Beiträge von Wiesner19

    "Vereinsamt" , also "Die Krähen schrein" gehört zu meinen all time favourites.


    Genial von Nietzsche auch:


    An den Mistral


    Ein Tanzlied


    Mistral-Wind, du Wolken-Jäger,

    Trübsal-Mörder, Himmels-Feger,

    Brausender, wie lieb ich dich!

    Sind wir zwei nicht Eines Schoßes

    Erstlingsgabe, Eines Loses

    Vorbestimmte ewiglich?

    Hier auf glatten Felsenwegen

    Lauf ich tanzend dir entgegen,

    Tanzend, wie du pfeifst und singst:

    Der du ohne Schiff und Ruder

    Als der Freiheit freister Bruder

    Über wilde Meere springst.

    Kaum erwacht, hört ich dein Rufen,

    Stürmte zu den Felsenstufen,

    Hin zur gelben Wand am Meer.

    Heil! da kamst du schon gleich hellen

    Diamantnen Stromesschnellen

    Sieghaft von den Bergen her.

    Auf den ebnen Himmels-Tennen

    Sah ich deine Rosse rennen,

    Sah den Wagen, der dich trägt,

    Sah die Hand dir selber zücken,

    Wenn sie auf der Rosse Rücken

    Blitzesgleich die Geißel schlägt, –

    Sah dich aus dem Wagen springen,

    Schneller dich hinabzuschwingen,

    Sah dich wie zum Pfeil verkürzt

    Senkrecht in die Tiefe stoßen, –

    Wie ein Goldstrahl durch die Rosen

    Erster Morgenröten stürzt.

    Tanze nun auf tausend Rücken,

    Wellen-Rücken, Wellen-Tücken –

    Heil, wer neue Tänze schafft!

    Tanzen wir in tausend Weisen.

    Frei – sei unsre Kunst geheißen,

    Fröhlich – unsre Wissenschaft!

    Raffen wir von jeder Blume

    Eine Blüte uns zum Ruhme

    Und zwei Blätter noch zum Kranz!

    Tanzen wir gleich Troubadouren

    Zwischen Heiligen und Huren,

    Zwischen Gott und Welt den Tanz!

    Wer nicht tanzen kann mit Winden,

    Wer sich wickeln muß mit Binden,

    Angebunden, Krüppel-Greis,

    Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen,

    Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen,

    Fort aus unsrem Paradeis!

    Wirbeln wir den Staub der Straßen

    Allen Kranken in die Nasen,

    Scheuchen wir die Kranken-Brut!

    Lösen wir die ganze Küste

    Von dem Odem dürrer Brüste,

    Von den Augen ohne Mut!

    Jagen wir die Himmels-Trüber,

    Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber,

    Hellen wir das Himmelreich!

    Brausen wir ... o aller freien

    Geister Geist, mit dir zu zweien

    Braust mein Glück dem Sturme gleich. –

    – Und daß ewig das Gedächtnis

    Solchen Glücks, nimm sein Vermächtnis,

    Nimm den Kranz hier mit hinauf!

    Wirf ihn höher, ferner, weiter,

    Stürm empor die Himmelsleiter,

    Häng ihn – an den Sternen auf!




    Hier ist sie einmal mehr grandios:


    Sozusagen grundlos vergnügt


    Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen

    Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.

    Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,

    Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.

    - Dass Amseln flöten und dass Immen summen,

    Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.

    Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.

    Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.

    Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht

    Und dass die Sonne täglich neu aufgeht.

    Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,

    Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,

    Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.

    Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehen!

    Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.

    Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

    In mir ist alles aufgeräumt und heiter:

    Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.

    An solchem Tag erklettert man die Leiter,

    Die von der Erde in den Himmel führt.

    Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,

    - Weil er sich selber liebt - den Nächsten lieben.

    Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne

    Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.

    Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!

    Ich freue mich, dass ich ... Dass ich mich freu.


    Mascha Kaléko

    Interessant, also offenbar nicht die klassische, von den Engländern bevorzugte Hinrichtungsmethode des Strangs für Piraterie. Das geht nämlich fix ...

    Auch sehr, sehr übel für das 19. Jhdt. Las neulich ein Statement eines englischen Besuchers einer deutschen Kleinstadt im Jahre 1805, der sich wunderte, dass es keine Verbrechen gegeben hatte während seines Aufenthaltes, wohingegen man in London an jeder Straßenecke damit rechnen müsste ... Schon ein hartes Pflaster, London in der vorviktorianischen Epoche.

    Die Schnupftabaksdose

    Es war eine Schnupftabaksdose

    Die hatte Friedrich der Große

    Sich selbst geschnitzelt aus Nußbaumholz.

    Und darauf war sie natürlich stolz.

    Da kam ein Holzwurm gekrochen.

    Der hatte Nußbaum gerochen

    Die Dose erzählte ihm lang und breit.

    Von Friedrich dem Großen und seiner Zeit.

    Sie nannte den alten Fritz generös.

    Da aber wurde der Holzwurm nervös

    Und sagte, indem er zu bohren begann

    „Was geht mich Friedrich der Große an!“


    RIngelnatz, despektierlich über den Mythos um die wundersame Rettung des alten Fritzen durch dessen Schnupftabakdose.

    Empfehle „Rote Ernte“ – schnell, hart, kompromisslos, also das, was die Hard-Boiled-Schule ausmacht.

    Die vielen Drinks, nun ja, gehört dazu. Chandler, Hammett und (der grandiose) Jim Thompson – sie hatten mindestens am Ende ihres Lebens massive Alkoholprobleme.

    Hammett hat, glaube ich, seine Sachen in unglaublicher Geschwindigkeit geschrieben, zwei bis vier Wochen, glaube ich, so ähnlich wie Simenon, der für seine Teile auch immer nur zwei Wochen brauchte.

    "... knarrten und der Wind in alten Takelagen stöhnte wie der letzte Seufzer eines am Fluss gehenkten Piraten." Über das Gleichnis habe ich gerade zwei Minuten gegrübelt. Na ja, in jedem Falle ein sehr hübscher, atmosphärischer Satz.


    „… und spielte wieder einmal ein Capablancaspiel nach. Es hatte neunundfünfzig Züge. Ein schönes, kaltes, fühlloses Schachspiel – fast unheimlich in seiner schweigenden Unerbittlichkeit. Als es zu Ende war horchte ich eine Weile am offenen Fenster und roch die Nacht. Dann trug ich mein Glas hinaus in die Küche, spülte es aus, füllte es mit Eiswasser, blieb neben dem Wasserhahn stehen, trank es ganz langsam aus und betrachtete dabei im Spiegel mein Gesicht, ›Du und Capablanca!‹ sagte ich.


    Chandler „Das hohe Fenster“

    „Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“


    Was Lyrik anbelangt will ich das unbedingt wieder beherzigen. Mit den vernünftigen Worten wird das eh nichts ;-


    "Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten"


    „Dieses Goethe-Zitat schrieb Hans Scholl an die Zellenwand, kurz bevor er, seine Schwester Sophie und Christoph Probst in einem Schauprozess zum Tod verurteilt wurden.“


    Das Zitat ist Teil eines Gedichtes voller Saft und Kaft:

    Beherzigung.

    Feiger Gedanken

    Bängliches Schwanken,

    Weibisches Zagen,

    Ängstliches Klagen

    Wendet kein Elend,

    Macht dich nicht frei.


    Allen Gewalten

    Zum Trutz sich erhalten,

    Nimmer sich beugen,

    Kräftig sich zeigen,

    Rufet die Arme

    Der Götter herbei!


    Johann Wolfgang von Goethe

    Reiht sich vermutlich ein in Glanzleistungen britischer Historiker, Autoren (und Geheimdienste), deren Kenntnis osteuropäischer Verhältnisse oft erstaunlich ist. Las kürzlich „Stalin: Am Hofe des roten Zaren“. Ebenfalls sehr empfehlenswert.

    Yep, Elmore leonard lässt grüßen. Skurrile Gestalten, unerwartete Wendungen und eine gewisse Bodenständigkeit. Die Autoren haben den Meister gelesen, leider lässt sich der Sprachwitz des Meisters nicht so einfach kopieren, aber insgesamt eine starke Serie.

    von Paketdiensten. Ich wusste nicht, dass das Paket jetzt schon kommt, daher verfolgte ich es nicht nach. Die GLS-Bande war angeblich da, hat aber nicht mal eine Benachrichtigung hinterlassen, dass sie dagewesen sind. Das Paket ging umgehend zurück an den Absender. Der Telefonlulli von GLS legte einfach auf, als ich ihm den Sachverhalt erklärte, und er mental nicht folgen konnte. :schlaeger

    Das zweite Paket kommt mit Hermes. Angeblich auch schon dagewesen. Heute erneuter Versuch, aber da ich aus der Nachtschicht komme, könnte ich es verpennen. Meiner uralten Nachbarin will ich es nicht zumuten (mindestens 15 Kilo).

    Schon vor Tagen mit dem Kundendienst ausgehandelt: Zettel schreiben, sie mögen es einfach vor die Tür legen. Ob das klappen wird?

    Bei DHL und Amazon (Zensur neuerdings bei Buchrezensionen - wenigstens schon mal für die Machwerke von Ulrike Guerot :schlaeger) klappts - Ablageplatz online hinterlegt - immer.

    Ich bin gespannt.

    Stakeout - Die Nacht hat viele Augen

    Diese wunderschöne Actionkomödie aus den 80ern bleibt ewig jung, kann man sich immer wieder mal anschauen. Bei mir ist es jetzt das 3. oder 4. Mal insgesamt. Macht Lust auf mehr aus dieser Epoche. Lange überfällig ist schon "Gefährliche Freundin": aus zweiter Hand geschrieben, damals ein Überraschungserfolg, ein Roadmovie, extrem unterhaltsam - und man kann nochmal den kürzlich verstorbenen Ray Liotta und die bezaubernde Melanie Griffith in Paraderollen sehen. Dieser Mix aus Action, Thriller und Komödie gelang Hollywood gerade damals zuweilen ganz großartig.

    Yep, bei Heidegger wird geängstet, was das Zeug hält, aber es ist was dran:

    "Die Angst offenbart das Nichts", Heidegger.


    Für das Thema Fische finde ich leider einen genialen Abschnitt Cousteaus über Haie nicht auf die Schnelle, wohl aber fällt mir augenblicklich ein, aufgeschnappt im realen Leben:

    "Moby Dick? Das Ding mit dem Fisch? Das ist doch keine Literatur!" :)

    Stieß gerade auf ein hübsches Rencontrè des leider viel zu früh verstorbenen Wiglaf Droste mit einer Fernseh-Redakteurin:

    „Sie stellte sich nicht vor, sondern hielt mir ihren Zeigefinger fünf Zentimeter vor die Nase und schrie: „Den Text liest du nicht!“ Ich habe nicht den Kriechdienst verweigert, um mich im Zivilleben von Kasernenton belästigen zu lassen. Ich versuchte es höflich, stellte mich vor und bat die enragierte Frau eindringlich: „Bitte nehmen Sie Ihren Finger aus meinem Gesicht. Und bitte duzen Sie mich nicht.“


    Zugegeben, ziemlich harter Stoff :):


    Ratzinger will Jesus werden / nicht erst im Himmel, nein: auf Erden. / Wer aber war der Lattenjupp? / Die Nummer eins im Gottesclub? / War Jesus Gottes elfter Finger / weil sich das reimt auf Ratzinger? / War er der Botschaft ihr Verbreiter / als Gottes Steh- und Samenleiter? / War der Mann nun Gottes Sohn / oder seine Erektion? / Die mit Metaphern um sich warf / denn schöne Sprache macht uns scharf? / War Jesus auch ein Freund der Qual / wie heute Joseph Kardinal? / Der Übelfinger ratzt durchs Land: / Euer bißchen Restverstand / sollt ihr in die Tonne treten / Ihr sollt nicht denken, ihr sollt beten! / Doch ich sage nur: Wohlan – / Ratzinger, geh du voran! / Willst du sein wie Jesus Christus / Nimm den Hammer, und dann bist du's! / Vergiß die langen Nägel nicht / denn du bist kein Leichtgewicht. / Schön zu sehn für alt und jung / ist die Eigenkreuzigung / Schon in drei Tagen bist du schlaff. Bis dahin grüßt dich Drostes Wiglaf.

    "Kalte Asche", Simon Beckett

    Es ist mein erster Beckett, obwohl sein Bestseller "Die Chemie des Todes" schon seit Jahrtausenden hier rumliegt. Und ja, Schottland gefällt, da bin ich bei Dir, und ich wählte ihn auch aufgrund des Settings. Dazu kommt: Inseln und die Auseinandersetzungen innerhalb von Gruppen oder, wenn wir so wollen, innerhalb autarker Systeme deuten in die Wesenszüge der Gattung ...

    Bin erst auf Seite 50, angenehm unaufgeregter Stil.

    Ich bin gerade auf den Hebriden: unwirtliche Inseln am äußersten Rande des Vereinigten Königreichs. Eine verkohlte Leiche ist aufgefunden worden, noch weiß niemand, ob es sich um Unfall, Mord oder Freitod handelt ...