Beiträge von Wiesner19

    Er (Napoleon) war der größte Mann aller Zeiten.

    unbekannter Napoleonbiograph


    Wenn man Dummheiten macht, müssen sie wenigstens gelingen.

    Napoleon

    (traf wenigstens ab 1812 auf ihn nicht mehr zu ;))


    „Ich will gerne gestehen, daß mir in meinem Leben nicht Höheres und Erfreulicheres begegnen konnte, als vor dem französischen Kaiser zu stehen."


    Goethe


    (Napoleon soll angeblich den Werther 7x gelesen haben)


    "Hör auf dich zu waschen, wir brechen hier bald auf!"

    Napoleon angeblich in einem Brief an Josephine. Ob das stimmt, bleibt im Dunkeln.

    Er war ja auch kein Zwerg wie kolportiert, sondern durchschnittlich groß. Propaganda der Engländer, oder aber es gab einen Fehler bei der Umrechnung der Maße.


    "Das Korsische Ungeheuer ist in der Bucht von Juan gelandet."

    Zeitungsüberschrift während der 100 Tage des Napoleon.



    uswusf.

    Ich weiß nicht, welch diabolischer Durst mich daran hindert, den Vertrag mit meinem Atem zu kündigen.


    Länger als eine Viertelstunde kann man nicht an der Verzweiflung eines anderen teilnehmen, ohne die Geduld zu verlieren.


    E. M. Cioran


    Dem zweiten Satz kann ich nur beipflichten - nachdem ich Cioran heute beim Arzt länger als eine Viertelstunde gelesen hatte. :grin

    Äußerst fragwürdige Poesie zur Abwechslung, das Lachen bleibt einem im Halse stecken: Es geht um den "Generalissimus", diesen Massenmörder der Superlative, der von Medwedew erst kürzlich wieder zitiert wurde.



    IM KREML IST NOCH LICHT


    Wenn du die Augen schließt, und jedes Glied

    und jede Faser deines Leibes ruht -

    dein Herz bleibt wach; dein Herz wird niemals müd;

    und auch im tiefsten Schlafe rauscht dein Blut.


    Ich schau’ aus meinem Fenster in der Nacht;

    zum nahen Kreml wend ich mein Gesicht.

    Die Stadt hat alle Augen zugemacht.

    Und nur im Kreml drüben ist noch Licht.


    Und wieder schau’ ich weit nach Mitternacht

    zum Kreml hin. Es schläft die ganze Welt.

    Und Licht um Licht wird drüben ausgemacht.

    Ein einz’ges Fenster nur ist noch erhellt.


    Spät leg’ ich meine Feder aus der Hand,

    als schon die Dämmrung aus den Wolken bricht.

    Ich schau’ zum Kreml. Ruhig schläft das Land.

    Sein Herz blieb wach. Im Kreml ist noch Licht.


    Erich Weinert

    „Devil – Fahrstuhl zur Hölle.“ Horrorfilm, ein fieses Kammerspiel. Vermutlich schnell dahingeworfen, aber sehr gelungen. In einem steckengebliebenen Fahrstuhl wird einer nach dem anderen ermordet. Der Autor hat vermutlich auch einen ganz speziellen Roman von Agatha Christie gelesen, von Kritikastern seinerzeit verrissen, aber brillant konstruiert, längst ein Klassiker.

    Mich sprechen beide Bilder ebenfalls nicht an. Wie hier schon gesagt, schau dir Cover erfolgreicher Bücher des Genres an.

    Allgemein lässt sich natürlich sagen, dass Cover für den Buchverkauf sehr wichtig sind. Ein in vielerlei Hinsicht sehr versierter Buchhändler erzählte mir mal, dass er von einem Krimi 5x mehr Exemplare verkauft hätte, wenn das Cover nicht so grottig gewesen wäre.

    ... weil sich vorhin ein Admiral auf einem meiner Pfanzenkübel gesonnt hat. Eine Fliege umschwirrte ihn, er wackelte mit den Flügeln, half nichts, dann ließ er es bleiben und mochte mit Nietzsche gedacht haben "Nicht mein Los ist es, Fliegenwedel zu sein." - und siehe da: Die Fliege machte im wahrsten Sinne des Wortes einen Abflug.

    Marlowe hat eine neue Gattung erschaffen: postpostmoderner Ornitho-Neoexpressionismus - als Reminszenz an Poes "Der Rabe".


    Mitternacht umgab mich schaurig, als ich einsam, trüb und traurig,

    Sinnend saß und las von mancher längst verklung’nen Mähr’ und Lehr’ –

    Als ich schon mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,

    Hörte plötzlich ich ein Ticken an die Zimmertüre her;

    „Ein Besuch wohl noch,“ so dacht’ ich, „den der Zufall führet her –

    Ein Besuch und sonst Nichts mehr.“

    Wohl hab’ ich’s im Sinn behalten, im Dezember war’s, im kalten,

    Und gespenstige Gestalten warf des Feuers Schein umher.

    Sehnlich wünscht’ ich mir den Morgen, keine Lind’rung war zu borgen

    Aus den Büchern für die Sorgen – für die Sorgen tief und schwer

    Um die Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer –

    Hier, ach, nennt sie Niemand mehr!

    Jedes Rauschen der Gardinen, die mir wie Gespenster schienen,

    Füllte nun mein Herz mit Schrecken – Schrecken nie gefühlt vorher;

    Wie es bebte, wie es zagte, bis ich endlich wieder sagte:

    „Ein Besuch wohl, der es wagte, in der Nacht zu kommen her –

    Ein Besuch, der spät es wagte, in der Nacht zu kommen her;

    Dies allein und sonst Nichts mehr.“

    Und ermannt nach diesen Worten öffnete ich stracks die Pforten:

    „Dame oder Herr,“ so sprach ich, „bitte um Verzeihung sehr!

    Doch ich war mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,

    Und so leis scholl Euer Ticken an die Zimmertüre her,

    Dass ich kaum es recht vernommen; doch nun seid willkommen sehr!“ –

    Dunkel da und sonst Nichts mehr.

    Düster in das Dunkel schauend stand ich lange starr und grauend,

    Träume träumend, die hienieden nie ein Mensch geträumt vorher;

    Zweifel schwarz den Sinn betörte, Nichts die Stille draußen störte,

    Nur das eine Wort man hörte, nur „Lenore?“ klang es her;

    Selber haucht’ ich’s, und „Lenore!“ trug das Echo trauernd her –

    Einzig dies und sonst Nichts mehr.

    Als ich nun mit tiefem Bangen wieder in’s Gemach gegangen,

    Hört’ ich bald ein neues Pochen, etwas lauter als vorher.

    „Sicher,“ sprach ich da mit Beben, „an das Fenster pocht’ es eben,

    Nun wohlan, so laß mich streben, dass ich mir das Ding erklär’ –

    Still, mein Herz, dass ich mit Ruhe dies Geheimnis mir erklär’

    Wohl der Wind und sonst Nichts mehr.“

    Riss jetzt das Fenster auf, und herein stolziert’ – o Wunder!

    Ein gewalt’ger, hochbejahrter Rabe schwirrend zu mir her;

    Flog mit mächt’gen Flügelstreichen, ohne Gruß und Dankeszeichen,

    Stolz und stattlich sonder Gleichen, nach der Türe hoch und her –

    Flog nach einer Pallasbüste ob der Türe hoch und her –

    Setzte sich und sonst Nichts mehr.

    Und trotz meiner Trauer brachte er dahin mich, dass ich lachte,

    So gesetzt und gravitätisch herrscht’ auf meiner Büste er.

    „Ob auch alt und nah dem Grabe,“ sprach ich, „bist kein feiger Knabe,

    Grimmer, glatt geschor’ner Rabe, der Du kamst vom Schattenheer –

    Sprich, welch’ stolzen Namen führst Du in der Nacht pluton’schem Heer?“

    Sprach der Rabe: „Nimmermehr.“

    Ganz erstaunt war ich, zu hören dies Geschöpf mich so belehren,

    Schien auch wenig Sinn zu liegen in dem Wort bedeutungsleer;

    Denn wohl Keiner könnte sagen, dass ihm je in seinen Tagen

    Sonder Zier und sonder Zagen so ein Tier erschienen wär’,

    Das auf seiner Marmorbüste ob der Tür gesessen wär’

    Mit dem Namen „Nimmermehr.“

    Dieses Wort nur sprach der Rabe dumpf und hohl, wie aus dem Grabe,

    Als ob seine ganze Seele in dem einen Worte wär’.

    Weiter Nichts ward dann gesprochen, nur mein Herz noch hört’ ich pochen,

    Bis das Schweigen ich gebrochen: „Andre Freunde floh’n seither –

    Morgen wird auch er mich fliehen, wie die Hoffnung floh seither.“

    Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

    Immer höher stieg mein Staunen bei des Raben dunklem Raunen,

    Doch ich dachte: „Ohne Zweifel weiß er dies und sonst Nichts mehr;

    Hat’s von seinem armen Meister, dem des Unglücks finstre Geister

    Drohten dreist und drohten dreister, bis er trüb und trauerschwer –

    Bis ihm schwand der Hoffnung Schimmer, und er fortan seufzte schwer:

    ‚O nimmer – nimmermehr!‘“

    Trotz der Trauer wieder brachte er dahin mich, dass ich lachte;

    Einen Armstuhl endlich rollte ich zu Tür und Vogel her.

    In den sammt’nen Kissen liegend, in die Hand die Wange schmiegend,

    Sann ich, hin und her mich wiegend, was des Wortes Deutung wär’ –

    Was der grimme, finst’re Vogel aus dem nächt’gen Schattenheer

    Wollt’ mit seinem „Nimmermehr.“

    Dieses saß ich still ermessend, doch des Vogels nicht vergessend,

    Dessen Feueraugen jetzt mir das Herz beklemmten sehr;

    Und mit schmerzlichen Gefühlen ließ mein Haupt ich lange wühlen

    In den veilchenfarb’nen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr –

    Ach, in diesen sammtnen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr –

    Ruhet sie jetzt nimmermehr!

    Und ich wähnte, durch die Lüfte wallten süße Weihrauchdüfte,

    Ausgestreut durch unsichtbare Seraphshände um mich her.

    „Lethe,“ rief ich, „süße Spende schickt Dir Gott durch Engelshände,

    Dass sich von Lenoren wende Deine Trauer tief und schwer!

    Nimm, o nimm die süße Spende und vergiss der Trauer schwer!“

    Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

    „Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel!

    Ob die Hölle Dich mir sandte, ob der Sturm Dich wehte her!

    Du, der von des Orkus Strande – Du, der von dem Schreckenlande

    Sich zu mir, dem Trüben, wandte – künde mir mein heiß Begehr:

    Find’ ich Balsam noch in Gilead! ist noch Trost im Gnadenmeer?“

    Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

    „Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel!

    Bei dem ew’gen Himmel droben, bei dem Gott, den ich verehr’ –

    Künde mir, ob ich Lenoren, die hienieden ich verloren,

    Wieder find’ an Edens Toren – sie, die thront im Engelsheer –

    Jene Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer!“

    Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

    „Sei dies Wort das Trennungszeichen! Vogel, Dämon, Du musst weichen!

    Fleuch zurück zum Sturmesgrauen, oder zum pluton’schen Heer!

    Keine Feder lass zurücke mir als Zeichen Deiner Tücke;

    Lass allein mich dem Geschicke – wage nie Dich wieder her!

    Fort und lass mein Herz in Frieden, das gepeinigt Du so sehr!“

    Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

    Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer

    Auf der blassen Pallasbüste ob der Türe hoch und her;

    Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln

    Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her;

    Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her,

    Sich erheben – nimmermehr!


    Edgar Allen Poe


    Für meine Söhne

    Hehle nimmer mit der Wahrheit!
    Bringt sie Leid, nicht bringt sie Reue;
    Doch, weil Wahrheit eine Perle,
    Wirf sie auch nicht vor die Säue.

    Blüte edelsten Gemütes
    Ist die Rücksicht; doch zuzeiten
    Sind erfrischend wie Gewitter
    Goldne Rücksichtslosigkeiten.

    Wackrer heimatlicher Grobheit
    Setze deine Stirn entgegen;
    Artigen Leutseligkeiten
    Gehe schweigend aus den Wegen.

    Wo zum Weib du nicht die Tochter
    Wagen würdest zu begehren,
    Halte dich zu wert, um gastlich
    In dem Hause zu verkehren.

    Was du immer kannst, zu werden,
    Arbeit scheue nicht und Wachen;
    Aber hüte deine Seele
    Vor dem Karrieremachen.

    Wenn der Pöbel aller Sorte
    Tanzet um die goldnen Kälber,
    Halte fest: du hast vom Leben
    Doch am Ende nur dich selber.

    Theodor Storm

    „Der Sturm“

    Wow! Packend! Gerade (auf arte) eben erstmals – kurioserweise, obwohl maritim interessiert – gesehen. Wie das Buch von Sebastian Junger, das ich damals las, setzt auch der Film den Männern der „Andrea Gail“ ein würdiges Denkmal. Dramen dieser Art hat es in der knallharten Geschichte der Seefahrt wieder und wieder und wieder gegeben. Auch die Gewalt des Sturmes ist keinesfalls übertrieben. Riesige Wellen in Stürmen und Monsterwellen dieser schier unglaublichen Größe sind längst dokumentiert.

    Junger hat bei Vergabe der Filmrechte damals darauf bestanden, dass es kein Happy End gäbe, aber ich denke, dieses Taktgefühl hätten die Macher auch so gehabt.

    Für die Expressionisten muss ich in Stimmung sein. Wie wärs stattdessen mit Heine:


    Das Fräulein stand am Meere

    Das Fräulein stand am Meere

    Und seufzte lang und bang,

    Es rührte sie so sehre

    Der Sonnenuntergang.


    Mein Fräulein! sein Sie munter,

    Das ist ein altes Stück;

    Hier vorne geht sie unter

    Und kehrt von hinten zurück.



    Ja, wenn die Mädels mal so romantisch gewesen wären! :lache

    Wiesner19 Mag ja sein, aber wer in allem Maß hält, wird nie Großes vollbringen.

    "Es ist die wohl bekannteste Panne der Wissenschaft: Alexander Fleming ließ 1928 während des Sommerurlaubs das Fenster seines Labors offen. So landeten Pilzsporen auf den Eitererregern, die Fleming auf seine Versuchsplatten aufgetragen hatte. Aus der vermeintlichen Gammelmischung wurde einer der wichtigsten Arzneiwirkstoffe des vergangenen Jahrhunderts: das Penicillin."


    :lache Aber du hast natürlich recht.

    Manchmal muss man seine Ziele einfach höher stecken als angebracht erscheint, die Begierde nicht zügeln und den Stolz auf das geleistete als Antrieb für neue Taten nutzen. Mäßigung mag oft angebracht sein, kann aber auch zum Hemmschuh werden. Große Geister sind selten gemäßigt, und scheitern sollte nicht dazu führen, sich armselig zu fühlen, sondern sich aufzuraffen es mit noch mehr Elan zu versuchen.

    Das Zitat passt aber schon, breumel, und sollte man ohnehin nicht allzu wörtlich nehmen. Schopenhauer will damit nur sagen: In allem Maß halten! Wer zu hoch fliegt, verbrennt sich die Flügel, fällt umso tiefer, ist umso enttäuschter, umso unglücklicher, da summa summarum letztendlich – gemäß seiner Philosophie – das Leiden im Leben immer überwiegt.

    Im übrigen hat er sich selbst gar nicht dran gehalten. Er hielt sich selbst für einen der Allergrößten, wollte zu den Sternen, eine völlig neue Philosophie schaffen, bestand als blutjunger Philosoph darauf, parallel zu dem bereits berühmten Hegel zu lesen und fiel damit jämmerlich auf den Bauch. Seine Zeit begann erst, als er schon alt war.

    Yep, der "witzige Waise" (Thomas Mann über Schopenhauer) wusste um die Abgründe von Einsamkeit und wappnete sich dagegen:


    Ganz er selbst sein darf jeder nur solange er allein ist: wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit: denn nur wenn man allein ist, ist man frei.


    Ein Hauptstudium der Jugend sollte sein, die Einsamkeit ertragen lernen, weil sie eine Quelle des Glücks und der Gemütsruhe ist. —


    Arthur Schopenhauer