Um nochmal bei diesem Tatort zu
bleiben: Hier scheiden sich die Geister. Die Kritiker des „Spiegel“
z.B. gaben ihm 10/10, ebenso der “Tagesspiegel“ und knapp 6
Millionen Zuschauer blieben dran. Die Story wurde auch visuell
perfekt umgesetzt, immerhin war hier ein Oskarpreisträger am Werk.
Die „Zeit“ hingegen verriss den Tatort (aber wer liest schon die
zelotische Gazette „Zeit“ - Spasssss ), ebenso „Bild“, und das Publikum,
darunter Tom, schaltete in Massen nach 20 Minuten ab. Wenn das
gewohnte Whodunnit-Schema verlassen wird, es auch nur ein klein wenig
experimentell wird, sinkt die Quote ohnehin.
Radikalkritik an den ÖR - nie wieder
ÖR! - käme nicht von mir. Klar sind z.B. die meisten britischen
Krimis besser. Die Briten haben es einfach drauf – sogar schon als es
noch gar keine laufenden Bilder gab (dafür haben wir die besseren
Dichter, von Shakespeare und Lord Byron mal abgesehen, und die
besseren
Philosophen )
Aber wer nur eben nur mal kurz über
1,5 h unterhalten werden will, kann das gelegentlich auch im
Deutschen Fernsehen. Es gibt immer mal wieder gute Tatorte. „München
Mord“, „Friesland“, „Nord Nord Mord“ schaue ich immer mal
wieder gern.
Selbstverständlich hat die horizontale
Erzählweise ganz andere Möglichkeiten, aber Streamingdienste dazu
brauche ich nicht. Die wirklich guten amerikanischen Serien „true
detective“, „breaking bad“, „justified“ usw.… schaue ich
mir (als steinaltes Fossil Ende 50) Jahre später ganz old school auf
DVD an. Ab und zu gönne ich mir mal einen Monat amazon prime.
Dieter Neumann
Diskussion über die Qualität
deutscher Krimis? Tut mir leid, leider lese ich kaum deutsche Krimis
...
((von dir werde ich mal was lesen, denn
ich bin maritim interessiert, und dass du Segler bist (war ich früher
auch) ist schon mal ein Ausweis)).
, aber veröffentlicht habe ich schon
drei (einen unter Pseudonym). Der letzte Krimi rangierte unter der
Rubrik „Regionalkrimi“. Ich hatte ihn genau darauf zugeschnitten,
um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass er angenommen wurde.
Wurde dann auch gut verkauft, fand ich
wenigstens , aber als ich neulich beim (sehr guten und sehr engagierten) mittelständischen Verlag anfragte, ob es sich lohne
über Winter noch einen zweiten Teil zu schreiben, erhielt ich,
nachdem beim Vertrieb nachgefragt worden war, die lapidare Antwort,
erst wenn die Auflage ganz weg wäre oder etwas in der Art. Habe ich
verdrängt, denn das hatte mir glatt die Sprache verschlagen.
Außerdem habe sich der Fokus auf ein anderes Thema verlagert.
Mir ging ein Licht auf. Parallel zu mir
hatte ein Autor in der Reihe veröffentlicht, in dessen Krimi es
genau um dieses Thema ging. Ich hatte schon vorher bemerkt , dass er wesentlich
mehr verkaufte als ich (Verkaufszahlen bei amazon plus Anzahl
Publikumsrezensionen sind ein guter Indikator). Ich las mal rein –
das war gar nichts! Jedes andere Buch, das ich aus dieser Reihe
gelesen hatte, war stilistisch usw. erheblich
stärker. Das deutet auch ein wenig in die schwierige Situation der Verlage und auch auf Qualität.