Mir ist vorhin ein Backenzahn gezogen worden. Mein erster Zahnverlust.
In Analogie dieses herrliche Teil von Scheffel, das auch im Kommersbuch meines Großvaters einen Ehrenplatz hat:
Letzte Hose, die mich schmückte
fahre wohl! dein Amt ist aus.
Auch, auch dich, die mich entzückte
schleppt ein andrer nun nach Haus.
Selten hat an solchen Paares
Anblick sich ein Aug´ erquickt.
Feinster Winterbucksin war es
grosskarriert und nie geflickt!
Mit Gesang und vollen Flaschen
grüsst‘ ich einst in dir die Welt;
zum Hausschlüssel in der Tasche
klang noch froh das bare Geld.
Aber längst kam das Verhängnis
die Sechsbätzner zogen fort,
und das Brückentorgefängnis
ist ein dunkler stiller Ort…
Längst entschwand, was sonst versetzlich
Frack- und Rock- und Mantels Pracht.
Nun auch du! .. es ist entsetzlich! ..
Letzte Hose, gute Nacht!
Tag der Prüfung, o wie bänglich
schlägt mein Herz und fühlt es hell:
alles Irdische ist vergänglich
und das Pfandrecht schreitet schnell!
Nirgend winkt uns ein Erlöser
letzte Hose! .. es muss sein! ..
Elkan Levy, dunkler, böser
Trödler, nimm sie! .. Sie sei dein!
Doch wenn auch ein Beinkleidloser
werd‘ ich nie zum Sansculotte.
Ha! noch schützt ein falt’ger, grosser
Schlafrock vor der schwersten Not.
Er auch wäre längst entschwunden
doch, o Glück! er ist zerfetzt;
vor des Ellenbogens Wunden
hat selbst Elkan sich entsetzt.
Stiefelfuchs, du alter, treuer
komm und stütz mein Dulderhaupt!
Noch ein einz’ger Schoppen Neuer
sei dem Trauernden erlaubt.
Dann will ich zu Bett mich legen
und nicht aufstehn, wenn’s auch klopft,
bis ein schwerer goldner Regen
unverhofft durchs Dach mir tropft.
Zeuch denn hin, die ich beweine
grüss den Rock und’s Kamisol!.
Weh! schon friert’s mich an die Beine! ..
Letzt Hose, fahre wohl!
Text: Josef Victor von Scheffel