Beiträge von dracoma

    der wusste zumindest, wie man anständig lebt,

    Ja, das wusste er, das sehe ich auch so.

    Das hatte aber auch etwas Abgehobenes, Irreales...

    Oben in seiner Trutzburg wurde im Abendkleid etc., umgeben von der Dienerschaft, gespeist, während unten am Fuß des Riesengebirges die Russen plündernd und mordend durch die Lande zogen.

    Hungern mussten die Hauptmanns auch nicht ...

    Und bisschen verlogen war er auch.

    Du merkst es wohl: ich mag ihn nicht besonders.

    Für mich war die Vorstellung einer Reise in das Riesengebirge, als ich in den achtziger Jahren "Die Flucht nach Ägypten" zum ersten Mal las, exotischer als eine nach Nepal.

    :) Stimmt!

    Aber jetzt ist das einfacher. Und wenn Du schon unterwegs bist, kannst Du auch gleich Gerhart Hauptmann in seiner Trutzburg besuchen.

    Ich komm jetzt wieder von Hölzchen auf Stöckchen, aber die Biografie von Pleschinski hat mir gut gefallen!

    Gerhart Hauptmann danach allerdings wesentlich weniger.


    ASIN/ISBN: 3406700616

    ASIN/ISBN: 3608986731


    Zur Autorin (Quelle. Verlag):


    Gladys Maude Winifred Mitchell, geboren 1901 in Oxfordshire, studierte in London Geschichte und arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1929 die berühmte Detektivin Beatrice Adela Lestrange Bradley erschuf und ihr anschließend über sechzig Kriminalromane widmete. Gladys Mitchell war eine fundierte Kennerin der Werke von Sigmund Freud und begeisterte sich für Hexerei; neben Agatha Christie und Dorothy Sayers gehörte sie dem britischen Detection Club an und erhielt 1976 die höchste Ehrung der Crime Writer's Association.


    Zur Übersetzerin (Quelle: Verlag):


    Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Nickolas Butler.


    Klappentext:

    »Eine Amateurdetektivin, die Miss Marple Konkurrenz macht ... ein Lektüregenuss!« The Guardian

    Weihnachten steht vor der Tür, und Amateurdetektivin Mrs. Bradley folgt der Einladung ihres Neffen ins beschauliche Oxfordshire. Doch die lockere Stimmung der Gäste kippt, als an Heiligabend der Anwalt des Dorfes tot aufgefunden wird. Zunächst vermutet niemand einen Mord, doch eine alte Spuklegende entfacht den Spürsinn der patenten Ermittlerin.

    Beatrice Adela Bradley, die sich in London einen Namen als Amateurdetektivin gemacht hat, beschließt, ihrer Heimatstadt über die Weihnachtsfeiertage den Rücken zu kehren und lässt sich kurzerhand aufs Land kutschieren. Im hügeligen Oxfordshire lebt ihr Neffe Carey Lestrange, der über Weihnachten mehrere Gäste in seinem Gutshaus versammelt hat. Die Stimmung unter den Besuchern der Farm ist entspannt, doch eine lokale Spuklegende sorgt für Aufregung. Vor allem, weil ein mysteriöser Brief dazu verlockt, dem kopflosen Geist um Mitternacht im benachbarten Städtchen aufzulauern. Das kaputte Auto von Mrs Bradley macht dem Vorhaben zunächst einen Strich durch die Rechnung. Doch dann wird der Anwalt des Dorfes, der ebenfalls ein Schreiben des mysteriösen Briefeschreibers erhalten hat, tot am Fluss aufgefunden. Und Mrs. Bradley ist nicht die Einzige, die einen Mord wittert...


    Mein Lese-Eindruck:


    Die Hobbydetektivin Adela Bradley, ihres Zeichens Psychoanalytikerin und Nervenärztin in Oxford, reist über die Weihnachtstage zu ihrem Neffen auf das Land. Der Neffe bewirtschaftet ein Gut und lebt von der Schweinezucht. Ein geheimnisvoller Brief mit einer noch geheimnisvolleren Wette, ein nächtlicher Todesfall – und Adela Bradley ist in ihrem Element: sie ermittelt.


    Auf dem Lande leben recht eigenwillige, um nicht zu sagen schrullige Leute, und es geschehen merkwürdige Dinge wie z. B. nächtliche Spaziergänge mit einem Schwein. Die Suche nach dem Mörder entfaltet sich überwiegend in Dialogen, sodass der Leser den vielfältigen Verdächtigungen folgen kann und in die Mördersuche weitgehend eingebunden wird.


    Mrs Adela Bradley ist ohne Zweifel eine intelligente und scharfsinnige Person, aber an ihr Äußeres muss man sich gewöhnen: sie hat magere, klauenartige Hände mit langen gelben Fingern, ihre Mimik wird verglichen mit dem Aussehen eines Alligators oder einer Schlange, dazu kommt ein „teuflisches Grinsen“ – und die Tatsache, dass ständig ihr „meckerndes Lachen“ erwähnt wird, macht sie auch nicht liebenswerter. Und jedes Gegenüber spricht sie mit „Mein Kind“ an, egal ob Freund oder Feind und auch egal, ob es sich um den würdigen Polizeipräsidenten oder ihren kleinen Großneffen handelt.


    Trotzdem: wer einen originellen Krimi in der Art Agatha Christies sucht, wer keine Leichenberge braucht und auch mit Schweineblut zufrieden ist, der ist mit diesem Krimi gut beraten! Hier gibt es keine aktionsreichen Verfolgungen, keine Schießereien und dergleichen, sondern hier wird der Bösewicht mit Verstand und Logik gefunden.

    Mir hat der Krimi Spaß gemacht!

    Auch der "Krabat" ist ein Buch für Kinder

    Ja, wird als Kinderbuch ausgewiesen, aber die Sage ist doch recht grausam; unsere Kinder kamen damals nicht mit dem Tod der Mühlknappen klar.

    Ich selber mag "Krabat" besonders gerne, und auch die schöne Dramatisierung mit Musik von Cesar Bresgen. Wunderschön.

    Leider finde ich keinen link...?

    Mein Lese-Eindruck:


    Ian McEwan breitet das ganze Leben des Roland Baines vor seinem Leser aus: eines sehr mittelmäßigen Mannes, der ein nach außen hin unbedeutendes Leben führt. Man liest von seinen hochfliegenden Plänen, die jedoch alle scheitern, man leidet bei seinen Niederlagen und verpassten Chancen mit und freut sich im umgekehrten Fall über seine kleinen Siege, die selten genug sind. Roland Baines‘ Leben wird durch den Schmerz des Verlassenwerdens geprägt und das Zusammenleben mit seinem Sohn. Gegen Ende des Romans sehen wir ihn eingebettet in eine große Patchwork-Familie mit den Familien seines Sohnes und seiner Stiefkinder. Was ist nun besser? Ist die große Kunst all den Schmerz wert? Die Entscheidung wird dem Leser überlassen.


    Roland Baines Leben verknüpft sich dabei ständig mit der Zeitgeschichte und den gesellschaftlichen Umbrüchen, denen sein Leben ausgesetzt ist und von denen sein Leben auch mitbestimmt wird, ob das der Fall der Mauer ist, die Politik Margaret Thatchers, die Suezkrise etc. bis zur aktuellen Pandemie. Besonders die Kuba-Krise bleibt dem Leser in Erinnerung: wegen der apokalyptischen Stimmung dieser Zeit beschließt der 14jährige, vor dem Weltuntergang wenigstens einmal Sex gehabt zu haben – mit seiner Klavierlehrerin. Er kann sich dieser obsessiven Beziehung nur entziehen, indem er die Schule fluchtartig ohne Abschluss verlässt. Seine „formlose Existenz“, wie er sein Leben selber nennt, führt er auf diese einschneidenden Missbrauchs-Erlebnisse zurück.


    Der Roman heißt „Lektionen“, und Roland Baines erhält seine Lektionen und der Leser auch. Es geht um komplexe moralische Fragen,, die jeder für sich selber beantworten muss. Roland Baines lernt, dass Vergrabenes ans Licht kommt, dass Vergangenes die Gegenwart belastet, und er lernt, dass auch ein unbedeutendes Leben mit vielen verpassten Chancen wie das seine ein erfülltes Leben sein kann.


    Nicht alle Lektionen werden gelernt: „Er hatte das Jahr 1989 für ein Portal, einen Torbogen gehalten, eine weite Öffnung hin zur Zukunft, durch die alle strömen würden. Dabei war es nur ein Höhepunkt, ein kurzer Ausschlag nach oben gewesen. Längst wurden von Jerusalem bis Mexiko wieder Mauern hochgezogen. So viele vergessene Lektionen.“


    Die Art und Weise, wie der Autor diese Geschichte erzählt, hat mich begeistert. McEwan wendet alle denkbaren erzählerischen Kniffe an. Besonders gut gefallen hat mir das „Mosaik der Erinnerungen“, wie es der Protagonist selber nennt. McEwan verzichtet auf breit angelegte Retrospektiven. Stattdessen unterbricht er die chronologische Abfolge durch Erinnerungsfetzen, die nur kurz aufleuchten, was ich als sehr authentisch empfand.

    Gut: manche Episoden hätte man straffen können, und gelegentlich räsonniert eher der Autor +über Fragen des Lebens. Aber warum nicht!


    Fazit:

    Ein souverän erzählter, sprachlich brillanter Roman um moralische Entscheidungen.

    „Dinge verändern sich, und in der Veränderung muss das Richtige gefunden werden."