Beiträge von Wiesner19

    … aber vielmehr fasziniert von der Leichtgläubigkeit mancher Zeitgenossen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe ich in der Stadt wieder Hütchenspieler gesehen, obwohl sie an den touristischen Hotspots wohl immer da sind, oft von der Polizei hopp genommen werden, um bald wieder auf der Straße zu "arbeiten". Eine ganze Gruppe betagter, kleinwüchsiger Herren samt Frau mittleren Alters. In den 8-10 Minuten, die ich zuschaute, haben sie 2 Leute um jeweils 50 Euronen betrogen. Wenn man das hochrechnet auf den „Arbeitstag“, selbst wenn man nur ein Opfer alle 15 Minuten voraussetzt … Sagenhaft! Vor allem auch noch dämlich plump. Wer sich das Treiben nur 2 Minuten anschaut, muss auch als Ahnungsloser zwingend dahinterkommen, dass es sich um Betrug handelt. Traten sie früher anfangs ausschließlich als Nationalteam auf (immer auch eine Frau dabei, die hauptsächlich Touristen zum Setzen animiert) und sich gar nicht erst die Mühe machten nach einem Sieg für ein paar Minuten zu verschwinden, optimierten sie damals am Ende die Abzockerei, indem sie jeweils auch eine/n Deutschen engagierten, der freilich gewann und dann freudestrahlend verschwand, um nach ein paar Minuten zurückzukehren.

    Kann man ihnen das überhaupt verübeln? Im Grunde führen sie ja nur einen IQ-Test durch. Wer mitspielt – ist durchgefallen. :grin

    Oha, da erhielt "Der junge Inspektor Morse" passend am Ende der letzten Folge noch die Weihen der Poesie. Schade, dass die Serie zu Ende ist. Man mochte die Figuren, die Oxford- und die Retro-Atmo, die Fälle, ihre Auflösung ...


    Das Fest ist jetzt zu Ende; unsre Spieler,

    Wie ich Euch sagte, waren Geister, und

    Sind aufgelöst in Luft, in dünne Luft.

    Wie dieses Scheines lockrer Bau, so werden

    Die wolkenhohen Türme, die Paläste,

    Die hehren Tempel, selbst der große Ball,

    Ja, was daran nur Teil hat, untergehn

    Und, wie dies leere Schaugepräng' erblaßt,

    Spurlos verschwinden. Wir sind solcher Zeug

    Wie der zu Träumen, und dies kleine Leben

    Umfaßt ein Schlaf.


    William Shakespeare (aus "Der Sturm")

    „Der junge Inspektor Morse“.

    "„Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. ", hätte Altmeister Goethe gesagt, aber von

    den ÖR wird die Serie freilich zu Unzeit verbannt ... Die letzte Folge, allerdings ein Ausreißer (wiewohl die Serie mit ihren starken Figuren ohnehin top ist), war atemberaubend spannend, und der Plot war auch für kluge und geübte Krimi-Konsumenten so nicht vorhersehbar. Die hoch verehrte Agatha Christie hätte ihre Freude gehabt. By the way: Grundsätzlich gilt: Die vom deutschen Publikum so goutierten „Privatprobleme“ mutieren in dieser Serie nicht zu einem höchst albernen Zirkus der Befindlichkeiten, sondern sind höchst real. Die Serie spielt in den Siebzigern. Der Sohn eines Protagonisten wird vermisst. Er ist als Soldat in Nordirland stationiert …

    Jo, ich hatte mal geschrieben hier, dass ich "Laura" von Vera Caspary lesen wollte, das Buch aber versehentlich mit meinem Tagesrucksack in die Waschmschine gesteckt hatte. Wäre kein Problem gewesen, hätte sofort ein neues Exemplar geordert, aber das Buch wird seit mindestens 40 Jahren nicht mehr in Deutschland aufgelegt.

    Ich deponierte das frisch gewaschene Exemplar also im Tiefkühlfach, holte es gestern raus und ließ es - breitgefächert - trocknen. Das Buch sieht aus wie ausgekotzt, aber: MAN KANN ES LESEN!

    Wenn ihr also mal ein Buch in einer Pfütze versenkt oder es aus Versehen der Waschmaschine

    übergeben habt: ab damit ins Gefrierfach! ;):grin

    "Der Löwe fürchtet sich nicht vor einem Schaf.“

    Schopenhauer


    Vor einem Schaf nicht, wohl aber vor ausgewachsenen Elefanten und Flusspferden (für Menschen die gefährlichsten Tiere in Afrika) schon.

    Gleichwohl war und bleibt der Löwe ein Sinnbild von Mut, Kraft und Stärke. Schön ist er auch.


    Hier ein Ultrakurz-Clip, den ich sehr mag. Sie ist eine nette junge Frau und macht sich vor der Kamera Gedanken um sein grundsätzliches Wohlergehen. Er weiß das aber gar nicht zu schätzen, und langsam wächst sein Ärger ... :lache


    Na ja, wer immer nur ruhig im Zimmer bleibt, lässt dem von anderen verursachten Unglück seinen Lauf ...

    Yep, den Satz kann man freilich nicht verabsolutieren, sonst liefe 0, nada, niente, immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung, und Leben an sich ist ja schon ein Risiko.

    Prenzlberg vor 25 Jahren. Lange nach Mitternacht. Schlaflos. Nachts 2 oder 3 Uhr. Gehst noch raus aus der Hütte und holst dir eine Flasche Bier an der Tanke, dachte ich. Als ich zurückkam, hörte ich plötzlich hinter mir „Wir warten, bis er am Block vorbei ist.“ Alarmsirenen schrillten in mir, ich drehte mich aber nicht um, das hätte zum sofortigen Angriff geführt. Sie mochten mich schon geraume Zeit verfolgt haben, waren ca. 10 Meter hinter mir, schätzte ich, wohl zu zweit und offenbar erfahren. Ich ging weiter als ob nichts wäre, auf Höhe der Haustür drehte ich mich plötzlich, aber ohne Hektik um neunzig Grad, während ich gleichzeitig den Schlüssel herauszog. Sie liefen los und brüllten. Ich schloss auf und verschwand in allerletzter Sekunde. Ich war kampferfahren und hatte 90 Kilo, aber das hätte ich nicht geblockt. Sie blieben noch ein paar Minuten vor der Haustür stehen und hofften, dass ich Licht anmachen würde, hatte ich sie doch zutiefst in ihrer Straßenschläger-Ehre verletzt, denn ich hatte sie 0 beachtet, und da ich gar keine Zeit gehabt hatte, Muffe zu haben, blieben Angst und Angstreaktionen völlig aus – außer dem Adrenalinschub ist es genau das, was Birnen dieser Couleur genießen. Aus den Dialogen ging dann hervor, dass sie noch auf Bewährung waren und nur nach Berlin gekommen waren, um Leute zusammenzuschlagen. Sie fühlten sich „verarscht“ (O-Zitat Vollkoffer). „Einer aber noch heute!“, forderte ein unterbelichteter Vollpfosten den anderen auf.

    Mit dieser völlig überflüssigen Nummer hatte ich nicht nur mich selbst gefährdet, sondern auch andere. Wenn jemand in den Wohnungen des Aufgangs zufällig gerade Licht angemacht hätte, wären möglicherweise seine Scheiben zu Bruch gegangen.

    "Mein Freund! Wegen einer Flasche edlen Gerstensaftes lohnt es sich nicht, mitten in finsterer Nacht die warme Stube zu verlassen und in den Großstadtdschungel einzutauchen" , mochte Blaise Pascal einst in nostradamus'scher Voraussicht geschrieben haben, verallgemeinerte das dann aber und formulierte es zu jenem berühmten Satz um. ;) :grin

    Yep, jeder mal beim Segeln kenterte, einen Verkehrsunfall hatte, in eine Schlägerei verwickelt wurde, auf einer Bananenschale ausrutschte und sich die Gräten brach, seine Frau beim Fremdgehen erwischte oder dem sonstiges Unheil widerfuhr, wird diesen Satz lieben. Er ist auch der berühmteste des "Philosophen des Lockdown schlechthin" (Welt). :grin


    „Das ganze Unglück der Menschen rührt aus einem einzigen Umstand, nämlich, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.“

    Blaise Pascal

    Definitiv, das machen wir. Gefragt - gejagt ist aber auch super.

    Hätte ich in 2017 mitmachen können. Beworben, dann gecastet worden. Zuerst telefonisch ein Quiz, dann in einem Studio Probeaufnahmen samt Kampfansage an den Jäger.

    Nach zwei, drei Monaten kam urplötzlich ein Anruf aus Hamburg. Hätte gleich am

    nächsten oder übernächsten Tag losfahren müssen. Man wolle mir eine Fahrkarte spendieren. Offenbar war jemand ausgefallen. Daher so kurzfristig. Ich war gerade krank, bin ich nur 1x in fünf Jahren. Das hat mir die Entscheidung im Grunde abgenommen. Als der anrief, hörte ich im Hintergrund, dass ich "erste Wahl" sei, aber als ich dann kurz rumdruckste und eine kurze Pause entstand, weil ich überlegte, ob ich trotz Krankheit fahre, hörte ich schon im Hintergrund "Schmeiß' den raus." :lache Die keimigen Säcke in der Produktionsfirma können aus dem Vollen schöpfen, und wenn man die Gnade hat ausgewählt zu werden, hat man gefälligst sofort in Jubel auszubrechen. Wie ich aus einem Forum weiß, war ich nicht der einzige, der kurzfristig angerufen worden war, gerade nicht konnte und danach rausgenommen wurde.

    Ich denke, ich wäre sehr weit gekommen, man kann das ja in den Sendungen austesten, aber da ich dann eben nicht auf dem Sofa sitze und damals zuweilen zu Blackouts neigte, wäre ich das Risiko der ersten Runde eigentlich ungern eingegangen. Steh' da aber mittlerweile drüber und werde mich nochmal neu bewerben. Was soll's. Kostet nix.

    Schon ihr Name, Joyce Carol Oates, das klingt und schwingt ... :grin

    Sie ist natürlich auch eine großartige Erzählerin, nobelpreisverdächtig, eine Erzählung von ihr bleibt in meinem Hinterkopf: Ein Prof will seiner Gattin entfliehen und gibt vor, aus wichtigen Gründen die Nacht in der Uni verbringen zu müssen. Gesagt, getan. Dort trifft er dann - unglaublicherweise - auf andere Leute, die es ebenso machen. Herrlich! :lache

    Das hier - wird schon gut sein.

    Danke für den ausführlichen und sehr aufschlussreichen Bericht!

    Ich war 9 oder 10 Jahre alt, als Agnetha Fältskög in mein Leben trat: Sie war des zehnjährigen Wiesners erste Liebe. :lache

    Später habe ich mich immer mal wieder gefragt, was aus ihr geworden ist – nach dem Liebes-Aus

    (wir hatten uns immer gefragt, wie sie überhaupt auf diesen mickrigen Jungen stehen konnte, wussten aber nicht, dass er Herz und Hirn der Band war) mit dem Band-Leader war es still um sie geworden.

    Schlagzeilenträchtig: Sie hatte dann später, wohl schon fast in ihren Sechzigern, offenbar wenigstens kurzzeitig eine Beziehung zu einem Stalker. Das lässt freilich Raum für wildeste Spekulationen und spricht absolut

    für sie! :grin

    Die Jungs von ABBA haben natürlich einen perfekten Job gemacht, sie waren durchaus brillant, und die Umstände spielten ihnen zu: sechs Stunden in ruhiger Wald-Atmo komponieren – einfache, schöne Tonreihen, höchst melodisches Kaugummizeug, scheinbar läppisches Zeug, - ---- aber für die Ewigkeit gemacht - D Dargebracht dann auch noch von zwei hübschen Truden (ohne sie wäre alles 0 gewesen) , einfach von den Gattinen, die gerade zu Hause waren. Resultat: unsterbliche Soft-Klassiker, die man immer mal wieder neu entdecken kann und mit Sicherheit auch in 100 Jahren noch hören wird.

    Cash - USA 2010


    "Wie weit gehst du für eine halbe Million?
    Es ist wie ein 6er im Lotto. Über 600.000$ in bar sind in dem Koffer, der einfach von der Highway-Brücke geflogen kam. Sam und Leslie können es kaum fassen. Ein Geschenk des Himmels, wo ihnen die Schulden gerade bis zum Hals stehen.
    Wenige Tage später taucht jedoch Pyke (Sean Bean) auf. Ruhig, aber nachdrücklich stellt er klar, dass der Geldkoffer ihm gehört. Und gerne wird er ihnen behilflich sein, in den nächsten fünf Tagen die 74.316,47 $ aufzutreiben, die sie inzwischen ausgegeben haben. Er treibt das Pärchen auf eine atemlose Cash-Jagd, bei der sie Dinge tun, die sie nie für möglich gehalten hätten. Ein Zurück gibt es nicht!"


    Boah eh - ein äußerst gelungener fieser kleiner Thriller mit ungewöhnlichem Plot, einer fetten Portion schwarzen Humors und einem tiefen Blick in Menschlich-Allzumenschliches.

    Wil's mal nicht neben Goethe und RIlke in den Gedichtfaden stellen, aber sehr hübsch ist es allemal. Aus Großvaters Kommersbuch:


    Wütend wälzt sich einst im Bette

    Kurfürst Friedrich von der Pfalz;

    gegen alle Etikette

    brüllte er aus vollem Hals:

    |: "Wie kam gestern ich ins Nest?

    Bin scheint's wie - der voll gewest!" :|


    "Na, ein wenig schief geladen",

    grinste drauf der Kammermohr,

    "selbst von Mainz des Bischofs Gnaden

    kamen mir benebelt vor;

    |: 's war halt doch ein schönes Fest:

    alles wieder voll gewest!":|


    "So? du findest das zum Lachen?

    Sklavenseele, lache nur!

    Künftig werd' ich's anders machen.

    Hassan! höre meinen Schwur:

    |: 's letzte Mal, bei Gott und Pest,

    war es, dass ich voll gewest!":|


    "Will ein christlich Leben führen,

    ganz mich der Beschauung weihn;

    um mein Tun zu kontrollieren,

    trag' ich's in ein Tagbuch ein;

    |: und ich hoff, dass ihr nicht les't,

    dass ich wieder voll gewest!":|


    Als der Kurfürst kam zu sterben,

    machte er sein Testament,

    und es fanden seine Erben

    auch ein Buch in Pergament.

    Drinnen stand auf jeder Seit':

    "Seid vernünftig, liebe Leuf!

    |: dieses geb' ich zu Attest:

    Heute wieder voll gewest!"


    August Schuster

    Es gibt Würstchen in diesem Parlament, die sind den Mostrich nicht wert, den man auf sie streichen müsste, um sie genießbar zu machen.


    Man, hampeln Sie doch nicht so herum. Sie sind doch Geschäftsführer und nicht Geschwätzführer.


    Bundestagspräsident: „Herr Abgeordneter Wehner, haben Sie den Herrn Abgeordneten Dr. Barzel eben als Pappkameraden bezeichnet?“
    Wehner: „Lesen Sie das bitte im Protokoll nach, Herr Präsident.

    alles Herbert Wehner


    Aldeer Faldeer, das waren noch Zeiten, als man als Schüler bei Krankheit vormittags den Fernseher einschaltete, um die Bundestagdebatte zu hören - spannender als mancher Krimi.