Ich saß auf der Terrasse meines Elternhauses, 250 m entfernt vom Haus von Christa Ohnesorg (+2000) und ihres Sohnes. Auf unserem Stadtteilfriedhof ist weiterhin das unauffällige Grab der beiden Ohnesorgs. Meine Mutter kannte Christa aus ihrer Jugend, meine Großeltern kauften ihr Fleisch/ Wurst bei ihren Eltern. Als KInd habe ich mich gewundert, warum der Name Ohnesorg bei Erwachsenen Schweigen und dann Gespräch bedeutet hat, denn erst als junge Erwachsene ist mir richtig klar geworden, welche Bedeutung der Mord an Benno Ohnesorg hatte, warum Straßen/ Brücken etc. seinen Namen tragen.
Das hat mich eben sehr berührt, als ich gelesen habe, wo Du die ersten Kapitel des Buchs gelesen hast und das Du durch Deinen Familie so einen Bezug zu Ohnesorg hast!
Obwohl mir sein tragischer Tod natürlich auch vor diesem Roman schon ein Begriff war, wurde mir erst durch meine Recherchen wirklich die Größe der Dimension bewusst. Ich recherchiere ja für meine Bücher immer sehr lange und intensiv und ich hatte für diesen Roman neben vielen anderen Zeitzeugen-Quellen dieses Mal auch sehr persönliche. Mein Vater, der sehr jung verstorben ist und Ende der 60er Jahre als junger Germanistik-Dozent an der FU unterrichtete, hat mit meiner Mutter in diesen Jahren ein Tonbandgerät gekauft und sie haben das Gerät stundenlang bei Gesprächen mit Familie und Freunden laufen lassen. Ohnesorg, die Studentenunruhen und Springer waren dabei ein häufiges Thema in den oft sehr erhitzten Diskussionen. Ich habe durch diese Tonbänder auch erst bei der Arbeit an diesem Buch erfahren, dass Ohnesorg als Student in einem seiner Seminare war.