Beiträge von Wiesner19

    Ach, stimmt ja, es gibt ja sogar Brotschneidemaschinen. Das erinnert mich an meine Kindheit in den Siebzigern - und das ich mir damals mit einer solchen (manuell) mal in den Finger gesäbelt habe. Und ja, was ein Ritzel ist, wusste ich, aber auch schon 1000 Jahre nicht mehr gehört. :grin

    In der Neujahrsnacht 1839/1840


    Fahr wohl, fahr hin, o Jahr! nimm fort mit dir im Scheiden

    All deine Lust, nur laß nicht liegen mir die Leiden!


    O könnt ich hinter dir die Pforte schließen, – hören,

    Wie deine Tritte sich in stiller Nacht verlören!


    Jetzt nah und schon so fern, wie auf der Flucht ein Reiter,

    Daß mein Gedächtnis, müd, nicht folgen könnte weiter,


    Wie einem Reitersmann des Weges noch ein Stücke

    Nachbellend folgt der Hund, und still dann kehrt zurücke!


    Doch ist dies eitler Wahn, des Weges nimmer müde,

    Folgt deinen Spuren nach, wohl bis er stirbt, mein Rüde.


    Fahr hin, unholdes Jahr! mir warst du von den schlimmen;

    Es mögen andre dir ein Liedlein Dankes stimmen.


    Die andern?! – strafend will die Scham mich überkommen,

    Daß ich, was andern frommt, nicht mir auch ließe frommen.


    Was gilt mein Körnlein Schmerz, was gilt mein Lüftchen Klage,

    O scheidend Jahr, wenn ich den letzten Gruß dir sage?


    Doch läßt mein Herz auch nur vom Weltgeschick sich führen,

    Kann mich dein Scheiden nicht zu Dankestränen rühren.[490]


    Zwar hieß dein wahres Wort manch Lügenbild erblassen,

    Doch war dein Lieben matt, doch war zu kühl dein Hassen.


    Zwar hast du unserm Heil den Weg gebahnt von Eisen;

    Doch eisern mochte nicht dein Wille sich erweisen.


    Noch fährt der Nachtgeist fort zu siegen und zu schrecken,

    Auf neuen Feldern stets sein Lager abzustecken.


    Eins sei gebeten, Jahr: was du getan, gesonnen,

    Verlaufe nicht im Sand wie Wein zerschlagner Tonnen.


    Wenn die Ablöse kommt, das neue Jahr von Osten,

    Und nimmt an deiner Statt den Erdenwacheposten,


    So murmle nicht zu dumpf die geltende Parole

    In den bereiften Bart, daß sie der Wind nicht hole;


    Damit dein Nachmann fein einhellig sich gebare,

    In deinem Segensspruch nicht fluchend weiter fahre,


    Und nicht, wo du geflucht, ins Knie anbetend sinke,

    Und nicht, was du verscheucht, zurück liebkosend winke;


    Und wo du Funken warfst, die glücklich schon gezündet,

    Wo schon der Rauch für bald den Flammenschlag verkündet,


    Da soll das neue Jahr nicht schrecken vor dem Rauche,

    Nicht löschen feig stupid mit seinem Wasserschlauche!


    Nikolaus Lenau

    Clean - Rache ist ein schmutziges Geschäft


    ASIN/ISBN: B0B45L3SDH


    Ein simpler, aber beim Publikum nach wie vor sehr beliebter Racheplot der ganz speziellen Art, wie es ihn aber eben auch schon 1000x gab: Ein ehemaliger Profikiller, Marineinfanterist oder Superfighter, der sich infolge eines Traumas, eigener Verfehlungen oder plötzlicher Erleuchtung schon vor vielen Jahren zur Ruhe gesetzt hatte und nun einem ehrbaren, wenn auch wenig lukrativem Job nachgeht, wird durch ein plötzliches, extrem widerliches Unrecht reaktiviert. Die Bösewichte haben keine Ahnung, mit wem sie es von nun an zu tun

    haben werden …

    Innerhalb dieses klassischen Schemas, das im Grunde bis in die Antike zurückreicht, ist alles möglich, und hier haben wir mal einen – wie ich finde – Topfilm.

    Die Begeisterung in den den Kundenrezensionen allerdings hielt sich – euphemistisch – in Grenzen (schlaffe 3,5 Sterne), und genau dies ließ mich mich, als ich bei amazon prime suchte, aufhorchen: könnte also gut sein!

    Beginnt ganz langsam, schafft Atmo, die Atmo der Tristesse in den Wohngebieten der Abgehängten in Amerika.

    Endlose Straßen, weite Flächen, kaum Menschen, wenn dann zwielichtige Gestalten, etwas übertrieben, gewiss, aber das gibt es in weit extremerer Form in anderen Ländern auf ganz andere Art ...

    Es endet hart, mit extrem brutalen Szenen. Die Atmo ist es, eine Atmo, die auch die Sprüche des OFFs (Ich-Erzähler hier), ganz in der Tradition der amerikanischen Hardboiled-Literatur stehend, schaffen. Gelungen.

    22.05 Die Glückritter


    Ich sah ihn zum ersten Mal vor tausend Jahren im Osten beim Militär. Man muss Eddie Murphy nicht witzig finden, aber dieser Film ist es. Kann man sich alle paar Jahre mal wieder anschauen.

    Auch eine böse satirische Kapitalismuskritik, so dass ihn sogar die Betonköpfe damals gleich eingekauft haben.

    „Der gesunde Verstand, ist die bestverteilte Sache der Welt, denn jedermann meint, damit so gut versehen zu sein, dass selbst diejenigen, die in allen übrigen Dingen sehr schwer zu befriedigen sind, doch gewöhnlich nicht mehr Verstand haben wollen, als sie wirklich haben.“


    René Descartes

    Argh...ich kann nicht einschlafen :bonk:bonk

    Scheißkiste, ich kenne das nur zu gut. Man neigt dann dazu, sich zwingen zu wollen, und genau das macht einen erst richtig wach. Ein übler Circulus vitiosus. Mir hilft es, an irgendwas Schönes zu denken, explizit eine angenehme Erinnerung. Wenn das nicht hilft, also bei mir: ein Doppelter (das geht mal ausnahmsweise) und sofort danach die schöne Erinnerung. Gute Nacht!

    Na, das war doch ein recht amüsanter Tatort mit Börne und Thiel - wie zugeschnitten auf ein Bücherforum, zumal es nette Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb gab - und Selbstironie des Autors "Drehbuchschreiben ist ganz einfach". Den fabulierenden Lügner mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, war brillant. Pseudologie als Form einer narzisstischen Störung tritt nicht allzu oft auf, aber es gibt Beispiele von Hochstaplern, die sind schier unglaublich. Mir fällt da immer zuallererst der falsche Schiffsarzt der kanadischen Marine ein, der dann nicht zuletzt auch noch Zahnarzt im Einsatz wurde - hochgelobt von der Besatzung. :lache. Ja, das setzt Intelligenz voraus. Manche Hochstapler laufen da zu Hochform auf.

    Eine herrliche Passage:


    "Rathenau und Hitler sind die beiden Erscheinungen gewesen, die die Phantasie der deutsehen Masse aufs äußerste gereizt haben: der eine durch seine unfaßliche Kultur, der andere durch seine unfaßliche Gemeinheit. Beide, das ist das Entscheidende, kamen aus unzugänglichen Regionen, aus irgendeinem »Jenseits«. Der eine aus jener Sphäre letzter Spiritualität, wo die Kulturen dreier jahrtausende und zweier Erdteile ihr Symposion halten -der andere aus einem Dschungel weit unterhalb der Lotung letzter Schundliteratur, aus einer Unterwelt, wo dem zusammengebrauten Muff von Kleinbürgerhinterzimmein, Obdachlosenasylen, Kasemenaborten und Hinrichtungshöfen Dämonen entsteigen. Beide besaßen, aus ihrem »jenseits« heraus, echte Zaulberkraft; gleichgültig, was ihre Politik war."


    Sebastian Haffner


    ASIN/ISBN: 3570552136