Beiträge von Humpenflug

    Habe mich mal auf die Bibel gestürzt und Apostelgesch. 8, 9 -24 gelesen, weil mich diese "Geistmitteilung" nicht so richtig loslässt.
    Ich lese seit Jahrzehnten eine kommentierte evangelische Bibel ohne Apokryphen und bin von dieser Geistübertragung (Petrus legt den Täuflingen hierzu die Hand auf und der heilige Geist wird übertragen) fasziniert:
    "Geist, heiliger...", steht (u.a.)im Kommentar/Register hinten,"... kommt über ihn und treibt ihn zu einer bestimmten Tat..." (Im Buch der Richter 9,25 z.B. Simson ).

    Bei google findet sich folgendes für "Geistmitteilung":

    Zitat

    Web Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 448 für Geistmitteilung. (0,23 Sekunden)


    Meinten Sie: Systemmitteilung

    :rofl
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    Spielt das noch eine Rolle in dem Roman? "Augen sprechen lassen"?


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    Übrigens ist dieser Simon Magus eine richtig fiese Figur. Auch interessant.

    Keipen ist kein Hundefreund.
    Und vor allem kein Menschenfreund.
    Keipen erleidet eine Art Nervenzusammenbruch, als Joss tot vor ihm liegt.
    Ursache ist der Schmerz über einen Verlust. Sein Verlust ist aber nicht ein liebgewonnenes Tier, sondern er verliert Macht über ein absolut gehorsames Wesen.
    Sein Focus richtet sich ja folgerichtig anschließend auf seine Kinder, die er nunmehr abrichten will.

    Ich meine,
    Friedrich denkt (und das wird kursiv deutlich gemacht. Ein "off". ) und der Leser muss mitdenken.


    Nun hat man sich von einer Figur ein Bild gemacht und wird in eine andere Kurve geworfen.


    Dr.Fissler, ein Nazi-Arzt mit SS-Vergangenheit (der weißhaarige enge Vertraute Settlers ...) , bekommt plötzlich sympathische Züge, weil er Skrupel bekommt angesichts des charakterlichen Outings von Keipen.


    Mir stellt sich dann die Frage: Gibt es da eine Läuterung oder "bricht sich das Gute" Bahn?

    Keipen hat seine Frau, wenn ich das richtig verstanden habe, immer vergewaltigt. Nicht nur im übertragenen Sinn.
    Und ich denke, der Autor will mit der Ausbreitung der abgründigen, gewaltgesteuerten Beziehung in dieser Scheinehe vor allem den Charakter der ganzen Organisation umschreiben. Und das ist gut gemacht!
    Warum es gerade die Kirche sein soll, in der sich im Sinne der SS "die Völker unter einer Führung einen" sollen ist mir immer noch völlig unklar: Wieso nicht die republican party der USA? Oder die NATO?


    Weiteres Problemchen für mich: Am Anfang steht die Idee der Simonie, dann wird aber als Aufstiegsstrategie die Anpassung, Qualitfizierung,der Gehorsam, der Konformismus herausgestellt - wie sich ein Beamter eben so hocharbeitet.
    Das ist aber langweilig. Im übrigen realitätsfern. Zumindest was hohe Posten angeht.


    Schön dann wieder eine Parabel zum Simon Magus, der "die göttliche Gabe der Geistmitteilung von Petrus kaufen wollte" (S.27): Dengelmann,
    s.99 "Seine Augen mussten sprechen. Er konzentrierte sich völlig auf den Bischof .....und dachte: Ich bewundere dich."
    Und dann funzt die Chose mit der Geistmitteilung und der Bischof macht ihn zum Assistenten.

    1949 fängt das Tagebuch an. Settler erläutert die Bruderschaft der Simoner, die sich in der Tradition des Simon Magus sieht, eines Zauberers, der von Petrus die göttliche Gabe der Geistmitteilung kaufen wollte.


    Die Bruderschaft sieht Settler in der Tradition der Waffen-SS (S.28), in der "die Völker vereint" waren. Sie wollen "die Nationen der Welt unter einer Führung einen", aber - und das ist das einzige, was sie an Adolf nicht anbeten - nicht durch Krieg, sondern: Die katholische Kirche.


    Die Figuren werden nur sehr oberflächlich skizziert. Keipen, groß, blond, blauägig, schlau usw., Settler zackig, linientreuer Nazi, autoritär, Patriarch, Evely, schön, anmutig, führergläubig.
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    Jetzt meine Frage an Arno:
    Ab Seite 65 kommen kursive "Denk"einschübe ("Das werden wir noch sehen, kleine Lehrerin!" "Sieh an Dengelmann. Es geht schon los. Sie fangen schon an sich einzuschmeicheln." Das charakterisiert Keipen freilich schärfer als jede Bebilderung, obwohl: Seite 65 "Friedrich zerquetschte die Ameise mit einem kurzen Druck des Daumens, stand wortlos auf und stürmte davon" (als Evelyn nicht heiraten wollte, kurz vor der Abi-Feier).Diese "Denk"einschübe für alle möglichen Charaktere, die die Handlung tragen, ziehen sich jetzt durch den Rest des Buches und bilden eine Besonderheit, die ich so nicht gewohnt bin.


    Überlastest du die Figuren dadurch nicht psychologisch? Soll diese psychologische Innenschau in verschiedene Figuren den Leser zu einer Identifikation zwingen?
    Oder geht es darum, Licht und Schatten ein und derselben Figur aufzuzeigen?

    Arno Strobel hat die Kapiteleinteilung meiner Ansicht nach richtig clever gemacht:


    Der Papst wird zu seinem Schöpfer geleitet, der Täter lässt sich festnehmen und übergibt ein Tagebuch, das dann nach Ort und Datum die Sache chronologisch ordnet. Seite 21 bis 23 wird das "Projekt Simon" angedeutet. (fand ich schon bei Crichton, Welt am Abgrund, recht pfiffig-elegant)


    Nicht unerheblich war bestimmt die Recherche zu den vatikanischen Gepflogenheiten, Ritualen, diversen Amtsbezeichnungen. (La Vigilanza = Vatikanpolizei, sedisvakanz...)


    Mindestens einmal muss der Autor auf einem Schießplatz gewesen sein.


    Schlüsselsatz, meiner Meinung nach: Seite 12 unten "Die Welt stand am Abgrund und ahnte nichts davon"


    Das zwingt zum Weiterlesen :-)

    Aeria vom Mars

    Zitat

    Entführungen durch Außerirdische? Ich war mir vor "Der Drache..." nicht sicher, was ich davon halten sollte. All die "Entführten" können doch nicht die gleiche Halluzination haben, dachte ich. Jetzt bin ich auch in dieser Hinsicht eine Skeptikerin.


    Dat wiederum ist nun mal eine richtige spannende Sache: Soziale, geistige Epidemien und ihre Ausbreitung!


    In Süddeutschland im tiefschwäbischen gab es von wenigen Jahren einen unerklärlichen Brummton, den anfangs nur wenige, dann immer mehr "Betroffene" wahrnahmen. Die Ausbreitung folgte der Berichterstattung dortiger Blätter, wobei allemal zentral ist: Die Symptome mussten genau beschrieben werden.
    Tolle Sache. Ehrlich.


    Im Mittelalter gab es ähnliche Phänomene bei Engels-/Marien- oder Heiligen-Erscheinungen: Sie folgten allemal bestimmten Handelsrouten oder entlang von Pilgerstraßen. Interessanterweise auch immer in zeitlicher Nähe. Ging es einmal los mit Marienerscheinungen und blutenden Christusbildern, gab es kein Halten mehr. Und "Bäng", war der Spuk vorbei und ein paar Jahre/Jahrzehnte Ruhe. Vielleicht folgten sie auch alle einer bestimmten Humpenflug-Route :lache

    Paule : Unsinn!


    Du schließt: Wenn ich vom Saufen einen dicken Kopf kriege und Fritz Müller auch, dann auch ??&% vom Planeten %&$§ in exakt "§$! Milliarden Lichtjahren Entfernung. Das ist nicht logisch, sondern Quatsch.


    Auch die Beweisführung: "Es gibt Ameisen, Nasenbären und Fische, also gibt es auch auf dem (s.o.) Planeten %&$§ in exakt §$! Milliarden Lichtjahren Entfernung ebenfalls so etwas" ist Käse.


    Wenig hilfreich sind auch sogenannte Zeugen ("Vor mir auf der Autobahn, ganz plötzlich, dieser Außerirdische, und dann riß ich das Lenkrad rum ..."), unerklärliche Phänomene ("immer wenn ich plötzlich den Kühlschrank aufreiße, geht das Licht an, außerdem zwingt mich das Käsebrötchen ....") oder Fußspuren oder zurückgelassene Souvenirs von Außerirdischen.


    Glaubwürdiger/beweisträchtiger wäre tatsächlich - wie mit dem TV-Bild von Kerner illustriert -
    ein Signal nichtirdischen Ursprungs, das eine logische Struktur aufweist. Also eine Zahlenreihe, Musik, eine geometrische Figur, ein Bild oder so was.

    Vielleicht sollte man einfach mal "diagonal" lesen. Mut zur Lücke.
    Habe bei Defoes "Robinson Crusoe" meinem Sohn satte 100 Vorleseseiten erspart, indem ich erläuterte, was ich vorher quergelesen hatte.


    Beim 500 Seiten Buch "Islamische Reise" (Naipaul, 1981) kann man auch etliches abkürzen, da es durch die Wirklichkeit bereits überholt ist.


    Warum nicht?


    Und der "Butt" von Grass mit seinen ewigen seitenlangen Refrains ist in seinem narrativen Kern auch nur ein Bruchteil von -- äh ... Dingenskirchen.

    Als Statistikstudierter gebe ich Tom Recht: Eine wie auch immer geartete "Wahrscheinlichkeit" für außerirdisches Leben kann nicht angegeben werden, weil dafür jede Bezugsgröße für einen (auch logisch) recht zweifelhaften induktiven Schluss fehlt.


    Deutsch: Ich brauche mindestens mal einen Außerirdischen um dann behaupten zu können: Es gibt noch einen. Oder fünf. Habe ich aber null, kann ich gaaaaaanz schlecht (weil logikwidrig) behaupten: Es gibt sieben, neunundzwanzig oder 86 Milliarden von denen.


    Ein spontanes Beispiel:
    Man könnte ja vermuten, dass in 8000 Meter Meerestiefe möglicherweise spontan Schnaps aus Algenabfällen entstehen könnte, wenn auch die Chancen saumäßig gering sind. Aber, da wir weder was über die Algen in dieser Tiefe wissen, noch überhaupt dort rumforschen (obwohl es praktisch nur lächerliche 8km entfernt ist - halbe Stunde mitm Radl), stochern wir ohne jeden Hinweis auf irgendeine jemals nachweisbare Wirklichkeit sozusagen "im Metaphysischen" herum, im Bereich der Vermutungen darüber, wie die Welt im innersten gestrickt sein könnte.


    Ich befasse mich lieber mit Feng Shui, die Kunst, Fische an die Wand zu werfen.

    Das finstre Mittelalter ist ja leider als ALLTAGSGESCHICHTE nirgends präsent.
    Wir erfahren aus den Geschichtsbüchern ja nur von Adelheid der Knüppeldoofen, die Ularich den Ungemütlichen heiratet und dass daraufhin irgendwas passiert - ohne Logik, ohne Fastand.
    Was ist daran eigentlich "nicht-fiktional"? Die ganze Geschichtsschreibung ist eine Abfolge von Grund- und Kirchenbucheinträgen.
    Was "publiziert" oder verbreitet wurde war - auch damals - PROPAGANDA, oder?
    Insofern:
    Lasst sie raus, die Wanderhuren und Hufschmiedinnen und füllt das verdammte Mittelalter mit lebendigen Figuren (auch wenn die als Emanzen mit Mobiltelefon und digitaler Uhr rumlaufen ... :grin - im übertragenen Sinn).

    Egal, was Ton sacht: Mach auch Hausrat: Da is dein janzer Schempes zum Neuwert versichert, auch im Ausland, wenn sie das Zeug aus dem Hotel klauen oder Dir die Handtasche mit Geld, Kreditkarte und Papieren räuberisch entreißen.