegen ihrer Fremdheit misstrauisch beäugt wurden. Der Tunnelbau sorgt für innerdörfliche Verwerfungen v. a. bei der Gruppe der Fuhrwerker, die um ihr Überleben fürchten. Nicht jeder wagt den Sprung in die neue Zeit des Industrie-Zeitalters, und nicht jeder kann die veränderte Situation als Chance begreifen. Hier gelingen der Autorin sehr anschauliche Bilder, wenn sie z. B. die gefährliche Fahrt über den Gotthard-Pass mit seinen Haarnadelkehren und halsbrecherischen Brücken beschreibt und damit die Notwendigkeit eines Tunnelbaus verdeutlicht. Auch die Beschreibungen von Natur und Wetter sind eindringlich und lassen im Kopf des Lesers deutliche Bilder entstehen. Sie zeigen auch, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht und diese Gegend ganz offensichtlich bereist hat.

    Insgesamt besticht der Roman durch eine akribisch-genaue Recherche, sei es zur Einrichtung der Baustelle, den teils unmenschlichen Arbeitsbedingungen, zum Einsatz des neuen Sprengstoffs Dynamit und so fort. Die Autorin hat aber nicht den Ehrgeiz, ihr gesammeltes Wissen auszubreiten, sondern sie wählt aus. Damit hält sie den Roman in einer guten Balance und vermeidet eine Überfrachtung mit Sach-Informationen.


    Überhaupt zeigt die Art und Weise, wie Sachinformationen vermittelt werden, großes erzählerisches Geschick. Hier gibt es keine Belehrungen des Lesers seitens einer Figur, keine hölzernen und damit unrealistischen Dialoge oder ähnliches. Stattdessen wird historisches und technisches Wissen immer über die Handlung transportiert und geschmeidig mit der Handlung verwoben.


    Ich habe den Roman als Hörbuch gehört, eingelesen von Sophie Hutter. Sophie Hutters Vorlesen macht das Zuhören zu einem Vergnügen. Bei diesem Roman kommt ihr zugute, dass sie Schweizerin ist. Daher liest sie die Dialoge mit dem besonderen Schweizer Zungenschlag, und so wirken die Dialoge sehr lebendig und authentisch, und die Figuren gewinnen zusätzliche Plastizität. Sehr gelungen!


    09/10 Pkt.