Beiträge von SylvisFeder

    Meine Rezension zu:

    „Die Uhrmacher der Königin“, von Ralf H. Dorweiler



    gelesen als: Vorabexemplar für Rezensionen, Format eBook, lübbe Verlag,

    in der eBook-Fassung




    Erscheinungsdatum 28.01.2022




    Bekannte Formate:


    Taschenbuch mit 512 Seiten, ISBN 9783404185092


    eBook, ISBN: 9783751710046




    ACHTUNG: Könnte Spoiler enthalten!




    Zum Inhalt:

    Johannes und Ernst sind Brüder und Uhrmacher. Sie verlassen den heimatlichen Schwarzwald und ziehen nach London. Dort sind sie sich der großen beruflichen Gelegenheit bewusst, als sie den Auftrag erhalten, eine ganz besondere Uhr für Königin Victoria anzufertigen. Der Tag an dem sie diese Uhr überbringen wollen, wird jedoch zu einem Meilenstein, da die Brüder Zeugen eines Attentats an die Königin und ihren Mann Albert werden.





    Meine Rezension:

    Ich hatte von Anfang an das Gefühl, von Ralf H. Dorweiler mit auf die Reise genommen zu werden. Gleich zu Beginn wird die Handlung aus der kindlichen Sicht des noch sehr jungen Johannes erzählt. Dies erinnert ganz allgemein auch daran, dass Kinder die Welt oft anders wahrnehmen und ich habe diesen Einstieg, trotz seiner Handlungsdramatik, sehr genossen.

    Die Kapitel sind in der Regel nicht übermäßig lang. Der Autor zieht also die Handlung nicht in die Länge, sondern weiß durch einen flüssigen Erzählstil, auf den Punkt gebracht, Leser zu begeistern und zu jeder Zeit bei Laune zu halten.

    Alle Charaktere, die eine für die Story relevante Rolle spielen, sind sehr gut und realistisch beschrieben. Es gibt praktisch keine ultimativen und nur fehlerfreien Helden, sondern realistische Menschen, mit Schwächen und Stärken. Und gerade das macht das Buch auch so besonders, denn zu jeder Zeit hat man das Gefühl, Orte und Personen fast greifbar vor sich zu sehen. Man setzt sich mit Schwächen und Schicksalsschlägen auseinander, kann sich aber ebenso mit den Protagonisten freuen, mit ihnen bangen und hoffen.

    Besonders berührend empfand ich die Figur des Ernst. Durch scheinbar autistische Züge wird er lange Zeit verkannt, zeigt aber zunehmend welch wacher Geist und große Auffassungsgabe in ihm ruht.

    Geschichtlich ist der Roman auch auf reale Personen sehr empfindsam recherchiert. Dabei hat Ralf H. Dorweiler sehr behutsam vor allem auch einen Blick hinter die Kulissen des britischen Königshauses geworfen und sehr gewissenhaft vor allem Kenntnisse aus persönlichen Korrespondenzen zwischen Queen Victoria und ihrem Ehemann Albert von Sachsen-Coburg einzubauen gewusst, um ein berührendes und menschliches Bild der Königsfamilie zu zeichnen.

    Interessant fand ich, wie es im Verlauf der Geschichte auch immer wieder mal zu Rollentausch zu kommen scheint. Empfindet man im einen Moment für einen Protagonisten großes Mitgefühl, während man anerkennend den anderen betrachtet, kann dies sehr schnell wechseln. Das allein ist bereits unglaublich faszinierend.

    Man lernt viel über das Uhrmacherhandwerk, jedoch nicht erschlagend und lang, sondern wie beiläufig, oft in kleinen Zusammenfassungen zwischen den Kapiteln. Als optisches Highlight beginnt jedes Kapitel übrigens mit dem Zifferblatt einer alten Uhr.

    Oft wechseln die Handlungsstränge, die ihre Verknüpfungen erst später preisgeben, von Kapitel zu Kapitel und führen an verschiedene Orte, zu unterschiedlichen Personen. Aber dies geschieht in keinem Fall verwirrend, sondern ist klar und gut strukturiert. Ich hatte nie das Gefühl irgendwo nicht zu wissen, wo ich gerade bin.

    Die Geschichte, die zusätzlich noch einen großen, zu vielen kleineren Spannungsbögen hat, mutet fast (teilweise) wie eine Lebensgeschichte an, da sie von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter Entwicklungen zeigt. Man begleitet also, sieht die Entwicklung und – wie im richtigen Leben – weiß nicht, ob und wie sich die Figuren möglicherweise noch verändern.

    Es ist also kein berechenbarer Roman, sondern ein Lesegenuss mit immer wieder auch kleinen Überraschungen.



    Mein Fazit:

    Ich kann „Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler nur absolut empfehlen!

    Ein sehr natürlicher und nicht wild aufgebauschter Roman, der wunderbar mitzunehmen versteht und in dem Figuren wirklich menschlich sind. Kleine und große Spannungsbögen, sowie ansprechende Wechsel der Handlungsorte und ihrer Figuren, die miteinander verknüpft sind, lassen an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Dabei immer auch das Bewusstsein, dass hier wirklich hervorragend und bis in kleinste Details recherchiert wurde.

    Für mich ein klares Highlight unter den historischen Romanen. ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️




    Meine Rezension zu: „Nordblut - Wölfe wie wir“, Band 1 der Wikingersaga von Mira Valentin


    gelesen als eBook



    Erhältlich in den Formaten:
    Taschenbuch, mit 376 Seiten, ISBN 3749471053
    eBook (Kindle), ASIN B084M8V3L4
    Hörbuch, ASIN B08FMSTNS6



    Achtung: Könnte Spoiler enthalten!




    Wie man bereits dem Klappentext entnehmen kann, handelt die Reihe „Nordblut“ von Mira Valentin von der Familie des Wikingers Sven Olafsson, der im Jahr 982 auf Island lebt. Als sich zeigt, dass seine in den Wehen liegende Frau Gyda keine Überlebenschance hat und unvorstellbar leidet, erlöst er sie von den Qualen. Aus Reue für diese Tat bietet er den Göttern sein Leben und das des neugeborenen Sohnes. Doch sie wollen sein Opfer nicht und machen ihn stattdessen zu einer Spielfigur in ihrem eigenen Spiel, das neun Jahre währen soll. Sofern Sven und seine Kinder es schaffen, diese gesamte Spielzeit unter den teilweise fast unerträglichen Herausforderungen, die ihnen gestellt werden, durchzuhalten. Da Sven die Spielfigur vom obersten Gott Odin selbst ist, sendet dieser ihm Hilfe aus Asgard, der Welt der Götter.


    Ich selbst liebe historische Romane im Frühmittelalter und dabei vor allem aus dem nordischen Raum. Da ich gelegentlich auch Fantasy lese, haderte ich also auch nicht, ob die Kombination in Form eines Histo-Fantasy-Romans mir gefallen könnte, sondern war sehr neugierig auf die Reihe. Und ich muss sagen, es hat sich für mich bereits mit dem ersten Band auf ganzer Ebene gelohnt!


    Mira Valentin beschreibt aus einer sehr guten Recherche heraus das Leben im Island des späten 10. Jahrhunderts. Dabei bindet sie real-historische Persönlichkeiten, wie zum Beispiel den berühmten „Erik der Rote“ und seinen Sohn „Leif Eriksson“ ein.

    Allein schon die bildhafte Zeichnung all der Charaktere in der Geschichte ist faszinierend und man hat beständig das Gefühl inmitten der Handlungen, neben den Figuren zu stehen, die man auf ihrem Weg begleitet.

    Jede einzelne Figur besticht durch charakterliche Eigenschaften, die sie sehr lebendig erscheinen lassen und man gewinnt sie schnell für sich auf die eine oder andere Art.

    Von den ersten Zeilen ab, hat das Buch mich mitgenommen und ich musste einfach weiterlesen, selbst wenn mir vor Müdigkeit bereits die Augen zuzufallen drohten.

    Dabei gelang es Mira Valentin vor allem auch die Selbstverständlichkeit, mit der die damalige Mythologie Einfluss in das alltägliche Leben der Menschen nahm, fließend einzubauen.

    An keiner einzigen Stelle hatte ich das Gefühl, dass die Begegnungen mit den mythologischen Wesen irreal klangen.

    Ganz im Gegenteil!

    Nach meinem Geschmack gelang es der Autorin hier eine wahre Komposition aus realer Geschichte und Mythologie zu erschaffen, die immer wieder auch Spannungsbögen in sich erzählt, wie ich sie in dieser Form noch nicht gelesen habe.



    Mein Fazit:

    Ich kann diesen ersten Band der Reihe „Nordblut“ von Mira Valentin einfach nur uneingeschränkt empfehlen. Auch an Leser, die sonst Fantasy-Elementen in einem historischen Roman eher mit Skepsis begegnen.

    Hier kommen Leser der skandinavischen Geschichte im Frühmittelalter, sowie Fans der nordischen Mythologie voll auf ihre Kosten und erleben eine natürliche Verbindung der beiden Genre auf eine Art, wie sie einfach nur beispielhaft ist.

    Von mir dafür volle 5 Sterne! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️



    Bild zeigt das Buchcover (mit freundlicher Genehmigung der Autorin) / Hintergrund Wölfe und Polarlichter über Island, Quelle: pixabay

    Rezension zu „Die Kinder von Nebra“ von Ulf Schiewe


    Achtung: Könnte Spoiler enthalten!


    Gelesen im Format Taschenbuch mit 624 Seiten,

    ISBN 978-3-404-18428-6




    Wie soll man ein solches Buch beschreiben und dabei nicht zu viel von der wirklich schlüssigen und spannenden Handlung preisgeben?

    Vom Erscheinungsbild gibt das Buch dem Leser ein Gesamtbild allein schon in seiner Aufmachung. So enthält es auf den Innenseiten des Einbands eine Karte mit den wichtigsten Handlungsorten und geographischen Verbreitungsgebieten einzelner Volksstämme, die Teil der Handlung sind.

    Sprachlich ist es flüssig und mitnehmend, dennoch locker und gut verständlich geschrieben.

    Im Anhang geht der Autor auf seine Quellen ein und gibt zusätzlich, neben der Liste über Personen der Handlung, noch einen Überblick zu den Göttern, die angebetet wurden.

    Ulf Schiewe ist es gelungen, in einem tatsächlich wirklich imposanten Werk eine Zeit zu beschreiben, über die wir heute leider nicht so viel wissen, wie wir es uns wünschen würden.

    Dennoch hat er genau die archäologisch und wissenschaftlich nachgewiesenen Aspekte wunderbar aufgegriffen und eingearbeitet.

    Dies beginnt beim Glauben, indem er beschreibt, wie auch nahe Volksstämme nicht immer die gleichen Obergötter hatten, denen sie besonders huldigten.

    Es geht aber auch weiter zu Gepflogenheiten, wie zum Beispiel, dass Männer teilweise in ihrer Jugend weite Wanderungen unternahmen, um die Welt kennen zu lernen und die auf der Reise gewonnen Erkenntnisse später, in der Heimat, für das eigene Volk mit zu nutzen.

    Die Geschichte selbst ist spannend und sehr gut erzählt.


    Wer sich bezüglich der Himmelsscheibe von Nebra bereits mit neueren archäologischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen befasst hat, wird schnell erkennen, dass Ulf Schiewe dabei vor allem auch die Ergebnisse, zu denen Harald Meller und Kai Michel in ihrem fantastischen Sachbuch über die Himmelsscheibe kommen einbezogen hat. Das wirkt sich um so beeindruckender auf das Werk des Autors aus und macht es noch authentischer.

    Darüber hinaus bezog er auch neueste genetische Erkenntnisse mit ein, die heute die Möglichkeit geben uns ein äußeres Erscheinungsbild der Menschen in damaliger Zeit zu machen. Und das ist nicht immer so gewesen, wie wir es uns heute vorstellen.


    Fazit: Ein absolut gelungenes Werk, das berechtigt als sehr gut recherchiert bezeichnet werden kann und das in seiner Kombination aus Realität und fiktiven Einzelelementen zu einer exzellenten Komposition ausgearbeitet wurde.

    Eine unbedingte Leseempfehlung! ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

    "Der keltische Gobelin" von Rebecca Loebbert

    erschienen im Mai 2021, im Oeverbos Verlag

    Printausgabe: Taschenbuch mit 572 Seiten, ISBN: 3947141505

    weitere bekannte Formate: eBook


    Klappentext:

    In der Pension im Hafen von Calais, wo Mary mit ihren Eltern und ihrer Schwester Urlaub macht, soll schon Maria Stuart mit ihren Hofdamen übernachtet haben, bevor sie nach Schottland zurückkehrte. Ein uralter Wandteppich zieht Marys Blicke an. Er scheint zu leuchten, sie hört Stimmen, schiebt den Gobelin zur Seite - und plötzlich findet sie sich unter den Hofdamen der schottischen Königin. Nicht nur das: Mary Seton, eine der Damen, scheint ihren Platz im Jahr 2016 eingenommen zu haben. Warum? Hat sie eine Aufgabe hier? Und wird sie jemals heimkehren können?


    Mein Fazit:


    Ein erfrischend anderer Roman


    Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, diesen Roman als Rezensionsexemplar im Format eBook von der Autorin zu erhalten und lesen zu dürfen.

    Anfangs noch nicht ganz sicher, ob ich einem historischen Roman mit ganz leichten Einflüssen aus dem Fantasybereich viel Freude abgewinnen könnte, schaffte es Rebecca Loebbert jedoch, mich sehr schnell mit der Geschichte abzuholen und voller Spannung weiterlesen zu lassen. Und ich muss sogar einräumen, dass selbst die Elemente des Fantasy sich so geschmeidig in die gesamte Geschichte einfügen, dass sie schlüssig und so gar nicht unglaublich klingen.


    Wie der Klappentext bereits verrät, erlebt Mary Montgomery mit ihrer Familie die letzten Urlaubstage in einer Pension, in der die legendäre schottische Königin, Mary Stuart, bereits den Abend vor ihrer Abreise nach Schottland verbrachte.

    Ein alter Gobelin zieht Marys Aufmerksamkeit auf sich. Das seltsame Leuchten, ferne und doch nah erscheinende Stimmen und die unbeschreibliche Anziehungskraft reißen die junge Frau in einen Bann. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich unter den Hofdamen der Mary Stuart wieder, wo sie für die Freundin der Königin, Mary Seton gehalten wird. Im Gegenzug landet Mary Seton in der heutigen Zeit, wo man sie für Mary Montgomery hält.

    Zu all der Verwirrung, wie es überhaupt möglich ist, zudem auch unfreiwillig, in eine andere Zeit zu reisen, stellt sich für beide Marys die Frage nach dem Grund.


    Bevor ich auf Details eingehe, die mich an dem Roman beeindruckt haben, möchte ich zuerst einmal sagen, dass ich vom Schreibstil der Autorin begeistert bin. Sie hat eine leichte und mitnehmende Art zu erzählen und auch wenn ich sonst Bücher, die in der ich-Perspektive geschrieben sind nicht unbedingt bevorzuge, passt sie in diesem Fall wie keine andere. Durch eben diese ich-Perspektive kommt man den beiden Marys als Leser näher, fühlt sich wie ein Zuhörer, der ihre Reisen begleitet und kann sich so in die Geschichte besser einfühlen.


    Aus meiner Sicht ein sehr schönes Erstlingswerk der Autorin und man bemerkt auch ihre Leidenschaft für die schottische Geschichte, die sie studiert. Ich bin sogar überzeugt, dass sie das Talent besitzt, unter den Autoren historischer Romane ein gern genannter und bekannter Name zu werden.

    Auch die im Anhang genannten und tatsächlich belegten historischen Begebenheiten, die manchmal so beiläufig wirken, sind wunderbar und schlüssig in die Geschichte des Buches verflochten.

    Meine Empfehlung zu „Der keltische Gobelin“: Wer ein etwas anderes Buch sucht, das sowohl Historie, als auch Gefühl miteinander vereint, wird in diesem Roman sicher fündig. Mich hat die Geschichte sehr berührt.



    Ab hier könnte es zu Spoilern kommen!

    Beide Marys, trotzdem sie noch jung sind, zeigen starke und ausgewogene Persönlichkeiten. Äußerlich sehr ähnlich, scheinen sie im Wesen zumindest anfangs recht gegensätzlich zu sein. Die selbstbewusste Mary Montgomery, gegenüber die eher etwas stillere, sehr durchdachte Mary Seton. Allerdings bemerkt man als Leser auch schnell, dass diese beiden Marys sich auch im Charakter gar nicht so unähnlich sind, sondern zu großen Teilen aus ihrer Zeit heraus geprägt wurden.

    Mir hat vor allem der Vergleich gefallen, wie jemand aus der Vergangenheit die heutige Gegenwart erlebt und umgekehrt. Dabei stoßen die beiden Marys, jede für sich, in der Zeit der anderen, auf alltägliche und gesellschaftliche Herausforderungen, die für sie anfangs noch sehr fremd sind.

    Ein kleiner Kritikpunkt aus meiner Sicht: An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig tiefer gehend das Erstaunen und teilweise beängstigende Erleben der heutigen Moderne gewünscht, denen Mary Seton in der Gegenwart begegnet. Dennoch bleiben diese nicht unerwähnt und man kann sicher auch gut nachvollziehen, wie verunsichernd diese Epoche für die Mary aus der Vergangenheit sein muss.

    Auch die inneren Konflikte, die Sehnsucht wieder in die eigene Zeit zurückkehren zu können, andererseits aber in dieser fremden Epoche Gründe zum bleiben wollen kennen und erfahren zu lernen, ließ mich emotional den Figuren noch näher kommen.

    Rein historisch bin ich begeistert, Mary Stuart aus einer Perspektive nahe gekommen zu sein, die sie rein menschlich so viel deutlicher zeichnet, als viele rein sachliche Zusammenfassungen. Eine junge Frau zwischen Pflichtgefühl, manchmal Verunsicherungen und den Umgang mit den Menschen ihres Umfeldes, denen sie vertraut, selbst wenn sie dieses Vertrauen nicht immer verdienen. Und als Leser versteht man schnell, dass die königliche Verpflichtung nicht nach dem fragt, was der Mensch unter der Krone sich für sich selbst wünschen würde.

    Angie Voon

    Da gebe ich Dir Recht, diese Themen sind eigentlich erst mit Corona salonfähiger geworden.

    Ich war bereits lange vorher in Gruppen, wo es ganz ohne Prepper-Hype um solche Fragen ging, da ich mir auch Gedanken gemacht habe, im Fall eines längeren Stromausfalls meine Familie versorgen zu müssen.

    Da geht es ja schon mit Fragen los, wie bewahrt man ohne Kühlmöglichkeiten auf, wie erwärmt oder kocht man, woher bekommt man Trinkwasser,...?

    Ich hatte dazu sogar schon ein Buch geplant, das ein paar Tipps aufgreift, die sich mit Vorratshaltung, unabhängig von Strom, etc. beschäftigt oder wie man verschiedene Grundmittel, die man dann ja auch nicht mehr im Supermarkt kaufen kann, der wegen Strommangel geschlossen ist, selbst herstellen kann.

    Und dann kam Corona. Ich habe dann die Pläne wieder verworfen, weil ich denke, da wird es bald noch sehr viel ausführliche Lektüre zu auf dem Markt geben.

    Aber ich habe die Coronazeit auch selbst intensiver genutzt, um eben viel mehr auszuprobieren.

    Als es nur noch bedingt Hefe zu kaufen gab, begann ich einen Sauerteigansatz zu machen und backe damit eben unser Brot. Wir haben Löwenzahnblüten- Gänseblümchen- und Fliedergelee gekocht. Alles mit sehr viel Spaß, auch für die Kinder.

    Ich kann also sagen, auch wenn uns vieles in dieser Zeit Angst macht, sehen wir auch Chancen, über unseren gewohnten Tellerrand hinaus zu blicken. Von daher kann ich mich auch den ewigen Verschwörungstheoretikern und Schwarzmalern nicht anschließen. Ich habe sehr tiefes Mitgefühl für alle, die von Covid-19 betroffen sind oder waren, die Angehörige verloren haben, arbeitslos wurden und in so vielen Bereichen harte Entbehrungen auf sich nehmen mussten. Dann schaue ich auf unser Leben und bin voller Dank, dass wir trotz allem noch weitestgehend verschont blieben. Und mit dieser Dankbarkeit im Herzen, kann ich nicht auf ein mutmaßliches Versagen anderer schimpfen, sondern denke mir immer: Wir müssen eben jetzt mehr zusammenhalten, als früher.

    Es scheint aber tatsächlich, dass gerade jetzt sehr viele Ängste, über die man früher bestenfalls gelächelt hat, in der Bevölkerung hochkommen. Und das finde ich erschreckend, denn es sind ja nicht mehr wirklich exotische Einzelfälle, die solche Ängste haben.

    Wir sind in unserem Weltbild erschüttert worden, dachten immer, gegen alle Gefahren immun zu sein und dann kommt so eine Pandemie, die uns den Mittelfinger zeigt und wütet.

    All die, die immer dachten, so etwas könne uns nicht passieren, müssen das wie einen Schlag empfunden haben, der sie aus ihrer Welt boxt.

    Und in all den Ängsten ist man dann wahrscheinlich auch empfänglicher gegen alle möglichen Theorien, die einem vor eineinhalb Jahren noch den Zeigefinger um die Schläfen hätten kreisen lassen.


    Das ist zwar gerade weit weg vom Thema, aber wir hatten vor einigen Jahren mal in einem Forum das Thema, was durch Sonnenstürme bewirkt werden könnte. Bzw., wie diese sich auf das Erdmagnetfeld auswirken könnten und welche Folgen theoretisch möglich sind. Vom EMP, bis hin zu anderen Auswirkungen. Dabei wurden auch Beispiele, bis in die Neuzeit gebracht, wo durch die Auswirkungen - z.B. in den 1980er Jahren, Kanada - ganze Regionen Tage und Wochen ohne Stromversorgung zurückließen. Die Frage war, was wäre also wenn wir beispielsweise durch so ein Szenario Tage oder Wochen keinen Strom hätten und wie wirkt sich das auf unsere Komfortzone aus.

    So eine Vorstellung passt nicht in unser heiles, sicheres Weltbild und einige Mitschreiber äußerten sich auch deutlich, dass so etwas schon Verschwörungstheorie wäre. Wir leben schließlich sicher und nichts kann uns etwas anhaben.

    An diese Menschen dachte ich, als es mit den ersten Lockdowns losging und wir eben schon bei wenigen Dingen Einschränkungen hinnehmen mussten und müssen.

    Findus

    Ich finde es schon ganz gut, wenn da jemand ein bisschen drauf achtet, dass es keine Namen sind, für die die Kinder später Gespött ausgeliefert sind. Aber da gibt es ja auch ganz andere Beispiele, wo Standesbeamte abgelehnt haben. "Kondomi", "Hassf*ck" oder andere "Namen" muss man seinem Kind ja nicht geben. Aber es gab vor nicht langer Zeit auch schon Debatten, ob man Städtenamen zulassen dürfe.

    Ich kenne Familien, deren Töchter "Sidney" heißen. Finde, das klingt doch nett. Warum sollte man da ablehnen und darauf hinweisen, dafür könnte das Kind später verspottet werden.

    "Apple" ist bis heute umstritten.

    Als unsere nächste Tochter geboren wurde, bekam sie im zweiten Teil ihres Vornamen "Fenya", nach einer der Riesinnen, die in der nordischen Mythologie die Mühle bewachen. Da sollten wir im Vorfeld bereits einen Kurzzeiler vorbereiten und entsprechende Nachweise nennen, damit es bei der Anmeldung keine Diskussionen gibt.

    Unsere Jüngste hat als zweiten Teil des Doppelnamen "Nyah", was im altnordischen so viel bedeutet wie "kleine Schwester (des großen Burders)". Mit den Erfahrungen bei den älteren Töchtern bereitete ich wieder im Vorfeld eine Kurzerklärung vor. Da hatten wir dann eine ganz andere Standesbeamtin, die nur lächelte und meinte, sie kannte den Namen nicht, fand ihn auch nicht im Namensbuch, aber auch ohne unsere Erklärung hätte sie ihn zugelassen, da er, ihrer Meinung nach, einen tollen Klang hätte.

    Sie sagte dann auch, dass sich vieles gelockert habe und es heute, wenn es überhaupt einmal Rückfragen vom Standesamt gäbe, meist schon ausreichen würde, wenn man nachweisen könnte, dass irgendwo in Deutschland ein Standesamt den Namen schon zugelassen habe.

    Es ist also scheinbar auch immer eine Ermessensfrage des Standesbeamten.

    Herzlich Willkommen in unserem schönen, informativen Nest. Die Ausführungen über die nordischen Namen finde ich sehr spannend. Ich kenne eine Ilvy, die ist allerdings schon 40 Jahre alt, lebt inzwischen in Irland. Also so ungewöhnlich ist der Name nicht. Ich denke eher, die Standesbeamtin ist etwas pingelig rückständig.


    Viel Erfolg weiterhin bei Deinen Romanen.

    Ja, die war definitiv etwas arg pingelig. In der ganzen Debatte, die ja auch etwas länger ging, fragte ich sie, ob sie dann auch alle Namen ablehnt, die z.B. aus anderen Kulturen stammen und nicht in ihrem Namensbuch stehen. Dabei dachte ich an sehr viele orientalische oder auch asiatische Namen, die hier nicht so geläufig, aber in den entsprechenden Länder verbreitet sind. Sie schnaubte nur.

    Also wies ich darauf hin, dass vor "Ylva" ja zudem auch "Emily" steht und das eindeutig ein bekannter und weiblicher Name ist.

    Sie antwortete, das sei egal, denn sonst könnten wir ja genauso auf die Idee kommen, unser Kind "Emily-Tütensuppe" zu nennen. So ein Name dürfe ein Kind eben nicht denunzieren.

    Obwohl das fast 14 Jahre her ist, grüble ich noch immer, an was sie hinsichtlich einer möglichen Denunzierung gedacht haben könnte, das wie "Ylva" klingt.

    Aber als wir dann aus dem Büro der Dame raus sind, die Urkunden in der Hand, bekam sie zumindest noch mit, wie ich in die Trageschale zu meiner Tochter hinunter guckte und laut, sowie erleichtert sagte: "Jetzt hatten wir aber Glück, dass Du keine Tütensuppe geworden bist!" :D

    Meine Kollegin erzählte mir heute, dass sie ein Video bekommen hat, in dem Thema war, dass wir Geimpften in zwei Jahren tot wären. :rolleyes

    Da muss ich an die Physiotherapeutin einer lieben Verwandten denken. Sie schreckte regelrecht auf, als sie hörte, dass meine Verwandte einen Termin zum Impfen bekommen hatte und schrie fast, das solle sie auf gar keinen Fall machen, da die Impfung nur dem Zweck diene, ihr einen Chip zu implantieren und sie zu überwachen.

    Meine Verwandte antwortete ganz trocken, dass das doch auch mal was hätte, denn sie sähe ihr Leben eigentlich nicht als spektakulär genug, um damit Leute in der Überwachung zu beschäftigen.

    Heute ist sie geimpft und konnte noch keine Satelliten über ihrem Haus ausmachen, die da nicht vorher auch schon im Orbit kreisten.

    Herzlich Willkommen und schön, dass du dich so ausführlich vorstellst.


    Ich finde es gut, dass du deinen eigenen Weg gegangen bist. Das sollten sich viel mehr Leute (ich meine nicht nur Autoren) trauen. Zu den Verlagen fällt mir noch ein: Ich frage mich, warum man nicht mal ein Wagnis eingeht. Es gibt sicher mehr Menschen als man denkt, die ein Buch mit so einem Protagonisten lesen möchten.


    Ich wünsche Dir ganz viel Erfolg :-)

    Danke Dir für den Zuspruch!
    Andererseits kann ich natürlich auch die Verlage verstehen. Der Buchmarkt ist heute härter umkämpft, als je zuvor und die Kalkulationen erlauben keine riesigen Flopps. Wenn dann tatsächlich potentielle Leser vor einer Figur mit DS zurückschrecken würden, hätte der Verlag auch viel Geld in den Sand gesetzt. Diese Vorsicht kann ich also durchaus auch nachvollziehen. Nur, wenn man nie ein solches Wagnis eingeht und es versucht, wird man auch nie wissen, ob Leser eben gerade solche Romane kaufen würden.

    Ich muss dabei immer auch an das Genre "Fantasy" denken. Das war vor wenigen Jahrzehnten, im deutsprachigen Raum, noch kaum bedient. Autoren, die Fantasy schrieben, gab es nur sehr wenige. Zumindest solche, die auch einen Verlag fanden. Die Verlage konnten sich nicht vorstellen, dass Leser diese Bücher kaufen.

    Und schaut man sich heute mal um, erkennt man schnell, dass Fantasy inzwischen zu den meistgelesenen Genre überhaupt gehört.

    Ich denke, auch wenn wir heute sehr viel toleranter sind, Inklusion leben und nicht nur davon sprechen möchten, sind wir dennoch auch noch in einer Art Werdegang, einer Entwicklung.

    Vielleicht gibt es in einigen Jahren sehr viel mehr Romane auf dem Buchmarkt, die trotz Protas mit Handicaps, sehr erfolgreich sind. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall. Möglicherweise kam da mein Roman einfach etwas zu früh heraus. Aber wenn er es schaffen würde, auch unter Self Publishing etwas bekannter zu werden, könnte das schon einen kleinen Beitrag leisten, der vielleicht auch Verlage etwas wachrüttelt.

    Willkommen im Forum und viel Spaß bei den Eulen! :wave


    Da wäre doch eine Sache, die mich interessieren würde: Den Namen Bjarne, meinst du, den gab es im 10. Jahrhundert schon? Laut Internet ist das eine Abwandlung von Björn, die erst in den 1930er-Jahren aufkam. Hast du da andere Infos gefunden?

    Ja, sehr gern!

    Ich möchte aber zuerst anmerken, dass die meisten, heute bekannteren Namensseiten oft auch auf Mitarbeit von Usern zählen und da dann nicht unbedingt die wissenschaftlich nachweisbaren Herkünfte vorausgesetzt werden.


    Natürlich kann ich nicht sagen, wie häufig der Name früher verwendet wurde, aber man kennt z.B. die Form "Bjarni", die, je nach Region, hinten auch wie mit "e" ausgesprochen wird, bereits aus der Saga um Hrafnkel, einer eher weniger bekannten, kürzeren Saga aus Island, im 10. Jahrhundert.

    Island wurde von Skandinaviern besiedelt. Überwiegend Norwegern, aber wir dürfen uns das heute nicht so geographisch getrennt vorstellen, wie wir die Grenzen zwischen Schweden, Dänemark und Norwegen kennen, denn tatsächlich teilte man sich damals in viele kleinere Gebiete ein, die von einzelnen Stämmen geführt wurden und untereinander auch in engeren (familiären) Verbindungen standen. Von daher gab es so gesehen auch keine klar zu definierenden ABgrenzungen, welche Namen ausschließlich in welcher Region verwendet wurden.

    "Bjarni / Bjarne" war somit also wahrscheinlich ein im gesamten skandinavischen Raum bekannter Name.

    Island ist übrigens für Skandinavienforscher heute noch eine wichtige Station, denn dort haben sich beispielsweise viele Grundformen der urtümlichen Sprache und Ausprachen besser erhalten, als in Norwegen, Schweden oder Dänemark, die nicht so isoliert waren und weit mehr sprachliche Einflüsse hatten.


    Leider sind sehr viele alte Namen heute in Vergessenheit geraten und tauchen sie wieder auf, werden sie nicht selten auch falsch zugeordnet.

    Ein Beispiel dazu, erlebten wir selbst, bei der Geburt einer unserer Töchter, die den Doppelnamen "Emily-Ylva" bekam.

    "Ylva" - "Ylvi" ist eine Abwandlung davon - bedeutet sinngemäß in etwa "kleine Wölfin" und stammt aus dem Altnordischen. Allerdings war der Name sehr lange kaum bekannt und damit auch nicht unbedingt in den größeren Namenssammlungen bekannt.

    Als wir unsere Tochter, nach der Geburt beim Standesamt anmelden wollten, sagte die Standesbeamtin, sie müsse erst einmal prüfen, ob es diesen Namen überhaupt gäbe und tatsächlich fand sie ihn dann sogar, während sie kopfschüttelnd darüber sinnierte, was sich die Leute heutzutage alles an modernen Namen ausdenken würden. Als ich ihr erklärte, dass dieser Name tatsächlich schon zig Jahrhunderte alt ist, bekam ich nur zur Antwort, man könne ja viel behaupten. Da es aber in ihrem Namensbuch stände, dürften wir uns freuen, dass sie den Eintrag mit "Ylva" nun zuließe.


    Ein weiteres Beispiel, das einer sehr lieben Leserin im Buch auffiel, ist der Name "Sigurd", den ich einer Frau zuordnete. Dieser Name ist heute eigentlich als männlich bekannt. Im Altnordischen galt er aber auch als weiblich, da er von "Sigurdrifa", einem Walkürennamen abgeleitet wurde. Sozusagen als Kurzform/Kosename.


    Und genauso wurde ich bereits angesprochen, weil eine Person, die später im Buch auftaucht, "Emma" heißt, was doch eindeutig kein alter nordischer Name sei. Geht man da allerdings in die nordische Mythologie, findet man dort "Ask und Embla", die von den Göttern Odin, Hönir und Lodur erschaffenen, ersten Menschen, die im Christentum etwa "Adam und Eva" entsprechen.

    Auch da kann man davon ausgehen, dass, je nach Region und Dialekten, "Embla" auch wie "Emba". "Emla" oder "Emma" ausgesprochen wurde.

    Es gab damals ja keine einheitlichen Schreibweisen, meist nicht einmal eine allgemeine Schrift. Das meiste wurde mündlich, über Generationen, überliefert und erst Jahrhunderte später niedergeschrieben, wodurch es sicher auch Veränderungen gab.


    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel und erschlagend Information!

    Aber ich denke, es hilft ja auch nichts, wenn ich keine Beispielse bringe. Und nur zu behaupten, ohne Beispiele oder Nachweise - die aus der Zeit nur sehr schwer zu erbringen sind - macht man die Aussagen ja auch nicht glaubwürdiger.

    Wir waren eben beim Schnelltest und ich fand es interessant, dass sich die Testverfahren in den Testzentren unterscheiden.


    Auf jeden Fall ist mir das Ganze auf Dauer zu nervenaufreibend, nur um damit mal einkaufen, zum Frisör oder ins Lokal zu gehen.

    Musstet Ihr denn den Test in den Geschäften vorzeigen?

    Bei uns gab es die Testpflicht in der Kreisstadt bis letzte Woche. Wir waren einmal dort, haben lange gewartet, bis wir dran waren und das Ergebnis als negativ bescheinigt bekamen und am Ende interessierte es in keinem einzigen Laden, dass wir die Bescheinigung hatten. Wollte niemand sehen.

    Ehrlich gesagt, kann ich mir eine Verschiebung im Impffahrplan von lediglich 2 Wochen kaum vorstellen.

    Ich wurde vor 4 Wochen zum ersten Mal geimpft. Mit Moderna. Zweitimpfung Ende nächster Woche - also nach 5 Wochen.

    Kurz nach meiner ersten Impfung wurde die Berufsgruppe meines Mannes mit priorisiert und er setzte sich also wenige Tage nach meiner Impfung auf die Warteliste. Vor 2 Tagen erhielt er überhaupt erst die Aufnahmebestätigung, auf Warteliste zu sein.

    Wenn man von Verschiebungen von 2 Wochen spricht, müsste ja die 3 Wochen vor Warteliste und die Zeit auf Warteliste selbst, auch noch dazu addieren. Das wären dann ja wieder Wartezeiten von 6 Wochen und mehr.

    chiclana

    Meine Töchter sind 12 und 13, also 6. und 7. Klasse.


    Aber ich muss Dir auch beipflichten, es ist ein Unterschied, ob man einfach nur Arbeitsblätter ausfüllt oder eben z.B. Gruppenarbeiten macht.

    Da war aber auch die Kooperation unter den Lehrkräften an der Schule meiner Töchter wirklich toll. Mal gab es in beiden Jahrgängen gleichzeitig die AUfgabe ein Herbarium, nach bestimmten Vorgaben zu erstellen, so dass wenigstens die Geschwister da zusammenarbeiten konnten, mal sollten sie sich etwas ausdenken und per Zeichnungen, texten, Fotos oder Videos präsentieren, wo es um eine Situation ging, wie Mobbing entstehen kann und wie die Betroffenen sich fühlen. Haben sie richtig toll gemacht. Sie dachten sich die Story aus, holten die kleinste Schwester als "Schauspielerin" ins Boot, machten Fotos, etc. Dann kamen sie an und fragten, ob ich ihnen helfen könnte, weil sie im Grafikprogramm die Bilder auf entsprechende Hintergründe setzen oder Effekte hinzufügen wollten.

    Da freut man sich ja auch, wenn die Kinder so toll zusammen arbeiten. Gerade wenn zwei PuberTiere sich sonst daheim eher an die Gurgel gehen wollen. 8)

    Aber ich denke auch, dass es einfach nur ein Vorteil für sie war, im Alter nah beieinander zu liegen und die selbe Schule zu besuchen. Wäre die Kleinste bereits in der Schule, dann hätte es im Homeschooling für sie weit weniger Möglichkeiten gegeben, mit den Schwestern in der Gruppe zu arbeiten.

    Beim Argument, dass mit Impfmöglichkeiten für Kinder die Ellenbogenmentalität derjenigen, die sich impfen lassen möchten, jedoch auf langen Wartelisten stehen, da es nicht genügend Impfstoffe gibt, noch aggressiver werden könnte, finde ich auch absolut nachvollziehbar.

    Und ich denke nicht, dass es nach Verschwörungstheorie klingt, darüber argumentativ nachzudenken.

    Was vielleicht auch noch ein Mitgrund sein könnte, ist auch die Geschwindigkeit, mit der die Impfstoffe entwickelt und auf den Markt gebracht wurden. Das ist auch sehr ungewöhnlich gewesen und einzig der Dringlichkeit für schnelles Handel geschuldet. Kein anderer Impfstoff wurde jemals so schnell zugelassen und es waren viel umfangreicherer und längere, klinische Studien notwendig, was ja auch nachvollziehbar ist.

    Als bei uns die Frage nach Impfung aufkam und wir abwägten, uns darauf einzulassen, mit einem noch nicht wirklich lang erprobten Impfstoff das Risiko auf Covid-19 zu minimieren oder eben zu erkranken und, durch die Vorerkrankungen möglicherweise sehr schwere Verläufe zu riskieren, kam vielleicht gar nicht einmal so untreffend die Formulierung "Man hat eben gerade nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera". Und das bringt es vielleicht mehr auf den Punkt, als uns lieb ist.

    Als meine Kinder so direkt sagten, sie würden sich sofort impfen lassen, gäbe es für sie die Möglichkeit, war ich natürlich stolz, weil sie ein so hohes Verantwortungsbewusstsein zeigten. Für PuberTiere ja nun nicht ganz so selbstverständlich.

    Aber das Muttertier in mir fühlte auch ein kurzes Entsetzen, denn während ich bei meiner Entscheidung zur Impfung gar nicht so lange zögerte, schossen mir tausende Gedanken und Ängste durch den Kopf, ob die Impfung für meine Kinder auch wirklich sicher wäre.

    Horche ich ganz tief in mich hinein, flüstert ein Argument tatsächlich, dass es vielleicht ganz gut ist, derzeit noch Impfstoffknappheit zu haben, denn dadurch wird die Erprobungsphase des Impfstoffs an Kindern verlängert. Aber egal, in welche Richtung ich da denke, keine fühlt sich wirklich richtig oder falsch an. Es ist alles sehr verwirrend und verunsichernd.


    Und ja, ich stimme auch zu, dass es keine ultimative Lösung für den Präsenzunterricht und Homeschooling gibt. Dafür ist eben überall auch die Individualität der Gegebenheiten zu unterschiedlich.

    Bei uns war es, rein vom Lernen her, ganz klar kein Nachteil. Meine eine Tochter konnte sich stabil halten, die andere verbesserte sich sogar deutlich und sagte mehrfach, dass sie das eine oder andere, in der 1:1 Unterstützung, doch besser begriffen habe. Aber es war eben auch ein Vorteil, dass ich zu Hause arbeite, beim Unterrichtsstoff (noch) mithalten konnte und wir die technischen Möglichkeiten hatten, die sich gut mit denen der Schule kombinieren ließen.

    Aber das ist eben auch nur die praktische, ausführende Seite.

    Was meinen Töchtern nicht gut tat, war die Isolierung. Sie blieben gewollt zu Hause, trafen sich nicht mit Freunden, sondern reduzierten freiwillig die sozialen Kontakte auf Videotelefonie, etc. Aber das konnte ihnen auch nicht den benötigten Ausgleich bringen. Und wenn sie heute von der Schule kommen - derzeit eben noch in Gruppen aufgeteilt - sprechen sie oft von Mitschülern, die resignieren, regelrecht aufgeben, vereinzelt wohl sogar gar nicht mehr zur Schule kommen. Da zeigt sich schon eine Tendenz, dass eben auch Kinder depressiver werden.

    Alles ein sehr schwieriges Thema, aber ich finde gut, dass man all diese Gedanken einmal sachlich aussprechen darf.

    Booklooker

    Auch ein Argument. Aber gibt es heute wirklich so viele Schüler - sagen wir mal, ab 12 - die kein Smartphone haben?

    Die Schulen, die ich kenne, stellen Endgeräte leihweise zur Verfügung, wenn das eben im Elternhaus nicht vorhanden ist.

    Gerade Familien, die eben durch die finanzielle Situation nicht unbedingt über einen technischen Fuhrpark verfügen können, sollte ja geholfen werden.

    Gut, bei uns ging es um Tablets und Möglichkeiten der Auseihe, auch erst Ende März los. Hinsichtlich der Zeit, die eine solche Förderung vorher schon sinnvoll gemacht hätte, fand ich das auch etwa spät.

    In den Klassen meiner Töchter waren insgesamt 2 Kinder, deren Eltern zu Hause nicht wirklich unterstützen konnten, auch wenn sie es gern getan hätten. Und sie hatten keinen Internetzugang. In diesen Fällen wurden Sondermöglichkeiten geschaffen. Die Kinder konnten, zu bestimmten Zeiten, zur Schule kommen, bekamen das Wochenpensum übergeben und man erklärte ihnen eben solange, bis sie es verstanden. Für die Lehrer an der Schule meiner Töchter war das kein Problem, wie sie sagten, da sie ja ohnehin im Schulgebäude waren und online für die Mitschüler zur Verfügung standen.

    Das lässt sich natürlich auch nur begrenzt durchführen, aber wenn wir mal ehrlich sind, hat doch der größte Teil der Bevölkerung zumindest eine Möglichkeit, auf's Internet zuzugreifen.

    Ich will damit nicht sagen, dass im Homeschooling alles besser oder schlechter war/ist. sondern nur, dass es, nach meinem Empfinden - eben nicht diese Defizit gab, von dem in den Medien immer gesprochen wird.


    made

    Ich denke nicht, dass irgendjemand Schülern, die im Homeschooling nicht mithalten können, Faulheit unterstellen will. Fakt ist, dass es faule Schüler gibt. Aber die sind dann auch im normalen Präsenzunterricht nicht unbedingt die Streber der Klasse.

    Aber es gibt eben auch Schüler, die zu Hause nicht die Lernunterstützung erhalten können. Und das ist völlig wertungsfrei. Eltern sind berufstätig oder müssten sich selbst erst in die Thematik einlesen,... Mal ehrlich: Es bleibt ja auch nicht alles, was wir früher lernten, 1:1 hängen und das eine oder andere wird heute in der Schule auch anders vermittelt.

    Da kommt es, denke ich, überall einmal vor, dass Eltern, die helfen wollen, sich am Kopf kratzen und selbst überfordert sind.

    Gab es bei uns vereinzelt auch.

    Aber genau da fand ich es richtig und wichtig, dass die Lehrer als Ansprechpartner vorhanden waren. Man konnte sie online kontaktieren oder auch anrufen. Wenn das nicht überall so war, ist das natürlich traurig, gerade für die Kinder.

    Ich glaube, man sollte da auch bedenken, dass nicht alle Kinder aus einem guten Elternhaus kommen. In der Verwandtschaft haben wir jemanden, der seinen Kindern sagt, dass für die Schule was machen nicht wichtig wäre. Das Kind lernt aber trotzdem von sich aus. Aber so sind ja längst nicht alle.

    Gut, solche Fälle gibt es natürlich auch. Und genauso Familien, wo die Eltern eventuell durch die Berufstätigkeit weniger beim Lernen unterstützen können.

    Aber genau dafür wurden ja auch die interaktiven Plattformen, wie ISERV eingerichtet.

    Kinder, die dort ihre Aufgaben nicht einreichten, waren sicherlich auch im regulären Unterricht nicht die Ersten, die mit den Hausaufgaben winkten.

    Und zumindest bei den Kindern, die ich kenne, standen auch immer die Lehrer bereit, per (Video)chats oder Emails zu erklären und zu unterstützen.

    Ändert da der volle Präsenzunterricht etwas an der Arbeitseinstellung einzelner Schüler?

    Ich denke, eher weniger. Und da ist eben die Frage, ob dann alle Mitschüler mit darunter leiden sollten, wenn Einzelne unter ihnen das Homeschooling für verdammt lange Ferien hielten. Oder sehe ich das falsch?